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Test: Electro Harmonix Canyon, Gitarren Delaypedal

Von Bergschluchten und vom Kreise drehen

20. Juni 2017

Ein gutes Delay auf dem Pedalboard ist für viele unverzichtbar, schon lange hat die „Echobox“ einen der obersten Plätze im Effekt-Ranking zwischen Verzerrer, Chorus und Hall ergattert. Dementsprechend groß ist auch das Angebot der Hersteller und es ist gar nicht mal so einfach, da noch den Überblick zu behalten. Eine neue Variante erreicht uns nun aus den Werkstätten des Kultherstellers Electro Harmonix: das Electro Harmonix Canyon. Neben einer Vielzahl von Echosounds verfügt das schneeweiße Pedal zusätzlich noch über einen Looper mit 62 Sekunden Aufnahmezeit und weckt darüber hinaus noch mit einem sehr günstigen Preis die Aufmerksamkeit der Kundschaft. Unsere auch!

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Facts & Features

Geliefert wird das Electro Harmonix Canyon inklusive eines Netzteils, das ist bei den Geräten aus Mike Matthews Firma immer so und auch hier nicht anders. Doch keine Sorge, es ist ein ganz normaler 9-Volt-Netzadapter, sodass das Canyon bedenken- und problemlos an die bestehende Stromversorgung auf dem Pedalboard angedockt werden kann. Das geschieht über den Anschluss an der Stirnseite, alle übrigen Buchsen wurden dagegen an den Seiten des Gehäuses angebracht, das mit seinen Maßen von 70 x 115 x 54 mm recht kompakt ausgefallen ist. Ärgerlich ist das schon, denn so wird wieder Platz auf dem Pedalboard verschenkt. Mit Batterien ist beim Canyon übrigens nichts zu erreichen.

Electro Harmonix Canyon Gitarren Delaypedal

Wie üblich finden wir an der rechten Seite den Klinkeneingang, der nach dem Einstecken des Kabels das Pedal zum Leben erweckt. Direkt daneben sitzt eine Tap-Tempo-Buchse, mit der die Verzögerungszeit der Echos über einen externen Schalter, vorzugsweise mit dem Fuß, eingegeben werden kann. Links am Pedal geht es wieder raus, aber leider nur in Mono.

— Rechte Gehäuseseite: Klinkenbuchsen für das Instrument und einen externen Tap-Schalter —

Electro Harmonix Canyon – Potis und Schalter

Zentrale Anlaufstelle ist das Programmwahlpoti, mit dem wahlweise eines der zehn Presets oder aber der Looper ausgewählt wird. Folgende Sounds hat man dem Canyon in den DSP gedrückt:

  • 1. ECHO – ein einfaches Digital-Delay, dessen Verzögerungszeit von 5 ms hinauf bis zu satten 3 Sekunden reicht. Das sind auch die Minimum/Maximum-Werte, die alle übrigen Echosounds innerhalb des Canyon ebenfalls nutzen.
  • 2. MOD – ebenfalls ein digitales Delay, hier allerdings mit zusätzlichen Modulationen angereichert.
  • 3. MULTI – ein Multi-Tap-Delay. Allerdings mit der Eigenart, jede Wiederholung mit gleicher Lautstärke wiederzugeben. Ganz im Gegensatz zu den beiden ersten Presets, deren Echos wie gewohnt in der Lautstärke kontinuierlich abnehmen.
  • 4. REVRS – ein Rückwärts-Echo.
  • 5. DMM – die Emulation eines der wohl bekanntesten Pedale aus dem Hause Electro Harmonix, dem analogen Delay Deluxe Memory Man.
  • 6. TAPE – der Name verrät es sofort, hier wartet die Emulation eines Bandschleifenechos auf den Benutzer.
  • 7. VERB – da hat sich unter den ganzen Echoeffekten doch tatsächlich ein Hall-Preset versteckt!
  • 8. OCT – ein Octaver, der jeweils eine Oktave über und eine unter dem Originalsignal hinzufügt.
  • 9. SHIM – ein Shimmer-Delay, basierend auf den Klängen der EHX-Pedale Soul Preacher, POG2 und Stereo Memory Man.
  • 10. S / H – bedeutet Sample an Hold. In diesem Modus wird eine angeschlagene Note so oft wiederholt, bis das nächste Picking sie ablöst.

Schließlich wäre in der letzten Position noch der Looper zu finden, der eine Aufnahmedauer von bis zu 62 Sekunden besitzt.

