Acht Kanäle für die Hosentasche
Der deutsche Hersteller ESI Elektronik GmbH hat kürzlich zwei kompakte Audiointerfaces für unterschiedliche Anwendungsbereiche vorgestellt. Das UGM192 ist zur mobilen Aufzeichnung vorgesehen, das GIGAPORT eX mit acht unsymmetrischen Ausgängen wollen wir uns in diesem Test etwas genauer anschauen. Dabei wird es nicht nur für den professionellen Einsatz beworben, sondern auch für den Heimkinofreund, der beispielsweise seinen analogen A/V-Receiver mit 7.1-Signalen füttern möchte.
Für Musiker liefert ESI direkt Software zum Einsteigen mit, darunter Audified inTone 2 ESI Edition und Stanton Deckadance LE 2. Die DJ-Software gibt Aufschluss über eines der möglichen Anwendungsbereiche. Laut ESI ist es die bessere Version des beliebten GIGAPORT HD+, das etwas nüchterner aussieht und mit „nur“ maximal 96 kHz auflöst. Somit dürfte das GIGAPORT eX als günstigstes Achtkanal-Audiointerface dieser Art durchgehen, das behauptet zumindest der Hersteller. Das Kompakteste könnte es jedenfalls sein.
Das GIGAPORT eX im Überblick
Schick im Klappkarton mit Klarsichtfenster verpackt erreicht mich das Gigaport eX im Aluminiumgehäuse und erinnert haptisch an eine Powerbank, deutet allerdings dem Namen nach eher auf eine externe Festplatte hin – wären da nicht die zahlreichen Anschlüsse.
Das Gehäuse ist aus einem Guss gefertigt, die Elektronik ist über die langen Seiten eingeschoben und mit Schrauben fixiert. Die Blenden sind typisch rot, wie man es nicht nur von ESI kennt und entsprechend schwierig ist die Beschriftung abzulesen. Das Gehäuse selbst ist schwarz und oben mit dem Logo des Herstellers versehen. Die Unterseite hat vier Gummifüße, die das Gerät rutschsicher an Ort und Stelle halten.
ESI bewirbt das GIGAPORT eX als USB Gen. 3.1 Device, so dass geräteseitig ein Typ-C-Port vorhanden ist. Im Lieferumfang befinden sich gleich zwei Kabel, eines mit Typ-C auf Typ-C, das andere mit einem Typ-A-Stecker für gewöhnliche USB-Buchsen. Die USB-Generation 3.1 ist nämlich abwärtskompatibel und wäre aufgrund der benötigten Bandbreite technisch nicht notwendig, auch wenn die Wandler mit maximal 192 kHz bei 24 Bit Wortbreite pro Stereopaar auflösen. Denken wir jedoch an moderne Klappcomputer, ist USB-C aber der bessere Anschluss.
Die Rückseite des 12 cm breiten, 7 cm tiefen und 2 cm flachen Gehäuses bietet acht unsymmetrische Cinch-Buchsen mit -10 dBV Line-Pegel, was auch den Einsatz im Heimkino und bei Multimedia-Installationen nahe legt. Da geht es bei Vollbeschaltung recht eng zu und bei acht Kanälen sind entsprechend vier Stereopaare möglich, alternativ 7.1-Surround-Sound. Unter Linux oder an einem Raspberry Pi sollte das GIGAPORT eX ebenfalls funktionieren, jedoch konnte ich dies leider nicht in der Praxis ausprobieren und der Hersteller hält keine spezifischen Treiber bereit.
Auf der Vorderseite befindet sich links die Typ-C-Buchse nebst roter Power-LED, daneben acht grüne LEDs, die die jeweilige Aktivität an den Ausgängen signalisieren. Sie sind recht hell und so hat man stets einen optischen Überblick.
Die beiden Kopfhörerbuchsen sind fest ihrer Funktion zugewiesen: Die linke gibt alle Kanäle simultan wieder und verortet die ungeraden links und die geraden rechts im Stereobild, während die rechte nur Kanal 1 und 2 ausspielt. Mit DirectWIRE sind einige virtuelle Verschaltungen möglich, so kann beispielsweise das Loopback des Interfaces im Rechner aufgezeichnet werden. Unter Windows lassen sich die Kanäle mit dem optionalen Treiber sinnvoll zuweisen.
