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Test: Electro Harmonix Superego Plus, Gitarrenpedal

So ein Ego ist schon super!

24. April 2018

Etwa 6 Jahre ist es her, dass Electro Harmonix, der populäre Hersteller von kultigen Stompboxes, ein ziemlich originäres Gerät präsentierte: den Superego, der nun aktuell in einer aufgemotzten Version unter der Bezeichnung Superego PLUS zum Test vorliegt. Somit kann der potenzielle User unter drei Geräten auswählen, die auf dem gleichen Prinzip, dem Sampling eines kurzen Momentes mit endloser Wiedergabe desselben, basieren: Freeze und den erwähnten Superego und Superego PLUS, wobei sich die einzelnen Geräte in der Tonerzeugung gleichen, aber bei den Möglichkeiten von Klangformung und Modulation voneinander unterscheiden. Der hier gestestete Superego PLUS ist der Bodentreter mit den meisten Möglichkeiten – nicht zuletzt durch ein internes Multieffektgerät –  und dem höchsten Preisschild.

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Electro Harmonics Superego PLus 1

— Vollgepackt mit Features: der Superego PLUS von Electro Harmonix —

Superego PLUS – Facts & Features

Im Unterschied zu dem bekannten, etwas rohen Design mit teilweise unlackierten Metallkisten, die man sonst von Electro Harmonix kennt, hat man sich beim Superego Plus dazu entschlossen, das Gehäuse schick in Weiß zu lackieren, wobei die Front im bekannten 70er Jahre Flowerpower-Look gehalten ist. Während sich der Superego mit einem Fußtaster, einem Kippschalter und vier Reglern begnügt, fährt die Plus-Version nicht weniger als drei Fußtaster, einen gerasterten Drehschalter und 9 Regler auf. Zur besseren Übersicht sind die drei BGitarrenpedaledienelemente der internen Multieffektsektion in Weiß gehalten, die 7 Regler zur Formung der internen Klangerzeugung in Schwarz. Mit den Abmessungen von 121 x 146 x 64 mm beansprucht die Plus-Version etwas mehr Platz auf dem Pedalboard als der Superego ohne Plus.

Erfreulicherweise ist der zum Betrieb erforderliche Netzadapter wie auch eine englische gedruckte Bedienungsanleitung im Lieferumfang enthalten. Der Batteriebetrieb ist nicht möglich.

Die Bedienelemente des Superego PLUS

Der vom User aus betrachtet linke Fußtaster („Mode“) übernimmt die Funktion des Kippschalters der Urversion, hier wird bestimmt, wie der Superego PLUS auf das Eingangssignal reagiert, drei LEDs in Gelb, Grün und Rot informieren über den aktiven Modus.

Neu hinzugekommen zu den drei Modi des Superego sind zwei weitere: „Sustain“, bei dem sich der Superego PLUS wie das Sustain-Pedal („Haltepedal“) eines Klaviers verhält, also den Eingangssignalen so lange einen Nachklang hinzufügt, wie das „Bypass“-Pedal gedrückt ist. Außerdem neu ist der „Live Effects“-Modus, der die interne Klangerzeugung deaktiviert und das eingebaute Multieffektgerät auf das Eingangssignal wirken lässt, hier verhält sich der Bodentreter also wie ein „normales“ Effektgerät!

Die weiteren drei Modi „Momentary“, „Latch“ und „Auto“ sind zum Superego unverändert, hier verweise ich auf den entsprechenden Testbericht, in dem diese ausführlich beschrieben sind. Der mittlere, mit „Effects“ bezeichnete Fußtaster, schaltet das interne Effektgerät an oder aus. Abgesehen von dem „Live Effects“-Modus beeinflussen die Effekte ausschließlich die interne Klangerzeugung und lassen das Eingangssignal unbeeinflusst.

