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Test: Erica Synths Fusion Drone System, Eurorack

(ID: 197451)
Erica Synth Fusion VCA, ADSR, Flanger

VCA, ADSR, Flanger

Delay und Flanger des Erica Synths Fusion Drone System

Das Vintage Ensemble Modul basiert auf klassischen Eimerketten-Delays (BBD) mit Delay-Zeiten zwischen 20 und 200 Millisekunden. Die Delay-Zeit ist spannungssteuerbar, über den internen LFO (“Mod Freq”) oder ein externes Signal am CV Input, das den LFO automatisch entkoppelt. Colour ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Tiefpassfilter und Feedback respektive Overdrive tun genau das, was man sich unter diesen Parametern vorstellt. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass auch extreme Werte möglich sind. Das Feedback reicht bis weit in die Selbstoszillation, mit der man bei sensiblen Studiomonitoren vorsichtig umgehen sollte. Und mit Overdrive bewegt man sich schnell in Gefilden, wo vom ursprünglichen Klang nur noch eine leise Ahnung übrig bleibt.

Modulator des Erica Synths Fusion Drone System

Dieses Modul vereint einen Rauschgenerator, Sample&Hold und einen LFO, dessen Frequenz weit in den Audiobereich ragt. Die Schwingungsformen sind Standard: Dreieck, Sinus und Rechteck. Sägezähne sucht man vergeblich und auch die Pulsschwingung lässt sich nicht verändern, sondern steht stets auf 50 %.
Rauschen gibt es in drei Geschmacksrichtungen: weißes Rauschen, das gefiltert auch als rosa Rauschen ausgegeben wird, sowie ein digital erzeugtes Bit-Crush-Noise mit einstellbarer Frequenz.

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Erica Synth
Außerdem bietet dieses Modul eine Sample&Hold Schaltung, die sofern erwünscht, einem externen Trigger folgen kann. Hingegen ist es nicht möglich, das Rauschen als Sample-Quelle durch ein externes Signal zu ersetzen. Somit dient die Sample&Hold Schaltung ausschließlich als Zufallsgenerator, Spielereien, wie sie beispielsweise der S&H Mixer des ARP Odysseys bietet, sind mit dem Modulator-Modul nicht möglich. Eine einzige Buchse (S&H Input) hätte das Einsatzspektrum dieses gelungenen Moduls entschieden verbreitert.

ADSR Hüllkurve des Erica Synths Fusion Drone System

Die einzige Hüllkurve des Fusion Systems ist eine vollständige ADSR, die mit einigen Besonderheiten aufwartet. Mittels Kippschalter lässt sie sich loopen, was auch ohne anliegendes Gate-Signal funktioniert. Somit wird die Hüllkurve zum LFO mit frei einstellbarer Schwingungsform, was insbesondere deshalb praktisch ist, da dem Modulator Modul einige wichtige Standard Schwingungsformen fehlen. Bei entsprechend kurzen Zeiten sind auch Schwingungen im tieferen Audiobereich realisierbar.

Übrigens stammt dieses Modul (wie auch Modulator und Multiple) aus der Black Series von Erica. Röhren sind hier nicht verbaut, wozu auch? Das Design folgt dem Credo des edlen Vintage-Stils und die Verarbeitung ist auf gewohnt hohem Niveau.

Erica Synths Logo

Ein Schlüsselanhänger war Inspiration fürs Logo von Erica Synths

Ein kleines Interview mit dem Gründer von Erica Synths

Schon erstaunlich, was die Jungs von Erica Synths in den letzten Jahren alles zustande gebracht haben. Mittlerweile bieten sie über 70 Module unterschiedlicher Bauart und Preisklassen an: von den extrem schmalen Pico-Modulen (3 HP Breite!) bis zu den High-End Modulen der Fusion und Black Serien. Eine Eigenbau-Reihe findet sich ebenso im Portfolio wie verschiedene Modulrahmen und Cases. E-Mails werden schnell und kompetent beantwortet, die Kommunikation läuft direkt mit Girts Ozolins, dem Gründer von Erica Synths. Wir haben ihm per E-Mail ein paar Fragen gestellt…

AMAZONA.de:
Wer sind die Gründer und Master Minds von Erica Synths?

