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Test: Eiosis ELS Software-Vocoder

ELS Vocoder

28. November 2007

Die Softwarefirma Eliosound aus Frankreich hat sich mittlerweile umbenannt in Eiosis und bietet zur Zeit zwei Produkte an: AirEQ und ELS Vocoder. Kostenpflichtige Software Vocoder gibt es nicht allzu viele auf dem Markt (immerhin ca. 14 Stück), also scheint hier eine exzellente ‚Nische‘, um ein erfolgversprechendes Produkt auf den Markt zu bringen :-).

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Der Name ELS Vocoder ist eine Anlehnung an die legendären EMS Vocoder, die schon von JM Jarre, Allan Parsons und Kraftwerk benutzt wurden. Tatsächlich handelt es sich beim ELS Vocoder um eine Nachbildung des EMS 5000, wie aus dem Bild unten leicht zu entnehmen ist!

Im Gegensatz zu NI Vokator setzt Eiosis auf die bewährte Bedieneroberfläche eines analogen Vocoders. Das hat Vorteile, birgt aber auch einige Tücken, wie gleich zu sehen sein wird.

Der legendäre EMS 5000

Kleine Vocoderlehre

Auf die grundsätzliche Funktionsweise soll hier nur sehr kurz eingegangen werden. Ein Vocoder verarbeitet zwei Signale: Carrier- (Träger-) und Modulatorsignal. Im klassischen Fall sind die Träger Oszillatoren und eine Stimme der Modulator. Das Modulatorsignal wird ständig durch eine schmalbandige Filterbank analysiert. So erhält man die Formanten der Stimme. Diese Formanten sind also jetzt in den Parametern der einzelnen Bandpassfiltern gespeichert. Dadurch wird das Trägersignal geschickt et voilà, man hat einen sprechenden Synthesizer. Da Sprache nicht nur Formanten sondern auch Zischlaute enthält, wird mit einem sogenannten Voiced/Unvoiced Detector erkannt, ob es sich um Stimmhafte (Vokale) oder Stimmlose (grob gesagt Konsonanten) handelt. Durch einen Noise Generator werden dann die stimmlosen Anteile übertragen, was die Sprachverständlichkeit erst herstellt. Träger und Modulator sind natürlich beliebig wählbar, was den Spass an der Sache enorm erhöht.

Sie wollen mehr über Vocoding wissen?

Was genau ein Vocoder ist, wie die Hintergründe für seine Entwicklungwaren und welche Varianten es gibt, erklären wir ausführlich in unserem Vocoder-Special. Dazu bitte HIER KLICKEN.

Oscillator Optionen

Des Vocoders ’neue‘ Kleider

Analoge Vocoder werden allgemein hin als warm, kraft- und druckvoll empfunden. Digitalen Pendants (auf DSP oder Nativer Basis) sagt man einen analytischen, etwas kälteren Klang nach. Die ewige analog/digital Debatte halt. Eiosis sucht nun diese Lücke zu füllen, in dem es einen digitalen Vocoder nach analogem Vorbild vorlegt.

Nach der Installation und Registrierung, für die man einen Syncrosoft USB-Key benötigt, präsentiert sich die Version V1.1.1 des Vocoders, die als Windows und Universal Binary vorliegt, als VST PlugIn, Audio Unit oder RTAS. Über die Mindestanforderungen an das Rechnersystem schweigen sich Website und Handbuch leider aus. Da das Produkt nur als Download angeboten wird, liegt auch die englischsprachige Dokumentation als PDF File vor. Diese erklärt nüchtern die einzelnen Sektionen des PlugIns und liefert auch konkrete Hintergrundinformationen zu den Parametern. Das PDF kann auch von der Downloadseite http://www.eiosis.com/downloadbezogen werden.

Kennt man sich mit Vocodern nicht so gut aus, empfiehlt sich die Lektüre unbedingt, da einige phonetische Grundlagen der Stimme beachtet werden müssen, will man einen optimalen Nutzen aus dem PlugIn ziehen.

