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Test: Elysia nvelope Qube, Transient Shaper

Ganz tief drin im Signalfluss!

9. Mai 2025
elysia nvelope qube test

Elysia nvelope Qube, Transient Shaper

Bei dem Elysia Nvelope handelt es sich um einen Transient Shaper, der die Dynamik und die Hüllkurve von Transienten, also die Attack- und Sustain-Phasen eines Signals, gezielt beeinflusst.

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Funktionsweise eines Transient Shapers

Einige Leser werden wahrscheinlich noch nicht die genaue Arbeitsweise eines Transient Shapers kennen und ihn in der Arbeitsweise häufig mit der Funktionsweise eine Kompressors gleichsetzen. Dies ist jedoch der falsche Ansatz. Daher hier noch einmal kurz die Funktionsweise eines Transient Shapers im Einzelnen.

Ein Transient Shaper ist ein Audioeffekt, der die Dynamik und die Hüllkurve (Envelope) von Transienten, also die Attack- und Sustain-Phasen eines Signals, gezielt beeinflusst. Seine größte Effektivität erreicht der Transient Shaper bei der Bearbeitung von perkussiven oder dynamischen Klängen wie Drums, Percussion-, Gitarren oder Synth-Sounds. Dabei arbeitet der Transient Shaper im Prinzip mit nur zwei Parametern.

1. Attack verstärken oder abschwächen

  • Eine Erhöhung des Attack-Anteils verstärkt den Einschwingvorgang. Dadurch wird der Klang prägnanter und durchsetzungsfähiger.
  • Eine Verringerung des Attacks macht den Sound weicher oder entfernt störende Transienten.

2. Sustain verlängern oder verkürzen

  • Eine Erhöhung des Sustain-Wertes verstärkt den Nachklang, sodass der Sound voller und räumlicher wirkt.
  • Eine Reduzierung des Sustain-Wertes macht den Klang trockener und direkter.

Der Unterschied zu einem Kompressor:

  • Ein Kompressor passt die Lautstärke abhängig vom Pegel an (dynamische Abhängigkeit).
  • Ein Transient Shaper arbeitet direkt auf der Hüllkurve des Signals, ohne eine Pegelabhängigkeit, daher bleibt die Lautstärkeveränderung unabhängig von der Eingangslautstärke erhalten.

Beliebte Anwendungsgebiete sind zum Beispiel:

  • Drums – mehr Punch (Attack hoch), trockenerer Sound (Sustain runter)
  • Gitarren/Bass – deutlicherer Anschlag oder weicheres Spielgefühl
  • Vocals – Entfernung von Explosivlauten oder Betonung der Artikulation
  • Mastering – Kontrolle über die Präsenz und Dynamik eines gesamten Mixes

Die Konstruktion des Elysia nvelope qube

Der Elysia nvelope ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich. Zum einen gibt es die klassische 19“-Variante mit 1 HE, als zweite Möglichkeit gibt es eine 500er-Rack-Ausführung und als Drittes die uns zum Test vorliegende Qube-Variante. Genau genommen müsste man sagen, es gibt noch eine vierte Ausführung, denn der Elysia nvelope ist ebenfalls als Plug-in-Version erhältlich.

Elysia nvelope Qube test

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Bei der Qube-Variante handelt es sich um ein Layout, das von Elysia bei verschiedenen Prozessoren verwendet wird. Der Qube ist ein Standalone-Produkt, der optisch tatsächlich die Abmessungen eines kräftigen Ziegelsteins aufweist, jedoch hochkant auf einem Tisch platziert wird und unten mit zwei durchgehenden Streifen aus Gummi versehen ist, sodass er auch auf sehr glatten Flächen wie zum Beispiel einer Glasplatte sehr guten Halt findet. Die Front ist relativ großzügig ausgelegt und trotz der Platzierung von insgesamt acht Potentiometern und acht Druckknöpfen ist das Produkt sehr übersichtlich und zudem auch intuitiv zu bedienen.

Mit einem ersten Blick auf das Frontpanel sehen wir, dass die beiden Kanäle jeweils mit vier Reglern ausgestattet sind. Dabei handelt es sich zum einen um die essentiellen Attack- und Sustain-Regler und jeweils einen zweiten Regler, der die Frequenz bearbeitet, wobei der obere Regler mit der Bezeichnung „Freq A“ dem Attack- und der untere Regler mit der Bezeichnung „Freq S“ dem Sustain-Regler zugewiesen werden. Die vier Frequenzregler sind gerastert, während die Attack/Release-Regler nur eine 12-Uhr-Rasterung aufweisen.