Girts:
Jeder hier bei uns ist ein Experte auf seinem Gebiet. Die Firma wurde von mir am 1. Oktober 2013 gegründet. Wow, wir hatten ja Geburtstag vor ein paar Tagen. Damals begann ich parallel zu meinem Job (ich war CEO einer der größten Werbeagenturen unseres Landes), eigene Do-it-yourself Synthis zu verkaufen begann. Ein Jahr später brachten wir unsere ersten fertig gebauten Module. Mittlerweile sind wir sechs Leute bei Erica Synths, plus zwei Freelancer, die fast ausschließlich für uns arbeiten.

AMAZONA.de:
Wann hast du deine ersten Instrumente oder elektronischen Geräte gebaut?

Girts:
Ich begann 1988 mit dem Bau eigener elektronischer Instrumente, doch schon Anfang der 90er Jahre gab ich dieses Hobby für ein Interessanteres auf. Vor etwa acht Jahren entdeckte ich die globale DIY-Synth Community und baute beinahe jedes erhältliche Modular-Kit und entwickelte auch eigene Module. DIY Guru Ray Wilson veröffentlichte meine Version des MFOS Sequencers in seinem Buch Make: Analog Synthesizers.

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AMAZONA.de:
Weshalb habt ihr euch entschieden, die Fusion Module zu entwickeln?

Girts:
Unsere ersten Röhren-Module basierten auf einem Röhrensystem, das der befreundete Musiker und Ingenieur Aivars Krevics 2013 entwickelte. Er nannte sein System HIDRA. Leider verstarb er im Januar dieses Jahres. Danach entwickelten wir die zweite und aktuelle Version der Fusion-Reihe.

AMAZONA.de:
Welches sind nach eurer Ansicht die wichtigsten Vor- und Nachteile von Röhren im Synthesizerbau?

Girts:
Röhren stehen für einen besonderen Klang und sehen einfach toll aus. Die Röhren der Fusion-Reihe übernehmen je nach Modul unterschiedliche Funktionen. Im VCF und Ringmodulator nutzen wir sie zur Verstärkung und Verzerrung des Signals. Dabei zeigen die Röhren ein besonderes Soft-Clipping mit neuen Obertönen, die über etwas weniger Energie verfügen als beim Hard-Clipping der Transistoren, was sich in einem wärmeren Sound niederschlägt.
Im VCO finden sich zwei Röhren für die Suboszillator Schaltung (-1 und -2 Oktaven). Ich bin sehr stolz auf unser VCO-Design. Allgemein gelten Röhren-VCOs als sehr schwierig zu kalibrieren. So entschieden wir uns für einen digitalen Oszillator und röhrenbasierte Suboszillatoren.
Ein wichtiges Thema ist auch die Stromversorgung. Viele Leute hegen diesbezüglich Vorurteile und denken, dass Röhrenmodule zu viel Strom brauchen. Meistens stimmt dies ja auch, doch unsere Röhren laufen mit der Standard-Spannung des Euroracks von 12 Volt. Der Strombedarf liegt bei etwa 200 mA pro Modul im Normalbetrieb. Beim Einschalten entsteht ein kurzer Peak von bis zu 400 mA – eine Eigenheit der Röhren, die sich nicht ausmerzen lässt.

Erica Synths Fusion Drone

Praxis und Klang

Der Regisseur John Ford soll auf die Frage, was denn die drei wichtigsten Dinge eines Filmes sei, geantwortet haben. „The story, the story, the story.“
Analog bedeutet dies für uns Musiker, dass das Wichtigste eines Instrumentes sein Klang ist und sonst nichts. Und nun gibt es eben Konzepte, die es einem wesentlich erleichtern, neue Klänge zu finden; ich würde sogar behaupten, dass einem bei entsprechend komplizierter Bedienung viele Klänge für immer verborgen bleiben, weil man sie schlicht nicht findet.
Die Arbeit mit dem Fusion System gleicht einem Drahtseilakt, es bedarf einiges an Einarbeitung, um dem Gerät nicht nur interessante Klänge zu entlocken, sondern auch diejenigen, die einem im Kopf rumschwirren.

