Touch Controller für die Zukunft
Beim Embodme Erae 2 handelt es sich um einen polyphonen MIDI-Controller und Live-Looper, der mit allerhand Anschlüssen und einer großen Funktionalität aufwartet.
Kurz & knapp
- Vielseitigkeit & Konnektivität: Der Erae 2 verbindet DAW, MIDI und CV/Gate dank 24 CV-Ausgängen und umfassender MIDI-Integration.
- Touch-Präzision: Die hochauflösende Sensor-Matrix sorgt für exakte Steuerung mit unter 1 ms Latenz – ideal für expressive Performances.
- Individuelle Anpassung: Mit der Software The Lab lassen sich komplexe Setups mit Pads, Fadern und Skalen flexibel gestalten.
- Ausdruck und Expressivität: Pressure/Velocity, X- und Y-Position können auch als separate CV ausgegeben werden, für maximale Ausdrucksstärke beim Spielen.
- Top-Bedienbarkeit: Logische Benutzerführung, Jog-Dial und gut lesbares Display machen die Bedienung intuitiv und schnell.
- Hochwertige Verarbeitung: Robustes Alugehäuse, clevere Details und vielseitiger Einsatz machen den Erae 2 zum Profi-Tool.
Inhaltsverzeichnis
- Kurz & knapp
- Wie komme ich an einen Embodme Erae 2?
- Was ist der Embodme Erae 2?
- Was beinhaltet das Paket des Embodme Erae2?
- Embodme Erae 2: Der erste Kontakt
- Blick hinter die Kulissen – Die Software „The Lab“
- Embodme Erae 2: Organisation von Projekten
- Embodme Erae 2: Performance Modus
- Das MIDI Space Ship
- Was kann Embodme Erae 2?
Wie komme ich an einen Embodme Erae 2?
Zu manchen Geräten, die am Ende des Tages im Setup landen, gibt es manchmal schöne Lagerfeuer-Stories. So auch zum Embodme Erae 2. Die Story beginnt mit dem 400-jährigen Bestehen des Schlosses Versailles und dem Altmeister Jean Michel Jarre, der anlässlich des Geburtstags eine Performance namens „Versailles 400“ gab. In eben jener kamen im Mittelteil ein Roland System-8 und die Vorgänger Version Erae Touch zum Einsatz. So weit so gut, machte der besagte Controller doch aus dem Roland System-8 ein „anderes“ Instrument.
Ok, nun der Lagerfeuerteil. Zunächst der Aufruf in der Facebook-Synthesizer-Sportgruppe: „Wer hat das Event gesehen und hat Infos dazu?“ Zusätzlich noch eine Nachricht an das Management von JMJ und die französische FB-Gruppe. Erstmal keine Antwort. Dann im September 2024 eine E-Mail mit einem Link zu einer französischen Firma. Ok, eine recht junges Startup, das schon erfolgreich Projekte in Augmented Reality umgesetzt hat und nun erfolgreich eine Kickstarter Kampagne zum Erae Touch II aufgelegt hat. Also kurz mal eine Mail geschrieben und angerufen. Ich möge mich gedulden, wenn ich jetzt bestelle, kommt das Gerät zu Weihnachten. Oder ich nehme den Erae Touch I. Ok, wir nehmen den Erae Touch 2.
Was ist der Embodme Erae 2?
Omen es Nomen, hat man das Touch aus dem Produktnamen verbannt, Erae Touch 2 heißt jetzt nur noch Erae 2.
Primär ist Erae 2 ein MPE-Controller, Looper, Arpeggiator und eine Skalen-Spielhilfe. Der Clou ist aber, das Erae 2 neben MIDI via USB und MIDI TRS-A auch 24 CV/Gate- und Trigger-Ausgänge bereitstellt. In Worten Vierundzwanzig.
Ebenso kann, dazu kommen wir später noch genau, die Oberfläche des Embodme Erae 2 mittels Software angepasst und Velocity sowie Pressure auch als CV ausgegeben werden.
Somit erhalten wir einen perfekten Partner, der die Brücke zwischen DAW, MIDI und CV/Gate bildet und sich nahtlos in ein bestehendes Setup einbindet.
Was beinhaltet das Paket des Embodme Erae2?
