Geshapt wird bei diesem Instrument erwartungsgemäß wie die wilde Wutz, seien es die abgerundeten Deckenführung, die Bierbauchfräsung auf der Rückseite oder aber die unteren Cutaway-Fräsungen – wo immer es geht, wird den menschlichen Körperteilen so wenig wie möglich an hölzernem Wiederstand entgegen gesetzt. Selbst die Poti-Knöpfe wurden dezent in der Decke versenkt. Auffällig ist auch die komplette Abalone-Einfassung des gesamten Bodys, des Griffbretts und selbst der Kopfplatte. Man sieht: viel optischer Aufwand, alles handwerklich einwandfrei und sauber ausgeführt.
Wie stark die Firma ESP in den Produktionsablauf bei LTD eingebunden ist, sieht man schon am ESP-Aufkleber an der Holzverstärkung des Holzes zur Kopfplatte hin und an der Tatsache, dass die verwendeten Tuner direkt von ESP stammen. Letztendlich wurde das gesamte Shaping von der ESP Horizon 1:1 übernommen. Farblich hat LTD ein transparentes Schwarz aufgetragen, welches die Maserung des Holzes dezent durchscheinen lässt.
Praxis
Schon auf den ersten Griff fühlt sich das Instrument sehr vertraut an, zumindest wenn man schon mal eine Powerstrat in seinen Händen gehalten hat. Der Hals ist schön griffig, optimal ausbalanciert zwischen der nötigen Masse für einen anständigen Griff und der angemessenen Schlankheit für entsprechende Griffbrettakrobatik. Auch der Korpus spielt seine Vorteile durch das geschmackvolle Shaping voll aus und schmiegt sich angenehm an den Körper.
Trotz des sehr leichten Holzes verfügt das Instrument aufgrund der Gesamtkonstruktion über ein gutes Sustain. Kein Ton stirbt ab, und auch die Bespielbarkeit gestaltet sich bis hinaus in den 24. Bund über alle Zweifel erhaben. Kräftiges Rhythmus-Spiel verkraftet die H-351 dabei genauso wie filigranes Solospiel, welches aufgrund der erwartungsgemäßen Jumbo-Frets leicht und locker von der Hand geht.
Schon im trockenen Modus erkennt man die gesunde Konstruktion des Instrumentes. Der Ton spricht schnell an, wirkt perkussiv und fügt sich geschmackvoll in ein klanglich passendes Gesamtbild. Schaltet man den Verstärker dazu, erklingt genau der Sound, den man aufgrund der Komponenten erwarten konnte. Clean gespielt perlen die Höhen schön dezent und wohl definiert aus dem Lautsprecher, eben so wie man es von EMG-Tonabnehmern her gewöhnt ist. Kristallklar mit hoher Durchsetzungskraft und frei von jeder Art Vintage-Sound!
Das Hauptbetätigungsfeld dieses Instrumentes wird allerdings zweifelsfrei die Distortion-Abteilung werden. Angefangen bei dezentem Crunch bis hinauf zu Extrem-High-Gain, sämtliche Sounds aus dieser Liga werden von der LTD problemlos wiedergegeben. Bei entsprechender Handhabung gestalten sich die „Artifical Harmonics“ sehr leicht in der Wiedergabe, das Obertonverhalten ist aggressiv und dennoch angemessen, ohne in kratzigen Höhen zu „ersaufen“.