Erfahrung mit anderen Modularsystemen helfen bei der Fusion nur bedingt, da sich dieses System aufgrund der Röhren doch merklich anders verhält als seine Transistor-Geschwister. Vergleiche mit Metasonix drängen sich auf, sind aber irreführend. Während Metasonix die zentralen Funktionen wie die Oszillatorschwingung oder die Filter-Cutoff mit Röhren umsetzt, setzt Erica weiterhin auf Transistoren, während die Röhren nur punktuell zum Einsatz kommen, vor allem für die Vorverstärkung der Signale. Ein Hybridsystem, das den Klang der Röhren mit der Präzision der Transistoren kombiniert.
Überhaupt wird das Instrument nur goutieren, wer die Möglichkeiten der Module bis an ihre Grenzen auslotet und sich von keinerlei Konventionen leiten lässt. Die Hüllkurve ist eben viel mehr als bloß eine Hüllkurve, sondern genauso ein LFO. Ähnlich verhält es sich mit dem Filter, das natürlich dank Selbstoszillation ebenfalls zum Oszillator wird. Außerdem ist es ratsam, nicht stur im gängigen Oszillator – Filter – VCA – Effekte-Schema zu denken.

Und zum Abschluss habe ich noch ein kleines Video mit dem Erica Synths Fusion Drone System produziert.

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Mehr Informationen

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Fazit

Es fällt mir schwer, ein Testfazit zum Erica Synths Fusion Drone System zu ziehen. Dies ist ein faszinierendes System und natürlich gibt es auch Dinge, die mich nicht überzeugen, doch ist es schwierig abzuschätzen, ob sie mich auch noch in einem halben Jahr stören würden und ob sie überhaupt einer halbwegs objektiven Beurteilung Stand hielten. Die Grenzen zwischen Charakter, Eigenheiten und Mängeln verwischen. Der Vollständigkeit halber sollen aber zwei Aspekte nicht unerwähnt bleiben, die ich als objektive Mängel bezeichnen würde: Zum einen vermisst man ein Poti für die Feinstimmung des Oszillators. Und zum anderen sind nur ein CV-Eingang für die Filter und VCA-Module zu knapp bemessen. Wer kreativ und experimentell arbeitet (was auf praktisch jeden potentiellen Fusion Kunden zutrifft), möchte verschiedene Steuerspannungen mischen können.

Fusion ist kein gewöhnlicher Synthesizer und gehört innerhalb des Nischenmarktes der modularen Synthesizer zu einer Randgruppe. Seine Stärken sind stehende und wabernde Klänge, irgendwo im Grenzbereich zwischen Klang und Geräusch. Klassische Synthesizer Klänge und elektronische Standardkost sind seine Sache nicht, zumindest nicht als Hauptbeschäftigung. Bässe und schneidende Leadsounds sind möglich, doch wer dies sucht, wäre mit einem anderen Synthesizer besser bedient. Für konventionelle Klänge braucht es konventionelle Instrumente. Fusion bedient ein ganz anderes Feld und empfiehlt sich in erster Linie für Musiker, die sich abseits bekannter und bewährter Pfade bewegen wollen. Ein Instrument zur Klangforschung.

Die Verarbeitung der Fusion Module ist hervorragend, die Potis fühlen sich sehr gut an und im Gegensatz zu manch anderen Eurorack Modulen hat man auch genügend Platz für die Finger zwischen den Potis. Hier ist alles etwas großzügiger gestaltet.
Mit den dezent glimmenden Röhren und dem edlen schwarzen Design riecht die Fusion ein bisschen nach Vollbart, Selbstgedrehtem und Single Malt. Eine besondere Labor-Atmosphäre macht sich breit, die sich gänzlich anders anfühlt als bei Buchla oder EMS (VCS3). Weniger Laborkittel und Messgeräte, sondern ein archaisches Urgefühl mit einem Hauch Alchemie und schwarzer Magie. Es bedarf einiges an Zeit, um in die Tiefen dieses Systems vorzudringen und hat man die erste Phase der Frustration überwunden, kann man sich dem Sog kaum mehr erwehren. Am Packendsten für düstere Klänge ist dies gewiss kein Instrument für jedermann. Doch für manche Leute genau das Richtige.

Plus

  • Einzigartiger Röhrenklang
  • Konzept
  • Verarbeitung

Minus

  • nur ein CV Input (VCF und VCA)
  • kein Finetuning (Oszillator)

Preis

  • Ladenpreis: 2329,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Fusion ist sicher ein ganz spezielles Teil, aber Drones kann ich auch aus meinem Dark Energy MK l herausholen. OK, keine Röhren…
    Angesichts der Vielfalt an ER-Systemen wird die Anzahl der Fusion-Besitzer wohl überschaubar bleiben.

  2. Profilbild
    t.goldschmitz RED

    Hi Martin!