Nach dem ersten Auspacken des Pakets entnehmen wir zwei USB-C-Kabel, ein Netzteil, Micro-SD-Speicherkarte und MIDI-TRS-Adapter. Die Splitterkabel für CV/GATE gibts bei Befaco über die Webseite oder bei Thomann.
Ebenso gehört ein als „Fabric“ bezeichneter Ersatz für das taktile Display dazu. Dieses ist selbstklebend. Keine Sorge, falls nötig ist der Austausch rückstandlos innerhalb von Minuten erledigt und man kann über die Embodme Website „Fabric“ nachkaufen.
Also alles vorhanden um zu starten? Nein, um die acht Konfigurationen zu ändern, muss noch die Erae2 Software geladen werden. Diese ist auf der Hersteller-Website erhältlich.
Embodme Erae 2: Der erste Kontakt
Nach dem ersten Einschalten des Embodme Erae 2 wird der Anwender freundlich darauf hingewiesen, doch bitte die Micro-SD-Karte im Gerät zu platzieren, die aktuelle Software zu laden, die CV/Gate-Kalibrierung abzuschließen und bitte geduldig zu warten, bis der interne Akku geladen ist.
Gesagt und getan, und ab für die erste Runde in Apple Logic und ein MPE-fähiges Plug-in gestartet. Und jetzt wollen wir den Vangelis Sweep. Und hier die erste Überraschung. Wo andere MPE-Controller den Sweep wie einen betrunkenen Husten klingen lassen, folgt der Embodme Erae 2 exakt und genau meiner Bewegung und setzt Druck und Bewegung in den gewollten Sweep um.
Erreicht wird das laut Embodme mit einer 16.000 Punkte großen berührungsempfindlichen Matrix, mit eigens entwickelter Interpolation und einer Genauigkeit von 10 Mikrometern innerhalb eines XY-Rasters. Hierbei wird die Oberfläche mit einer Frequenz von 2 khz abgetastet.
Am Ende führt das zu einer globalen Latenz von weniger als einer Millisekunde. Und genau das macht den Unterschied. Wenn ein Ton angeschlagen wird, klingt das mit dem Embodme Erea 2 eben nicht wie ein Drunken Sailor, sondern ohne große Übung habe ich meinen Vangelis Sweep.
Alles verpackt in ein 2,5 kg und 477 mm (Länge) x 277 mm (Breite) x 20 mm (Höhe) messendes Alugehäuse mit schwarzer Oberfläche. Abgerundet mit einem sehr lesbaren Farbdisplay und einer konsequent logischen Benutzerführung mit Jog-Dial: drehen, klicken, eingestellt. Hier gibt’s für die Bedienung und Nutzerführung einen Extrapunkt. Das hab ich schon deutlich schlechter erlebt.
Generell, und das wird lobend hervorgehoben, sind sowohl die Bedienung am Gerät als auch die Konfiguration am Rechner extrem stimmig und sinnvoll. Mit ein bißchen strukturierter Arbeitsweise kommt man hier schnell ans Ziel.
Blick hinter die Kulissen – Die Software „The Lab“
Wer einen solchen Controller wie den Embodme Erae 2 kauft, sollte im Kopf haben, das eine derartige Flexibilität nur mit dem Einsatz von Software möglich ist.
Zunächst eine Auflistung dessen was mit Erae 2 The Lab realisiert werden kann.
- MPE Keyboard
- Drum Matrix
- Ableton Live Controller
- Mixer via MIDI CC oder Sysex API
- Slider oder Button Matrix
- XY-Controller
- 1D Fader Matrix
- 2 Fader Matrix
Realisiert wird dieses mit sogenannten Elementen. Elemente umfassen:
- Button
- Key
- 1D Fader
- 2D Fader
- Keygrid
- Drumpad
- Keyboard
Um mit einem Drumpad zu starten, ziehen wir auf ein leeres Projekt aus dem linken Bereich ein Drumpad-Element auf unsere Canvas aka (spätere) Erae 2-Oberfläche. Rechts finden wir dann immer alle Konfigurationseinstellungen und in einem weiteren Tab-Display Farbe und Helligkeit. Die Konfiguration wiederholen wir solange bis alle Drumpads konfiguriert sind.
