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Test: Empress ZOIA, Gitarren Multieffekt Pedal

Empress ZOIA - Effekte aus der Matrix!

21. Mai 2019
 Empress ZOIA

Empress ZOIA

Das ZOIA Effektpedal von Empress ist da! Lange erwartet, von der Gitarristengemeinde im Vorfeld gehypt und angepriesen als „Modular Synth“, der irgendwie alles können soll. Vom Aufbau eigener Effekte, über Synth-Sequenzen, die auf geheimnisvolle Weise im Inneren der Wunderkiste entstehen, bis hin zum komplett freien Routing des Signals durch die Tiefen der Matrix. Eins vorweg: Im Verlauf des Tests hat sich der Tester mehrfach gewünscht, doch einfach die blaue Pille geschluckt zu haben …

Empress ZOIA – Facts & Features

Das Empress ZOIA kommt im unscheinbaren Pappschächtelchen ohne unnötigen Verpackungsschnickschnack, der Verzicht auf zusätzliche Plastikbeutelchen und Umverpackungen erfreut den umweltbewussten Tester. Im Lieferumfang befindet sich eine englischsprachige Bedienungsanleitung, die sich im Verlauf des Tests, neben zahlreicher YouTube Tutorials, als unentbehrlich erweist, sowie zwei MIDI-Adapter und eine Micro-SD Karte nebst Adapter auf normale SD-Karten Größe. Das war’s, ein Netzteil suchen wir vergebens, Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.

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Das ZOIA selbst ist in einem hochwertig wirkenden Gehäuse untergebracht, vorne am Gehäuserand finden wir drei Fußtaster mit den Bezeichnungen „Select“, „Scroll“ und „Bypass“, links oben befindet sich ein Scrollrad mit Push-Funktion sowie ein etwa briefmarkengroßes Display, das erstaunlich viel Informationen zu liefern in Stande ist. Neben dem Namen und der Nummer des aktuellen Presets bekommen wir Informationen über die Auslastung des verbauten Prozessors und wir werden übersichtlich durch die diversen Untermenüs der Parameter geleitet. Auf der Stirnseite des Gerätes befinden sich alle nötigen Anschlüsse, von links nach rechts je zwei Input- und Output-Buchsen in Klinkenform, der Netzteilanschluss, je eine MIDI-In- und eine MIDI-Out-Buchse als Miniklinke (deshalb die beiliegenden Adapter!) sowie ein „Control Port“ zum Anschluß eines externen Fußschalters oder Expression-Pedals und der Micro-SD Slot.

Empress ZOIA Effektgerät Frontansicht

Die Frontseite mit den Anschlüssen des Empress ZOIA Effektgerätes

Hat man ein passendes Netzteil aus den Tiefen der eigenen Elektrokiste gefischt, erwacht das Wunderkistchen zum Leben. Insgesamt 44 Gummitaster, davon 40 als Matrix von 8×5 Tastern angeordnet, 4 weitere, zunächst rot leuchtende Gummitaster, warten auf der linken Seite unterhalb des Displays darauf, von uns gedrückt zu werden. Alle dieser Taster haben Doppelfunktionen und sei es als Eingabetasten zur Benennung eines erstellten Presets. Die Beschriftung der Taster ist bei ungünstiger Beleuchtung und – geblendet von strahlenden und blinkenden Tastern – leider nahezu unsichtbar.

Empress Effects ZOIA Totalansicht

Das Empress Effects ZOIA in der Totalansicht. 8×5 beleuchtete Gummitaster ergeben die „Matrix“, die nahezu unbegrenzte Möglichkeiten des Signalroutings verspricht.

Dieses Gerät wurde definitiv nicht nur für Gitarristen entwickelt, das sieht man an den zahlreichen Möglichkeiten, die den Kollegen der Keyboardfraktion zuzuordnen sind und wahrscheinlich auch vorbehalten bleiben, sofern man nicht einen Kurs in Synthesizing belegt und diesen auch mit Erfolg abgeschlossen hat. Ich beschränke mich im Folgenden auf den Einsatz als Gitarreneffektpedal, obschon die Ausflüge in die Welt der Synthesizertheorie Spaß macht und auch echt wunderbar kranke Effekte entstehen, wenn man einen Oszillatorausgang auf einen VCA schickt und damit die Geschwindigkeit eines Flangers steuert …

