AC/DC Rhythm-Power zum schmalen Kurs
Wer sich beim Anblick unseres heutigen Testinstruments verwundet die Augen reibt und denkt, dass er diese Formen doch irgendwie und irgendwo schon mal gesehen hat, der hat vollkommen recht! Die Eastwood Guitars Classic AC kann zweifellos als Kopie der Gretsch Gitarre von Malcolm Young, der leider viel zu früh von uns gegangenen Rhythmusmaschine der australischen Hardrock-Institution AC/DC betrachtet werden. Zur Erinnerung: Gretsch präsentierte auf der NAMM 2017 das Signature-Modell des damals noch unter uns weilenden Musikers, leider aber zu einem Preis von rund 10.000,- USD und dazu noch in einer streng limitierten Auflage – Customshop eben. Auf der Summer NAMM 2018 wurde dann ein deutlich günstigeres, wenn auch mit rund 3000,- USD nicht unbedingt für jedermann erschwingliches Serieninstrument vorgestellt. Dagegen kann man die Eastwood Guitars Classic AC, die wir uns nun im folgenden Review vornehmen werden, mit einem Preis von nur wenig über 500,- Euro fast schon als ein Schnäppchen betrachten.
Eastwood Guitars Classic AC – Facts & Features
Nicht nur optisch ähnelt die Classic AC dem Original von Gretsch deutlich, auch unter der Haube hält sich die Gitarre mit ihren Hohlkammern im Korpus sehr nah am Original. Der Hersteller spricht dabei von „Tonkammern“, die in den Korpus aus Mahagoni eingefräst wurden und zum einen der Gewichtsersparnis dient und zum anderen dem Resonanzverhalten auf die Sprünge helfen soll. Unser Testmodell besitzt das Finish „Transparent Greenburst“, erhältlich ist die Gitarre zudem in einem durchscheinenden Kirschrot (Transparent Cherry) und in schlichtem Naturlook, bei dem die Ähnlichkeit zur Gretsch Malcolm Young mehr als unverkennbar ist.
Die Decke wird in unserem Fall von einem grünen Ahornfurnier besetzt, ihre Ränder haben zusätzlich ein cremefarbenes Binding abbekommen. Auf der Rückseite hingegen begegnet uns pures Schwarz in Form einer sauber aufgetragenen Lackierung – und drei Deckel zum Zugang zu den Potis und dem Schalter im oberen Cutaway. Die wurden alle erfreulicherweise versenkt eingesetzt, somit klemmt, hakt oder schabt nichts an der Hose. Auch wenn Malcolm Young als Rhythmusgitarrist sein Brot verdiente – ein Solo hätte er durchaus mal auf der Eastwood wagen können, denn auch hier sind die Cutaways wunderbar weit ausgeschnitten und behindern daher die Greifhand beim Bespielen der oberen Lagen in keiner Weise. 22 Bünde (inklusive eines Nullbundes) gilt es zu erkunden und damit sind wir beim Hals unserer Eastwood Guitars Classic AC angelangt.
Eastwood Guitars Classic AC – Hals & Griffbrett
Mahagoni heißt das Holz der Wahl auch beim Hals der Classic AC, der in den Korpus eingeleimt wurde und über ein Palisandergriffbrett (Dalbergia latifolia) verfügt. Beim genauen Check-up des Halses zeigen sich leider erste Mängel in Form von Unebenheiten auf der Halsrückseite und auch an den Rändern des Griffbretts, die mit den Fingern deutlich zu spüren sind. Weiterhin hatte sich bei unserem Testinstrument das „Sharkteeth“ Perlmutt-Inlay in der Oktavlage an seiner Spitze leicht gelöst und ragte ca. 1 mm aus seiner Position nach oben. Was zur Folge hatte, dass Bendings und/oder Fingervibratos ausschließlich mit einem Pikser in der Fingerkuppe zu spielen waren. Ich wage zu bezweifeln, dass dieses Problem automatisch bei allen Serieninstrumenten auftritt, erwähnt werden sollte so etwas in einem Testbericht aber dennoch.
Die Bünde hingegen wurden sauber eingesetzt, abgerichtet und auf ihren Oberflächen sorgfältig poliert, sodass beim Ziehen der Saiten von Anfang an keine Schabgeräusche auftreten sollten. Gleiches gilt auch für den Sattel, der mit einer Breite von 41 mm allerdings sehr schmal ausgefallen ist und entsprechend die Saiten auf dem Griffbrett näher zusammenrücken lässt. Für mich persönlich war dieser Punkt ehrlich gesagt schon eine Umstellung und so ganz daran gewöhnen konnte/wollte ich mich während der Testphase auch nicht.
