Die Les Paul mit den zwei Hörnern
Wie jetzt, eine Les Paul mit zwei Cutaways? Ja, im Schatten ihrer übermächtigen und mit Singlecut-Body ausgerüsteten Schwester Les Paul hatte es das gleichnamige Doublecut-Modell mit der Zusatzbezeichnung „DC“ im Namen stets schwer. Dabei gibt es sie schon eine ganze Weile, im Jahre 1958 stellte Gibson dieses Instrument das erste Mal vor. Und selbstverständlich gibt es die Les Paul DC Pro auch von Gibsons Low-Budget-Ableger Epiphone zu einem erschwinglichen Preis, wir haben uns solch eine eher selten zu sehende Paula mal für einen Test zukommen lassen.
Epiphone Les Paul DC Pro FC – Facts & Features
Geblieben von der bekannten Form der Paula ist die bauchige Form des Korpus, der ebenso aus Mahagoni hergestellt wurde und ein AAA Flamed Maple Furnier trägt. Das Finish unseres Testinstruments bezeichnet Epiphone als „Faded Cherry Burst“, zu bekommen ist die Singlecut-Paula darüber hinaus noch in vier weiteren Farben.
Die Decke besitzt die bekannt schwungvollen Shapings und die beiden ungewöhnlich wirkenden Cutaways verleihen der E-Gitarre nicht nur ein für eine Les Paul ungewohntes Äußeres, sondern ermöglichen zudem der Greifhand ein problemloses Erreichen der höchsten Lagen auf dem Griffbrett.
Das wird noch zusätzlich unterstützt von einem sehr kleinen Halsfuß, der als Teil des eingeleimten Mahagonihalses seinen sauberen Sitz im Korpus gefunden hat. Als Material für das Griffbrett dient Pau Ferro, dessen kräftige Maserung dieser E-Gitarre ausgesprochen gut steht. Für die Orientierung auf dem Griffbrett sorgen Pearloid-Inlays an den bekannten Stellen, die zusätzlich noch mit Einlagen aus Abalone verziert wurden. Ein bisschen Luxus darf es eben auch in der unteren Preisklasse sein!
In einem sehr guten Zustand zeigt sich die Bundierung unserer Les Paul DC Pro, speziell an dieser Stelle hat man von Epiphone (leider) schon ganz andere Dinge erleben dürfen. Nichts sticht, piekt oder steht hier über und auch die Oberseiten der 24 Jumbobünde wurden sorgfältig poliert, sodass Saitenzieher und Fingervibratos von Anfang an spielend von der Hand gehen. Umrandet wird das Griffbrett, wie auch die Decke der Gitarre, von einem cremefarbenen Binding, das sich bis zur Kopfplatte fortsetzt. Vorher aber treffen wir noch auf den Sattel, der die für eine Les Paul typische Breite von 43 mm aufweist und vom US-Hersteller Graph Tech stammt. Auch an dieser Stelle gibt es nichts zu bemängeln, der Sattel wurde sauber in seine Position eingesetzt, nichts steht links oder rechts an seinen Seiten über.
Ich muss an dieser Stelle schon ehrlich sagen, dass ich bis hierher mehr oder minder verblüfft über die Fertigungsqualität unserer Les Paul DC Pro bin. Die Qualität der in Fernost hergestellten Instrumente schwankt seit Jahren stark – mal sind es absolute Gurken, die uns erreichen und manchmal auch Gitarren, die locker das Doppelte kosten dürften. Diese hier scheint eindeutig eine von der besseren Sorte zu sein!
Epiphone Les Paul DC Pro FC – die Hardware
Was kann es an einer Paula anderes geben, als die klassische Kombination einer Tune-o-Matic Brücke zusammen mit einem Tailpiece? Auch bei der Les Paul DC Pro finden wir das so vor, beide Teile glänzen zudem mit einer dicken Chromschicht und wurden sauber in ihren Positionen in die Decke eingesetzt. Am anderen Ende der sechs Drähte warten Mechaniken von Grover auf ihren Einsatz, an dieser Stelle wurde, wie so oft bei Instrumenten in dieser Preisklasse, ausnahmsweise einmal nicht gespart. Die ebenso verchromten Tuner laufen mit nur wenig bis gar keinem Spiel auf ihren Achsen und auch beim Halten der Stimmung gab es während der Testdauer keine nennenswerten Probleme. Eher bedenklich erscheint da der übrige Teil der Hardware, hier im Speziellen die vier Potis. Die sind aber Teil der Elektronik der Epiphone Les Paul DC Pro und die schauen wir uns jetzt an.