Das Empress ZOIA im Gitarren Setup

Um das Empress ZOIA auf seine Praxistauglichkeit im Gitarristenalltag zu testen, habe ich das Gerät in verschiedenen Setups zum Einsatz gebracht. Zum Einen natürlich als klassischen Stomp-Effekt vor dem Gitarrenamp, zum anderen dann im Stereo-Setup im Einschleifweg des Amps. Und dann geht’s erst mal in Ruhe durch die Werkspresets. Und jetzt werden zwei Dinge ganz schnell klar: Das Gerät ist nahezu grenzenlos flexibel und auf den ersten Blick grenzenlos unüberschaubar. Was sich hier an Möglichkeiten auf kleinstem Raum eröffnet, ist allein durch die Fantasie des Nutzers beschränkt. Ich versuche im Folgenden einen kleinen Einblick in den Aufbau des Gerätes zu geben, und ich hoffe, dies gelingt mir einigermaßen nachvollziehbar und ohne Knoten in den Hirnwindungen zu hinterlassen. Doch zuvor ein kurzer Einblick in ein paar der Werkssounds. Als Grundlage dient ein Fender Twin Profile aus dem Kemper, alle Effekte des Kempers sind stummgeschaltet. Der Kemper ist über die Ausgänge direkt mit der DAW verbunden. Die Qualität der Effekte in den Werkspresets ist schlicht phänomenal, so wie ich das von Empress erwartet habe.

Befand sich das Empress ZOIA bei den ersten 4 Beispielen im Effekt-Loop hinter dem Amp, möchte ich nun mal eine Effektkette mit einem etwas kranken, gegateten Distortionsound in den Ring werfen. Dazu brauche ich natürlich die Speaker des Profiles im Kemper. Das Empress ZOIA bietet übrigens auch eine Cab-Simulation an, die mich allerdings nicht wirklich überzeugen konnte. Hier also kurz ein Soundfile mit Distortion aus dem Effektweg des Kempers vor dem Amp:

Die „Matrix“ aus Gummiknöpfen ist grundsätzlich komplett frei belegbar mit allem, was das Gerät hergibt. Der Hersteller spricht von „Modulen“, die eben innerhalb der Matrix bewegt werden können und je nach Größe und Komplexität des Moduls mehrere der Buttons beanspruchen, jeweils mit den beeinflussbaren Parametern des jeweiligen Moduls. Wem die 40 Buttons auf Seite 1 der Matrix nicht reichen, kann bis zu 63 weitere Seiten nutzen, durch die man mit Hilfe Page-Buttons navigieren kann. Genug Platz also für ausufernde Effekteskapaden. Ab Preset 60 finden wir leere Spielwiesen, ich werde jetzt also ein Setting erstellen, das einer klassischen Effektkette auf dem Pedalboard nahekommt. Zunächst müssen wir den Input definieren und wählen irgendeinen der noch freien Buttons aus.

Meine Wahl fällt auf den ersten Button oben links. Kurz gedrückt, leuchten gleich zwei der Buttons grün auf und das Display springt um auf das Menü „Select Category“. Dort habe ich jetzt die Wahl zwischen mehreren Modulen, von Audio-Modulen über Kontroll-Module bis hin zu Effekt-Modulen. Die richtige Wahl ist, da ich erstmal den Eingang des Gerätes definieren möchte, die Kategorie „Interface Modules“. Ein Druck auf das Scrollrad öffnet das Untermenü und ich wähle den Punkt „Audio Input“. Noch mal gedrückt erscheint ein weiteres Untermenü, in dem ich eine konkrete Auswahl des Inputs treffen kann. Hier wähle ich den im aktuellen Setup belegten linken Eingangskanal aus. Die Farbe des Buttons kann hier auch geändert werden, das wird im weiteren Verlauf zur Übersichtlichkeit beitragen. Grün ist erstmal schön, denn ich will ja starten. Also schnell bestätigen, jetzt ist der erste Button belegt, der zweite wird beim Monoeingang nicht benötigt, erlischt also folgerichtig.