Das Programmwahlpoti ist gerade nicht von der besten Qualität und besitzt ein wenig Spiel auf seiner Achse. Hinzu kommt, dass sein Drehwiderstand sehr gering ist, sodass man auch mal drei Presets über das Gewünschte hinaus überspringt. Obendrein sind die Oberflächen der weißen Kunststoffknöpfe sehr glatt, das macht die Sache auch nicht einfacher.

Dafür aber sind die übrigen Potis von guter Qualität, sie dienen zum Einstellen der Effektstärke (FX LEVEL), zum Einstellen der Verzögerungszeit (DELAY) und zum Bestimmen der Anzahl der Wiederholungen (FEEDBACK). Zumindest primär, denn unter der Metallhülle des Electro Harmonix Canyon verstecken sich noch eine Menge weiterer Funktionen.

Electro Harmonix Canyon – die „Secondary Knob Functionality“

Inmitten der vier Potis sitzt ein kleiner Taster, dessen Anwesenheit an sich schon einmal Freude aufkommen lässt. Denn was wäre ein gutes Delay ohne eine rhythmische Unterteilung der Echos? Mit dem Tap/Divide-Button lässt sich nicht nur durch zweimaliges Drücken die Verzögerungszeit der Echos eingeben, sondern auch rhythmische Variationen von Viertel, über Achtel bis zu punktierten Achtelnoten bestimmen.

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Doch das ist nicht alles, denn der winzige Schalter ermöglicht weiterhin nach einem Drücken > 1 Sekunde den Zugriff auf eine zweite Ebene innerhalb des Electro Harmonix Canyon, in der sich das ausgewählte Preset, bis auf ECHO und den Looper, im Detail noch einmal genauer einstellen lässt. Die zwei Regler DELAY und FEEDBACK übernehmen dann die Regie. Was und wie sie den Sound beeinflussen, kann man der folgenden Tabelle entnehmen:

— Secondary Knob Functionality im Electro Harmonix Canyon —

Der große Metallschalter zur Aktivierung des Effekts und zur Steuerung des Loopers ist Gott sei Dank eine elektrische Variante, andernfalls wäre ein sauberes Timing beim Aufnehmen von Phrasen auch gar nicht möglich. Das unangenehme Knacken bleibt uns also erspart.

Zwischenzeugnis

So weit, so gut. Abgesehen vom etwas fummelig und unpräzise zu bedienenden Programmwahlpoti gibt der Electro Harmonix Canyon in puncto Verarbeitung ein gutes Bild ab. Das macht neugierig auf die gebotenen Sounds, die wir uns ab der nächsten Seite nun anhören werden.

— Lieferumfang —

Sound & Praxis mit dem Electro Harmonix Canyon

— Linke Seite des Canyon mit der Ausgangsbuchse —

Starten wir im Uhrzeigersinn mit dem Programmwahlpoti der Reihe nach durch. Um die Signalqualität möglichst originalgetreu wiederzugeben, wurde das Electro Harmonix Canyon direkt an den Eingang eines UAD Apollo Twin Interface angeschlossen. Als Gitarre wurde meine Music Man Silhouette Special benutzt. Noch bevor der erste Ton den Ausgang des Canyon verlässt, fällt direkt nach dem Einschalten des Pedals das erfreulich niedrige Grundrauschen auf.

In Klangbeispiel 1 hören wir das Preset ECHO, ein einfaches Digital Delay. Wie man hören kann, ist das Effektsignal eine sehr dichte und saubere Wiederholung des Originals ohne jeglichen Verlust in Frequenz und Dynamik.

In Klangbeispiel 2 jetzt das Digital Delay mit Modulation, das Preset MOD. Durch die Modulationen der Wiederholungen entstehen fette Klangkaskaden.

Weiter geht es mit Nummer 3, dem Multi-Tap-Delay. Wir erinnern uns: Die Wiederholungen sind allesamt so laut, wie auch das Originalsignal es ist.

Klangbeispiel Nummer 4 bedeutet Preset Nummer 4, das Reverse Delay.

Klangbeispiel Nummer 5 zeigt die Emulation des Bucket-Brigade-Delays Deluxe Memory Man aus eigenem Hause. Kann man lassen! Das erfreulich niedrige Rauschspektrum des Canyon erlaubt hier einen sauberen und wunderbar analog gefärbten Sound bis zur letzten Wiederholung.