Eastwood Guitars Classic AC – Elektrik & Hardware
Die beiden Tonabnehmer in Hals- und Stegposition stammen aus eigener Fertigung von Eastwood und sind zumindest schon mal sehr hübsch anzuschauen. Die zwei EW-Retro-Humbucker besitzen Gehäuse aus verchromtem Metall genau so wie auch deren Rahmen, mit denen sie zusammen in die Decke eingesetzt wurden. Geschaltet und geregelt wird mittels eines Dreiwegeschalters sowie über jeweils einen Volume-Regler pro Tonabnehmer, ein gemeinsames Tonpoti sorgt auf Wunsch für eine klangliche Abstimmung. Die Regler besitzen große und griffige Knöpfe aus Metall und bieten einen angenehmen Drehwiderstand auf ihren Achsen. Auch über den im oberen Cutaway eingesetzten Schalter kann man nichts Negatives berichten, da haben wir in dieser Preisklasse schon Schlimmeres gesehen. Er rastet sauber und knackig in seinen drei Positionen ein und die Positionierung im oberen Cutaway halte ich persönlich für eine sehr gute Idee.
Die Aufnahme der Saiten übernimmt eine „Wrap-around-Bridge“, die Saiten werden also zunächst erst einmal um die Brücke herum geführt, bevor sie den Weg zu den sechs Mechaniken aufnehmen. Eine Schraube hinter dem jeweiligen Bolzen dient zur Absicherung gegen unerwünschte Veränderungen in der Höhe der Brücke.
An der Kopfplatte erwarten die Saiten sechs No-Name-Tuner mit verchromten Flügeln, die optisch gut in das „Vintage-lastige“ Gesamtbild passen, sich in ihrer Funktion jedoch leider nicht als besonders zuverlässig erweisen. Das Stimmen gestaltet sich hakelig und auch beim Halten der Stimmung zeigen sich in der Praxis Schwächen, was aber auch an nicht sauber gefeilten Sattelkerben liegen könnte. Und dann müssen die Saiten ja auch noch den Nullbund passieren – an irgendeinem dieser Punkte scheint wohl der Grund dafür zu liegen, dass ich unser Testmodell während der Testdauer recht oft nachstimmen musste. Und das macht auf Dauer keinen Spaß.
Eastwood Guitars Classic AC – ein Zwischenfazit
Ehrlich gesagt hätte ich selbst bei einer Gitarre in dieser niedrigen Preisklasse solche Verarbeitungsmängel nicht erwartet. Klar, bei Schaltern und Mechaniken ist man ja mehr oder weniger mindere Qualität gewohnt, ein Hals mit Unebenheiten an seiner Rückseite und an den Rändern zum Griffbrett sollte aber auch in diesem Preissegment heutzutage nicht mehr vorkommen. Das sich ablösende Perlmutt-Inlay lassen wir mal außen vor, auch wenn es sicherlich ärgerlich ist, in Serie sollte das so sicher nicht auftreten. Mal schauen, ob die Classic AC im Praxisteil ein paar Punkte gutmachen kann!
Klanglich….naja….
optisch … pfui Deibel. Sieht aus, wie ein eingeklemmter Kuckuck unterm Klodeckel. Farblich aber okay.
Hahahahaha, wieso arbeitest Du bloß nicht für uns :D
@Stephan Güte hehe…nee, lass man, das könnt ihr besser. Schreibe lieber ab und zu ’ne Leser-Story über Zeugs, das eh keine Sau interessiert, hoffe indes immer noch darauf, dass ihr die Danelectro 59 X testet und ich irgendwann ’ne stylische Armbanduhr bei euch gewinne…. und gut is….
„… Danelectro 59 X testet ….“ Hmmmm, Nachtigall, ick hör dir trappsen ;)
@Stephan Güte Wäre cool… mein Geist ist willig, zu widerstehen, mein Fleisch isses nicht… böser Kampf im Schädel….ihr könntet Klarheit schaffen mit dem Test. Derzeit rauscht es wieder GAS-mäßig…. neues Audiointerface, neuer Bass, neue Gitarre….shit! Nu geht es darum, Prioritäten zu setzen.