Schweizer Taschenmesser für das Pedalboard
Der Hersteller EarthQuaker Devices ist in der Vergangenheit gerne mal durch „relativ spezielle“ oder auch „freakige“ Bodentreter aufgefallen, die sich etwas abseits des Mainstreams bewegen. Der heutige Testkandidat, das EarthQuaker Devices Swiss Things, erzeugt keinen Effekt oder Klang, sondern ist ein A/B/Y-Switcher für die Verwendung mit zwei Verstärkern, ein Bypass-Looper mit zwei schaltbaren Effektschleifen und kann somit eine kleinere Anzahl von Effekten auf eine recht gelungene Weise verwalten. Außerdem ist ein schaltbarer Clean-Boost integriert (der eine Anhebung des Pegels von bis zu 20 dB erzeugt) und weitere sinnvolle Ausstattung an Bord, die wir uns nun einmal genauer ansehen werden.
EarthQuaker Devices Swiss Things – Facts & Features
Das schwarze Metallgehäuse des EarthQuaker Devices Swiss Things besitzt die Abmessungen 144 x 121 x 57 mm und wiegt 630 g. Für die beiden unabhängig schaltbaren Loops, den Boost und die Verteilung des Signals auf einen oder zwei Verstärker haben wir jeweils Status-LEDs an Bord, die uns optisch auf dem aktuellen Stand halten. Im Lieferumfang finden wir kein Netzteil. Natürlich kann das Swiss Things an die üblichen Stromversorgungen (9 Volt Gleichspannung) angeschlossen werden. Die Stromaufnahme ist mit 40 mA lediglich gering. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich.
Oben auf der rechten Außenseite wird die Gitarre eingeklinkt. Deswegen wäre es durchaus sinnvoll, das EarthQuaker Devices Swiss Things auch rechts oben auf einem Pedalboard anzubringen. Wir folgen nun dem Signalweg gemäß dem hier platzierten Blockschaltbild.
Die Möglichkeiten des Swiss Things in der Grafik
Gebufferter Tuner Out
Der Ausgang für das Stimmgerät liegt ganz vorne in der Signalkette. Mit dem Tuner-Ausgang kann das Signal an ein Stimmgerät ausgegeben werden, das vorher wie auf dem Blockschaltbild beschrieben bereits einen Buffer durchläuft.
Expressionpedal-Eingang
Hier kann bei Bedarf ein Expressionpedal (via 6,3 mm TRS-Klinke) angeschlossen werden. Somit würden die häufig in Verbindung mit passiven Lautstärkepedalen auftretenden „Tonesuck-Effekte“ vermieden. Diese (wie z. B. gerne ältere Ernie Ball Modelle) haben bekanntermaßen die Eigenschaft, reichlich Höhen vom Gitarrensignal zu vernichten. Man könnte dies feststellen (u. a. auch mit dem Swiss Things), indem man das passive Lautstärkepedal in einen Loop hängt und dann einen A/B-Vergleich vornimmt. Allein die Existenz eines passiven Volume-Pedals im Signalweg, selbst wenn es voll durchgetreten ist, bringt bereits eine deutlich wahrnehmbare Verschlechterung der Signalqualität.
Ein kleiner Tipp diesbezüglich von mir am Rande: Solltet ihr ein passives Volume-Pedal besitzen, könnt ihr gerne testweise einmal einen Buffer davorhängen. In den meisten Fällen werden die „Tonesuck-Effekte“ dadurch bereits unterbunden.
Der Anschluss für das Expressionpedal liegt laut Blockschaltbild also hinter der ersten Effektschleife. Hat man zum Beispiel einen (oder mehrere verschiedene) Verzerrer in Loop 1 platziert, kann man über das volle Gain der Pedale verfügen, um sie dann bei Bedarf etwas in der Lautstärke mit dem Expressionpedal zu bändigen.
EarthQuaker Devices Swiss Things – Effektschleifen
Kommen wir nun zu einem für mich außerordentlich interessanten Feature des Swiss Things: Zwei unabhängige serielle Effekt-Loops (mit jeweils Send und Return) können dauerhaft bzw. nur punktuell umgeschaltet werden. Um die Schaltvorgänge „punktuell“ vornehmen zu können, sind die Fußtaster der Loop 1 bzw. Loop 2 mit einer sogenannten Flexi-Schaltung ausgestattet. Betätigt man den Taster nur kurz, schaltet das Pedal wie gewohnt die Effektschleife (dauerhaft) in den Signalweg. Hält man aber einen der Taster etwas länger gedrückt, ist der jeweilige Loop nur so lange aktiv, bis man den Taster wieder loslässt. Durch die Steuerung mittels Taster und Relais erfolgt das natürlich absolut geräuschlos.
Loop 1 arbeitet mit True-Bypass, ist also ungepuffert und eignet sich (insbesondere) für Effekte etc., die sich nicht wirklich mit Buffern vertragen (z. B. einige Fuzz-Pedale). Loop 2 ist dagegen mit einem Buffer ausgestattet und somit für Modulations-, Hall- und Delay-Effekte prädestiniert.
Boost
Der schaltbare Boost kann bei Bedarf das Signal um bis zu 20 dB anheben. Der Klang bleibt dabei neutral, man kann also keine nennenswerte Beeinflussung gewisser Frequenzen feststellen, sodass der Boost zu Recht als Clean-Boost bezeichnet wird. Das Poti (weißer Knopf) reguliert die benötigte Pegelanhebung des Signals. Der Booster sitzt in der Signalkette hinter den beiden Effekt-Loops und macht demnach das Signal ausschließlich „lauter“. Natürlich kann mit dem Boost, der Verstärker auch stärker in die Sättigung gefahren werden und sich somit eine „gewollte“ Änderung im Klang realisieren lassen, grundsätzlich klingt der Booster jedoch sehr neutral.
Im folgenden Video kann man sich die beschriebenen Funktionen nochmals betrachten:
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Verwaltung zweier Verstärker
Mit dem EarthQuaker Devices Swiss Things lassen sich bei Bedarf zwei Verstärker, entweder einzeln oder gemeinsam verwenden. Hierfür sind die beiden Ausgangsbuchsen A und B an Bord. Der A/B-Taster auf der rechten Seite bzw. der Both-Taster auf der linken oberen Seite des Pedals sind für deren Verwaltung zuständig. Das Pedal leitet das Signal auf zwei verschiedene Amps, ohne dass Brummschleifen entstehen, da das Signal, bevor es an den Ausgang B geleitet wird, mithilfe eines kleinen Übertragers galvanisch von der Masse abgekoppelt wird. Das Signal wird hierbei in die zweite Hälfte des kleinen Übertragers (quasi verlustfrei) induziert und es kann somit, aus Ermangelung einer leitenden Verbindung, die Entstehung einer Brummschleife ausgeschlossen werden. Dieses bewährte Prinzip kennen wir bereits von DI-Boxen.
Die Umschaltung der Verstärker erfolgt auch hier mithilfe von Relais vollkommen geräuschlos. Falls das Signal an Kraft verlieren sollte, kann man dieses bei Bedarf mit dem kleinen, weißen Phaseswitch in der Phase drehen.