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Test: Endorphin.es Queen Of Pentacles, Eurorack Drummodul

Ist die hart!

20. November 2020

Endorphines Queen Of Pentacles test

Mit dem Modul Queen Of Pentacles beglückt der ukrainische Hersteller mit Sitz in Spanien Endorphin.es die Freunde des Euroracks mit einem Drum-Generator der etwas anderen Art. Ist das Modul ungewöhnlich gut oder merkwürdig seltsam? Finden wir es heraus.

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Mit einer Breite von 30 HP nimmt die Endorphin.es Queen Of Pentacles schon eine gehörige Portion Platz im Rack ein. Die Verarbeitung der Potis und Fader ist einwandfrei und auch die Anordnung der Bedienelemente scheint zunächst sinnvoll verteilt. Es stellt sich jedoch heraus, dass vor allem die Kippschalter zum Stummschalten und die winzigen Spindelpotis, bedingt durch ihre Lage, schwerer zu bedienen sind.

Hybrid Drum-Kit

Zunächst einmal: Endorphin.es Queen Of Pentacles ist keine Drum-Maschine, d. h. es gibt keinen Sequencer. Man kann zwar eine Clock füttern, die ist jedoch nur für die Taktung der Rolls zuständig, die über die runden und beleuchteten Trigger-Taster ausgelöst werden können, sofern eine Clock aktiv ist. Die Sounds werden von einem Gate getriggert, das mindestens 3 V haben muss. Zusätzlich gibt es für die analogen Drums je einen Accent-Eingang.

Trigger- und Accent-Eingänge

Trigger- und Accent-Eingänge

Nach Angaben des Herstellers ist die Endorphin.es Queen Of Pentacles stark von den Sounds der 909 beeinflusst – und das zeigt sich auch in der Auswahl der einzelnen Drum-Sounds.

Die drei Haupt-Sounds, Bass-Drum, Snare-Drum und Clap, sind vollständig diskret analog aufgebaut. Dabei beruhen die Schaltungen auf denen der originalen 909. Die Queen Of Pentacles bietet darüber hinaus aber noch vier Sample-basierte Drums, die auf einer SD-Karte gespeichert sind. Die Samples dürfen im Format 8 oder 16 Bit mono oder stereo vorliegen und dabei eine beliebige Samplerate besitzen. Es können insgesamt acht Bänke auf der SD-Karte hinterlegt werden, die dann direkt am Modul aufgerufen werden können. Endorphine.es verspricht dabei latenzfreies Abspielen direkt von der SD-Karte. Und tatsächlich, beim Streamen einer 300 MB großen Datei, die ca. 26 Minuten dauert, konnte ich das bestätigen. Die Latenz beträgt dabei kaum mehr als 15 Mikrosekunden.

Eingebaut nicht zu erreichen - die SD-Karte

Eingebaut nicht zu erreichen: die SD-Karte

Da die SD-Karte auf der Unterseite des Moduls zu finden ist, ist sie ohne Entfernung des Moduls aus dem Rack nicht austauschbar. Auf der Karte befindet sich auch die Bedienungsanleitung im PDF-Format, die auf zwei Seiten versucht, alles Wissenswerte darzustellen. Der Rest der Anleitung beschäftigt sich mit den digitalen Effekten des Moduls.

Auszug aus der Anleitung - auf den ersten Blick wenig hilfreich

Auszug aus der Anleitung – auf den ersten Blick wenig hilfreich

Die Anleitung ist für meine Begriffe zu konfus gestaltet. Es ist schwer, manche Zusammenhänge zu verstehen, teilweise sind Angaben an völlig anderer Stelle zu finden als das abgebildete Bedienelement. Zu allem Überfluss wird die Effektsektion gleich für alle Geräte, die diese enthalten, besprochen, was den Durchblick nicht einfacher macht.

Audioausgänge

Queen Of Pentacles besitzt tatsächlich einen Stereoausgang. Somit können auch Stereo-Samples genutzt werden. Auch die digitalen Effekte sind stereo, das kommt vor allem den Hallprogrammen zugute. Alle analogen Drums besitzen einen Einzelausgang; ist dieser gepatcht, so wird der Sound aus der Summe entfernt. Allerdings hat dann auch der Mute-Schalter keine Auswirkung mehr. Dieser befindet sich direkt unterhalb der einzelnen Volume-Potis für die Drums und die Sample-Gruppen. Mit ihnen kann man einen Sound im Main-Mix stummschalten, über eine zweite Position soll man den Sound auch vom FX-Bus nehmen können. Leider war das bei meinem Testgerät nicht möglich.

