Ein Statement für die Ewigkeit
Der elysia museq ist ein 5-Band Stereo-Equalizer und stellt die Speerspitze der Equalizer des Herstellers aus Nettetal dar. Bereits vor über 10 Jahren – und damit gilt der museq fast schon als Recording-Klassiker – haben Ruben Tilgner und sein Team mit dem museq nicht nur ein hochwertiges Gerät entwickelt, sondern auch ein technisches Statement gesetzt. Das fast 8 kg schwere Gerät setzt nicht nur auf den ersten Blick Maßstäbe: Das eindrucksvolle Äußere wird durch nicht weniger aufwendige Funktionen und Bauteile ergänzt und zudem gehört auch das passende Plug-in zum Lieferumfang, das die perfekte Einbindung in die DAW ermöglicht. Wir haben den elysia museq für euch getestet.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es beim elysia museq?
Wir haben hier einen Equalizer von elysia. Das an sich ist nichts Besonderes, denn mit dem xfilter, dem xfilter qube und dem aufwendigen xfilter Mastering Edition ist das Portfolio eigentlich schon gut gefüllt.
Der museq rundet die Equalizer-Seire von elysia nach oben hin ab und ermöglicht Klanganpassungen, die nur wenige Mitbewerber so ermöglichen. Die fünf Bänder sind perfekt für Mixing und Mastering abgestimmt und wer die gute Verarbeitung von elysia kennt, der wird die Bedienung lieben. Wie eingangs bereits erwähnt, ist der museq bereits seit 2012 auf dem Markt und wird mittlerweile nur noch auf Anfrage individuell gefertigt.
Die Technik des elysia museq
Zunächst handelt es sich beim museq um ein reines Class-A Schaltungsdesign, das per Definition keine Übergangsverzerrungen zwischen positiver und negativer Halbwelle aufweist. Diese Bauweise benötigt zwar mehr Strom und produziert mehr Abwärme als die klassische Class-B Variante – allerdings lohnt sich dieser Aufwand in klanglicher Hinsicht. Dazu nutzt der museq aktive Filter mit FETs, also ohne den Einsatz von Spulen, die wiederum die Phase beeinflussen können. Auf eine Rückkopplung (also eine Art Korrekturschaltung) wird bewusst verzichtet. Dazu wird ein paralleles Filterdesign im Hoch- und Tiefpass eingesetzt: Dieses arbeitet unabhängig von den mittleren Bandpässen und vermeidet das befürchtete Vermischen der Filter, die im Übergangsbereich dann unsauber klingen können.
Auch regelt man beim elysia museq nicht einfach hoch oder runter: Nein, denn es wird über einen Schalter festgelegt, ob das jeweilige Band verstärkt oder abgesenkt wird. Es sind also pro Band zwei unterschiedliche Regelwerke vorhanden. Auch liegt an den Filtern immer Strom an, was dem Rauschverhalten des Equalizers sehr entgegenkommt: 119 dB Dynamikumfang sprechen hier eine deutliche Sprache.
Jedes der drei Mittenbänder lässt sich in Sachen Filtergüte von breit (Q = 0,5) auf schmal (Q = 1,3) umschalten. Dazu kann man entweder breitbandig auf den Klang einwirken oder einzelne Peaks, wie Resonanzen filtern.
Auch lässt sich jeder der Stereokanäle in den Warm Modus schalten. Ein sogenannter Slewrate-Limiter verlangsamt die Anstiegsgeschwindigkeit der Ausgangsstufen, was wiederum Einfluss auf die harmonischen Verzerrungen, den Freuquenzgang und die Phase hat. Das Ergebnis ist (wie der Name bereits vermuten lässt) ein warmes Klangbild mit runden Transienten und etwas mehr Körper in den unteren Frequenzbereichen.
Natürlich – das ist bei elysia Ehrensache – sind im museq alle Potentiometer paarweise abgeglichen, damit sich die Stereokanäle identisch verhalten. Die jeweils 21 Rasterstufen sind fein genug für jede noch so kleine Anpassung.
