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Test: Eowave Domino Analogsynthesizer

Klingender Synthhesizer-Spielstein

21. März 2012

Der französische Hersteller Eowave ist eigentlich nur Analogfreaks bekannt. In erster Linie betätigt man sich unter dem Namen Mesi als Vertrieb für analoge Synthesizer und Effekte, vergleichbar mit dem hiesigen Büro von Schneider. Nebenher entwickelt Eowave immer wieder eigene Produkte wie den Ribbon-Synthesizer Persephone oder ein System von Sensoren für MIDI/CV/USB-Interfaces, die bislang eher als Kleinserie aufgelegt wurden. Mit neuen Produkten will man nun etwas größere Marktsegmente erschließen.

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Vergangenes Jahr wurde auf der Musikmesse ein monophoner Analogsynthesizer vorgestellt, der durch die eigenwillige Schreibweise seines Namens .:.: DOMINO .::: auffiel. Inzwischen ist das Gerät verfügbar, weshalb wir uns es näher ansehen wollen.

Startschwierigkeiten mit dem Eowave Domino

Zunächst sah es so aus, als stünde der Test unter keinem guten Stern. Gleich zwei nicht korrekt funktionieren Geräte hielt ich nacheinander in den Händen. Einmal MIDI-Probleme, beim zweiten Mal eine falsche Kalibrierung. Sehr unschön, aber gleichzeitig eine Möglichkeit zu sehen, wie sich der Hersteller hier verhält. Tatsächlich war Eowave nicht nur sehr bemüht, Abhilfe zu schaffen (organisierte schnellen Austausch und bot Hilfe zur Selbsthilfe an), sondern erklärte auch die Fehlerursache und wie man das Problem in der Produktionstrecke inzwischen eliminiert hat. Es waren laut Eowave nur sehr wenige Geräte insgesamt betroffen, ich hatte einfach das Pech, gleich zwei aus dieser Charge zu erwischen. Doch nun steht ein voll funktionstüchtiges Exemplar vor mir, und es kann mit der Besichtigung losgehen.

Den Domino-Synthesizer In der Hand

.:.: DOMINO .::: sieht aus wie ein entsprechender Spielstein, weiße Oberfläche und schwarze Regler als Punkte. Dabei fällt gleich die solide Verarbeitung auf. Das Metallgehäuse hat ein Gewicht, das Standsicherheit garantiert. Die Regler haben einen großzügigen Abstand zueinander und besitzen ein sehr angenehmes Anfass- und Drehgefühl. Da ist schon mal klar, dass man .:.: DOMINO .::: spielen will.

Auf der Rückseite finden wir die nötigen Anschlüsse, aber nicht mehr. MIDI-In, Audio-In/-Out und Netzteilbuchse. Leider keine CV/Gate-Eingänge, was für einen Analogsynthesizer doch wirklich angebracht wäre.

Auf der Anschluss-Seite vermisst man CV- und Gate-Eingänge

Den Domino in der Box

.:.: DOMINO .::: ist ein typischer Ein-Oszillator-Synthesizer mit ziemlich einfacher Struktur. Die Anleitung nennt die TB-303 als Traditionsvorsteher, doch ein bisschen mehr hat .:.: DOMINO .::: schon zu bieten. Wenn man einen Vergleich ziehen will, scheint mit der Doepfer MS-404 enger verwandt zu sein.

Der VCO erzeugt Saw und Square, die man über einen Regler mischen kann. Wie auch schon bei anderen Analogsynths ist das Resultat der Schwingungsformmischung jedoch unspektakulär, der Sound verliert sogar deutlich an Kraft. Man fährt besser, wenn man den Mix-Regler ganz nach links oder rechts dreht. Das erinnert mich an den MAM MB33, wo man dieses Feature auch ganz schnell links liegen ließ.

Die Square-Schwingungsform kann per LFO in der Pulsbreite moduliert werden. Parallel dazu lässt sich auch die Tonhöhe vom LFO modulieren. Die Oktavlage des VCOs ist übrigens nicht veränderbar, es kann nur via Tune-Regler um ca. 7 Halbtöne verstimmt werden. Will man transponieren, muss man dies am Keyboard bzw. Sequencer vornehmen. Portamento steht auch zur Verfügung, jedoch ist diese Funktion nicht direkt erreichbar. Weiter unten im Text dazu mehr.

