Hier stimmt fast alles!
Mit der ESP LTD SN-1000 Evertune Koa sagt der Hersteller verstimmten Gitarren den Kampf an. Mit einer Evertune-Bridge soll von nun an Schluss mit dem lästigen Stimmen sein, sodass der Hauptfokus auf Recording und Spielen liegen kann. Die spezielle Tonabnehmerbestückung mit zwei Seymour Duncan Humbuckern soll der Gitarre außerdem einen charakteristischen und flexiblen Sound verleihen. Ob das gelingt, erfahrt ihr hier!
Inhaltsverzeichnis
ESP LTD SN-1000 Evertune Koa: Der erste Eindruck
Als ich den Karton für meinen Gitarren-Test öffne, erblicke ich zum ersten Mal unsere heutige Testgitarre: Die ESP LTD SN-1000 Everune Koa. Im Namen versteckt, in der Realität aber sozusagen unübersehbar, fällt mir als erstes die wunderschöne naturbelassene Koadecke im Mattfinish auf. Für mich als Fan von Naturdecken ein echter Hingucker!


Bei einem ersten akustischen Anspieltest macht sich sofort der sehr angenehme Ahornhals, der wirklich gut in der Hand liegt, positiv bemerkbar. Die Gitarre klingt hier schön ausgewogen und hat einen eher warmen Grundsound. Eine gute Ansprache und Artikulation runden den akustischen Sound gut ab. Bereits hier macht sich die Evertune-Bridge bemerkbar. Denn ohne auch nur nach einem Stimmgerät zu suchen, ist die Gitarre out of the box „in sich“ perfekt gestimmt, sodass dem sofortigen Spielspaß nichts im Wege steht. Alles klingt sofort in tune! Wie sich das System im Detail einstellen lässt, verrate ich euch später im Praxistest.
Als nächstes schauen wir uns die Verarbeitung der ESP LTD SN-1000 Evertune Koa einmal genau an. Die Decke und der Korpus sind vollständig ohne Fehler und Unebenheiten gelungen und auch der Hals ist sauber in die Halstasche eingepasst. Den Bundstäbchentest meistert die Gitarre mit Bravour; mit geschlossenen Augen sind die Bundränder beim Fühltest quasi nicht vorhanden. Auch das Abrichten und Einpassen der Bünde ist sehr gut gelungen, sodass ich keine Dead-Spots oder schnarrenden Bünde finden kann.
Bei der Inspektion des sehr ebenen und sauber gearbeiten Griffbretts fällt mir außerdem auf, dass die Bünde 15 – 22 gescallopt sind. Was es damit auf sich hat und wie es das Spielgefühl der Gitarre beeinflusst, schauen wir uns später im Praxistest einmal im Detail an. Weiter geht es erst einmal mit der Hardware der Gitarre.
Der 3-Wege-Schalter und das Volume-Poti sind fest angebracht und laufen absolut rund. Das Tone-Poti ist für meinen Geschmack etwas locker, was aber mit dem passenden Inbusschlüssel schnell fast vollständig behoben ist. Auch bei den Pickguard-Schrauben am Horn des Korpus setze ich kurz den Schraubenzieher an, um diese auch die letzten Millimeter in das Pickguard zu schrauben. Für die beiden Detailfehler gibt es allerdings nur einen kleinen Punktabzug, da diese innerhalb von Sekunden zu beheben waren. Die sechs Grover Mechaniken sind schließlich fest angebracht und laufen rund und angenehm. Ein schönes Detail der Gitarre ist zudem die Halsstab-Einstellung, die bequem am unteren Halsende möglich ist.
Insgesamt macht die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa einen sehr guten ersten Eindruck und liefert auch im Bezug auf die Verarbeitung ein sehr gutes Ergebnis.