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Empress ZOIA

Als nächstes möchte in meiner Effektkette einen Compressor ansteuern. Ich wähle wieder einen Button, diesmal den direkt rechts neben dem Input-Button. Diesmal wähle ich im Untermenü „Effekt Modules“ und dann „Compressor“. Standardmäßig leuchten jetzt 3 der Buttons, der Input und der Output sowie der bearbeitbare Parameter „Threshold“, Letzterer leuchtet deutlich kräftiger, weil er bearbeitet werden will, dazu kann ich jetzt den werkseitig auf -40 dB eingestellten Threshold Level mit Hilfe des Scrollrads verändern. Da es sich aber um ein modulares Baukastensystem handelt, muss das Gerät erstmal wissen, dass der Audio-Input auf Button 1 auch mit dem Compressor verbunden werden soll. Dazu drücke ich den grünen Input-Button und gleichzeitig den ersten Button der drei dem Compressor zugeordneten Knöpfe mit der Bezeichnung „Compressor Audio In“. Das Gerät verknüpft nun automatisch das Eingangsmodul des Empress ZOIA mit dem Eingang des Compressor-Menüs. Das war einfach, ich komme mir vor wie ein aufgeregtes Kind vor einer überdimensionalen Kiste voller Legosteine. Möchte ich mehrere Parameter des Compressors editieren, kann ich diese direkt beim Zufügen des Effektes in die Kette auswählen. Ich wähle zusätzlich „Attack“ und „Release“, somit besteht das Compressor-Modul nun aus insgesamt 5 leuchtenden Buttons.

Mit den folgenden von mir gewünschten Modulen in der Kette verfahre ich genauso, wobei ich, wie schon erwähnt, die Module frei positionieren kann. Nicht nur auf der Matrix des Gerätes, sondern jeder Ausgang eines jeden Moduls kann frei innerhalb des Systems geroutet werden. Es ist also problemlos möglich, dass ich innerhalb eines Presets parallele Signalwege fahre, indem ich zum Beispiel den Ausgang des Distortion-Moduls sowohl mit dem Eingang des Reverb-Moduls als auch mit dem Eingang des Delay-Moduls verbinde, ich darf dann natürlich nicht vergessen, auch die Ausgänge beider Module auf das Output-Modul zu schicken. Alles klar? Der Fantasie beim Signalrouting sind eigentlich keine Grenzen gesetzt und es ist nicht mal im Ansatz möglich, alle Varianten auch nur zu denken, Sinnhaftigkeit mal hinten angestellt. Hier ein Zitat aus der (leider nur englischsprachigen) Bedienungsanleitung: „Be sure to get familiar with the undo button“. Damit ist das Konzept eigentlich ausreichend erklärt, es gibt kaum Grenzen und trial and error führt tatsächlich, wenn auch nur langfristig, zum Erfolg.

Um es ganz klar zu sagen, dieses Gerät ist definitiv nichts für Einsteiger im Bereich der Effekte, dazu muss man schon genau wissen, welche Parameter wofür genau zuständig sind, denn nur so ergeben Experimente auch Sinn. Wer einmal den Ausgang eines Delay-Moduls auf seinen eigenen Eingang gelegt hat, weiß, was der Feedback-Button eines herkömmlichen Delay-Pedals bewirkt.

Im Folgenden noch ein Soundsample aus dem Eigenbau, das wahrlich einen unerhörten Praxiswert besitzt. Zerre und Effekte stammen ausschließlich aus dem Empress ZOIA.

Um die Verwendbarkeit im Zusammenspiel mit anderen Geräten zu überprüfen, hier ein Sound aus dem Kemper, der lediglich mit einem dezenten Vibrato aus dem Empress ZOIA veredelt wurde:

Zum Abschluss ein kleiner Ausflug in die Synthesizer-Sphären. Als Pink Floyd Fan komme ich nicht umhin, einen „Dark Side“ getauften Sound aus dem ZOIA zu Gehör zu bringen, allein dafür überlege ich die Anschaffung der Wunderkiste, dann kann ich unseren Keyboarder ohne schlechtes Gewissen zum Getränke holen schicken.

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Fazit

Das Empress ZOIA ist eine wahre Wunderkiste und Spielwiese für die Effektfreaks unter uns Gitarristen, auch wenn die eine oder andere Funktion den Keyboardern vorbehalten bleiben wird. Nach reichlich Einarbeitungszeit kommt man mit der anfangs gewöhungsbedürftigen Struktur des Gerätes klar, auch wenn sich mir nach mehreren Tagen der Experimente noch immer ungewollte Ergebnisse präsentieren.