Auf der Rückseite befindet sich ein Eingang, über den man ein externes Audiosignal einspeisen kann. Das funktioniert jedoch nur alternativ zum Oszillator, denn beim Einstecken eines Kabels wird der VCO abgeschaltet. Einen zweiten Oszillator einzuspeisen, der den internen unterstützt, ist also nicht möglich. Bei tiefer Filterung des Signals tritt ein deutlich lauteres Rauschen auf als beim VCO, offenbar arbeitet der Eingang nicht ganz so sauber wie der interne Signalweg.

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.:.: DOMINO .::: braucht MIDI-Freunde zum Spielen

Das entscheidende Element in einem Analogsynthesizer ist natürlich das Filter. Im .:.: DOMINO .::: sitzt ein klassischer Tiefpass mit 24 dB. Hier merkt man schnell, warum in der .:.: DOMINO .:::-Anleitung auf die TB-303 verwiesen wird, denn die Resonanz arbeitet sehr heftig. Kaum das man den Regler bewegt, wird der Klang schon gefärbt. Das klingt bis zur 12 Uhr-Position noch nicht aufdringlich, sondern sehr frisch, dann aber beginnt die Zeitreise in die End-80er – ein Gequietsche wie zu besten (ähm?) Acid-Zeiten. Trotzdem wirkt die Resonanz nicht künstlich aufgesetzt, sondern man kann damit gut arbeiten. Hier hat man die feine Balance zwischen markantem Charakter und sinnvoller Einsetzbarkeit gefunden. Das ist nicht jedem Synthesizer bislang gelungen. Es mag der diskreten Bauweise zu verdanken sein, dass der Klang des Filters mit einer leichten internen Übersteuerung, die jedoch kein wirkliches Overdrive darstellt, kräftig und bissig wirkt. Allerdings senkt die Resonanz den Ausgangspegel leicht ab, sodass man hier etwas nachregeln muss. Auch ein Tribut an die analoge Schaltung ist ein geringfügiges Rauschen bei sehr tiefer Cutoff sowie ein leichtes „Singen“ bei sehr hoch gespielten Tönen in den Signalpausen. Beides ist relativ leise und kann, falls es stören sollte, problemlos mit einem Gate unterdrückt werden.

Das Filter kann natürlich auch von dem LFO moduliert werden. Zusätzlich steht eine ADSR-Hüllkurve bereit, wobei Decay und Release über den selben Regler eingestellt werden. Die Auflösung von Decay hätte ich mir im unteren Bereich etwas feiner gewünscht, aber man kommt damit klar. Wenn die ADSR-Hüllkurve nur das Filter steuern soll, wird der VCA von einer Gate-Hüllkurve geöffnet. Wahlweise kann die ADSR-Hüllkurve auch beide steuern. Auf der Oberfläche wurde die Beschriftung für den Schalter leider vertauscht.

Der schon erwähnte LFO hebt .:.: DOMINO .::: von anderen Mono-Synths etwas ab. Zunächst einmal bietet er die vier Grundschwingungsformen Saw, Ramp, Triangle und Square. Dazu gesellen sich vier weitere Verläufe: Random, Noise, eine 8-stufige, steigende Treppe sowie die Position W. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, das Mod-Wheel eines Keyboards als Filtersteuerung einzusetzen, was nützlich ist, da .:.: DOMINO .::: ja sonst keine MIDI-CC-Steuerung der Parameter erlaubt. Alternativ zum Wheel kann eine 8-stufige Sequenz hier aufgerufen werden. Diese ist sogar vom Anwender programmierbar. Doch da gibt es eine Hürde zu überwinden.