Rechts befindet sich der „Bypass“-Fußschalter, der in seiner Funktion dem einzigen Fußschalter des Superegos entspricht und sich je nach Modus etwas anders verhält. Auch hier empfiehlt es sich, für mehr Details einen Blick auf den Testbericht zu werfen …

Electro Harmonix Superego Plus Gitarrenpedal

Wie schon erwähnt, sind die Regelmöglichkeiten im Vergleich zur Standardversion deutlich angewachsen. Beibehalten wurden Dry- und Effektregler zur Mischung von Eingangs- und Effektsignal sowie der „Gliss“-Knopf für die Intensität der Glissandos. Die Formung der Hüllkurve, vorher von einem einzigen Knopf gesteuert, wird nun klassisch über „Attack“ und „Sustain“ geregelt, außerdem können mittels „Layer“ neue hinzukommende Klangschichten in der Lautstärke nach Geschmack angepasst werden, ähnlich etwa wie der „Feedback“-Parameter bei Delays. Ebenfalls neu ist, dass man über „Threshold“ einen Schwellwert definieren kann, ab dem die Klangerzeugung einsetzt.

Mit der Integration eines Effektgerätes wurde der Wunsch vieler Superegouser erhört. Diese Effektsektion wird in einem Extrakapitel weiter unten ausführlich beschrieben.

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Die Anschlussmöglichkeiten des Superego PLUS

Auch bei den Anschlüssen gibt es Zuwachs: Input, Output und der Effektweg mit Send und Return sind alte Bekannte, allesamt als Monoklinkenbuchsen ausgeführt. Das am Send anliegende Signal enthält stets das Effektsignal der internen Klangerzeugung – samt der internen Effekte, sofern diese eingeschaltet sind.

Neu sind die  Steuerungsmöglichkeiten durch den Anschluss eines externen Expressionpedals. Standardmäßig lässt sich hiermit der Pegel des Effektsignals steuern, bei eingeschaltetem Multieffektgerät ist ihm ein spezieller, festgelegter Parameter zugeordnet, doch da geht noch mehr: Eine beliebige Kombination der Regler Attack, Decay, Rate, Depth, Threshold, Layer und Gliss lässt sich festlegen und gemeinsam steuern, das Ganze speichert man dann in einem Slot des internen Multieffekts. Man kann also jedem Effekt eine solche Kombination zuordnen und fest im Gerät speichern! Das funktioniert recht simpel, man drückt das Expressionpedal in Minimal- und Maximalposition und dreht die zu steuernden Regler jeweils in die gewünschten Anfangs- und Endpositionen, nicht bewegte Regler werden dann auch nicht gesteuert. Dann noch den „Effekt“-Fußtaster gedrückt halten, bis die Effekt-LED rot leuchtet, fertig ist das Custom Modulation Preset!Electro Harmonics Superego Plus 3

Electro Harmonics Superego Plus 2

— Anschlussmöglichkeiten satt- Der Electro Harmonix Superego Plus —

Eine weitere Neuerung ist der Anschluss für einen Dreifach-Fußschalter, der die Onboard-Fußschalter ersetzen kann und so das Auffinden einer passenden Position des Gerätes auf dem Pedalboard deutlich erleichtert. Auch hier wurde das Klinkenformat, allerdings in Stereo, gewählt als passenden Fußschalter empfiehlt Electro Harmonix  den Digitech FS3X, man kann aber auch einen simplen Einfach-Fußschalter anschließen, der dann sinnvollerweise den Bypass-Fußtaster ersetzt. Außerdem kann hier auch ein externes Clocksignal (0 bis 5 Volt) eingespeist werden, welches dann ebenfalls die Funktion des Bypass-Fußschalters übernimmt.