Die Ausstattung des elysia Equalizers
Für den elysia museq benötigt man keine technische Schulung, denn das Gerät ist sehr intuitiv zu bedienen. Jeder Kanal verfügt über jeweils fünf Potentiometer für den Pegel (oben, in Dezibel-Schritten) und fünf weitere für die Frequenzauswahl (unten). Zwischen den Reglern sind jeweils zwei beleuchtete Schalter angebracht:
- Low Band: 9 – 200 Hz mit Low Shelf oder Cut Gain
- Bottom Band: 18 – 400 Hz mit Narrow Q oder Cut Gain
- Middle Band: 150 – 3.500 Hz mit Narrow Q oder Cut Gain
- Top Band: 700 – 16.000 Hz mit Narrow Q oder Cut Gain
- High Band: 1.800 – 35.000 Hz mit High Shelf oder Cut Gain
In der Mitte unter dem imposanten elysia Logo finden sich vier weitere Schalter:
Left und Right aktivieren den jeweiligen Kanal. Ist der Kanal deaktiviert, dann wird das Eingangssignal direkt („hardwired“) auf den Ausgang geschaltet. Die beiden „Warm“-Schalter aktivieren die Klangfärbung, wie oben beschrieben.
elysia museq: Anschlüsse
Auf der Rückseite des Geräts sieht es ebenso aufgeräumt aus. Jeweils ein Ein- und ein Ausgang im XLR-Format pro Kanal und die Möglichkeit, die Helligkeit der Bedienelemente anzupassen. Dann noch der Stromanschluss und ein On/Off-Schalter.
Der professionelle Anspruch wird durch den Aufdruck mit der Pin-Belegung unterstrichen. Das Gerät benötigt die volle Bautiefe im Rack-Schrank und erfordert zwei Höheneinheiten. Ein tragender Zwischenboden im Schrank wäre zwar schön, allerdings ist die sehr massive Frontplatte mehr als ausreichend dimensioniert, um den museq optimal zu fixieren.
Was fehlt beim elysia museq?
Grundsätzlich setzt Ruben Tilgner bei seinen Rack-Geräten immer auf einen rückseitigen Netzschalter, was in professionellen Umgebungen auch völlig in Ordnung geht. Trotzdem wäre ich ein Fan eines Standby-Schalters auf der Vorderseite
Das gewichtigere Manko des elysia museq ist sicher seinem Konstruktionsjahr geschuldet und der puristischen Philosophie des Herstellers: Es gibt keinerlei Recall-Funktion oder auch keine Möglichkeit einer Bedienung über Software/Plug-in. Moderne Konstruktionen, wie der von uns getestete Wes Audio ngTubeEQ oder der Bettermaker Valve ermöglichen eine Kommunikation mit der DAW und somit auch ein Recall-Management.
Andererseits hat man beim museq einen unfassbaren Aufwand getrieben, damit das Signal möglichst „unverfälscht verfälscht“ wird. Das Netzteil ist gekapselt und strahlt nicht auf die sensiblen Bauteile, alles ist mit höchstwertigen Bauelementen versehen und der elysia museq wird vor dem Versand an den glücklichen Kunden auf Herz und Nieren getestet – alles mit geringsten Toleranzen und maximaler Stabilität. Man ist in Nettetal stolz, dass auch ältere elysia Geräte klingen wie am ersten Tag.
Im Gegensatz zum kleineren xfilter gibt es auch keine weiteren Audioausgänge, die das Signal unbearbeitet zur Verfügung stellen.
Die Verarbeitung des elysia museq
… ist perfekt. Ich hatte auch schon den Mastering-Kompressor „Alpha“ aus gleichem Hause in meinem Studio und darf mit Fug und Recht behaupten, dass ich kein Gerät kenne, das mit solcher Akribie gefertigt wird. Weitere Informationen zur Fertigung der elysia Geräte findet ihr auf der Website des Herstellers.
