Das Hardware-Plug-in-Audiointerface
Mit seiner Stream Deck-Serie hat Elgato in erster Linie die Content-Creator, Gamer und Streamer im Visier, doch lassen sich die Controller auch ganz wunderbar zur Steuerung der DAW und anderer Musikprogramme nutzen. Weshalb sie auch schon lange hier und da in Tonstudios eingesetzt werden. Mit seinem Wave XLR hat Elgato seit Ende 2022 andererseits auch schon ein Audiointerface samt Mikrofonverstärker im Angebot. Mit dem Elgato XLR Dock – einer Erweiterung für das Elgato Stream Deck+ – wächst beides nun zusammen: Stream Deck und Audiointerface. Was das für neue Möglichkeiten bietet und wie (und ob) das funktioniert, klären wir im folgenden Testbericht.
Inhaltsverzeichnis
Kurz erklärt: Das Elgato Stream Deck-Konzept
Die hintergrundbeleuchteten und grafikfähigen LCD-Tasten eines Stream Decks können via Software mit Tastaturkommandos (aka Shortcuts), aber auch mit ganzen Makro-Befehlsketten belegt werden. Wobei die Anzahl der Hardware-Tasten nichts über die Menge der möglichen Steuerbefehle aussagt. Mit meinem alten Elgato Stream Deck MK1 mit 15 Tasten kann ich beispielsweise bis zu zehn Seiten erstellen (= 150 virtuelle Tasten) und außerdem noch über jede Taste weitere Ordner und Unterordner mit dann noch mehr Seiten (und Eingabetasten) erstellen. Websites aufrufen, Programme starten, Twitch, Powerpoint, YouTube, Zoom oder – wie in meinem Fall – die DAW Studio One steuern, die CPU-Last auf einem der (grafikfähigen) Buttons im Auge behalten: geht alles. Das Stream Deck+ hat zusätzlich zu den Tasten noch vier Push-Drehregler und einen LC-Displaystreifen mit Touchscreen-Funktionalität zur Anzeige von Parametern und zur Steuerung.
Die Stream Deck-Palette von Elgato
Neben dem „normalen“ Stream Deck MK.2 (15 Tasten, 170,- Euro) und dem hier erwähnten Stream Deck+ (8 Tasten 4 Drehregler, Touchleiste – 230,- Euro) hat Elgato auch zwei kleinere Controller im Angebot: Das Stream Deck Mini mit lediglich sechs Tasten (60,- Euro) sowie das neue Stream Deck Neo (8 Tasten plus Infobar mit zwei Touchpoints, 100,- Euro). Es geht aber auch größer. Das Stream Deck XL bietet 32 LCD-Tasten (250,- Euro), das für professionelle Broadcast-Systeme gedachte Stream Deck Studio im kaskadierbaren 1 HE Rack-Format mit Ethernet-Anschluss ebenfalls 32 Tasten plus zwei Drehregler (1.000,- Euro). Als nützliches Stream-Deck-Zubehör gibt es ein Pedal mit drei Tasten zur „Hands-Free“-Steuerung (90,- Euro), einen USB-Hub für das Stream Deck+ (70,- Euro) und das hier getestete XLR Dock (130,- Euro).
Ein erster Blick auf das XLR-Dock
Das XLR-Dock steckt in einem kleinen braunen Pappkarton, ruht sicher in einem Papp-Bett und ist in Papier eingewickelt. Eine Wohltat im Vergleich zu den Plastik- und Styropor-Auswüchsen vieler anderer Hersteller. Das schwarze Kunststoffgehäuse erinnert in seiner Kantigkeit ein wenig an einen Stealthfighter. Wobei dessen Unterseite vermutlich dann nicht gummiert sein dürfte wie hier beim Dock.
Oben ragt ein USB-C-Connector hervor, auf der Rückseite befinden sich eine XLR-Buchse (keine Kombo, nicht verriegelbar), eine Miniklinkenbuchse für den Kopfhörer sowie eine USB-C-Buchse, um das Stream Deck+ mitsamt dem XLR Dock mit einem Computer zu verbinden. Nun ist die Kombination aus Stream Deck+ und XLR Dock mit seinen 634 Gramm aufgrund der Kunststoffbauweise eher ein Leichtgewicht. Trotz gummierter Unterseite kann es da schon mal ins Rutschen kommen, wenn man eine der seitlichen Tasten etwas heftiger drückt oder gar aus Versehen an eines der eingesteckten Kabel kommt. Da sollte man also etwas vorsichtiger zu Werke gehen.