    Zu Drone1 und Drone2: ist das kaputt oder muss das so? Auf jeden Fall wäre eine Vorwarnung nett gewesen.

    Guter Test!

    Grüße,
    T

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hahaha… nett. Drone 2 hat mir die Monitore zerlegt. Nee, spassemacht.
    So’n Dronespezi macht schon Sinn.
    Kann schön abartig, mag ich.
    Könnte mir ein ganzes Album mit dem Teil plus Filterbankgezuppel vorstellen.
    Leider für mich ’nen Tacken zu teuer, der Oschi. Naja, und die Euroracklösung ist leider auch nix für Jedermann.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Klingt wie eine gestörte Biene in Rückwärtsgang. Wenn einer damit sogenannte Musik machen will, der kann auch mit dem Hammer in einen alten 1983 Röhren Fernseher einmal hinten reinhauen und dann den Stecker rein machen. Macht das Ding sicher musikalischere Geräusche als diese kosmische Röhren Apparatur.
    2000€ für Störgeräusche! Tut mir leid, Musik ist auch Kunst, aber das hier ist krank. Und ja drones? Das sollte eher an Raumschiff Enterprise Kommandobrücke und dann die ganze Crew hält die Luft an…. Das Motorengeräusch erinnern! Ja das ist ein Drone! Aber net kaputte TV Geräte, psychisch kranke Fliegen oder sterbende elektrische Rasierapparate!

    Und? Gibt es das schon bei Thomann…. Hahaha

    Trotzdem, I’m Video klingt es etwas anders, besser als die schrecklichen Klangbeispiele

    • Profilbild
      ctrotzkowski

      …na Mensch, da sind doch Röhren aus der guten alten Zeit drin, als die Radios noch viel besser klangen als unsere Echodots, wir von deren magischem Auge beobachtet wurden statt von unserer Webcam, und die Fernsehröhren ein viel besseres Bild hatten als der heutige 4k Flatscreen Müll. Also muß es a) teuer und b) überlegen gut sein.

      Auf jeden Fall 3 Sterne!

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „Es gibt Instrumente, die man nicht nach Ausstattung und Funktion beurteilen sollte, man könnte rasch enttäuscht werden, ohne den wahren Wert zu erkennen.“
    .
    Ich würde sogar sagen, kein Instrument sollte nach so undurchsichtigen und manipulativen Gesichtspunkten wie Ausstattung und Funktion beurteilt werden. Oder genauer, gar nichts. Ausstattung und Funktion sind keine Fakten, allerhöchstens Versprechen.
    .
    Seit ich mich für technische Geräte interessiere werde ich durch Poeten von eigenen Gnaden hinters Licht geführt, die in ihren Prospekten Ausstattung und Funktionen in allen Farben des Lichtes hervorheben, die sich am Ende aber nur unter deutlich schmerzhafter Auslegung der geschriebenen Worte mit der Realität in Einklang bringen lässt. Wenn man nicht von einer plumpen Lüge sprechen will. Im Marketing nennt man das Feature-F*cking.
    .
    Wer auf solche Listen vertraut, oder sie sogar zur Entscheidungshilfe erhebt, ist eine willkommene Beute dieser Machenschaften. Ich weiß wovon ich spreche, ich bin jahrelang auf so was reingefallen …

  6. Profilbild
    Raul Otto

    Den Artikel habe ich gerne gelesen, die Soundbeispiele sind mir etwas sehr zahm, folgen zu sehr harmonisch, musikalischen Konventionen, ich finde das Demo Video von Erica Synth zeigt schon besser, was mit diesem schönen System möglich ist, nämlich schöne Verzerrung die man auch dezent einsetzen kann, aber als Gesamtsystem mich persönlich schon mehr dazu animieren würde, wild zu werden und dabei die Grenzen auszuloten.

    Abgesehen davon, das zum guten, eben nur eher wenige dazu tendieren, so viel Geld zu investieren, die eben sich über den Unterschied bewusst sind, das eben eine kleine Firma, hochklassige Module entwickelt, die sich auch ganz bewusst absetzen, durch Bautechnische unterschiede, die am Ende den alles entscheidenen Klang ausmachen.

    Für diejenigen die sich ernsthaft interessieren, der kleine preisliche unterschied von ca. 300 € besteht wenn man dieses Komplettystem, statt alle einzelnen Module + Case kaufen würde.

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