Der elysia museq in der Praxis
Installation und Anschluss sind ein Kinderspiel. Die Ein- und Ausgänge sind schnell mit meinem Universal Audio X6 Audiointerface verbunden und über die Konsole oder die DAW (Apple Logic Pro oder UAD LUNA) ist das Gerät schnell in die Studioumgebung eingebunden.
Wie häufig bei Studiogeräten, die für das Mastering konstruiert wurden, entfaltet sich die klangliche Finesse erst bei sehr zurückhaltendem und gezieltem Einsatz. Es macht deswegen auch keinen Sinn, ein Audiobeispiel aufzunehmen, in dem jedes Frequenzband angehoben oder abgesenkt wird. Die Aussagekraft dieser Vergleiche tendiert meiner Meinung nach gegen Null.
Deswegen habe ich „ganz einfach“ mit einem Shure SM58 Mikrofon ein Sprachbeispiel aufgenommen und dieses gezielt mit dem elysia bearbeitet. Am Ende hört ihr dann noch den Unterschied zwischen dem bearbeiteten Signal und mit aktiviertem „Warm-Modus“:
Was für den elysia Alpha Kompressor gilt, ist auch beim museq wahr. Das Ergebnis wird „edler“ und voll Finesse. Auch bei heftigem Filtereinsatz behält der Equalizer stets die Übersicht und wie vom Hersteller versprochen beeinflussen der Hoch- und der Tiefpass die Mittenbänder überhaupt nicht. Auch das gezielte Ausblenden beispielsweise von Raumresonanzen (ich weiß: Dafür ist der Equalizer definitiv nicht gedacht) oder von störenden Frequenzen durch die auf schmal gestellten Filter sind kein Problem.
Aber das ist nicht das Jagdrevier des museq. Er gibt dem Klang eine Transparenz und Lebendigkeit, verleiht der Kickdrum Härte oder Volumen oder hilft mittelmäßigen Mikrofonen oder ungünstigen Aufnahmen auf die Sprünge (im Mixing-Prozess).
Die Mitbewerber des museq
Wie schon erwähnt, muss sich der elysia museq mit den Schwergewichten der Branche messen. Das sind die (moderneren) Bettermaker und Wes Audio, aber auch die „Bomber“ von SPL oder Manley.
Bei den Genannten gehört der museq sogar zu den günstigsten Alternativen im High-End-Bereich. Für einen Mastering Equalizer von Manley werden schon über 7.000,- Euro fällig – da ist der elysia für 4.488,- Euro quasi ein Schnäppchen.
In diesem Segment geht es nicht um besser oder schlechter, hier entscheidet die Vorliebe des Tontechnikers oder Mastering-Ingenieurs oder der Einkäufer des Studios.
Von allen Genannten ist der elysia museq definitiv der „Go-To“-Equalizer schlechthin. Da braucht es kein Handbuch und keine Software. Anschließen und fertig – die Magie des großen elysia gibt es dann praktisch als Zugabe!
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Ich muss es einfach loswerden: GEILES Soundbeispiel! Echt jetzt! 😃👍
Nicht nur, dass man die jeweiligen Optimierung der Sprechstimme deutlich hört (selbst über meine PC-Tröten, mit Kopfhörer war es natürlich deutlicher). Nein, man bekommt so ganz nebenbei auch mal mit, wie man eine Sprechstimme optimiert, ohne dass man Tontechniker gelernt hat. Super, echt! 😄
@Flowwater 👍
Da hat sich aber ein ordentlicher Netzbrumm plus Obertöne reingeschlichen. Ich wollte schon instinktiv die Hand vom Metall meines iPads nehmen.
@bluebell Hallo, stimmt – es hat sich herausgestellt, dass meine schaltbare Steckdosenleise einen Massefehler hatte. Ist jetzt ausgetauscht und kommt nicht mehr vor!
Grüße Jörg
seltsam, dieses Brummen – schade, dass dadurch der gesamte Test etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. ungewollte, „kaputte“ Obertöne höre ich keine.
@martin stimming Mit Obertönen meinte ich die vom Netzbrumm. Das „bsss“ im „mmmm“ :)