PA-Aktivbox mit DSP zum Electro-Voice Einstiegspreis
Während man früher noch einfach eine Monoendstufe in eine Passivbox verbaut hatte, geht der Trend bei den modernen Aktivboxen, wie der hier getesteten EV ZLX12-BT, mittlerweile dazu über, alle möglichen Funktionen mit dazu zu liefern. Klar, wenn man schon eh eine digitale Endstufe integriert hat, warum dann nicht auch einen DSP mit einbauen? Und wenn man einen Anschluss integriert hat, warum nicht einen zweiten dazunehmen, der es ermöglicht, Mikrodurchsagen und Musik gleichzeitig abzuspielen?
Die Hersteller gehen da durchaus sehr unterschiedliche Wege, von sehr rudimentären Klanganpassungen wie “flat”, “music” etc., bis hin zu frei wählbaren Equalizer-Einstellungen, Highpass-Filtern, Limitern etc. Electro-Voice bringt mit der ZLX-Serie eine für diese Preisklasse sehr umfangreiche digitale Klanganpassung inklusive Display mit. Mal sehen, was die Box so kann!
Bereits auf der Verpackung sieht man, wie viel Technik in der EV ZLX12-BT versteckt ist. Der 12” Bass/Mittelton-Lautsprecher und das 1,5” Mittel-/Hochtonhorn sind wie bei einem Röntgenbild abgebildet und es fällt sofort auf, dass bei der Planung nicht viel Platz verschenkt wurde. Die ZLX ist sehr schmal und braucht daher für eine 12” Box relativ wenig Platz. Das 1,5” Titanium-Horn übernimmt ab 1,7 kHz die Wiedergabe. Dadurch hat der Bass ganz schön was zu tun. Man merkt auch am Frequenzgang von 65 – 18.000 Hz, dass Tiefbass nicht das oberste Ziel war. Aber generell muss man sich, speziell bei der Membranfläche, zwischen Tiefgang und Lautstärke/Belastbarkeit entscheiden. Das Metallgitter ist mittels sechs Inbusschrauben leicht abnehmbar. Man kann die Treiber darunter aber auch so leicht sehen, wodurch die erste Überprüfung auf sichtbare Schäden oder die Auslenkung der Membran auch ohne entfernen des Gitters möglich ist.
Die Lautsprecher haben drei Tragegriffe, einen oben, einen an der Seite und einen unten, was das Tragen eines einzelnen ZLX sehr bequem macht. Schwieriger ist dann schon das Absetzen, weil die Füße nicht besonders lang sind und man daher in Gefahr kommt, auf dem Plastikteil der Front zuerst aufzusetzen. Es gibt neben den Füßen, die einen sehr guten Stand bieten, noch die Möglichkeit, den Hochständerflansch oder die Seitenfläche zu nutzen. Seitlich, als Monitorbox eingesetzt, ist der Griff der Box unten, was zwar für einen sehr cleanen Look sorgt, aber eben auch nicht so gut handhabbar ist. Jede einhändige Aufnahme sorgt dafür, dass ein anderes Plastikteil den Boden berührt. Das Polypropylen-Gehäuse hat zwar eine Art Gummierung, die sich sehr hochwertig anfühlt, aber wie lange die Box dann noch gut aussieht, bleibt offen. Die Standfläche (im Monitor Setup) ist auf jeden Fall zusätzlich gummiert, damit dort keine Kratzer auftreten.
Trotz der immerhin 15,6 kg ist die EV ZLX12-BT auf jeden Fall gut handhabbar, nur beim Absetzen und Anheben muss man eben etwas vorsichtiger sein. Es gibt auch die Möglichkeit, zusätzliche Brackets zu kaufen, um die ZLX an der Wand zu befestigen. Für die Monitor- und Bracket-Aufstellung gibt es noch eigene EQ-Einstellungen, die die tiefen Töne etwas reduzieren, um die wandnahe (bzw. bodennahe) Verstärkung der Bässe zu kompensieren.
Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend – nichts verzieht sich, nichts knarrt oder kracht beim Tragen. Die fast 16 kg sind natürlich eine Ansage für eine 12″ Box, aber dafür macht sie eben auch einen grundsoliden Eindruck.
Anschlüsse der EV ZLX12-BT
Das BT steht in Fall der EV ZLX12-BT für Bluetooth. Das scheint sich mittlerweile zum Standard für Aktivboxen zu entwickeln. Immerhin sind damit viele Abspielgeräte (im nicht-professionellen Bereich) anschließbar und man muss sich keine Gedanken zu Adapterkabeln, Fernbedienung der Lautstärke etc. machen. Wie das der Hersteller dann umsetzt, ist eine andere Frage. In den seltensten Fällen gibt es eine Aussage, welche Bluetooth Generation verwendet wird. Und die sagt dann schon eine Menge zur Reichweite, Qualität und Stromverbrauch aus. Bluetooth 5.0 wird auf jeden Fall schon mal nicht von EV verwendet. Die Reichweite und Ausfallsicherheit des Streams sind eher durchschnittlich. Bewegen sich Menschen zwischen Quelle und der Empfängerbox, kommt es schnell zu Aussetzern. Ganz angenehm ist die ziemlich zuverlässige Verbindung. Nach dem ersten Pairing wurde mein Handy (bis auf einmal) immer sofort automatisch verknüpft, sobald die Box angeschaltet wurde. Das Pairing erfolgt über den Drehknopf und dem Menüeintrag „Pairing“. Hier kann Bluetooth auch ein- und ausgeschaltet werden. Ob die Box verbunden ist, wird auch im Display angezeigt. Irritierenderweise gibt es keinen Signalton zur Bestätigung nach erfolgreicher Kopplung. Es wird einfach verbunden und gut ist. Will man ein Stereo-Setup kreieren, kann über den Menüpunkt „Mix-Out“ im DSP der Ausgangskanal auf „R“ – für den rechten Kanal – gestellt werden. Dann fungiert die Empfängerbox automatisch als linker Kanal. Sonst werden die beiden Kanäle als Mono zusammengelegt und abgespielt.
Neben dem Bluetooth-Kanal gibt es noch zwei Combobuchsen, die wahlweise 6,3 mm Klinken- oder XLR-Stecker aufnehmen. Die Eingangsempfindlichkeit kann jeweils mit einem Drehregler verändert werden, wobei die Verstärkung ausreicht, um sowohl Instrumente als auch Mikrofone anzuschließen. Es gibt weder eine Ducking-Funktion noch eine Phantomspeisung, so dass je nach Einsatzzweck und Mikro noch etwas dazwischen geschaltet werden muss. Warum es keine Ducking-Funktion gibt, mit der die Lautstärke der anderen Eingänge abgesenkt wird, während ins Mikro gesprochen wird, erschließt sich mir nicht so ganz. Schließlich ist ein digitales DSP integriert, das hätte vermutlich nicht besonders viel Aufwand bedeutet. Die Boxen sind ziemlich Feedback-resistent, also da in der Aufstellung recht unkompliziert. Dann gibt es als Extra-Gimmick noch einen 3,5 mm Klinkeneingang, um schnell mobile Audiogeräte anschließen zu können.
Das Eigenrauschen der EV ZLX12-BT ist für eine Aktivbox ziemlich gut. Es gibt nur ein geringes Rauschen, das im Bluetooth Betrieb etwas ansteigt. Aber im Vergleich zu einigen anderen Aktivboxen ist das Geräusch sehr subtil. Auch gibt es kein Lüfterrauschen von der digitalen Endstufe. Diese wird zwar auch bei niedriger Lautstärke warm, aber dafür steigt die Wärmeabfuhr nicht sehr stark an, selbst wenn die Box längere Zeit auf hoher Lautstärke spielt.
DSP
Die ZLX-Serie hat einen integrierten DSP mit hintergrundbeleuchtetem Display und Push-Encoder, also einem Drehregler mit integriertem Knopf. Insgesamt 14 Funktionen können über den DSP gesteuert werden. Auf drei möchte ich hier einmal eingehen.
