Mellotron Implantat für Gitarre?
Vor einer Weile ist der Branchenveteran Electro Harmonix auf die Idee gekommen, eine Stompbox zum Sampleplayer umzufunktionieren. Zumindest so halbwegs. Angefangen hat das mit dem EHX B9, da stecken Hammond B3 Samples drin. Und wie geht das? Man schließt das kompakte Gerätchen wie jeden Bodentreter an die E-Gitarre an, und anschließend kann man dann die gesampelten Sounds spielen. Alleine oder als beliebige Mischung mit dem originalen Gitarrensignal. Coole Idee!
Nun rücken die also mit dem Mel9 an. Es wird als Tape Replay Machine bezeichnet, und Kenner werden es schon ahnen: Dabei handelt es sich um das legendäre Mellotron aus den 60er/70er Jahren. Für Keyboarder wahrscheinlich ein bekannter Begriff, Gitarristen sind möglicherweise nicht ganz so vertraut damit. Daher kurze Erläuterung, um was es sich dabei handelt.
Das Mellotron ist der Vorläufer der Sampleplayer, den ihr wahrscheinlich von Eurem Keyboardkollegen kennt. Streicher, Bläser, Chöre und all so was. Die Sounds wurden damals auf Tape aufgenommen und das Mellotron spielte mit jeder einzelnen Taste ein solches Tape ab. Damit das möglich war, musste natürlich für jede Taste die richtige Notenhöhe aufgenommen werden. Im Ergebnis hat das Mellotron damit 35 Tapes für ebenso viele Tasten. Das sind knapp drei Oktaven, also etwas weniger als bei einer E-Gitarre. Der Hersteller Streetly Electronics hatte damals eine ganze Menge Instrumente aufgenommen, und die Bandbreite reicht von orchestralen Klängen wie Streicher und Bläser bis hin zu Vibrafon und Orgel. Besonders bekannt wurden auch die Chöre sowie Querflöte.
Eingesetzt hatten das vor allem Bands des Progressive Rock Genres, zum Beispiel King Crimson. Deren Gitarrist Robert Fripp benutzte das Mellotron gleich auf mehreren Alben. Ebenso die Beatles (Strawberry Fields Forever), Moody Blues (Nights in White Satin) und Vertreter der Elektronik Abteilung wie etwa Tangerine Dream, die das Mellotron unter anderem bei Phaedra und Rubicon eingesetzt haben. Ach ja, eine Zeit lang prägten die Strings des Mellotron auch den Sound der holländischen Band Earth & Fire. Weitere Infos gibt es in der Linkliste unten, da habe ich zwei interessante Adressen eingetragen.
Dank Sampling-Technologie wurden die Klänge später von diesen Tapes abgesampelt und landeten dann naturgemäß in der Keyboardabteilung. Doch das ist ab sofort anders, denn genau da setzt das Electro Harmonix Mel9 an. Als reines Bodeneffektgerät kann man es jetzt an die Gitarre anschließen und umgehend Mellotronsounds spielen. Und wie das genau vor sich geht, zeigt der nun folgende Artikel.
Da leiste dir lieber einen guten Keyboarder, und als Gitarrist sage ich mal, Schuster bleib bei deinen Leisten.
Das ist natürlich eine Frage des Geschmacks, aber als Gitarrist Cello und Chöre erklingen lassen ließen mir immer die Nackenhaare auf 90 grad Stellung gehen. Mit guitar to midi Konverter von Roland Klavier spielen, den meisten Gitarristen ging es wie mir.
Altes neu verpackt, dieses Teil ist sicherlich nichts für die Masse.
Dem schließe ich mich an ;-)
Die Konsequenz müsste in so einem Fall eher lauten: Leiste dir einen guten Cellisten. Der Hersteller war klug und bezeichnet das EHX Mel9 als Effektgerät, damit man es nicht mit einem Sampleplayer verwechselt. Siehe auch Seite 6 des Tests :)
Als Effekt evtl. brauchbar , werde warten, bis es die ersten gebrauchten günstig gibt :-)
Bist du sicher das der Mel9 auch mit 9 Volt Batterie läuft ?
Ich meine nur mit Netzteil .
Thx für den Bericht und die Sounds .
@Uli Ringhausen Stimmt, kein Batteriebetrieb. Ich hatte zwar genau deshalb die Bodenplatte abgeschraubt und es ist auch Platz für einen 9V Block und eine Kabelführung, die fast genauso ausschaut gibts auch, aber Batteriebetrieb geht dennoch nicht. Danke für den Hinweis.
Sie hätten das Gerät Steve’s Hackbrett nennen sollen. Steve. Hackett. Genesis. Ihr wißt schon…?
Das klingt ja noch besch..eidener als das Original. Chapeau.
Schöner Test, allerdings scheint der Autor einem Irrtum aufgesessen zu sein. Das Mel9 spielt keine Samples ab, sondern verbiegt das Gitarrensignal, so dass es einem Mellotron ähnelt.
Es ist eher mit dem Superego verwandt, das das Gitarrensignal auch verhackstückt, um Synthi-ähnliche Sounds zu produzieren. Das hat mehr mit Granularsynthese als mit Sampling zu tun.
@Nashorn Guter Hinweis. Ich habe in der Zwischenzeit ein bisschen recherchiert, wie EHX das genau macht. Denn weder auf der Website Produktbeschreibung noch in der Bedienungsanleitung wird darauf konkret und detailliert Bezug genommen. Im Ursprung sind es wohl durchaus Samples, die jedoch ähnlich Physical Modeling oder Profiling analysiert wurden und anschließend synthetisiert werden. Das würde die Artefakte bei tiefen Tönen bei der Flute erklären, wie ich es im Test beschrieben habe. Bill Rupert ist da schon lange im Thema, hier ein Clip von 2009: https://www.youtube.com/watch?v=TJsZMMaPNuY