Ein komplexeres Beispiel wäre ein Keygrid mit verschiedenen Skalen und Grundtönen, das sowohl MIDI als auch CV/Gate ausgeben soll, vielleicht sogar polyphon? Hierfür erzeuge ich ganz einfach ein Grid und weise dann entsprechend CV/Gate einer Keygrid-Reihe zu. Faustregel: 4×6 = 24 Stimmen, dann ist Schluss.
Ebenso würde ich dann bei einem Keyboard beginnen. Vorab bitte nochmal die Nase in das Handbuch stecken, denn eine CV/Gate-Konfiguration darf zweimal verwendet werden.
Embodme Erae 2 kennt auch einen Dual Mode: CV/Gate werden physisch getrennt ausgegeben oder einen Splitter Mode – hier wird an einem Port beides ausgegeben.
Dazu lassen sich CV/Gate über das Erae 2 kalibrieren. Auch hier der Tipp: erst kalibrieren, dann tunen. Nach erfolgreicher Kalibrierung kann man in den Einstellungen noch feintunen, wenn nötig.
Ebenso hat eine Voice bis zu acht Parameter, als Num Voice bezeichnet.
| Num voice | Attribute | Value | Output Number |
| Gate | on /off | 1 | |
| 1V / Oct | on /off | 2 | |
| CV Velocity | on /off | 3 | |
| CV Pressure | on /off | 4 | |
| CV X Abs | on /off | 5 | |
| CVY Abs | on /off | 6 | |
| CV X Rel | on /off | 7 | |
| CV Y Rel | on /off | 8 |
Anders gesprochen: wenn ich vier Attribute pro Voice nutze, habe ich maximal eine sechsstimmige Polyphonie. Auch sei an dieser Stelle wieder ans Handbuch verwiesen.
Embodme Erae 2: Organisation von Projekten
Zum einen werden Projekte beim Embodme Erae 2 innerhalb der Software lokal gesichert und/oder gleich auf einen der acht Slots des Controllers gespeichert. Wenn nötig können Projekte auch über die Micro-SD-Karte geladen werden. Somit hat man im Falle eines Falles immer alle Daten und Projekte mit dabei.
Embodme Erae 2: Performance Modus
Nun geht es wieder ans Gerät, Spaß haben lautet die Devise. Für die eiligen Ableton-Kollegen finden sich auf der Hersteller-Website schon fertige Ableton Scripte mit allen Konfigurationen zum Download.
Generell gibt der Embodme Erae 2 Controller bei der Bewertung keine Punkte ab, sei es nun die Looper-Funktion oder die Skalen-Funktion. Oder aber das Arpeggiator-Feature (je fester ich drücke, umso schneller wird das Arpeggio). Wenn man diese Patch-Idee weiterentwickelt, kann man das in einem weiterem Setup nutzen, um beispielsweise einen LFO, der einen VCA oder ein VCF steuert, mit einer Control Voltage zu „bremsen“ oder „beschleunigen“. Erlaubt ist, was songdienlich klingt.
Der Looper kann bis zu 64 Steps aufzeichnen, mit und ohne Quantisierung. Ebenso kann ich im Nachgang Gesten, wie XY, Druck etc. aufzeichnen.
Generell macht sich hier positiv bemerkbar, dass die Metaphorik für die Bedienung zwischen Display und Knöpfen für Musiker gut abgestimmt ist und man immer nur einen Dreh und Klick von der Einstellung entfernt ist.
Das MIDI Space Ship
Die MIDI-Implementation ist ohne Mängel und macht genau das, was die Aufgabe ist, verbinden. Hier sind auch komplexe Projekte möglich, zum einen da wir verschiedene Schnittstellen bedienen können und sich diese Schnittstellen auch innerhalb eines Projektes gleichzeitig ansprechen lassen.
Selbstverständlich verfügt Embodme Erae 2 auch über eine Clock-Funktion, die sowohl externe Geräte synchronisiert, als auch von einer externen Clock synchronisiert werden kann.
Einen Bonuspunkt gibt es für den Zugriff auf die SysEX API und Code Helper Beispiele. Das erleichtert die Integration eigener Ideen ungemein. Fehlt nur noch ein Weg, aus dem Erae2 ein USB-2-CV/Gate-Interface zu machen. Aber vielleicht hat da ja jemand schon eine Produkt-Idee.
