Schwerelos durch den Raum?
Der Hall – er kann ja so vielseitig sein! Die einen können gar nicht ohne die seidigen und langen Hallfahnen, am besten noch garniert mit Shimmer-Effekten. Die anderen suchen nach einer möglichst „vintage“ klingenden Simulation, was also eher in Richtung Feder- und Plattenhall tendiert. Genau für diese etwas schmutzigeren und nicht ganz so nobel klingenden Hallsounds bietet die amerikanische Boutiquepedalschmiede Earthquaker Devices mit dem Levitation Reverb V2 ein Pedal an, das mittlerweile schon beim ersten Update gelandet ist. Inspiriert vom Levitation Music Festival soll die weiße Tretmine nun für noch psychedelischere Hallsounds auf unseren Pedalboards sorgen. Ob und wie das Schweben gelingt, erfahren wir nun im folgenden Testartikel.
Facts & Features des EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2
Die erste positive Nachricht kann schon verkündet werden, noch bevor überhaupt ein einziger Ton die Innereien des EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2 verlässt. Das 117 x 64 x 57 mm große Metallgehäuse besitzt nämlich alle Anschlüsse auf der Stirnseite, sodass sich das Pedal ohne übermäßigen Platzbedarf auf dem Board fixieren lässt. Viele Buchsen sind es nicht, es stehen ein Audioeingang, ein Ausgang sowie der Anschluss für das Netzteil zur Verfügung. Der Netzadapter wird zwar nicht mitgeliefert, doch auch hier herrscht der unkomplizierte 9-Volt Ibanez/BOSS Standard.
Die vier wie in Butter laufenden Regler auf der Oberseite übernehmen die folgenden Funktionen:
- Decay – sorgt für die Länge der Hallfahne
- Atmosphere – mit diesem Regler werden die Höhen und Präsenzen des Hallsignals angehoben und dem Originalsignal erneut zugemischt.
- Tone – dürfte jedem klar sein, genau wie
- Mix – für das Einpegeln zwischen Original- und Effektsignal.
Die beiden Metallschalter des EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2
Exakt mittig zwischen den vier Potis sitzt ein kleiner Minischalter, mit dem sich eine Vorauswahl bezüglich der Halldauer treffen lässt. Links stehen die kleinen und nach Umlegen des Schalters nach rechts schließlich die größeren Räume zur Verfügung. Neben einer allgemeinen Verbesserung der Algorithmen hält beim EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2 nun auch ein Softklick-Schalter Einzug. Der befindet sich weit außerhalb des Gefahrenbereichs, in dem die Regler bei einem unglücklichen Tritt Schaden nehmen könnte. Einen Schaden abbekommen könnten aber die Augen, denn die weiße LED ist dermaßen hell, dass bei dunkler Umgebung ein Ablesen der Potis nahezu unmöglich wird.
Sound & Praxis mit dem EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2
Auch wenn man aufgrund des Namens Levitation und der optischen Aufmachung des Pedals zunächst an ein weiteres Reverb-Pedal mit seidigen Hallfahnen und wohlmöglich noch Shimmer-Effekten denken könnte, versucht sich das EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2 an einer ganz anderen Kategorie. Erzeugt werden sollen die Sounds von Hallplatten, wie man sie aus den frühen Studioumgebungen kennt, sowie die Nachbildungen eines Federhalls, wie wir ihn zumeist gut verpackt und am Gehäuseboden befestigt in unseren alten Gitarrenamps finden. Für die Federhallsounds wird der Minischalter des Pedals in die Position „Short“ bewegt, die Emulation des Plattenhalls wird entsprechend mit „Long“ aktiviert.
EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2 Gitarrenpedal
Licht und Schatten spiegeln die Sounds an Bord des EarthQuaker Devices Levitation Reverb V2, zunächst aber verwundert die doch eher bescheidene Signalqualität für ein Pedal dieser Preisklasse. Das Grundrauschen ist damit nicht unbedingt gemeint, denn das hält sich in Grenzen, solange man es mit der Raumgröße nicht übertreibt. Vielmehr wird das Originalsignal spürbar dünner in seiner Fülle und Dynamik, je mehr man das Mix-Poti im Uhrzeigersinn bewegt, das Effektsignal also voll zumischt. Daher klingen die großen Räume auch nicht überzeugend, obwohl im Effektsignal schon die typischen Merkmale einer Hallplatte in Aktion, wie etwa eine gewisse Wellenbewegung des Signals, hörbar werden. Das geht sogar so weit, dass das Signal bis zur Selbstoszillation gebracht werden kann, auch wenn das Ergebnis nicht besonders „musikalisch nutzbar“ erscheint.
Dagegen klingen die kurzen Räume, also die Emulationen eines Spring Reverbs, schon deutlich besser. Obwohl man im gleichen Atemzug auch sagen muss, dass der Klang mit nur viel Fantasie an einen echten Federhall erinnert und man diesen Sound auch schon bei Pedalen gehört hat, die nur die Hälfte oder noch weniger kosten. Völlig unspektakulär, um nicht zu sagen äußerst subtil, arbeiten die beiden Potis für „Tone“ und „Atmosphere“ und es bedarf schon spitzer Ohren, um hier überhaupt Veränderungen im Klangbild wahrzunehmen. Besonders beim Praxiseinsatz in einer Band dürfte von diesen Funktionen vermutlich kaum etwas zu hören sein. Sinnvoll ist der Einsatz des Atmosphere-Reglers, wenn überhaupt, bei den kleinen Räumen, so kann nämlich durch das Hinzufügen des modulierten Höhenspektrums der räumliche Höreindruck des Signals verstärkt werden.