Der Klang des Attack-Reglers ist vergleichsweise einfach, wenn man sich die Soundbeispiele anhört. Gehen wir von der 12-Uhr-Stellung aus und drehen den Attack-Regler im Uhrzeigersinn, wird der Klang aggressiver. Drehen wir ihn gegen den Uhrzeigersinn, wird der Klang weicher. Insbesondere, wenn man mit perkussiven und akustischen Instrumenten arbeitet, merkt man die klangliche Einflussnahme des Attack-Reglers ganz besonders intensiv.

Elysia nvelope Qube test

Im Bereich des Sustain-Reglers verhält es sich folgendermaßen. Nimmt man den Regler und dreht ihn mit dem Uhrzeigersinn, wird der Body des Signals deutlich betont. Dadurch bekommt man einen höheren Raumanteil und ein verlängertes Signal. Das Gegenteil entsteht entsprechend, wenn man den Regler gegen den Uhrzeigersinn dreht. Hierbei wird das Signal verkürzt und der Raumanteil wird deutlich zurückgefahren.

Die Klangregelung des Elysia nvelope qube

Die große Besonderheit des Elysia nvelope sind jedoch die beiden Frequenzbänder, die auf das Signal einwirken. Gemäß der Philosophie von Sound Designer Ruben Tilger hat der Transientenbereich immer etwas mit hohen Frequenzen zu tun, während der Ausschwingungsbereich vornehmlich in den tieferen Frequenzen definiert wird.

Durch die beiden Frequenzbänder kann man den Attack-Bereich zwischen 20 Hz und 8 kHz regeln, während der Sustain-Bereich zwischen 50 Hz und 15 kHz greift. Diese Schaltung erlaubt einen sehr gezielten Angriff auf die jeweiligen Frequenzen und lässt das bearbeitete Signal nochmal deutlich im Ein- und Ausschwingverhalten variieren. Über zwei Druckschalter können die jeweiligen Equalizer für beide Seiten ein- und ausgeschaltet werden.

Der Elysia nvelope ist ein Stereo-Prozessor, der über einen einzelnen Schalter beide Kanäle in der Regelung zu einem Kanal zusammenfasst. Wenn der Stereo-Link-Knopf gedrückt ist, übernimmt die linke Seite die Funktion für beide Seiten. Die rechten vier Regler sind in diesem Fall deaktiviert. Zudem gibt es einen Full-Range-Schalter, der den Anwendungsbereich über das gesamte Frequenzspektrum ansetzt. Da diese Schaltung sehr hohe Peaks im Level erzielen kann, gibt es ganz oben einen Auto-Gain-Schalter, der den Pegel automatisch auf das Niveau herunter- bzw. hinaufregelt, sollte es zu dynamischen Ausfällen kommen.

Der Elysia nvelope kann von seiner Funktionsweise allerdings noch einen oben draufsetzen. Im EQ-Mode wird der Transient Shaper zu einem 2-Band High- und Low-Shelf-Filter. Über die beiden Frequenzbänder können die jeweiligen Einsatzfrequenzen festgelegt werden, während der Attack- und Sustain-Regler zu einem Gain-Regler bzgl. Cut oder Boost umgewandelt werden. Der Auto-Gain- und Full-Range-Mode ist in diesem Einsatzbereich jedoch deaktiviert.

Anschlüsse des Elysia nvelope qube

Die Rückseite des Elysia in der Qube-Ausführung ist einfach und übersichtlich gehalten. Wir haben im Prinzip zwei identische Kanäle, wobei Ein- und Ausgänge symmetrisch als XLR bzw. TRS gehalten sind. Zusätzlich gibt es den Anschluss für das Netzteil, das die ungewöhnlichen Leistungsdaten von 18 V bei 1 A in Gleichstrom enthält.

Elysia nvelope Qube test

Einmal mehr gilt der Spruch, dass man sehr aufpassen sollte, dieses Netzteil nicht zu verlieren, denn ein baugleiches oder gar eine Version in einem Multispannungsnetzteil wird es mit diesen Werten wohl nicht geben.

Der Elysia nvelope qube in der Praxis

Selten trifft die Bezeichnung Sounddesigner so gut zu wie bei einem Transient Shaper. Die totale Kontrolle über das Aus- und Einschwingverhalten eines Signals ist weit mehr in der Klangformung angesiedelt, als es zum Beispiel der Wechsel zwischen verschiedenen Mikrofonen oder Signalprozessoren wäre.

