Test: ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby, E-Gitarre

Ich gebe zu, das Thema Signature-Gitarren befindet sich mittlerweile für mich auf einer Ebene, der ich nur noch mit Mühe folgen kann. Während es früher relativ einfach war, ein neues Instrument als Signature-Instrument zu erkennen, da es nur einen kleinen Haufen von technisch extrem hochwertigen Musikern gab, welche natürlich alle mal ein eigenes Modell erhalten haben, ist aufgrund der Tatsache, dass heutzutage Virtuosität eher ein Downer im Musikbereich ist, es für den Hersteller deutlich schwieriger, besondere Instrumente an den Mann zu bringen. Dennoch zieht die Firma ESP mit ihrem Unterlabel LTD diesen Stiefel konsequent durch und fertigt in den USA die Signature-Instrumente der ganz großen Namen, während unter dem Label LTD die zweite Reihe jenseits der Stadiongrößen Headliner mit Instrumenten versorgt wird. Zum Test liegt uns die ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby vor, eine Gitarre, welche unter dem Namen eines der Gitarristen der American Metalcore Band „Of Mice And Men“ vermarktet wird.

Die Konstruktion der ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby

Zwei Punkte schießen mir unmittelbar nach Auspacken des Instruments durch den Kumpf.

Punkt 1.

Okay, es ist relativ klar, wer die Mutter dieses Instrument ist.

Eine Fender Telecaster.

Punkt 2.

Moment einmal, das Instrument in dieser Ausführung kommt mir doch sehr bekannt vor.

Und in der Tat ist es so, dass Fender bereits in den 80ern ein Instrument herausgebracht hat mit der Bezeichnung Telecaster Black & Gold (https://reverb.com/de/item/68706931-fender-collector-s-edition-black-and-gold-telecaster), welches natürlich in den Details stark von der ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby abweicht, aber im Prinzip einen ähnlichen Grundeindruck hinterlässt. Ich konnte dies auch im A/B-Vergleich überprüfen, da ich selber glücklicherweise eine entsprechende Telecaster besitze. Es dürfte sich aber von selbst erklären, dass man mit einer Telecaster natürlich keinen Metalcore spielen kann, von daher wurde das Instrument in mehreren Punkten Richtung Metal modifiziert. Aber alles schön der Reihe nach.

Zunächst einmal fällt auf, dass das Instrument wirklich sehr leicht ist. Nicht nur leicht, sondern wirklich sehr leicht, was sich in einem Gewicht von knapp 2,8 kg widerspiegelt. Rückenschmerzen sollten bei diesem Instrument wirklich ausgeschlossen sein. Des Weiteren wurde das Instrument auf das absolut Nötigste reduziert, was man bei einer Rhythmus-Gitarre benötigt. Ein Tonabnehmer, einen Volume-Regler, kein Vibratorsystem, fertig. Sehr spartanisch, sehr funktionell und für viele Musikrichtungen, insbesondere im Metal, völlig ausreichend. Bei dem Tonabnemer handelt es sich übrigens um die wohl beliebteste Ausführung weltweit, den Typ 81.

Der Korpus, welcher aus Mahagoni besteht, wurde durchgehend in ein satiniertes, mattes Schwarz getüncht. Ich persönlich finde es schade, dass zum Beispiel das Binding des Instrumentes nicht zu sehen ist, was allerdings, wie immer, reine Geschmacksache ist. Viele Musiker werden sich mit dieser Brettgitarre im wahrsten Sinne des Wortes aufgrund der Tatsache, dass diese über keinerlei optischen Auflockerungen verfügt, auch sehr gut anfreunden.

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Die Gesamtkonstruktion basiert auf einem durchgehenden, dreiteiligen Hals ebenfalls aus Mahagoni, bei dem die Korpusflügel aufgeleimt wurden. Das Griffbrett besteht aus einem dunklem Macassar Ebony und beinhaltet 24 XL-Bünde aus Edelstahl. Aufgrund des fehlenden Halsfußes konnte man den Übergang vom Hals zum Korpus sehr schön ergonomisch abrunden, was das Greifen in hohen Lagen deutlich erleichtert. Rückseitig findet man bei dem Instrument lediglich zwei Kunststoffklappen, welche mit sechs beziehungsweise zwei Schrauben gehalten werden.
Es handelt sich dabei um die Abdeckklappe der Elektronik beziehungsweise einer kleinen Ausfräsung für die Batterie bezüglich der aktiven EMG-Tonabnehmer.

Der Hals, dessen Shaping vom Werk aus als „Thin U“ bezeichnet wird, ist in der Tat sehr schlank und sollte auch Playern mit kleinen Händen keinerlei Probleme machen. Überhaupt scheint LTD bei diesem Instrument darauf zu achten, die grifftechnischen Abmessungen möglichst gering zu halten und hat die kurze Mensur von 62,8 cm (24,75 Zoll) verbaut, was in Zusammenspiel mit dem Hals-Shaping gerade in den tiefen Lagen eine sehr bequeme Haptik ermöglicht. Es kann allerdings auch sein, dass Gitarristen mit großen Händen oder breiten Fingern unter Umständen Probleme haben, eine klare Saitentrennung umzusetzen. Hier sollte man im Vorfeld schauen, ob die Abmessungen für einen persönlich passen.

ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby Rueckseite

Was sehr angenehm auffällt, ist das komplett durchgängige optische Prinzip der Black & Gold Ausführung, was sogar soweit geht, dass nicht nur alle Hardware-Teile mit Gold überzogen sind, sondern auch die Bundstäbe gold-/bronzefarben eingefärbt wurden, meines Erachtens ein optisches Highlight, sofern man auf diese Farbkombination steht.

In Sachen Hardware setzt man bei der in Korea gefertigten ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby auf bewährte Konstruktionen, soll heißen, einer einteiligen Tonepros Locking TOM Brücke mit einer Saitenführung durch den Korpus um das Sustain-Verhalten zu optimieren und sechs Locking-Tuner mit LTD-Aufdruck. Die Mechaniken sind von sehr guter Qualität, es könnte daher sein, dass LTD hier mit OEM-Herstellern zusammen arbeitet, aber wer weiß, vielleicht haben die Koreaner mittlerweile auch eine eigene Fertigung ihrer Hardware am Start. Die Korpusbohrung der A-Saite war bei dem Testinstrument ein wenig aus der Flucht, was aber keinerlei Auswirkung auf den Klang hatte und wohl auch nur ein Merkmal für die Tatsache ist, dass hier noch von Hand gearbeitet wurde.

Was mich persönlich etwas verwirrt, ist die gespiegelte Anordnung der Tuner auf der Kopfplatte. Es ist vielleicht auch nur eine Frage der Gewohnheit, aber man sieht die Wirbel der Stimmmechaniken nicht und kann sie demnach nur erfühlen, welchen Wirbel man gerade bearbeitet und was das Stimmen für mich persönlich etwas indirekter erscheinen ließ. Dies ist aber eine rein subjektive Sichtweise und soll nicht verallgemeinern.

Alles in allem hat die Gitarre eine sehr schlichte Eleganz und könnte kaum dezenter ausfallen. Was dem einen oder anderen vielleicht an spektakulären Elementen fehlt, wird dem anderen genau das Richtige sein. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob ihm diese Art des Instruments gefällt oder nicht. Das Instrument wird mit einem passenden Koffer geliefert.

ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby, Profil

Die ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby in der Praxis

Was bei dem Instrument direkt schon im Trockentest ins Ohr fällt, ist das extrem lange Sustain, was das Instrument an den Tag legt. Bedingt durch die Konstruktion des durchgehenden Halses und der Seitenführung schwingen die Seiten sehr lange nach und unterstützen jegliche Form des Gitarrenspiels, bei denen es auf lang ausschwingende Töne ankommt, beziehungsweise bei denen man im Solospiel auch gerne mal einen Ton über mehrere Sekunden schwingen lässt.

Der sehr dünne und schlanke Hals ist in der Tat eine Umgewöhnung für mich, zumindest für meine Hände, welche in erster Linie schwere Knüppel gewohnt sind. Ich muss allerdings sagen, dass diese schlanke Ausführung ganz neue Möglichkeiten eröffnet, so kann man zum Beispiel den Daumen deutlich leichter und einfacher mit ins Akkordspiel einbringen bzw. zur Seitendämpfung benutzen, als es bei anderen Instrumenten der Fall ist. Die ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby war vom Werk aus sehr gut eingestellt. Hier bedurfte es keiner weiteren Justierungen, um das Instrument in einen optimalen Zustand zu versetzen.

Klanglich bietet die LTD ein sehr ausgewogenes Schwingungsverhalten, reagiert sehr schön auf den persönlichen Spielstil und bietet von der Stilistik her, wenngleich durch den einzelnen Tonabnehmer etwas eingeschränkt, deutlich mehr klangliche Möglichkeiten, als wie sie im Metalcore benötigt werden. So lassen sich zum Beispiel auch je nach verwendetem Equipment respektive Pedalen sehr gute Klänge im Stil von ZZ Top erzeugen. Nicht umsonst hat Billy Gibbons zum Beispiel in der Zeit des Antenna Albums verstärkt auf Instrumente gesetzt, welche vom Shaping her mit einer Tele identisch und auch nur mit einem einzelnen Tonabnehmer im Stegbereich ausgerüstet waren.

Als einziger Kritikpunkt muss allerdings vermerkt werden, dass die Reversed-Tuner-Anordnung ein Problem mit sich bringt, was man in Klangbeispiel 03 sehr gut hören kann. Insbesondere die tiefe E-Saite verfügt jetzt oberhalb des Sattels über eine Saitenlänge, welche ein deutlich hörbares Mitschwingen der Saite erzeugt und gerade bei höherem Verzerrungsgrad und abgedämpftem Spiel den Sound verwischt und schwammig macht. Dies kann jedoch mit einem selbstgebauten Dämpfer, z. B. aus Schaumstoff, welchen man unter die Saiten klemmt, behoben werden, Die Klangbeispiele wurden mit einem ENGL Savage MKII, einem 412 Marshall Cabinet mit Celestion G12 75T Speakern und 2 Stck. SM57 erstellt.

Abschließend muss man dem Instrument einen sehr guten Gesamteindruck attestieren. Der auf den ersten Blick vergleichsweise spartanisch wirkenden Konstruktion lassen sich deutlich mehr Klänge entlocken, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, insbesondere wenn man über eine hohe Dynamik in seinem Spiel verfügt. Ob dies allerdings im Metalcore von Bedeutung ist, steht auf einem anderen Blatt.

ESP LTD AA-1 BLKS Alan Ashby im Einsatz