Was kann Embodme Erae 2?
Generell, und das merkt man an Details, hat Embodme sehr große Erfahrung mit taktilen Displays. Der Erae 2 ist die zweite Ausgabe des Controllers und ein extrem solide verarbeitetes Instrument.
Mit einfachen Massnahmen und simplen Konfigurationen macht man aus einem Behringer 2600 oder Behringer System 100 ein „neues“ Instrument oder erweitert andere Synthesizer mit einem MIDI-Filterpad. Erae 2 gibt uns sowohl mit Hard- als auch Software die passenden Werkzeuge dafür an die Hand.















































Vor dem Kauf bitte bedenken, der Erae 2 braucht Platz. Mir war er am Ende zu klobig, deshalb durfte er wieder gehen. Spielen lässt er sich super. Vom Konzept her auch ziemlich durchdacht und live tauglich. Hätte ich nicht den Osmose, wäre er vielleicht sogar geblieben.
@hardberg , den Platzbedarf kann man regeln, ich hab eine Montage Platte und Befestigungen für Jaspers Rohre angebracht und das hinter die Keyboards verbaut. Ich hab so zwei TOUCH II angebracht. Stört nicht, nimmt kaum Platz weg und spielt sich stehend Klasse. Braucht weniger Platz. Und du hast noch eine Eyecandy für das Publikum. Auf die Unterseite kannst dann noch Licht anbringen. Wenn man jetzt noch mega viel Zeit hat, kann man auch Animationen und Laufschriften auf das TOUCH II programmieren. Wie im Artikel geschrieben, wenn man einen Synth wie den BARP 2600 via CV/Gate und den anderen Parametern ansteuert, kommt das richtig gut.
Mein Erae 2 hat keine interne Batterie.
@Klangzaun , die interne Batterie / Akku nimmst du nur beim ersten Start wahr. Wenn die Unit lange nicht mit Strom versorgt wurde. Dann dauert der erste Start etwas länger.
Ich habe das Teil das erste Mal im Sommer beim Linkin Park Konzert in Berlin „erlebt“ und gleich mal geschaut, was das sein kann :)
Auf der einen Seite sieht es schon ziemlich cool aus. Aber vom Prinzip ist es ja eigentlich nur – böse gesprochen – ein ziemlich niedrig auflösendes Tablet.. Und man fragt sich, ob ein „richtiger Touchscreen“ nicht noch interessantere Möglichkeiten bietet.
Ich habe z.B. einen AOC-Touchmonitor, mit dem ich eigentlich sehr gut VST-Instrumente steuern kann, wenn man mal berücksichtigt, dass diese dafür in der Regel nicht ausgelegt sind und z.B. Knobs mit der Maus hoch und runter geschoben werden. Aber es geht gut und macht eigentlich auch Spaß.
Bei dem Preis muß man schon ziemlich verrückt sein… Es gibt ja durchaus interessante „Eingabegeräte“, aber sie sind halt auch sehr Speziell.. Muß halt zum Spielstil passen, sonst liegen sie nur in der Ecke :)
@Andreas , der Unterschied zu einem Touch ist die Ausgabe von CVs , die möchten als analoge Spannungen möglichst exakt rauskommen und wir reden hier bei der Auflösung des Touch über Sub-Millimeter und 16.000 Force-Sensoren. Das möchte erstmal in Echtzeit bewältigt werden. Die Steuerung eines VST/AU ist mit dem Touch II sehr gut möglich aber ich sehe dass Touch II an modularer Hardware. Sonst bräuchte man keine 24 CVs ;-) Das hat nichts mit verrückt zu tun, nimm einen BARP 2600 oder 2 davon und hau damit mal einen Akkdord raus. Und dass ist genau der Unterschied. Für iOS gibt es Apps die Berührungen des Touchscreens in CV/Gate umsetzen. nur funktioniert das entweder rudimentär oder du benötigst ein DC coupled Inface für iOS. Was auch für einen Touchscreen gilt.