Im Geiste des heiligen Grals der Gitarren
Ein Stück Gitarrengeschichte zum Anfassen – mit der Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue bringt Epiphone den legendären ’59er-Sound und Look in ein Instrument, das sich auch Normalsterbliche leisten können.
- Was ist es? Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue – detailgetreue Nachbildung der legendären Gibson Les Paul ’59.
- Bauweise & Ausstattung: Mahagonikorpus mit Ahorndecke, 1959 Rounded C-Hals, USA Gibson Custombucker, CTS-Elektronik, Bumblebee-Kondensatoren.
- Klang & Charakter: Klassischer PAF-Sound mit Transparenz und Punch, ausgewogenes Tonverhalten, hervorragende Dynamik.
- Spielpraxis: Exzellentes Spielgefühl, sehr hochwertig verarbeitet, allerdings relativ hohes Gewicht.
- Fazit: Eine beeindruckend authentische ’59 Les Paul zum Bruchteil des Preises – mit echtem Gibson-Vibe und Top-Komponenten (ca. 1.269,- Euro).
Inhaltsverzeichnis
Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue
Epiphone gibt sich in den letzten Jahren extrem Mühe, Instrumente zu bauen, die sich noch mehr an den originalen Gibson-Specs orientieren. Mit der Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue bekommen wir nun eine Neuauflage der wohl legendärsten Gitarre ever – der 1959 Gibson Les Paul. In der Inspired by Gibson Custom-Linie bietet Epiphone Gitarren zu einem bezahlbaren Preis. Die 1959 Les Paul Standard Reissue liefert also auch für den Hobby-Gitarristen oder die semiprofessionelle Musikerin etwas vom 59er-Vintage-Vibe.
Die ersten 5 Minuten
Die Epiphone 1959 Les Paul Standard kommt im extrem stylischen, braunen Hartschalenkoffer – das ist schon mal der erste Pluspunkt! Auch visuell überzeugt sie mit einem sehr schönen, matt schimmernden Finish und einer insgesamt fantastischen Optik. Sie wirkt hochwertig und vermittelt direkt das Gefühl, ein Vintage-Instrument in den Händen zu halten. Auf dem Schoß sitzt sie gut ausbalanciert, ist jedoch brutal schwer (wahrscheinlich für den tagelangen Sustain einer wahren ’59er Les Paul). Minimale Schwächen zeigt sie bei der Verarbeitung und dem Handling der Potis bzw. des Pickup-Wahlschalters, ansonsten ist alles tipptopp.
Line Check
Akustisch angespielt resoniert sie etwas weniger als meine eingeschwungene Tokai Love Rock von 1983, was aber völlig in Ordnung ist. Insgesamt ist das Schwingungsverhalten durchaus positiv und macht auch ohne Amp schon wirklich Spaß! Der Hals fühlt sich sehr angenehm an und im Allgemeinen vermittelt das Spielgefühl direkt von „Zuhause“. Feuert man den Amp an, merkt man sofort, dass die Pickups trotz Vintage-Specs ordentlich Gas geben. Die Gitarre matscht aber nicht so, wie Les Pauls das oftmals können. Das Klangbild ist sehr ausgewogen.
Epiphone 1959 Les Paul Standard – die Specs
Die Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue ist eine detailgetreue Nachbildung der legendären Gibson Les Paul Standard von 1959, gefertigt in Kooperation mit Gibson Custom. Allein schon optisch lehnt sich die Epiphone stark an das Original an: Open Book-Headstock-Design mit Epiphone-Logo in gealtertem Perlmutt und dem goldenen „Les Paul Model“-Schriftzug. Auch die Single-Ply-Cream-Bindings an Decke und Griffbrett, die vErnickelte Hardware und das Vintage-Gloss-Finish sprechen die ’59er Sprache.
Korpus und Hals
Die Gitarre besteht aus einem massiven Mahagonikorpus mit geschnitzter Ahorndecke und AAA Flamed Maple Veneer. Der einteilige Mahagonihals mit langem Tenon sorgt für Stabilität und langes Sustain. Das Halsprofil entspricht dem typischen 1959 Rounded Medium C – also etwas kräftiger als das spätere SlimTaper-Profil der 1960er Les Paul. Mit 628,65 mm finden wir natürlich eine klassische Gibson-Mensur. Das Palisander-Griffbrett mit 22 Medium-Jumbo-Bünden und Trapez-Inlays aus Perlmutt rundet das Vintage-Feeling ab. Epiphone hat sich sogar die Mühe gemacht, die Größe und Position der Side-Dots historisch korrekt an die Vintage 1959 Les Paul Standard Modelle anzupassen.