Man sollte sich allerdings auch im Klaren sein, dass man von dem ursprünglichen Signal Anteile entfernt bzw. hinzufügt, die so im Signalfluss nicht enthalten sind. Dies ist vor allen Dingen extrem hilfreich, wenn man zum Beispiel ein akustisches Problem hat, das bei der Aufnahme entstanden ist oder oder gerade entsteht und das man im Nachhinein beheben möchte.

Nichtsdestotrotz kann man mit dem Elysia nvelope ganz herausragende Klangveränderungen vornehmen, die mit nichts anderem bzgl. der Signalprozessoren vergleichbar sind.

Die Möglichkeiten, ein Signal in seinem Klang zu „verbiegen“, entsprechen schon fast den Filtermöglichkeiten eines regulären Synthesizers. Bei klassischen Instrumenten wie Gitarren, Schlagzeug oder sonstigem ist mir außer einem Transient Shaper kein anderer Signalprozessor bekannt, der so tief in den Signalfluss eingreift und ihn auch entsprechend verändern kann.

Inwieweit diese Verbiegung des eigentlichen Klanges möglich oder nötig ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Aber Fakt bleibt, dass der Prozessor einen unglaublich hohen Spieltrieb entfacht und man insbesondere, was die Durchsetzungskraft eines Signals angeht, sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Die Verarbeitung des Elysia nvelope ist ganz hervorragend und entspricht bestem Made in Germany. Da sich in den Studioausrüstungen in den letzten Jahren einiges getan hat und der Zwang von früher zum 19-Zoll-Equipment deutlich nachgelassen hat, kann ich mir den Cube schon auf dem einen oder anderen Desktop vorstellen. Allerdings ist er schon relativ outstanding und nimmt durch seine Form nach oben hin auch einiges an Platz weg, sodass man ihn zum Beispiel nicht problemlos unter einem Monitor platzieren kann, es sei denn, man bockt den Monitor ebenfalls hoch.

Elysia nvelope im Einsatz im Studio

Elysia nvelope im Einsatz

Eine Reihe aus mehreren Qube-Prozessoren dürfte zweifelsohne optisch ein Highlight darstellen. Zudem ergibt sich das „Problem“, dass wenn man einmal mit zwei Kanälen angefangen hat, man ganz schnell am liebsten unzählige von diesen Prozessoren hätte, weil was man alleine aus einem normal abmikrofonierten Schlagzeug mit diesen Prozessoren machen kann, ist wirklich unglaublich.

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Fazit

Mit dem Elysia nvelope hat der deutsche Hersteller Elysia ein hervorragendes Tool in seinem Portfolio. Der Transient Shaper ermöglicht einen echten „Deep Dive“ in den Signalfluss und eine klangliche Bearbeitung, die ihresgleichen sucht. Ein Sound Designer im besten Sinne!

Plus

  • klangliche Möglichkeiten
  • Verarbeitung
  • Made In Germany

Preis

  • 929,- Euro
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Elysia nvelope qube
Elysia nvelope qube
Kundenbewertung:
(2)
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU

    Ein Transient-Shaper noch als Hardware? Ok, da muss die Liebe wirklich weit gehen meiner Meinung nach, ohne der sicherlich hervorragenden Qualität von Elysia made in G. zu nahe zu treten. Die meisten wissen gar nicht das sie einige Transient-Shaper im Portfolio haben. Teils sogar als Stock-Plugins: Cubase Envelope-Shaper oder NI Transient-Master. Zwei Beispiele die vermutlich viele haben. Für 95% aller User vollkommen ausreichend. Für Profis gibt’s dann den Elysia. Ich sehe diesen auch weniger bei den eh schon extrem Transient-komprimierten Kicksamples, sondern zum Beispiel bei Live-Drumming, Live-Percussions oder was Gitarristen gerne machen: Völlig übertriebene E-Gitarren in Lautstärke und vor allem Anschlag. Für solche Zerstörung eines Tracks durch hart übertriebe E-Gitten gibt es schließlich den Elysia Transient-Shaper. Am besten anwenden wenn der Gitarrist das Studio schon verlassen hat. ;)

  2. Profilbild
    SlapBummPop 1

    Moin zusammen.

    Interessant wären noch Zwei, Drei Beispiele mit Gesang gewesen.
    In Live-Situationen könnte man vermutlich so manchen Gig mit Zwei,
    Drei von den Teilen retten.
    Wie oft bluteten mir schon die Ohren und ich verzog mich in die hinteren Reihen.
    Zudem ist die Beschallung (PA) inzwischen nicht selten eher drittklassik,
    was erschwerend hinzu kommt.

    Gruß
    SlapBummPop

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