ESP LTD SN-1000 Evertune Koa Specs & Facts
Die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa besteht aus einem Mahagoni-Korpus mit einer Decke aus Koa und einem geschraubten Ahornhals mit Macassar-Ebenholz Griffbrett. Das Thin-U-Halsprofil soll in Verbindung mit einem Compound-Griffbrettradius (11,81″ – 15,75″) und der typischen Mensur von 648 mm für ein angenehmes Spielgefühl sorgen. 22 XJ-Bünde aus Edelstahl und ein gegossener Sattel mit einer Sattelbreite von 42 mm komplettieren den Hals der Gitarre.

Die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa besteht aus einem Mahagoni-Korpus mit einer Decke aus Koa und einem geschraubten Ahornhals mit Macassar-Ebenholz-Griffbrett
Für den Sound der Gitarre sorgen zwei Seymour Duncan Humbucker. In der Neck-Position soll der Seymour Duncan APH-1 Alnico II Pro für einen warmen und vollen Sound sorgen, während die Bridge-Position durch den eigens für ESP entwickelten Seymour Duncan Custom 14 ein tonales Gegenstück mit hohem Output sowie präziser Artikulation bereitstellt. Für die Klangregelung der beiden Tonabnehmer stehen ein Volume- und ein Tone-Poti sowie ein 3-Wege-Schalter zur Verfügung. Mit der Push- Pull-Funktion des Tone-Potis können die Humbucker zudem für mehr Soundvielfalt gesplittet werden.
In puncto Hardware setzt die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa auf sechs schwarze Grover Mechaniken und eine Evertune-Bridge, die die Gitarre in der Praxis unverstimmbar machen sollen. Ob das wirklich gelingt und wie es mit der Benutzerfreundlichkeit des Evertune Systems aussieht schauen wir uns in unserem Praxistest einmal ganz genau an!
Praxistest: Einstellung der Evertune Bridge & Bespielbarkeit
In unserem Praxistest schauen wir uns jetzt einmal an, wie man die Evertune-Bridge der Gitarre richtig einstellt. Als vollkommener Neuling auf diesem Gebiet lege ich mir hier einmal meine Stoppuhr bereit, da ich gespannt bin, wie lange die Feineinstellung der Gitarre braucht. Im Lieferumfang der Gitarre befindet sich glücklicher Weise eine Anleitung zum Evertune-System sowie das nötige Werkzeug zur Einstellung.
Über die Mechaniken wird zunächst einmal das Evertune-System aktiviert. Hierfür werden die Saiten entspannt und anschließend wieder so weit gespannt, bis sich die Tonhöhe beim Drehen an den Mechaniken nicht mehr verändern lässt. Jetzt greift das Evertune System und die Gitarre wird von nun an an der Bridge gestimmt. Die Mechaniken beeinflussen nun das Bending-Verhalten und legen fest, welche Bending-Intervalle auf den einzelnen Saiten möglich sind.

Das Evertune-System ermöglicht es, die Bending-Intervalle auf den einzelnen Saiten individuell einzustellen
An der Bridge der Gitarre befinden sich gleich drei Reihen an Einstellungslöchern. Mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel können hier die Tonhöhe, die Intonation und die Saitenlage eingestellt werden. Ich schnappe mir also ein Cent-genaues Stimmgerät und los geht es. Nach insgesamt 15 Minuten (inkl. Lesezeit) ist die Gitarre perfekt gestimmt und intoniert. Für immer?
In der Tat: Egal, was ich im Test auch versuche, die Gitarre bleibt immer in tune! Insgesamt ein wirklich tolles System mit kinderleichter Handhabung. Positiv überrascht hat mich hier außerdem das Bending-Verhalten. Zum einen kann es individuell pro Saite eingestellt werden und zum anderen fühlen sich die Bendings sehr gleichmäßig und angenehm an. Wirklich schön!
Auch im Bezug auf die Bespielbarkeit kann die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa punkten. Ab Werk kommt sie mit einem recht guten Setup von knapp unter 2 mm am 12. Bund und ist somit auch für einen härteren Anschlag der rechten Hand bestens gewappnet. Auch der Halsübergang des sportlichen Ahornhalses ist gut gelungen, da der Korpus hier etwas dünner ist, was auch den 22. Bund problemlos erreichbar macht.