Epiphone Les Paul DC Pro FC – Elektrik & Pickups
Fairerweise muss man sagen, dass drei der vier Potis als Push-Pull-Variante ausgelegt sind und daher von Natur aus schon zu einem gewissen Spiel tendieren. Trotzdem eine recht wackelige Angelegenheit, die der Dreiwegeschalter leider in nichts nachsteht. Auch dieses Bauteil fällt durch deutliches Wackeln bereits jetzt im Neuzustand auf und man fragt sich, wie lange so etwas wohl durchhalten mag. Doch das sind Dinge bzw. Teile an einer E-Gitarre, die man mit wenig Zeitaufwand und relativ kostengünstig tauschen kann, der Zubehörmarkt hält hier Unmengen an (besseren) Alternativen bereit.
Die Push-Pull-Funktion der beiden Volume-Potis ermöglicht es, die zwei anwesenden Epiphone ProBucker Pickups auch im Singlecoil-Modus zu betreiben. Zudem kann das obere Tone-Poti noch nach oben gezogen werden und sorgt dann für einen Out-of-Phase-Sound des Pickups in der Halsposition – ein sehr beliebter und populärer Gitarrensound aus der Zeit, in der die DC Pro entstand. Weiterhin erwartet uns eine Treble-Bleed-Funktion, die das Signal beim Herunterregeln einer der beiden Volume-Potis nicht zerschießt.
Epiphone Les Paul DC Pro FC – in der Praxis
Nun dann, schnallen wir uns mal die DC Pro auf den Schoß und schlagen die ersten Akkorde an. Ehrlich gesagt – viel kommt trocken angespielt nicht rüber, der Grundsound ist ziemlich dünn, dynamisch eingeschränkt und auch mit Sustain kann die Konstruktion nicht gerade überzeugen. Die Bespielbarkeit hingegen kann man als gut bezeichnen, allen Befürchtungen zum Trotz zeigt sich die Lackierung der Halsrückseite weitgehend resistent gegen das gefürchtete Ankleben der Greifhand. Ganz ordentlich ist auch die Saitenlage ab Werk, der Hals lässt sich auf seiner vollen Länge bequem bespielen und liegt dank des schmalen C-Shapings sehr angenehm in der Hand. Das dürfte für Anfänger wie für verwöhnte Spieler gleichermaßen passen.
Durchwachsen zeigt sich der elektrische Sound, obwohl man schon sagen muss, dass die beiden ProBucker dem etwas dünnen Grundsound deutlich auf die Sprünge helfen. Aber auch hier gibt es Licht und Schatten, so gefallen mir persönlich besonders die vielseitigen Cleansounds, die durch die unterschiedlichen Kombinationen der beiden Pickups und ihrer Singlecoil-Schaltung erzeugt werden können. Ebenso überzeugt der ProBucker am Hals mit seinem fetten und voluminösen Sound, der sich, egal ob clean oder verzerrt, ideal für fette Blueslines eignet. Blues ist auch ein gutes Stichwort, denn mehr Verzerrung als beim Blues oder auch Hardrock üblich, sollte man bei der Epiphone Les Paul DC Pro besser nicht benutzen. Hohe Verzerrungen quittiert speziell der Humbucker am Steg mit einem schneidenden, ja fast schon heiser klingenden Klangbild. Dennoch bietet die vielseitige Schaltung der Gitarre mit der Singlecoil-Option, dem Out-of-Phase-Schalter und der Treble-Bleed-Funktion eine Menge Spielraum auf der Suche nach dem passenden Sound.
Hören wir rein in den Klang der Epiphone Les Paul DC Pro, für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich wieder meinen kleinen Orange Micro Dark Verstärker samt 1×12″ Celestion V30-Box und dem davor platzierten AKG C3000 Mikrofon verwendet.
Fangen wir an mit den Cleansounds, im ersten Beispiel hören wir den Klang des ProBuckers am Hals im Singlecoil-Modus. An sich nicht schlecht, es fehlt aber doch deutlich an Tiefe und Charakter.
Jetzt sein Gegenüber am Steg, ebenfalls mit aktiviertem Coil-Splitting.
Beispiel 3 zeigt den Sound beider Pickups zusammen, nach wie vor im Singlecoil-Betrieb.
Nun zu den Zerrsounds, im nächsten Beispiel hören wir einen Leadsound mit dem ProBucker am Steg. Es klirrt und schreit schon etwas, viel mehr Gain vom angeschlossenen Micro Dark dürfte es nicht sein. Die zähe Dynamik lässt auch hier keinen wirklichen Spielfluss aufkommen.
Abschließend noch ein Beispiel des verzerrten Sounds des Hals-Pickups. Das klingt schon eher nach einer Paula aus dem Hause Gibson!
Wenn man sich das Review einmal gewissenhaft durchliest, fällt einem schon schnell auf, dass sie einfach nur ein Problem mit epiphone haben.
Leute wie ich haben einfach nicht die finanzielle Möglichkeit, 2000 euro für eine Gitarre auszulegen.
Sehe ich aber auch nicht ein. Denn auf der Bühne im vollen Set, hört man nichtmal, ob es eine Harley benton für 50 Euro oder eine Gibson für 2300 Euro ist.
Aber gut… Hier bekommt man nur miese Laune, weil einem das gekaufte Instrument wieder madig gemacht wird