Hardware und Pickups
Bei der Hardware der Epiphone 1959 Les Paul Standard kommt eine ABR-1 Tune-O-Matic-Brücke mit Gibson Historic Reissue Aluminium Stop Bar zum Einsatz. Die Epiphone Deluxe Single Ring Keystone-Tuner sind ebenfalls im Vintage-Stil gehalten und bieten stabile Stimmführung. Bei den Pickups wurde auch nicht gespart. Hier gibt es mit zwei USA Gibson Custombucker Humbuckern mit Alnico-3-Magneten klassische PAF-Klänge, die sogar im Gibson Custom Shop zur Standardausstattung gehören. Die Elektronik ist handverdrahtet mit CTS-Potis, Bumblebee Paper-in-Oil-Kondensatoren und Switchcraft Pickup-Selector-Switch.
Die Gitarre verfügt über ein Vintage Gloss Finish und wird mit einem braunen Hartschalenkoffer mit „Inspired by Gibson Custom“-Grafiken und rosafarbenem Plüsch-Innenfutter ausgeliefert. Sie ist in den Farben Deep Cherry Sunburst und Washed Bourbon Burst erhältlich.
Die Features im Überblick
- Inspired by Gibson Custom Collection 2025
- Korpus: Mahagoni
- Decke: Ahorn
- eingeleimter Hals: Mahagoni
- Griffbrett: Palisander
- Griffbretteinlagen: Trapeze
- oberes Korpusbinding
- Halsprofil: 1959 Rounded „C“
- Griffbrettradius: 305 mm (12″)
- Mensur: 629 mm (24,75″)
- 22 Bünde
- Tonabnehmer: 2 USA Custombucker Alnico 3 Humbucker
- 2 Volume- und 2 Toned-Regler
- .022uF Luxe Bumblebee Kondensatoren
- 3-Wege Schalter
- Schlagbrett: Creme
- Nickel Hardware
- Farbe: Washed Bourbon Burst
- inkl. Koffer
Der Praxistest
Dass die Epiphone IGC 1959 Les Paul Standard Reissue zunächst vom Handling her überzeugt, haben wir ja ganz am Anfang schon festgestellt. Sie ist allerdings so schwer, dass man wirklich Lust darauf haben muss. Bei stundenlangen Gigs oder Sessions könnte das dem einen oder der anderen zu Ermüdungserscheinungen verhelfen. Gut, dass die Gitarre so schick ist, dass ein erneutes Inspizieren des umhängenden Instruments das vielleicht schon wieder etwas lindern könnte. Ansonsten muss man sagen, dass vermutlich besonders hartnäckige Les Paul Fans von der 1959 angezogen werden.
Eine so genaue Rekreation für so wenig Geld habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Besonders, dass man Gibson Custom Humbucker und CTS Elektronik mit Bumblebee Kondensatoren in einem Instrument für deutlich weniger als 1.500,- Euro bekommt, ist eine echte Ansage! Und das Ganze sogar mit Koffer. Bei so viel hochwertigem Vintage-Flair interessiert uns jetzt aber in besonderer Weise, wie die Epiphone 1959 Les Paul Standard Reissue so klingt.
Für den Test gehe ich mit der 1959 Les Paul Standard Reissue in ein Fractal FM9. Von dort aus geht es durch ein RME Fireface 802 in Ableton Live. Die Klangbeispiele sind allesamt unbearbeitet.
Clean-Check
Für die Cleansounds kommt ein Fender Vibro-King mit 3×10″-Cabinet und etwas Room-Reverb zum Einsatz. Der Amp bleibt mit Singlecoils clean, bricht mit den Gibson Custom Humbuckern jedoch leicht auf – je nach Anschlag. Die Cleansounds sind perlig, warm und transparent. Auf dem Stegtonabnehmer wird es bissig, ohne harsch zu werden. Das Verhalten der Volume- und Tone-Regler ist vorbildlich – über den gesamten Regelweg bleibt der Sound offen und differenziert. Hier zahlt sich die hochwertige Elektronik aus.
Breakup-Check
Für die Breakup-Sounds schalte ich vor den Amp einen Vemuram Jan Ray Overdrive. Hier zeigt die Gitarre einmal mehr, was sie kann. Sie klingt fett, wie man es von einer Les Paul kennt. Trotzdem bringt sie die dynamischen Feinheiten des eigenen Spiels durch und versprüht einiges an Vintage-Charme. Gerade der Halstonabnehmer, der oft zu dunkel gerät, klingt hier hervorragend.
Drive-Sounds
Für die Drive-Sounds wechsle ich – Peter Green typisch – auf ein Marshall JTM45-Modell mit 4×12″-Box und Greenbacks. Die Gitarre glänzt auch hier: Druckvoll, dynamisch und durchsetzungsfähig. Sie klingt im Vergleich zu echten Gibsons einen Tick steril, aber das ist in dieser Preisklasse absolut verschmerzbar. Alles in allem macht das Spielen auf der Gitarre richtig Spaß – Sound und Look überzeugen auf ganzer Linie.








































