Interview mit Dominik Klassen von elysia
AMAZONA.de:
Dominik, im Zeitalter von hochqualitativen digitalen Algorithmen und relativ zu Hardware günstigen Plug-ins ist es nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass die gute, alte analoge Technik immer noch hier und da die Nase vorn haben kann. Könntest du das unseren Lesern bitte aus Sicht von Elysia kurz erklären?
Elysia:
Das liegt vor allen Dingen daran, dass die Prozesse in analogen Audiogeräten so komplex sind, dass sie sich auch heute noch nicht hundertprozentig nachbilden lassen. Bleiben wir beim Thema Kompression, das ist nämlich ein gutes Beispiel: Der Kompressionsvorgang selbst geht mit einer ganzen Reihe an nicht-linearen Effekten wie zum Beispiel der Erzeugung neuer Harmonischer einher. Was die Hardware in denkbar höchster Auflösung generisch erzeugt, müssen die Algorithmen in Kombination mit der zur Verfügung stehenden Rechenleistung simulieren. Ein aus Soundgründen mal eben ausgetauschter Widerstand verhagelt dir dann eventuell die Programmierarbeit von Tagen, wenn sich der Effekt dieser Veränderung an vielen Stellen einer Schaltung bemerkbar macht. Wir finden außerdem immer noch, dass sich Hardware weitaus intuitiver bedienen lässt als jede Software – vom Thema einer sich rasant entwickelnden und damit immer wieder selbst entwertenden Computertechnologie mal ganz abgesehen. Allerdings muss sichergestellt sein, dass die Qualität der verwendeten Wandler dem Niveau der analogen Hardware entspricht, denn sonst können solche Geräte ihr Potenzial nicht voll entfalten.
AMAZONA.de:
Der Elysia mpressor besitzt ja diesen außergewöhnlichen Equalizer, warum habt ihr euch dagegen entschieden, diesen per Schalter in den Sidechain-Weg einschleifbar zu machen?
elysia:
Das ist das typische Problem der eierlegenden Wollmilchsau. Wenn du mit einem Konzept für ein neues Gerät anfängst, fallen dir erst mal so ziemlich alle Features dazu ein, die man technisch in irgendeiner Form umsetzen kann. Eine solche Kiste mit tausend Schaltern würde aber kein Mensch bedienen wollen. Daher fängst du mit dem, was dir am sinnvollsten erscheint, die ersten Testaufbauten an und lässt den tatsächlichen Praxisnutzen darüber entscheiden, welches Feature gut ist und welches rausfliegt. Tendenziell will man am Anfang immer zuviel. Die Reduktion aufs Wesentliche ist am Ende das, worauf es ankommt – sonst macht es einfach keinen richtigen Spaß, ein Gerät dauerhaft einzusetzen. Die Arbeit muss schnell von der Hand gehen und das Ergebnis muss sofort überzeugen. Gerade beim mpressor sind so einige ursprüngliche Ideen im Laufe der Entwicklung gekappt worden. Wir finden aber, dass dir mit den diversen Sonderfeatures weit mehr Möglichkeiten offenstehen als mit den meisten anderen Kompressoren und zwar ohne dass das Ganze unbedienbar ist. Was konkret die frequenzselektive Kompression betrifft: Diese kann mit Hilfe eines beliebigen Equalizers vor dem externen Sidechain-Eingang erzielt werden.
AMAZONA.de:
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
elysia:
Da wir mittlerweile über ein wirklich gut ausgebautes Portfolio im Bereich Studioprozessoren verfügen, möchten wir uns zukünftig gerne auch mal anderen Themenbereichen zuwenden. Insbesondere für das weite Feld an Produkten speziell für Musiker haben wir eine Menge tolle Ideen, von denen man durchaus ein paar umsetzen sollte. Darüber hinaus denken wir aktuell über weitere digitale Releases in Form von wirklich spannenden Plug-ins nach. So viele Ideen, so wenig Zeit.
Danke für den spannenden Bericht zu diesem tollen Kompressor!
Die Frontplattengestaltung ist mir zwar etwas zu verspielt, die Verarbeitung und das Gehäuse an sich sehen aber beeindruckend aus. Was soll eigentlich das riesige weisse „Auge“ in der Mitte, hat das eine Funktion?
Danke auch für die Klangbeispiele, so etwas ist immer sehr nützlich für einen ersten Eindruck wohin die klangliche Reise mit der Kiste geht.
Das Teil erinnert mich vom Klang her ein wenig an meinen Amek9098 Kompressor.
Beim Layout der Platinen möchte ich allerdings anmerken, das eine solche saubere, graphisch-symmetrische Anordnung der Bauteile nicht klangfördernd ist sondern nur gut aussieht. So ein Layout schafft unnötig lange Leiterbahnen und damit Signalwege bzw. erhöht den Einfluss von Einstreuungen auf die Bauteile.
Für alle die keine €4000 haben, für derzeit $79 (normal 199), ist das mpressor Plug-In auch extrem gut. Wie in in meinem Test zum museq Plug-In geschrieben habe: Elysia hat nichts zu gewinnen wenn sie schlechte Plug-Ins herausbringen. Wenn nur die GUI nicht so winzig wäre, das macht nicht wirklich Spaß. Aber das ist ein generelles, tiefsitzendes Problem bei Plug-In Alliance.
Ein A/B Test ist natürlich immer spannend und meist auch erhellend/ ernüchternd.
:)