Es hat sich also auch konzeptionell einiges getan beim Supergo PLUS, es gibt mehr Anschlüsse und  Modulationsmöglichkeiten, die gerade im Zusammenspiel mit der neuen Effektsektion ein deutliches Mehr an klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten verspricht

Die Multieffektsektion des Superego PLUS

Einen gesonderten Blick verdient auch die Multieffektsektion des Superego PLUS, die wahlweise auf den synthetisierten Sound oder das pure Eingangssignal wirkt. Mit dem 11-fach Wahlschalter wird der gewünschte Effekt ausgewählt, mit den beiden Reglern Rate und Depth lassen sich jeweils zwei Parameter des jeweiligen Effektes steuern. Während also bei sämtlichen Modulationseffekten eben genau Depth (Tiefe) und Rate (Frequenz der Modulation) gesteuert werden, werden zum Beispiel beim Filter Cutoff-Frequenz und Resonanz gesteuert. Die Parameter sind recht gut erkennbar an der jeweiligen Position am 11-fach-Wahlschalter aufgedruckt (siehe Bild).

superego plus effects

— Informativ: Die Parameterbelegung der Effektsektion ist direkt auf der Frontplatte ablesbar —

Darüber hinaus lässt sich ein Parameter über ein angeschlossenes Expressionpedal steuern. Hier eine Übersicht über die Effekte, in Klammern steht der über das Expressionpedal zu steuernde Parameter:

  • Detune erzeugt ein leicht verstimmtes Signal, wodurch ein Chorus-ähnlicher Sound erzeugt wird (Pitch)
  • Echo: digital klingender Delaysound (Delaytime)
  • Delay: analog klingender Delaysound (Delaytime)
  • Flange: klassischer Flanger-Effekt im Stil des „Electric Mistress“ (Rate)
  • Phase: klassischer Phaser-Effekt an den legendären „Small Stone“ angelehnt (Rate)
  • Mod: Vibrato/Chorus-Effekt (Rate)
  • Rotary: Leslie-Simulation (Rate)
  • Trem 1: Tremolo auf Basis einer Sinusschwingung (Rate)
  • Trem 2 Tremolo auf Basis einer Rechteckschwingung (Rate)
  • Pitch: Pitchshifting (Whammystyle Pitchbending)
  • Filter: Low-Pass Filter (Cutoff-Frequenz)

Nun darf man gespannt sein, was diese Vielfalt an Features mit den Eingangssignalen anrichtet …

Supereg PLUS 4

Superego PLUS: Sound & Praxis

Zunächst bietet sich ein Blick auf den neuen „Sustain“-Modus an, der dem angeschlossenen Instrument (in diesem Hörbeispiel meine ältere No-Name-Japanstrat) ein vom klassischen Klavier bekanntes Sustain-Pedal spendiert, also bei gedrücktem „Bypass“-Schalter einen Nachklang der gespielten Töne erzeugt.

 

Es folgt ein näherer Blick auf die Effektsektion, zunächst repräsentiert durch den Phaser auf der E-Gitarre, gefolgt vom Detune-Effekt auf einer Rhodes-Simulation aus dem Rechner und dem Flanger auf einer Drumloop. Gut zu hören sind die Parameteränderungen durch das angeschlossene Expressionpedal:

 

Der analog anmutende Delay-Effekt, hier wiederum auf dem Rhodes:

 

Die Resonanz des Lowpass-Filters reicht bis zur Selbstoszillation. Ein Hörbeispiel mit Drumloop:

 

Schon die Effektsektion für sich genommen überzeugt, die jahrzehntelange Erfahrung von Electro Harmonix mit Signalprozessoren macht sich hier bezahlt. So richtig interessant wird es dann, wenn die Synth-Engine mit den Effekten kombiniert wird. So lässt sich mithilfe des Rotary-Effekts ein durchaus authentischer Orgelteppich unter das eigene Spiel legen:

 

Zwei Hörbeispiele im Latch-Modus, zunächst mit Trem 2, dann mit Pitch:

 

Das Potenzial unzählige Nächte mit dem Superego PLUS zu verbringen, birgt die Möglichkeit, bis zu sieben Parameter gleichzeitig mit dem Expressionpedal zu modulieren. Die Ergebnisse bestehen vorwiegend aus lebendigen, wabernden Ambient-Flächen und Drones, hier zwei Beispiele:

 

Alle Sounds bestechen durch die nahezu völlige Abwesenheit von Nebengeräuschen oder Rauschen.