Weiter geht es in Klangbeispiel 6 mit der Nachbildung eines Tape Echo. Klingt vielleicht nicht ganz so rund wie das vorherige Preset, ist aber dennoch in jedem Fall ein gut zu gebrauchender Echosound.

Klangbeispiel Nummer 7 – das Reverb Preset. Hier wird eine Hallplatte emuliert. Für mich persönlich das schwächste Glied im Angebot des Canyon. Zumindest dann, wenn man die Messlatte eines Boutique-Reverbs hier anlegen wolle. Als Ersatz bzw. als Basis für Verstärker ohne eingebauten Hall gut zu gebrauchen, für Freunde der gepflegten Himmelsreisen jedoch eher weniger.

Klangbeispiel Nummer 8 zeigt das Octave Delay. Der Klang ist zwar auch hier wieder rund und fett, allerdings gerät das Tracking recht schnell an seine Grenzen, sobald die Suboktave hinzugefügt wird. Bei einfacher Oktavverdoppelung hingegen ist das Tracking blitzschnell und sauber.

Im nächsten Klangbeispiel (9) hören wir meinen persönlichen Favoriten aus der Effektsammlung des Electro Harmonix Canyon – den Shimmer. Die hinzugefügten Pitchshift-Effekte laufen ungemein harmonisch ab und es gibt wohl kaum einen Akkord oder ein Voicing, das von diesem Preset nicht aufgeblasen werden könnte!

Esoterikfans, das ist euer Preset! Und weil es so schön ist, gibt es gleich zwei Klangbeispiele des neunten Presets.

Unspektakulär geht die Reise zu Ende mit Preset Nummer 10: Sample and Hold. Die Funktionsweise ist der des Multi-Tap-Delays sehr ähnlich, auch hier wird das Signal in der gleichen Lautstärke wie das Original wiedergegeben. Nun mehr mit dem Unterschied, dass hierbei der Ton so lange erklingt, bis er vom nächsten angeschlagenen abgelöst wird.

Ach ja, um ein Haar hätten wir vergessen, den Looper zu erwähnen. Wäre nicht schlimm drum gewesen, denn er tut genau das, was er soll und ist mit dem Metallschalter gut zu bedienen. Auch wenn es leider nicht möglich ist, eines der Presets aufzunehmen, so vergisst der Canyon zumindest den aktuell aufgenommenen Loop beim Umschalten in eines der Presets nicht. Zumindest so lange nicht, bis die Stromversorgung gekappt wird. Die Start-, Stopp- und Overdub-Funktionen lassen sich mit dem Metallschalter gut bedienen.

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Fazit

Ich muss ehrlich eingestehen: Das hätte ich nicht erwartet. Nach den eher lauen Auftritten des EHX Synth9 oder des Blurst in unserer Redaktion überzeugt das Electro Harmonix Canyon auf ganzer Linie. Na ja, fast zumindest, denn einen kleinen Punktabzug gibt es doch noch, nämlich für das wackelige Programmwahlpoti, das einen schnellen Wechsel zwischen den Presets erschwert.

Unter den zehn angebotenen Sounds ist aber kein wirklicher Ausrutscher, ganz im Gegenteil: Die Presets sind zum Teil sehr inspirierend, klingen dicht und fett und sind durch die „Secondary Knob Functionality“ auch (in gewissen Grenzen) manipulierbar. Dazu kommt noch ein Looper, der mit seiner maximalen Aufnahmezeit von 62 Sekunden zwar keine kompletten Songs schluckt, für Licks und Phrasen zum Üben aber vollkommen ausreicht und sich zudem noch simpel bedienen lässt.

Schade nur, dass die Signalführung des Electro Harmonix Canyon nur mono ist. Bei der gebotenen Signalqualität könnte man das Pedal auch locker im Studio hinter einem Synthesizer einsetzen. Fazit: ein sehr vielseitiges und sehr gut klingendes Delay-Pedal mit einem Looper als Bonus und das zu einem sehr fairen Preis. Worauf also noch warten? Antesten!

