High-End String-Library für Profis
Hollywood Strings 2 ist die brandneue Streicher-Library von East-West Sounds, einem der Pioniere im Erstellen von High-End Sample-Librarys. Hollywood Strings 2 soll dabei die Hollywood Strings 1 Library nicht ersetzen, sondern ergänzen. Während die Hollywood Strings 1 das Genre Blockbuster und epische Soundtracks überzeugend bedient, wurde für die Hollywood Strings 2 Library ein 21-köpfiges Streicherensemble in aufwändiger Nahmikrofonierung im legendären East-West Studio 2 aufgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Doug Rogers, Nick Phoenix und Shawn Murphy
Nach Download des East-West Installation-Centers, kann sowohl der Sampleplayer Opus als auch die Library selbst heruntergeladen und installiert werden. Der Download kann aufgrund des Umfangs von 160 GB entpackt je nach vorhandener Internetverbindung schon ein Weilchen dauern, in meinem Fall habe ich den Rechner einfach über Nacht laufen gelassen. Der Kopierschutz erfolgt über das iLok-System, wahlweise mittels Hardware-Dongle oder direkt am Rechner. Ist einmal alles installiert und die Lizenz auf den iLok-Account übertragen, kann es losgehen.
Produziert wurden die Hollywood Strings 2, wie schon die Hollywood Strings 1, von Doug Rodgers, Nick Phoenix und dem Toningenieur Shawn Murphy, ein Team, das höchste Qualität erwarten lässt.
Das 21-köpfige Ensemble besteht im Detail aus 6 ersten und 4 zweiten Violinen, 4 Violas, 4 Celli, 3 Bässen und einem Full-Ensemble, verteilt in Oktaven, wenn doch breiterer Sound nur von den Hollywood Strings 2 gewünscht ist. Die besondere Direktheit wird durch drei Closeup-Mikrofonierungen erreicht, wobei ein Mikrofon direkt am Instrument angebracht ist, zusätzlich sind Haupt-, Mid-Field und Surround-Mikrofone im Raum platziert worden, sodass für jede Instrumentengruppe 6 Mikrofongruppen frei mischbar sind, um den Sound im Detail an die jeweilige Produktion anzupassen.
Als Ausgangspunkte lassen sich drei sogenannte Moods abrufen – soft, classic und epic. Die Moods kann man sich wie Snapshots der Parameter vorstellen, Mikrofonierungen, Lautstärkeverhältnisse, Hall und auch Feinheiten wie MIDI-Kompression und Dynamikverhalten sind da gespeichert.
East-West Opus-Software:
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Opus-Software – den Player, in dem die Hollywood Strings 2 abgespielt werden. Opus hat 2021 die Play-Software abgelöst und wurde von Grund auf neu programmiert. Getrimmt auf maximale Performance und Effizienz ist neben einem frei skalierbarem User-Interface vor allem die von Kontakt-Entwickler Wolfgang Schneider umgesetzte Opus-Scripting-Language ein wesentlicher Baustein der erweiterten Funktionalitäten, Ausdrucksmöglichkeiten und Spielbarkeit.
Auch wenn ich kein persönlich kein Freund von Online-Studiorechnern bin, so ist doch die Möglichkeit, als User die Composer-Cloud-Sounds vorzuhören und den Sound in der aktuell benötigten Artikulation downzuloaden und gleich in der Produktion einzusetzen, eine sehr spannende Möglichkeit, die die Opus-Software ebenfalls möglich macht – eine schnelle Internetverbindung und ein Abo der Composer-Cloud vorausgesetzt.
Das User-Interface der Opus-Software ist sehr übersichtlich. Die wesentlichen Sektionen Browse, Play, Perform und Mix sind über Buttons im Header des Interfaces abrufbar.
Die geladenen Instrumente werden links im sogenannten Rack gelistet, wo Audioausgänge, MIDI-Kanäle, Lautstärke, Panorama, Mute und Solo generell eingestellt werden können.
Auf der Play-Page werden die Einstellungen des geladenen Instruments selbst verwaltet – Anschlagssensitivität, MIDI-Control-Zuweisungen, Lautstärkehüllkurve, Hall, die Einstellungen der 6 Mikrofongruppen und mehr.