Die Sounds der Queen Of Pentacles

Alle analogen Sounds verfügen über einen eigenen Volume-Regler und einen Mute-Schalter. Doch obwohl es vier Sample-basierte Slots gibt, fehlt ein eigener Volume- und Mute-Regler für jedes der Samples. Diese sind in Gruppen (1/2 und 3/4) zusammengefasst, so dass man sich bei der Bestückung etwas Gedanken machen sollte. Es gibt auch eine Choke-Funktion (klassischerweise für HiHat), diese funktioniert aber nur für das Paar (1/2). Zusätzlich bieten die Velocity-CV-Eingänge die Möglichkeit, die Lautstärke der Samples zu steuern.

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Die beiden Schalter für die Sample-Gruppen, leider stimmt die Beschriftung off, fx, on nicht mit den tatsächlichen Schalterstellungen überein

Die beiden Schalter für die Sample-Gruppen, leider stimmt die Beschriftung off, fx, on nicht mit den tatsächlichen Schalterstellungen überein

Dafür bieten vier andere Potis die Möglichkeit, entweder Pitch oder Decay eines jeden Samples separat einzustellen. Wie so vieles, ist diese Funktion hinter einem bestimmten Klick versteckt – das ist wohl der Preis für die Funktionalität. Man kann also entweder nur alle Tonhöhen oder alle Decays einstellen. Beim Wechsel bleibt aber die jeweilige Einstellung erhalten. Allerdings kann keiner der Werte über CV gesteuert werden.

Die analogen Drums verfügen über die folgenden Einstellungen:

  • Bass-Drum: Drive, Tune (Spindel) und Decay (Poti)
  • Snare-Drum: Tune (Spindel) und Tail (Poti, gekoppelt mit Tail des Claps)
  • Clap: Tone (Spindel) und Tail (gekoppelt mit Tail der Snare)

Die Parameter, die über ein Poti gesteuert werden, können auch per CV gesteuert werden. Leider scheint das Drive-Poti für die Bassdrum falsch kalibriert zu sein, da erst auf den letzten paar Millimetern Regelweg der Drive hörbar einsetzt.

Endorphin.es Queen Of Pentacles

Endorphin.es Queen Of Pentacles

Queen Of Pentacles akzeptiert durchgängig 0 – 5 V als Steuerspannung. Im laufenden Betrieb die winzigen Spindelpotis zu verstellen, ist eher mühsam, zumal die Hand dabei unweigerlich andere Bedienelemente berührt. Diese fallen also eher unter die Abteilung set-and-forget. Schade, gerade der Bassdrum-Drive hätte besser zugänglich sein können.

Um schon mal einen kleinen Eindruck weiterzugeben: Die analogen Drums bollern tatsächlich ganz ordentlich und man wird in der Tat sofort an die 909 erinnert. Eine Sache aber ist anders als bei der 909: Clap und Snare löschen sich bei gleichzeitigem Triggern gegenseitig nicht in der Phase aus, da sie jeweils einen eigenen Rauschgenerator besitzen.

Endorphines Queen Of Pentacles test

Die enthaltenen HiHats in der ersten Sample-Bank sind übrigens nicht aus einem 909-ROM, wurden aber von den gleichen HiHats gemacht, die damals auch bei Roland für die 909 zum Einsatz kamen (die gleichen – nicht dieselben, übrigens).

Die FX sind das Salz in der Suppe

Ok, Queen Of Pentacles kann analoge 909 Sounds und eine beliebige Kombination von vier Samples … dafür 549,- Euro hinzublättern wäre schon ein wenig dreist – hier kommen nun die FX und das Filter und der Boost ins Spiel.

Endorphin.es Queen Of Pentacles Die Sounds haben ihre eigenen Volume-Regler

Die Sounds haben ihre eigenen Volume-Regler

Alle Drums gehen durch das spannungssteuerbare Master-Filter, das eine Kombination aus LP- und HP-Filter ist. In der Mittenposition soll es eine Neutralstellung einnehmen, ohne den Sound zu färben. „Soll“ deswegen, weil ich eine solche Position nicht finde konnte. Man muss immer einen Kompromiss zwischen Low- und Top-End eingehen. Abhilfe schafft hier lediglich die Filter-Resonanz (ebenfalls spannungssteuerbar), dreht man diese auf ca. 10 Uhr auf, schafft es der Resonanz-Peak, ein ausgeglicheneres Klangbild zu erzeugen. Klingen tut das Filter. Und passt vor allem zu den analogen Drums sehr gut.

Die FX-Sektion des Moduls ist rein digital und kommt bereits in anderen Geräten von Endorphin.es zum Einsatz (Terminal, Milky Way und Blck_Noir). Die FX sind in zwei Bänke eingeteilt: Airways und Darkwaves. Wobei Letztere eher zur Drum-Manipulation gedacht ist und Erstere eher für Ambience-Effekte.