Plus

  • vielseitige und inspirierende Sounds
  • vollwertiger Looper
  • wenig Nebengeräusche
  • Tap-Tempo-Anschlussbuchse
  • einfache Bedienung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Programmwahlpoti etwas fragil
  • leider nur mono

Preis

  • Ladenpreis: 155,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Der nächste EHX-Test, der nicht vom Toby kommt. Sakrileg! Nichts gegen den Autor, es sollten aber mehr Pedale im Synth-Kontext getestet werden.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @swellkoerper Hallo,

      da meld ich mich einfach mal zu Wort. Es gibt Brot und Butter FXe die ich in Tretminen Form mittlerweile auch von EHX in einem Synth Setup als Standard sehe, Memory Boy, Clone, Misstress, Pi, Superego, Bass Synth Graphic Fuzz. In der Regel alles was mit EXP In daher kommt. Bei anderen Firmen wird schwieriger aber nicht unmöglich. EHX hatte noch einige Pedale im Programm auf deren Neuauflage ich auch noch sehnsüchtig warte. Die Gebrauchtpreise sind hier jenseits der Vernunft. Also warten wir es einfach ab :)

  2. Profilbild
    Chick Sangria

    Habe das auch schonmal kommentiert. Stieß aber auf wenig Verständnis beim Autor und auf keine Reaktion seitens der Redaktion.
    Es gäbe sicherlich viel mehr Feedback, wenn die Audiobeispiele auch Synth-Sounds enthielten. Verstehe nicht, warum 90% der Effektpedale von einem Autor mit sehr soliden, aber für die Synth-Community wenig interessanten Gitarrenfiguren getestet werden.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Chick Sangria Na, dann macht doch mal den Kollegen aus der Synth-Redaktion ein bissi Feuer unterm Hintern :) Wieso sollten die das nicht testen können?
      Aber wie `Wellenstrom` schon sagt – in erster Linie werden diese Tretminen für uns Saitenzauberer entwickelt :)

      Lg,

      Stephan

      • Profilbild
        gutzufuss

        @Stephan Güte Ich möchte anregen Effektgeräte, die zwar nicht für Synthesizer auf den Markt gebracht wurden, für diese aber durchaus interessant sind, separat zu testen.

      • Profilbild
        TobyB RED

        @Stephan Güte Hallo Kollege,

        Ihr macht das schon richtig! EHX ist als Firma so speziell.Aber es ist eben nicht jedes Pedal für Synths brauchbar. Ich bevorzuge die Modelle mit Expression. Momentan hat EHX auch wieder mehr Pedale für Saiten im Angebot. Bei Clockworks, Crashpad, Super Space Drum und einigen Filter Synth Sweep Pedalen ist der Fall klar, lässt sich wunderbar im modularen Synth Kontext verwenden, bei diesem Testkandidaten, sehe ich allerdings keinen Mehrwert für Synths. Bei einem Memory Boy, Man in seinen Versionen ist das dann wieder was anderes.

        Gude.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Naja, die Bodentreter sind nu mal in allererster Linie für die Gitarrenfraktion konzipiert. Gibt ja auch noch ’n paar Gitarristen hier.
    Klangbeispiele sind gut, weit gefächert. Bei einigen kam mir so’ne Michael Rother Assoziation auf. Für die reine Synthfraktion ist so’n Test mit der Gitarre durchaus auch als Anregung zu verstehen, dass gerade die Kombi Gitarre/Delay gut mit Synths in Einklang zu bringen sein könnte für eigene ELEKTRONISCHE Tracks.
    Delay in Monoausführung ist natürlich weniger prall.

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hej,

      sehe ich genauso, ich mach das in erster Linie am Klang den ich haben will und an der Eingabemethode und benötigten Steuermöglichkeiten fest, ob ich ein Pedal nehme. Wenn ich z.b mit einem Ribboncontroller am System 1m eine Line ziehe und rhythmische Effektierung brauche, nehme ich gerne EHXe mit CV EXP In. Wenn der Bass Verzerrung braucht vielleicht den Graphic Fuzz in Kombi mit Bass Synth und oder Muff Pi. Mistress und Clone setze ich ziemlich sparsam ein, klingt sonst immer so nach JMJs alter Karre. Allerdings ein Streichfett kommt mit Mistress und Clone richtig gut. Vocaloide angezerrte Bassfiguren mit dem MuffPi sind auch sehr gut.

  4. Profilbild
    roseblood11

    Warum wird ausgerechnet bei diesem Gerät in den Kommentaren bemäkelt, dass es nicht für Synth getestet wurde? Datt Dingens ist MONO!!! Ganz ähnliche Sounds bieten mehrere andere Pedale auch in stereo, da würde ich mir für Synthies oder Studioanwendungen doch eher die genauer anschauen.

  5. Profilbild
    Bodie

    Vielen Dank für den Test. Habe mir heute direkt
    das Canyon gekauft :)
    Der Programmwahlschalter ist an meinem Gerät
    völlig in Ordnung, keine Spur von Fragilität.

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