Das Control-Panel stellt die rudimentären ASIO-Features wie Latenz- und Puffereinstellungen zur Verfügung, ist allerdings leider nicht barrierefrei zugänglich. Über das virtuelle Mischpult können schnell die einzelnen Ausgänge in der Lautstärke angepasst werden, mit DirectWIRE stehen weitere virtuelle Kanäle zur Verfügung, um Anwendungen miteinander zu verschalten.
Das Audiointerface in der Praxis
Das GIGAPORT eX läuft auf Anhieb sowohl am Mac, als auch unter Windows. Während am Mac keine spezifischen Treiber nötig sind und sich das Audiointerface latenzarm einfügt, erlauben die WDM-Treiber unter Windows zunächst nur die Nutzung der ersten beiden Kanäle per USB-Audio-Class 2.0 mit bis zu 192 kHz bei 24 Bit Wortbreite. Die ASIO-2.0-Treiber erweitern das Potential, so dass sich über die letztens eingeführten Soundeinstellungen in Windows 10 einzelne Anwendungen bestimmten Stereopaaren zuordnen lassen.
Man möge mich korrigieren, aber mich ärgert das unter macOS seit Jahren, dass man beispielsweise iTunes und Safari nicht separaten Ausgängen zuweisen kann. Wozu das gut ist, möchte ich im folgenden Beispiel veranschaulichen.
Hier sehen wir die erweiterten Soundeinstellungen und verschiedene aktive Player unter Windows 10, YouTube Music in Firefox, foobar2000 und Spotify sowie der in meinem Fall notwendige Screenreader NVDA mit der Sprachausgabe. Bei Applikationen wie Firefox, die im Gegensatz zu foobar2000 keine interne WASAPI- oder ASIO-Ausgabe erlauben, lässt sich auf diese Weise das Routing global und dauerhaft vornehmen. So habe ich Spotify und Firefox je zwei Ausgangspaaren zugewiesen, ebenso foobar2000, das allerdings das Audiointerface direkt und klanglich besser ansteuern könnte. Die Sprachausgabe erklingt auf den ersten beiden Kanälen, so dass im zweiten Kopfhörerausgang nur diese zu hören ist. Der erste Ausgang ist hierbei unbrauchbar und spielt im Kirmes-Style alle Musikquellen parallel aus. Diese Anwendung wäre mit einem Zonenmixer vergleichbar, in einer Gaststätte könnte man so das Internet-Radio in den Gastraum und die Musik in einen angrenzenden Saal leiten, während der Lautsprecher in der Küche die Lieblings-Podcasts der Köche abspielt und das alles über einen einzelnen Computer.
Kleines Gadget, große Wirkung
Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten für das GIGAPORT eX, beispielsweise könnte man es für virtuelle Einzelausgänge eines Software Instruments nutzen, wobei die linke Kopfhörerbuchse das Summensignal enthält. Problematisch könnten hierbei jedoch die unsymmetrischen Ausgänge sein, aber im Zweifel gibt es Adapter oder man leitet sie in ein passendes Mischpult ein. Besonders Endstufen sollte man zur Sicherheit nicht direkt anschließen, ein Powermixer zur individuellen Lautstärkekontrolle ist durchaus sinnvoll.
Will man eine DJ-Software nutzen und Musik vorhören, lassen sich hierfür nur die ersten beiden Ausgänge über die zweite Kopfhörerbuchse abgreifen, so dass drei Stereopaare übrig blieben. Komfortabel ist das aufgrund der fehlenden Lautstärkeregelung nicht wirklich, so würde man die Monitorkontrolle besser über einen angeschlossenen DJ-Controller realisieren und alle vier Ausgangspaare zur Beschallung nutzen. Kräftig sind die Kopfhörerbuchsen allerdings, jedoch etwas dünn im Bassbereich. Ich würde sie daher eher als nette Beigabe sehen, zumal sie ohnehin stets mit voller Hütte loslegen.
Vernachlässigt man die kleinen Einschränkungen, ist das GIGAPORT eX ein kleiner Helfer, an dem es klanglich nichts auszusetzen gibt. Rauschen oder Störgeräusche gibt es nicht, ebenso auch kein Übersprechen der einzelnen Kanäle. Der Dynamikumfang wird mit 114 dB angegeben, das ist für ein Audiointerface dieser Preisklasse schon ganz ordentlich.