Auf der Performance-Page werden Lagen am Keyboard definiert und eben aus den einzelnen Instrumenten Performances zusammengestellt.
Auf der Mixer-Page kann man den geladenen Instrumenten noch mit hochwertigen EQs und Dynamikprozessoren den Feinschliff geben. Natürlich kann man die einzelnen Instrumente und Sektionen auch über seperate Kanäle im Mischer der DAW weiterbearbeiten, Multi-Outputs sind möglich, ganze 9 Stereo-Kanäle kann die Opus-Engine verwalten.
Weitere Bausteine und zunächst etwas versteckt, sind die MIDI-Tools und die Automation, die je nach geladenem Programm variieren.
Hollywood Strings 2: Die Library
Die Library umfasst 5 Streichergruppen – 1st Violins, 2nd Violins, Basses, Celli, Full Strings und Violas.
Die Full-Strings weisen 4 Subkategorien auf (Long, Short, FX und einen Ensemble-Folder), die anderen Kategorien 5 (Long, Short, EX, Legato, Keyswitch).
In diesen Kategorien sind dann die jeweiligen Einzelspielweisen aufgelistet, also staccato, spiccato, marcato und mehr bei den Shorts, Tremolo, Harmonics, Flautandos bei den FX und so weiter.
Alles ist schön sauber kategorisiert und organisiert, man kann sich flott detaillierte Performances für das jeweilige Projekt zusammenbauen. Keyswitches funktionieren wie üblich, mit Tastenbelegungen außerhalb des Notenbereichs zum Schalten der Spielweisen.
Nähere Informationen zu den geladenen Instrumenten und Spielweisen erhält man im Browser-Fenster stets über die oben eingeblendeten Description Boxes. Hier wird man auch über die jeweils im Hintergrund geladenen Scripts und ihren Einfluss auf das Spiel informiert oder über MIDI-CC-Controller-Belegungen.
Die aus sechs Spielern bestehenden 1st Violins glänzen durch ihre Präzision und Rauhheit, dank der zusätzlichen Mikrofonierung auf den Instrumenten erreichen sie eine Intimität und Detailliertheit, die ich so von Sample-Librarys nicht kannte. Durch die sechs frei schalt- und mischbaren Mikropositionen lässt sich der Sound sehr gut an die jeweiligen Erfordernisse anpassen. Der Faltungshall mit einer umfangreichen Library von natürlichen und künstlichen Räumen von klassischen Venues und klassikern der Effektgerätgeschichte kommt da dann noch on top.
Die aus vier Spielern bestehenden 2nd Violins ergänzen die 1st Violins für Dopplungen oder Harmonien.
Die aus vier Spielern bestehenden Violas glänzen je nach Bedarf durch wunderschöne Obertöne und Brillanz oder durch sanfte, fast lyrische Anmutungen.
Die ebenfalls aus vier Spielern bestehenden Celli weisen ein bemerkenswertes Low-End auf, sind aber auch brillant einsetzbar.
Die aus drei Spielern bestehende Bass-Sektion hat echte Power und bildet das wuchtige Bassfundament.
Eine Zusammenstellung aller Instrumente und Artikulationen aus dem Handbuch habe ich hier zusammengestellt, es ist eine beeindruckende Liste.
Die Vielfalt an Artikulationen will perfekt eingespielt werden. Werkzeuge für ausdrucksvolles und realistisches Spiel bei allen Programmen sind Anschlagsdynamik, Expression (MIDI-CC11), Mod-Wheel (CC1), Round-Robin und Keyswitches. Weiterhin gibt es zuschaltbare Performance-Tools und Scripts für Portamento, Legato, monofonic true Legato, Con Sordino, Repetition und Round-Robin-Reset. Zusätzliche MIDI-Helferlein lassen sich in der MIDI-Tools-Subpage zuschalten, da sind Arpeggiator, Chorder, Glide, Humaniser, MIDI-Compressor und mehr in den MIDI-Signalfluss einsetzbar.