Verbindung mit dem Stream Deck+ und Inbetriebnahme
Um das XLR Dock mit dem Stream Deck+ zu verbinden, muss bei letzterem zuerst der schon vorhandene Standfuß entfernt werden, indem man zwei Schrauben löst. Die sollte man gut aufbewahren, da man mit denen anschließend das XLR Dock am Stream Deck+ befestigt. Das ist schnell erledigt und bekommt man auch ohne vorherige Meisterprüfung vor der Handwerkskammer hin. Allerdings muss man darauf achten, die Schrauben ordentlich festzuziehen, damit die Verbindung bombenfest ist. Ich war da erst etwas zu vorsichtig und wunderte mich dann, warum das Stream Deck+ nicht startete.
Für den Betrieb des Stream Deck+ und des XLR Dock müssen die Apps „Stream Deck“ und „Wave Link“ sowie das Wave-Link-Plug-in von der Elgato Website bzw. vom Marketplace heruntergeladen werden. Die rund 700 MB sind schnell installiert (bei freier Wahl des Speicherorts), Stream Deck+ verbinden und es kann losgehen.
Technische Daten des XLR Dock
Das XLR Dock arbeitet fix mit 24 Bit/48 kHz. Zum Streamen ausreichend, ansonsten wäre eine etwas höhere Samplerate auch nicht verkehrt – die Elgato Wave XLR liefert beispielsweise 96 kHz. Mit ihr gemeinsam hat das XLR Dock, dass ASIO zwar nicht funktioniert, aber virtuelle Ein- und Ausgänge möglich sind. Der Dynamikbereich liegt bei 100 dB (120 dB mit Clipguard), der Frequenzgang bei 20 Hz bis 20 kHz, der Verstärkungsbereich bei beachtlichen 0 bis 75 dB. Das reicht auch für hungrigere Mikrofone wie das Shure 7MB.
Setup und Steuerung
Eingerichtet wird das System in der Wave Link-App. Hier kann ich zum einen dem XLR-Anschluss des Docks ein Lowcut-Filter zuweisen (0, 80, 120 Hz), den recht wirkungsvollen Limiter – der hier Clipguard heißt – aktivieren und die +48 V Phantomspeisung dazugeben. Vor allem lassen sich in der App aber auch (eigene) VST- und Elgato Plug-in-Effekte auf die Kanäle legen, sowohl einzeln als auch als Kette. Zum anderen lege ich im Wave Link auch die angesprochenen virtuellen Eingangs- und Ausgangskanäle an, etwa für Music, Browser, Game, System, Voice Chat usw.
In der Stream Deck-App kann ich einige Aspekte des XLR Dock ansteuern. So zum Beispiel den Eingang (das Mikrofon) wahlweise auf den Stream- oder auf den Monitormix schalten, Clipguard und Lowcut ein- und ausschalten, Lautstärken und Gains mit Hilfe der Drehregler anpassen und vor allem auch einzelne VST- bzw. Elgato-Effekte aktivieren bzw. deaktivieren. Sogar kleine Pegelanzeigen lassen sich auf den grafikfähigen Tasten einblenden. Die Wave Link-App muss zwar im Hintergrund aktiv bleiben, kann aber während des Praxisbetriebs fast völlig ignoriert werden. Und da ich mit dem Stream Deck ja auch alle anderen Media-, Streaming- und sonstigen Programme steuern kann, habe ich so alles auf einmal im Blick – enorm praktisch. „Durch die Bündelung kannst du dich auf ein Gerät konzentrieren und sparst Platz auf dem Schreibtisch“, schreibt Elgato. Ja, das kann ich so unterschreiben.
Das Elgato XLR Dock in der Praxis: Wie klingt es?
Für Handling, Workflow und Bedienbarkeit gibt es schon mal Pluspunkte. Aber wie klingt das Elgato XLR-Dock? Beginnen wir bei den Ausgabegeräten: Einen Main-Out für Boxen besitzt das XLR Dock ja nicht. Ist das gewünscht, müssen die Lautsprecher über den PC laufen (können aber mit dem Stream Deck gesteuert werden). Bleibt also der Kopfhörer: Der Ausgang hat ordentlich Druck, das reicht auch für hochohmigere Kopfhörer. Beim „latenzfreien Monitoring“ muss Elgato aber noch einmal ran. Im Test gab es auf meinem Notebook deutliche Verzögerungen zwischen Eingabe am Mikro und Ausgabe auf die Ohren, was zu einem kleinen, aber unangenehmen Halleffekt führt. „Viel Druck“ hat auch – mit satten +75 dB – der Mikrofoneingang, der auch wirklich gut klingt. Hier mal ein eingesprochener Satz aus unseren News (mit einem Rode NT2A).
Das ist absolut sendetauglich, da ist kein Unterschied zu anderen Audiointerfaces aus dieser Preisklasse festzustellen. Das Lowcut-Filter bringt bei 120 Hz keine dramatischen Änderungen im Keller, hat aber durchaus seine Daseinsberechtigung.