Was man nicht sieht

Eine Reihe von Parametern ist beim .:.: DOMINO .::: nur über festgelegte MIDI-CCs zu erreichen. Dazu gehört auch die kleine LFO-Sequenz, für die man die Werte der Steps hierüber eingibt. Diese Sequenz eigenet sich jedoch fast nur zur Filtermodulation, denn für den VCO ist die Einstellung einer auch nur halbwegs geraden Tonfolge kaum möglich. Wer darauf Wert legt, sollte Eowaves nächsten Synthesizer abwarten, denn Magma wird einen echten Stepsequencer mit Reglern haben.

Zur vollen Nutzung des .:.: DOMINO .::: braucht man also eine MIDI-Controllerbox oder fertigt sich ein Setup in seinem Softwaresequencer dafür an. Außerdem lässt sich per MIDI ein Arpeggiator, das Portamento für den VCO und die MIDI-Clock samt Teilfaktor aktivieren sowie der MIDI-Kanal eingeben. Es hängt sehr von der persönlichen Arbeitsweise ab, ob man sich damit anfreunden kann. Ich selbst hätte lieber eine kleine Anzeige und ein Data-Poti dafür gehabt. Da man .:.: DOMINO .::: jedoch ohnehin in einem MIDI-Setup betreibt, hat man sich bei Eowave wohl für diese kostengünstigere Variante entschieden.

Der Klang des Domino Eowave Analogsynthesizers

… und man hört ihn zweifelsohne. .:.: DOMINO .::: hat zwar nur ein begrenztes Klangpotential, doch das was er kann, macht er richtig. Dank des charaktervollen Filters fällt sein Sound auf, und setzt man den LFO richtig ein, hat man hier trotz des einen Oszillators keinen statischen Sound. Bei entsprechend dosierter Einstellung kommt man schon ziemlich dicht an eine TB-303 heran und es gibt ja immer noch viele Fans von diesem Sound. Doch .:.: DOMINO .::: kann durchaus mehr, wenngleich die aktuellen Konkurrenzgeräte ihm funktional doch deutlich überlegen sind.

Und da muss sich .:.: DOMINO .::: auch wirklich starken Gegenspielern stellen, denn dieses Jahr wird es einen ordentlichen Schwung Neuvorstellungen geben, und einige andere Geräte sind ja bereits am Markt. MFB Nanozwerg und DSI Mopho liegen ungefähr in der gleichen Preisregion, MFB Microzwerg und Doepfer Dark Energy etwas drüber. Und danach kommen schon Vermona Mono Lancet, MFB Kraftzwerg, demnächst Moog Minitaur, und Eowave selbst wirft bald Magma auch noch in den Ring. In erster Linie fällt .:.: DOMINO .::: in diesem Feld mit seinem günstigen Preis und der sehr ordentlichen Verarbeitung auf, aber für die eigentliche Entscheidung wird wohl Ausschlag gebend sein, ob der Sound den persönlichen Geschmack trifft.

Der Domino Eowave Synthesizer on YouTube

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Mehr Informationen

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Fazit

Für den Preis kann man eigentlich nichts falsch machen. Für Freude eines einfachen, aber charakteristischen Sounds ist .:.: DOMINO .::: ein interessanter, kleiner Synthesizer. All zu viel darf man natürlich nicht erwarten. Auch wenn .:.: DOMINO .::: mehr als nur Reso-Bässe kann, ist er im Grunde genommen ein One-Trick-Pony. Und wenn man sich mit der MIDI-Programmierung anfreunden und auf CV/Gate verzichten kann, ist ein Blick auf den kleinen Bass-Synthesizer nicht nur für Acid-Fans lohnenswert.

Plus

  • satter Sound, starkes Filter
  • MIDI-synchronisierbarer LFO & Arpeggiator
  • günstiger Preis
  • sehr gute Verarbeitung
  • Anfassgefühl und Drehmoment der Potis lädt zu "Schrauben" ein

Minus

  • LFO-Sequenz u.a. Funktionen nur via MIDI-CC einstellbar
  • keine CV/Gate-Eingänge
  • Audioeingang schaltet den VCO ab

Preis

  • 289,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    acealive

    Habe kürzlich einen Domino erworben und bin sehr angetan vom Sound. Natürlich ein einfach gehaltener Synth, aber er klingt halt einfach gut.
    Dass man ihn gelegentlich nachstimmen muss, kann ich allerdings bestätigen.

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