Gerade für das Leadplaying und besonders bei expressiven Bendings in den höchsten Lagen macht sich das Scalloping ab dem 15. Bund positiv bemerkbar. Bendings und Vibrato sind auch im letzten Bund ein Kinderspiel.
Insgesamt spielt sich die Gitarre sehr leicht und angenehm, sodass auch schnelle Licks einfach von der Hand gehen. Durch die Evertune-Bridge eignet sich die Gitarre sehr gut für Recording-Zwecke und liefert durch das Scalloping der Bünde 15 – 22 ausgezeichnete Eigenschaften für das Solieren.
ESP LTD SN-1000 Evertune Koa Sounds
Als nächstes schauen wir uns die Sounds der Gitarre einmal ganz genau an. Los geht es mit einem Clean-Sound und einigen arpeggierten Akkorden.
Insgesamt liefert die ESP LTD SN-1000 Evertune Koa hier einen warmen, runden Sound. Der volle Bassbereich liefert hier eine wunderbarere Grundlage mit schönem Sustain, der eine tolle Grundlage für die höheren Frequenzen bildet, ohne diese unangenehm zu verdecken.
Zieht man das Tone-Poti heraus, so wird die Split-Funktion des Tonabnehmers aktiviert. Bemerkbar macht sich das vor allem durch einen definierteren Bass. Der Gesamtsound wird hier schön perlig und die Pick-Attack kommt etwas mehr heraus. Perfekt für genau diese Art von Clean-Sounds. Die Evertune-Bridge macht sich vor allem in der Transparenz der gespielten Akkorde bemerkbar, die auf den Cent genau in sich stimmig sind.
Als nächstes schauen wir uns einen Power-Chord-Rhythmuspart auf dem Bridge-Pickup an:
Die Gitarre liefert hier einen knurrigen Sound. Die Attack in den Bässen bleibt hier recht weich, fügt sich schön in das Gesamtbild ein und gibt dem Sound ein schönes Fundament. Gut gefällt mir hier zudem, dass die Höhen nicht zu klirren beginnen und der Gesamtsound so angenehm für die Ohren bleibt.
Ähnlich wie beim vorherigen Soundbeispiel wird der Bassbereich und die unteren Mitten bei aktiviertem Coilsplit etwas ausgedünnt und gezähmt, was dem Sound mehr Durchsetzungskraft im Bandkontext verleiht, da er nicht so sehr mit dem Bass konkurriert.
Durch die Kombination der beiden Pickups verliert die Mittelposition im Riff-Test an Transparenz. An den Rändern des Frequenzbereichs ist es mir für das Riff in den Höhen etwas zu kratzig, während der Bassbereich die unteren Mitten etwas verdeckt. Hier würde ich den recht aggressiven Höhen mit dem Tone-Poti etwas entgegensteuern.
Bei aktiviertem Coilsplit werden die Höhen etwas entschärft, was vermutlich am leicht geringeren Output liegt. Die tiefen Frequenzen sind hier zwar etwas weniger präsent, allerdings ist der Unterschied nicht so groß wie bei den anderen Positionen. Hier könnte ein leichter Low-Cut helfen den Sound richtig einzuparken.
Für unseren letzten Sound-Test nehmen wir die Lead-Sounds mit der ESP LTD SN-1000 Evertune Koa einmal unter die Lupe. Hier teste ich sowohl den Neck- als auch den Bridge-Humbucker.
Der Neck-Humbucker liefert bei den Lead-Sounds den ersehnten warmen und runden Sound. In sich ausgewogenen und stimmig über alle Saiten der Gitarre ist er besonders gut für sangliche Lead-Lines geeignet.
Wechselt man auf den Bridge-Humbucker, bekommt man noch einmal eine extra Portion definierter Höhen, die den Lead-Sound zum Singen bringen und für eine gute Durchsetzungskraft im Bandkontext sorgen dürften. In Verbindung mit dem Scalloping der oberen Bünde verleitet die Gitarre hier zu expressiven Bendings in den höchsten Lagen.
ESP LTD SN-1000 Evertune Koa -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Soldano SLO-100 X -> Logic X Pro
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.