Aufgeteilt ist ELS in 13 Sektionen, für die, bis auf eine, erweiterte Optionen existieren. Diese sind: Input Sektion mit VU-Meter Anzeige, Pitch Extractor, Osc 1, Osc 2, Noise Generator, LFO 1 und 2, Filterbank Patching, Voiced/Unvioced Detector, Frequency Shifter(!), Filterbank Leveler, Keyboard Sektion und Output Mixer. Die mitgelieferten Presets sind mehr als nur Appetithappen. Aufgeteilt in 19 Bänke, die bestimmte Einsatzbereiche definieren, gibt es ca. 15 Presets pro Bank.

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Der Eiosis ELS Software-Vocoder

Hier nur zwei Beispiele der erweiterten Optionen, alle diese Optionen können übrigens auch in mehreren Options-‚Bänken‘ gespeichert und jederzeit abgerufen werden.

Gerade die Optionen zum Einstellen der Hüllkurven haben einen erheblichen Einfluss auf das Klangbild. Im ELS Vocoder ist wirklich alles enthalten, was ein analoger Vocoder bietet. Musiker, die schon vorher mit analogen Vocodern gearbeitet haben, werden hier keine Umstellungsschwiergigkeiten kriegen. Usern von anderen PlugIns sei aber gesagt: es bedarf einiger Erfahrung, wirklich saubere Vocodings zu erzeugen, wie bei den analogen Originalen halt auch.

Sehr genial ist auch der Pitchtracker, der aus dem Eingangssignal (Stimme) die Frequenz extrahiert. Man kann so auch ohne Tasten mit dem Vocoder ’singen‘, oder andere Paramter wie die LFO Rate oder den Pitch des nachgeschalteten Frequency Shifter steuern. Das besondere an der Filterbank Matrix im Gegensatz zu anderen Vocodern ist die Möglichkeit, einem Eingangsband gleich mehrere Ausgangsbänke zuzuweisen. In den Optionen werden die Möglichkeiten gegeben, die Einstellungen der Bandpassfilter detailliert vorzunehmen. Das bieten die Vergleichsvocoder der Soundbeispiele nicht.

Optionen zum Einstellen der Hüllkurve der Filterbänder

Sidechain deluxe

Ab der Version 1.5 besitzt der ELS nun auch Sidechaineingänge. Implementiert wurde die Sidechain als eigenes PlugIn, welches dann in den gewünschten Quellkanal eingebunden wird. Das ist gerade für Sequencer wie LogicLE sehr interessant, da hier erweiterte Busoptionen fehlen. Das SidechainplugIn besitzt einen eigenen Puffer der von 0 bis 1024 Samples eingestellt werden kann.

Man kann also nun auch externe Signalle als Carrier einspeisen. Von Gitarre bis zur ornitologischen Aufnahme kann nun alles alles in den ELS gefüttert werden! Dabei gibt es sozusagen pro Oszillator einen Stereo-Sidechaineingang, zwischen denen man dann umschalten kann! Die Sidechainoptionen findet man dann auch unter den Oszillatoroptionen. Die beiden Sidechainsignale können direkt zur Filterbank oder zum Speech Input geroutet werden. Man kann auch entscheiden, ob das Sidechain Signal entweder bei Voiced- oder Unvoiced-Anteilen aktiviert wird!

Der Eiosis ELS Software-Vocoder in der Praxis

Beim Antesten der Presets muss man auf die Pegel achten, es ist für die mit der Stimme gesteuerten Presets nicht so einfach, den Pegel genau einzustellen. Bei meiner (zugegeben nicht mehr ganz frischen) Testkonfiguration, Athlon XP 2500+, 1GB, Tascam DM24, Ableton Live 5.2.2 wurde der ganze Bildschirmaufbau verzögert, sobald die grafische Oberfläche aufgerufen wurde, die Maus ruckelte etwas durch die Gegend. Das V/U Meter wird ein wenig nutzlos. Die recht hohe Prozessorauslastung ca. 27% und mehr im Betrieb von einer Instanz ist nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Streng nach analogem Vorbild hat man meistens auch ein leises, hochfrequentes, zischendes Grundgeräusch, vielleicht etwas viel Liebe zum Detail. Beim Spielen habe ich eine Einstellung für die Pitchbendrange vermisst, die offensichtlich fest auf +/- eine Oktave gestellt ist, was mir die Artikulation erschwerte (zu hören in den Beispielen). Zudem gleitet der Pitch automatisch nach unten, auch wenn man den Bender auf seiner gepitchten Position lässt.