Dabei hält sich der Energiehunger in Grenzen und stellt besonders für mobile Anwender eine spannende Alternative dar. Dass sich Kontrollleuchten und USB-Buchse frontseitig und die Ausgänge auf der Rückseite befinden, ist ergonomisch sinnvoll gelöst und so hat man die Ausgänge stets optisch im Griff. Die fehlende Lautstärkeregelung für die Kopfhöreranschlüsse lässt sich mit einem Kopfhörer mit passivem Lautstärkeregler oder einem Monitorcontroller ausgleichen.
Bleibt zum Schluss noch die Frage zu klären, ob und wie sich das GIGAPORT eX am iPhone verhält. Ein Blick auf mein USB-Multimeter zeigt einen Stromhunger von rund 124 mAh, damit werden die zulässigen 20 mAh des Camera Connection Kits ohne externe Stromzufuhr überschritten.
Am iPad Pro mit USB-C-Buchse dürfte es keine Schwierigkeiten geben, sofern sich Apple diesmal an den Spezifikationen orientiert, ausprobieren konnte ich das Mangels Hardware leider nicht. Trotz des sehr kleinen Formfaktors bleibt jedoch allerhand zu verkabeln, weshalb man das GIGAPORT eX vermutlich weniger mit Mobilgeräten nutzen wird.
Schöner Test, Stephan. Ja, solche kleinen Helferlein sind immer wieder interessant. Mich verwundert allerdings, dass es 8 Out gibt, aber keine 8 In Interfaces, zumindest sehr viel seltener. Was zumindest ich sehr viel häufiger bräuchte. Im Heimstudio mit Synthies wirklich sinnvoll, zumal zumindest am Mac einfach mehrere Devices parallel arbeiten könnten.
Danke Dir! Doch, so etwas gibt es mit dem TC Helicon BLENDER: https://www.amazona.de/test-tc-helicon-go-xlr-mini-blender-kleinmixer/ Von ESI kommt noch ein Test des UGM192, der allerdings nur einen Gitarren- und Mic-Eingang hat, ist aber noch kompakter und bietet sogar Phantom Power.
Sehr viel seltener, ich sagte es ja. Und Dein Test des Helicon zeigt mir, als Audiointerface besser als ein Blumenkohl. Zumindest habe ich das bei den vielen Einschränkungen so gelesen :)
ESI hat doch eins mit 8 Eingängen und 6 Ausgängen (U86 XT) Hab ich seit 2 Jahren hier, super Interface, komme bei 64 Samples auf 4ms Roundtrip Latenz. Auch super stabiler Treiber, also wirklich toll kann ich nur sagen.
Gerade gesehen, das ist auch enorm im Preis gesunken, kostete damals um die 400€.
Ja sicher, vor Allem, wenn es so kompakt sein soll. Aber Einschränkungen, ich würde es eher nicht wirklich durchdacht nennen. Wenn ich so ein Produkt entwickeln wollte, würde ich doch zunächst eine Bedarfsermittlung anstellen und schauen, wen ich ansprechen will und was es alles am Markt schon gibt. Beim BLENDER vier Kopfhörerausgänge, dann noch mit Kompressor und nicht mal einen Mikrofon- oder Instrumenteneingang, keine Ahnung, wer so etwas braucht. Dann hätte man USB weglassen können und lieber nur einen Festpegelausgang fürs Recording mit synchronisierbaren Effekten, das wäre für die kleinen Synths doch sinnvoller. Ich habe hier noch den Go.Mixer Pro von Roland, hat auch ein Audio-Interface mit 16 Bit bei 48 KHz, aber nur 2×2. So kannst Du wie bei einem gewöhnlichen Kleinmixer mit USB nur das vorgemischte Signal weiterreichen. Wenn dann was vom Pegel nicht passt, eben Pech gehabt. ;) Aber wir leben ja in einer Zeit, in der es ungleich viele Gadgets gibt, das wäre ja vor 10 Jahren noch undenkbar gewesen und da kommt sicher noch mehr. ;)
Schönes Ding. Weisst du ob die Büchse DC Coupled ist? Dann könnte man dies Interface für CVs nutzen, was auch sehr lässig ist.