Falls man bei Electro Harmonix über eine Superego Deluxe Version nachdenkt, würde ich mir noch eine Stereoversion mit MIDI-Steuerung/Synchronisation wünschen …

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Fazit

Der Electro Harmonix Superego PLUS ist sicherlich ein „Must-have“ für alle Fans des Superego. Bereichert um eine überzeugende Effektsektion und den Sustain-Modus, zusammen mit den wesentlich detaillierteren Einstellmöglichkeiten für die Hüllkurve der Synthengine sowie dem programmierbaren Eingang für Expressionpedale, macht den Superego PLUS zu einem ungleich mächtigeren Werk- und Spielzeug für experimentierfreudige Musiker.

Bedenkt man den recht überschaubaren Preisunterschied auf dem deutschen Markt (269,- Euro vs. 229,- Euro für den Superego, Stand Frühjahr 2018), fällt die Wahl um so leichter.

Sicherlich ist der Preis trotzdem nicht gerade niedrig, geht aber für das Gebotene in Ordnung. Hands up für den Electro Harmonix Superego PLUS, für den experimentierfreudigen Musiker ist ein Antesten Pflicht!

Plus

  • erweiterte Einstellmöglichkeiten der Synthengine
  • integriertes Multieffektgerät
  • erweiterte Anschlussmöglichkeiten
  • programmierbarer Anschluss für ein Expressionpedal mit vielen Modulationsmöglichkeiten
  • Effekte auch ohne Synthengine nutzbar
  • durchdachte, relativ übersichtliche Bedienung
  • nebengeräuscharm, Klangqualität im allgemeinen

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 269,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Morsche,

    eines der Pedale die sich auch für Tasten und Modulsynths lohnen. Ich hab das Superego gegen das Superego Plus getauscht und nutze es mit durch Ribboncontroller oder Theremini erzeugte Klänge. Grade weil man auf EXP eine LFO CV legen kann oder mittels Implus den Bypass steuern kann. Wo man bei den EHXen allerdings wirklich aufpassen sollte, sind Überspannungen auf den Steuereingängen, damit kann man die Kisten grillen. Ich hab damit einen Memory Man deluxe auf Dauerbypass mit Brumm gestellt. Anschliessend kam ich auf die Idee, ein Dynamik Pedal als Limiter zu nehmen.

    • Profilbild
      Son of MooG AHU

      @TobyB Euroracker können sich beispielsweise mit einem Doepfer A-183-2 Offset/Attenuator/Polarizer oder dem Dreadbox Dual Attenuator behelfen; ich verwende manchmal auch ein Doepfer A-133 Dual VC Polarizer für meinen Memory Boy…

      • Profilbild
        TobyB RED

        @Son of MooG Hallo SoM,

        sorry war im Urlaub :-) Es gibt viele Möglichkeiten, EHX ist wenigstens so freundlich und schreibt in die Bedienungsanleitungen die Spannungen und Belegungen. Was sehr hilfreich ist. Ich kämpfe zwar grade mit meiner out of tune Mother 32, das A ist um 50 cent verstimmt und ich ich weiss nicht warum. Das trat einfach so auf. Was wiederum dazu führte, dass ich jetzt im Rack ein Korg Pitchblack eingebaut hab. So fällt die AIRA Disco nicht mehr auf ;-) Bei der Moog Mother hast du auch die Möglichkeit CVs zu mixen und ggf mit einem Offset zu belegen, was bei den EHX insofern gut ist, als das du dann die FX Tiefe auch ohne Umwege regeln kannst, es kommt bei EHX immer auf den FX an. Zusätzlich kannst du bei einigen Pedalen über den Gate Impuls oder Assign, Multi1 und Multi2 in Verbindung mit Accents Gate Impulse einzelnen Steps zuordnen. Was dann enormes Potential eröffnet. Ich steuer so z.b. einen Delay SDE1000 oder das Triggered Panning des SPX 900. Oder eben die EHX Pedale. Theoretisch und praktisch kann man das noch weiter auf die Spitze treiben.

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