Und hier kommt der eigentliche Kritikpunkt. Dieses Gerät bietet so umfangreiche, ja nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, dass ein Software-Editor für Mac oder PC ein Segen wäre. Und wem die Begriffe wie „Oszillator“ oder „Voltage Controlled Amplifier“ nichts sagen, wird mit dem Kistchen heillos überfordert sein, als reines Multieffektgerät ist das ZOIA etwas overdressed. Die Qualität der für uns Gitarristen relevanten Effekte, mit Ausnahme der Speaker-Simulation, die ich allerdings in meine Setup nicht wirklich gebraucht habe, ist grandios, wie von Empress zu erwarten war.

So genial ich die Innovation des Pedals finde, einen rechten Nutzen als Effektkistchen auf dem Board sehe ich nur sekundär, eher sinnvoll erscheint mir die Nutzung im heimischen Studio.

Plus

  • Sound
  • Qualität der Effekte
  • nahezu uneingeschränkte Flexibilität
  • Innovations- und Spaßfaktor
  • hochwertige Verarbeitung

Minus

  • schlechte Lesbarkeit der Beschriftung
  • kein Software-Editor verfügbar
  • Qualität der Cab-Simulation
  • keine deutsche Anleitung

Preis

  • Ladenpreis: 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Ob noch eine Tretmine die Antwort auf alle Fragen ist und den ultimativen Klang zum ultimativen Song liefert?
    .
    Für mich sehen diese komplexen Kisten –egal, ob Stompbox oder Modulsystem — immer nach einer riesigen Übersprungshandlung aus: „Warte, ich muß noch den Sound schrauben, aber wenn der fertig ist, dann fliegst Du weg, Alter!“
    .
    Die meisten schrauben heute noch, aber den ultimativen Song haben sie immer noch nicht aufgenommen.
    .
    Den Klang empfinde ich insgesamt als etwas zu plastikartig, vor allem die Zerre…
    .

    • Profilbild
      syntach

      @iggy_pop Den Sound finde ich noch ok, da gibt es schlimmere Pedale, aber mit dem Rest hast du Recht.
      Fehlt eigentlich nur noch Gitarrenpedalmodularsystem mit Mini-Patchkabeln, so wie beim Tinysizer.
      Und man muss dann natürlich auch mit den Zehen patchen lernen…

    • Profilbild
      Jim Tonic

      @iggy_pop Ganz so kritisch sehe ich es nicht, da ich denke dass hier vor allem der Spaß an der Erforschung neuer Verschatungen im Vordergrund steht. Alles speicherbar, so dass bei der Jam oder beim Auftritt nicht groß gebastelt werden muss. Ich schließe mich Jans Meinung an, dass hier wohl nicht vornehmlich Gitarristen angesprochen sind, umso verwunderter bin ich darüber, dass es nicht zumindest eine Option gibt bei der es statt der lauten und harten Knackschalter leise Tipptaster für die Desktop Fraktion gibt. Für Klangforschung ist das Ding allemal bei FX gerade so ziemlich erste Wahl. Mir würde es außerdem in der Seele weh tun, eine so teure Kiste auf der Bühne mit Straßenschuhen zu bedienen…

  2. Profilbild
    Weintrog

    Nachdem ich die Kiste schon seit einiger Zeit in Benutzung habe bin ich immer wieder Überrascht und überwältigt, was man da alles rausbekommt. ich habe mir z.b. mal ein Sidechainpumpen gebaut, das von einem Kontaktmikrofon auf der Bassdrum getriggert wird, das in den zweiten Input geht. Tolle Spielwiese, ich wills nicht missen. Leider sind das Pitchshifting und der pitch to cv-Alghoritmus nicht so der Bringer. Ich hatte gehofft, mit schöne Oktaver- oder Synthsounds bauen zu können, vllt die Oszillatoren per Bassgitarre steuern zu können aber das Tracking ist auch mit vorgeschaltetem Filter und Kompressor zu schlecht. Schade. Gerade bei Hall und Delay ist die Klangqualität aber großartig und wenn man auf live gespielte elektronische Musik steht, führt fast kein Weg daran vorbei. insbesondere die Möglichkeiten für midi-processing und sequencing sind Spitze.

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