MODE
Die Einstellungen „Music“, „Live“, „Speech“ und „Club“ verändern die Frequenzkurve und dienen so als EQ-Voreinstellungen. „Club“ verstärkt den Bass, „Live“ reduziert ihn ein wenig, verstärkt aber die Höhen. „Speech“ reduziert die Bässe am meisten und baut einen Hochpass mit ein, sodass es zu weniger „rumpeln“ kommt. In den Einstellungen „Live“ und „Speech“ wird dann noch die Feedback-Unterdrückung besser unterstützt, da davon ausgegangen wird, dass hier Mikrofone angeschlossen sind.
SUB
In einem größeren Setup mit Subwoofern sollten die Boxen mittels eines Hochpasses entlastet werden. Neben der Möglichkeit, hier Trennfrequenzen von 80 – 150 Hz anzugeben, sind auch EV-Subs in der Liste enthalten, die, wenn ausgewählt, automatisch das beste Setup wählen.
TREBLE/BASS
Hier können die Bässe bzw. Höhen von -10 dB bis +10 dB geregelt werden.
Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, die Front-LED so anzusteuern, dass sie den Einsatz des Limiters anzeigt. Damit hat man eine schnelle visuelle Kontrolle, wann sich die Box der Belastungsgrenze nähert. Ferner können bis zu fünf Einstellungen gespeichert und wieder geladen, der Regler gesperrt oder die Helligkeit und der Kontrast des LCD-Displays angepasst werden.
Was ich vermisse, ist neben der Ducking-Funktion eine manuelle Anpassung des Limiters. Ich kann zwar den Level an der Box bestimmen, aber wenn das Zuspielgerät lauter wird, steigt eben auch der Gesamtpegel. Hier wäre ein „echter“ einstellbarer Limiter schon schön gewesen. Der eingebaute Limiter macht seinen Job ansonsten aber sehr gut.
Sound der EV ZLX12-BT
Das zum Glück geringe Eigenrauschen habe ich ja schon erwähnt, aber wie klingt denn jetzt die EV? Zur Zusammenfassung sage ich mal ein Wort: erwachsen! Sie sieht sehr schlank und daher relativ unscheinbar aus, aber für eine 12“ Aktivbox kommt da schon eine Menge raus! Die nicht besonders tiefe Grenzfrequenz sorgt für ziemlich viel Punch im unteren Bass. Eine noch tiefere Abstimmung hätte da sicherlich etwas gekostet. Für 95 % der Musik reicht der Frequenzumfang aus, zumal eben der Punch deutlich vorhanden ist. Der Übergang zwischen Tiefen und Höhen ist sehr homogen. Bei einigen Boxen kann man geradezu hören, ab wann der Staffelstab vom Tief- zum Hochtöner überreicht wird. Der Hochtöner selbst ist zum Glück ebenfalls sehr ausgeglichen und klingt nicht nach PA, bietet jedoch auch genug Reserven, um bei höherer Lautstärke nicht überlastet zu wirken. Da merkt man dann auch die 1,5” im Vergleich zu manchen anderen 1” Hochtönern. Ganz oben fehlen ein paar Hertz, aber das lässt sich mit einer Höhenanhebung noch ganz gut kompensieren. Wenn die Lautstärke sehr an die Grenzen geht und die Musik sehr basslastig wird, werden die Mitten etwas verwaschen und treten in den Hintergrund. Da muss dann wirklich ein Subwoofer her, damit mittels eines Hochpasses der Tieftöner unten entlastet wird und sich dann besser um die Mitten kümmern kann. Aber die Verzerrung geschieht sehr subtil und ist immer noch besser, als wenn das Gehäuse oder der Bassreflexkanal Störgeräusche produzieren würden. Und die Box ist dann auch wirklich schon sehr laut – 126 dB sind als Maximalwert angegeben. Die Abstrahlung ist horizontal 90 und vertikal 60 Grad und damit in der Aufstellung recht unkompliziert.