Obwohl man die A/B Option mit eingebaut hat, um Presetänderungen besser gegenüberstellen zu können, würde ich mir hier eine Morphfunktion wie z.B. in NI Vokator wünschen. An Wellenformen bieten die Oszillatoren eigentlich Standard: Saw, Sine, Tri, Square, MultiPulse1 + 2, inklusive einer Pulsweiteneinstellung, welche auch moduliert werden kann.

Soundbeispiele

Die ersten 8 Soundbeispiele sind hauptsächlich Presets mit einer Stimme und einem Loop. Beispiele 9 und 10 stellen die Vokoder ELS, Vokator und G2x gegenüber. Beispiel neun arbeitet dabei nur mit den Oszillatoren, Beispiel 10 demonstriert wie sich die Vokoder in ein Arrangement einpassen.

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Fazit

Hat man erst mal einige Zeit die Presets studiert und sich mit der Materie beschäftigt, gibt es wohl keinen Vocodersound, den man nicht aus dem ELS herausholen könnte. Lediglich die ganz kühlen digitalen Vocodersounds liegen dem ELS Vocoder nicht hundertprozentig, sollen sie konzeptionell aber auch nicht. Über jeden Zweifel erhaben ist die Sidechainfunktion, die so noch in keinem Vocoder implementiert wurde!

Eiosis bringt mit dem ELS einen sehr experimentierfreudigen Vocoder heraus, der verlangt, erkundet und verstanden zu werden. Durch seine klassische Bedieneroberfläche kommt er gerade Umsteigern von analogen Vocodern entgegen. Musiker, die im digitalen Zeitalter groß geworden sind, greifen wohl eher zur intuitiveren Oberfläche von NI’s Vokator. Für meine Ohren kann man dem ELS einige sehr spannende Klänge entlocken, die sich teilweise gar nicht mehr als Vocoding erkennen lassen und im Arrangement gänzlich andere Funktionen übernehmen können. Die Sprachverständlichkeit allerdings schätze ich bei den beiden Vergleichskandidaten höher ein. Kleinere Bugs und eine hohe Prozessorlast machen das PlugIn in der Praxis etwas schwer zu spielen, das sind aber Dinge, die mit nächsten Versionen ausgebessert werden.

In den Soundbeispielen habe ich den ELS Vocoder, NI Vokator und den G2x Vocoder einmal gegenübergestellt. Zugegeben kann man keine direkten Vergleiche anstellen, da alle drei verschiedene Parameter haben, jedoch kann man den Grundsound sehr wohl beurteilen. Die starke Betonung der Zischlaute wurde absichtlich gewählt, um die Vocoder in den Grenzbereich zu treiben.

Plus

  • Einstellmöglichkeiten, Versatilität, Sidechain
  • Form Vocoding
  • Analoges Vorbild
  • Pitch Tracker
  • Matrix kann mehrfach gepatcht werden
  • Werkspresets

Minus

  • Starke Rechnerbelastung
  • Grafische Oberfläche langsam
  • Pitchbendrange Fest auf +/- eine Oktav
  • Pitchbend 'federt' automatisch zurück
  • Sprachverständlichkeit
  • störendes Grundgeräusch
  • kein Preset Morphing

Preis

  • 219,-€
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    auf meinem MacBook-Pro, 2.33GHZ, 2GB-RAM läuft der ELS sehr smooth!

    ps.
    Interessante Klangbeispiele: „Vergleich 1: ELS, Vokator, G2x Vocoder“

    Danke.

    bd

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Für den gleichen Preis bekommt man schon einen sehr guten analogen Vocoder !!!

  3. Profilbild
    J

    Der ELS Vocoder kann durchaus interessant klingen, aber das wars dann auch irgendwie. Musikalisch sinnvoll klingt er nur selten. Ich empfehle da lieber einen gebrauchten Boss SE-70. Selbst wenn man ihn für den gleichen Preis des ELS findet, lohnt es sich. Zwar bietet seine Vokoder Sektion nicht ganz so viele Möglichkeiten, aber dafür hat er ja noch einen Haufen anderer klasse Multieffekte an Bord. Schon Chorus und Phaser klingen fast besser als jedes native Plugin. Von der analogen Distortion Einheit ganz zu schweigen.

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