Das Handling führt ebenfalls nicht zu großen Beanstandungen. Die Bünde sind gut verarbeitet, tendieren jedoch in den unteren Lagen leicht zum Schnarren. Dies fällt allerdings nicht unangenehm auf, sondern passt recht gut in den etwas „dreckig-frechen“ Gesamtklang der Epiphone PR-100.
Der Sound ist für eine Budget-Gitarre höchst überraschend. Besonders die enorme Wärme des Klangs beeindruckt, ohne dabei jemals mulmig oder intransparent zu klingen, ganz im Gegenteil. Das schöne runde Low-End bleibt auch noch erhalten, wenn die Gitarre aus dem Koffer geholt wird und zeugt von der tadellosen Verarbeitung des Klangkörpers. Ein kleiner Abfall in den unteren Mitten ist dabei nicht schlimm, er passt gut ins bluesige Spektrum der Gitarre. Die oberen Mitten bieten pfundige Präsenz, die die Gitarre auch bei abgedämpften Akkorden mit voller Power versorgen. Die Höhen bleiben immer klar und hell, die Töne sind wunderbar separierbar, ohne jedoch das Allerletzte an brilliantem „Sparkling“ der wirklich teuren Mitbewerber herauszuholen. An dieser Stelle sollte allerdings mit hochqualitativer Bespannung (mein Tipp: Elixir Nanoweb) auch noch ein besserer Klang möglich sein, denn die Standardbespannung liegt weit unter dem Niveau der Gitarre.
Die A- und D-Saiten sind gegenüber der E-Saite und den höheren Lagen leicht betont, was allerdings selten heraussticht – im Großen und Ganzen ist der Klang gut ausgewogen. Auch die Dynamik ist anständig: leise Töne sind gut zu vernehmen und perlig im Ausdruck, doch auch heftiges Strumming kann der Epiphone nichts anhaben. Erst bei großen Lautstärken lässt sich, besonders in den tiefen Bünden, ein leichtes Zerren vernehmen, das sich jedoch abermals recht gut in das sympathisch-aggressive Klangbild fügt.
Bei der Stimmung liegt aber auch schon das größte Problem: Das Testexemplar der Epiphone PR-100 ist leider äußerst oktavunrein geliefert worden, d.h. die Saiten klingen im 12. Bund wesentlich höher, als sie eigentlich sollten. Bei E-Gitarren gibt es hier meistens Abhilfe, doch bei Akustikgitarren kann man dagegen selten etwas tun. Ob das gelieferte Modell ein Montagsexemplar war oder die falschen Saiten aufgezogen waren (was allerdings nicht gerade von Professionalität zeugen würde), lässt sich im Nachhinein nicht klären. An dieser Stelle sei wieder einmal der dringende Rat gegeben, Gitarren möglichst nicht über den Versandhandel zu beziehen, sondern seine Traumgitarre immer selbst anzuspielen und sich dazu, insbesondere bei Anfängern, professionell beraten lassen. In der Praxis sind die 20 Euro, so sie denn beim netten Händler um die Ecke überhaupt mehr kosten, gut angelegt. Die ein oder andere Einstellung erledigen die Jungs meistens kostenlos oder zeigen live, wie’s richtig gemacht wird.