Mikrofonpositionen per Mausklick
Das wesentliche Tool zur Klanggestaltung und -anpassung in Hollywood Strings 2 ist die Möglichkeit, die Mikrofonpositionen freizuschalten und zu mischen. Da sind zunächst die Close-Mikrofone pro Instrument getrennt in erstes Instrument und restliche Instrumente der Gruppe, dann die Close-Overhead-Microfones, die direkt in bzw. über der Instrumentengruppe positioniert sind. Die Mid-Mikrofone sind jeweils vor der Instrumentengruppe und zentral im Raum mit 2 Mikrofonen positioniert. Die 5 Main-Mikrofone sind zentral als klassicher Decca-Tree mit 2 Outriggern posotioniert, final sind noch 2 Surround-Mikrofone links und rechts hinten und oben im Raum platziert, um dem Sound zusätzliche Dimension geben zu können.
Die 6 Mikrofongruppen spiegeln sich in der entsprechenden Sektion der Play-Page wider, mit Fader, Pan-Regler und Mute/Solo-Funktionen je Kanal. Ein Klick auf die LED unter den Kanälen schaltet die jeweilige Mikrofongruppe ein und aus, die entsprechenden Samples werden dann zugeladen bzw. zum Streaming bereitgestellt.
Tuning und Microtuning
Für eine Orchester-Library nicht selbstverständlich sind Microtuning-Funktionen. Über das entsprechende Pulldown-Menü der Player-Page lässt sich aus einer umfangreichen Liste die Stimmung der Wahl einstellen. Microtuning ist auch in anderen East-West Instrumenten wie RA oder SILK vorhanden, somit lassen sich die Hollywood Strings 2 auch sehr gut im Genre World-Music einsetzen.
Hollywood Strings 2 in der Praxis
Durch den auf Wunsch nach trockenen und in feinsten Nuancen dosierbarem Klang ist Hollywood Orchestra 2 eine der am vielfältigsten einsetzbaren Librarys am Markt. Sie ist gut einsetzbar für alle Arten von Medienmusik, Trailer, Jingles, Poparrangements, aber auch zum Doppeln und ergänzenden Parts bei Arrangements mit anderen Librarys, da sie Frequenzen und Dynamik ergänzt, das Arrangement aber nicht zumatscht. Der Klang der Instrumente ist einfach grandios eingefangen und die Spielbarkeit ist sehr dynamisch, die Opus-Engine sehr performant. Der einzige Kritikpunkt von mir: Als Ausgangsbasis fertig zusammengestellte Performances sind leider Mangelware, man muss schon etwas Zeit investieren, um Setups zusammenzustellen, aber der Klang und das Preis-Leistungs-Verhältnis passen. Wer sich einen detaillierten Eindruck machen will, dem ist der gut gelungene Presetplayer auf der Homepage von East-West zu empfehlen, wo man Demos mit einzeln mischbaren Instrumentengruppen abspielen kann.
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Danke für den Test.
Ich nutze selbst die Symphonie Strings von Steinberg für den Halion. In einem anderen Studio arbeite ich mit der UJAM- Serie.
Gegenüber UjAM gefällt mir, dass erst einmal alle Sounds mit wenig Effektanteil angeboten werden. Es ist erstaunlich, wie East-West hier in sachen Dynamic noch eine Schippe draufgelegt hat, wobei ich die Soundbeispiele 3 und 4 etwas hackig finde, aber das ist reine Geschmackssache. Bei Streichern mag ich es eher Warm und Cremig. Das Youtube- Video fand ich wiederum sehr überzeugend.
@Faro Vorhandene, im Sound enthaltene Effekte finde ich auch schrecklich! Schade das dbzgl. die Firmen immer noch kaum mitdenken. Wenn man diese auch noch nicht beseitigen kann, was oftmals der Fall ist, ist es wirklich kaum zu gebrauchen. Meinetwegen könnte das bei allen Samplelibrarys und auch Softwaresynthesizern der Fall sein. Würde vieles vereinfachen.
@Filterpad Da sagst du was. Keine Effekte in PlugIns und wenn, dann abschaltbar. Aber bei einigen PlugIns bricht dann die ganze Herrlichkeit in sich zusammen.
Trotz Round Robin klingen die Beispiele für mich zu statisch.
Da gefallen mir die Libraries von Spitfire Audio besser.
Ist natürlich Geschmacksache.
@Stratosphere Oder Orchestratools klingt auch gut.