Leider nicht, da stand auch diesbezüglich nichts in den technischen Angaben. Ich habe selbst ja keine Analog-Synths und hätte jetzt auch nicht gedacht, dass man CV-Signale über Audioausgänge ausgeben könnte, aber ist ja eigentlich logisch. ;)
Danke Stephan :) Das ist an und für sich nix neues dazu ein Interface zu benutzen. Dazu braucht man halt eine DC gekoppelte Büchse. Und entsprechende Software. Die es ja gibt. Damit kannst dann z.B, Effekte über CVs modulieren, wenn solche Eingänge vorhanden sind.
Hallo TobyB,
der Vorgänger Gigaport HD hatte Koppelkondensatoren an den Ausgängen, das würde ich für das aktuelle Modell auch annehmen.
Man findet über „ESI Gigaport HD DC-Coupling Mod“ auf der modularsynth.ru-Seite eine Anleitung zum Umbau; die sollte sinngemäß auch für das Gigaport EX gelten. Aber dann ist natürlich die Gewährleistung und Garantie futsch…
Gruß
Fredi
Hallo Fredi,
Danke! Ich guck mir das mal an, Vielleicht treibt sich ja irgendwo noch eine ESI Gigaport HD rum. So als mobiles CV Interface ist das schon eine Option.
Hallo TobyB,
das sollte auch mit dem aktuellen Gerät gehen, man findet auch eine Anleitung für den Umbau des direkten Vorgängermodells ESI-HD+ im Internet.
Es geht einfach darum, die Koppelkondensatoren an den Ausgängen zu überbrücken (entweder per Draht-/Lötbrücke oder sogar per Schalter). Die prinzipielle Schaltungstechnik wird sich nicht massiv geändert haben, die haben halt den DA-Chip aktualisiert.
Was man zur Sicherheit gucken könnte ist, wie sich die Ausgänge dann bei einem Kurzschluss verhalten. Dazu muss man sich halt das Datenblatt des D/A-Wandlers ansehen, ob die Ausgänge kurzschlussfest sind.
Gruß
Fredi
Wie heisst es so schön… Kinder betet, der Vater lötet. Ich werd mir das mal reinziehen. Der Punkt ist halt, mein Setup hat zwar viele CV/Gate Ausgänge. Aber für Automatisierung unterwegs hab ich noch kein gescheites Interface für unterwegs.
Schön wäre so ein Interface mit 8 Audio Eingängen, von mir aus gerne auch als 3,5 Klinke und bitte ohne Mic Funktion. Für so die üblichen kleinere Synths wären solch ein Produkt wirklich ein Segen. Und dann bitte auch gleich 8 Stereo Eingänge, weiß nicht was das heute noch soll mit den Mono Eingängen? Kann man ja machen, ist für mich dann immer nur ein halber Eingang. Also liebe Hardware Hersteller, bitte ein Interface mit 8 x 3,5 Stereo Klinke Buchsen und ohne Mic funktion, dann einmal Line out und Phone out getrennt regelbar und schon wäre ich glücklich.
Ich schrieb es ja, TC Helicon BLENDER, Link siehe oben. Hat allerdings sechs Stereo-Eingänge.
Sorry, hatte ich übersehen. Ja der Blender geht in die richtige Richtung wenn man nur so ein Kleinsynthsetup auf dem Schreibtisch hat,
Davon ging ich aus, daher hatte ich ihn ja nochmal erwähnt. ;) Ist immer so die Frage, was man machen will. Ich habe einige Boutiques und neuerdings einen NTS-1, letzterer hat als Einziger kein USB-Audio. Die anderen ließen sich per USB einbinden und mit einem aktiven Hub sogar per Strom versorgen. Wenn schon, müsste man eine Art kleines Portastudio mit Stereo-Klinken haben, ansonsten wäre mir das persönlich zu viel Kabelgewirr. Auf der anderen Seite ist ein vollwertiger Mixer größer und hier braucht es wieder viele Adapterkabel. Grundsätzlich finde ich es gut, dass es heute so unzählig viele Möglichkeiten gibt, dass eigentlich jeder für sich eine Lösung finden sollte.
scheint perfekt als Erweiterung für die neue MPC Firmware (class compliant kompatibel) wenn man im Studio einzel-outs braucht bzw kein riesiges Audiointerface mitschleppen will bei live Gigs…