Effektprogramme der Endorphin.es Queen Of Pentacles

Effektprogramme der Endorphin.es Queen Of Pentacles

Alle Reverbs klingen ganz ordentlich und sind Live sicher hervorragend einzusetzen. Aber auch im Studio brauchen sie sich nicht zu verstecken, werden sie dezent eingesetzt. Einzig der Flanger ist ein wenig seltsam, da er immer aktiv ist und sich sein FX-Anteil auch nicht über das entsprechende Poti (cabin pressure) einstellen lässt. Ja, auch bei der Queen Of Pentacles sind wieder die allseits beliebten, aber meist sinnfreien Flugzeug-Metaphern für die Bezeichnung von Parametern im Einsatz.

Die meisten Effekte besitzen noch sekundäre Einstellungen, die über das Poti cabin fever eingestellt werden können. Ein Tap-Button hilf bei der Synchronisation und über einen Lang-Klick auf diesen kommt man auch noch an weitere Meta-Einstellungen eines Effektes, so er denn welche hat. Dann gibt es noch die Effekte, bei denen man mithilfe der Poti-Stellung des cabin fever eine Effektfunktion einstellen kann, also etwa Hall, Shimmer, oder Freeze beim Shimmer Reverb. Man sieht auch hier leider wieder: Funktionsumfang geht vor Bedienungskomfort.

Endorphines Queen Of Pentacles test

Drück mal auf die Tube

Auch in der Master-VCA-Sektion, die gewöhnlich nur für die Gesamtlautstärke verantwortlich ist, gibt es eine Überraschung. Ab der 2-Uhr-Position des Potis kann man einen Boost anfahren, der das Signal ordentlich plättet und durch die Mangel dreht – auch hier wieder spannungssteuerbar.

Endorphin.es Queen Of Pentacles Gib mir den BOOOOOST

Gib mir den BOOOOOST

Über diese VCA-Sektion läuft dann auch ein externes Signal, das über die aux in Buchse eingeschleift werden kann. Dabei geht es vorher sowohl durch das Filter als auch die Effektsektion. Der VCA-Boost liegt natürlich VOR der Effektsektion.

Im Einsatz

Nachdem erstmal die Verkabelung erledigt ist und ein wenig mit dem Modul gespielt wurde, werden zwei Sachen schnell klar:

Zum einen ist wirklich wenig Platz, um während der Sequenz beherzt einzugreifen; man muss schon aufpassen, nichts anderes zu verstellen, vor allem den großen Filter-Regler, der sehr feinfühlig auf Bewegungen reagiert.

Recht eng geht es bei den Kippschaltern zu

Recht eng geht es bei den Kippschaltern zu

Und zum anderen: Queen Of Pentacles macht richtig Alarm – Freunde der härteren Gangart ab 130 BPM aufwärts werden sich sofort zuhause fühlen, ja vielleicht sogar ein bisschen verliebt sein in den Klang der bösen Kiste aus Spanien – mir ist es so ergangen.

Die Drums klingen für sich schon sehr gelungen, aber erwachen erst richtig zum Leben, wenn man sie per CV moduliert, gerade das Filter, der Boost und die Accent-Sounds bescheren dem Körper tatsächlich Endporphine. Ich habe mich zuerst nur mit 909 Becken-Samples begnügt und hatte auch damit schon genug Spaß für einen Tag.

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Fazit

Auf der negativen Seite hätten wir da die Doppelbelegungen, die auch noch schlecht dokumentiert sind. Dazu gesellen sich noch die Platzprobleme, allerdings typisch fürs Eurorack. Auf der positiven Seite steht einfach nur der unbändige Spielspaß, der bei Endorphin.es Queen Of Pentacles aufkommt – einmal angefangen mit komplexeren Modulationen, wird der Besitzer mit einer Bandbreite an beinharten Beats belohnt, die sich sonst nur mit mehreren Modulen erreichen lassen würden. Endorphin.es Queen Of Pentacles ist halt nicht nur ein Drum-Kit, sondern eben auch Filter, Booster und Effektgerät in einem. Trotz der kleinen Nörgeleien finde ich die Endorphin.es Queen Of Pentacles am Ende des Tages einfach nur sehr gut.

Plus

  • sehr brachialer Sound des Gesamtpakets
  • Sample-Streaming direkt von SD-Karte
  • Effekte sind echte Bereicherung

Minus

  • einige Doppelbelegungen
  • etwas wenig Fingerfreiheit
  • manche Funktionen nicht wie dokumentiert

Preis

  • 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Niki

    Ich weis gar nicht was ich davon halten soll. Irgendwie schon geil. 909 sound + eigene samples + fx + filter. Aber irgendwie echt beschissen designt. Sieht irgendwie schon gut aus aber ich kann mit dem Layout irgendwie nichts anfangen. Schräges Teil.

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @Niki Ich finde auch, diese Luftfahrt, Steward/essen Analogien auch eher – na ja – was soll ich mir unter cabin pressure eigentlich vorstellen? Aber wenn man das Teil mal im Rack hat — volles Programm!

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