Kompakte Speaker fürs Tonstudio
Bereits seit vielen Jahren bietet EVE Audio seine kompakten Studiomonitore SC205 an. Roland Stenz, der vormals für die Firma ADAM Audio tätig war, hat bereits vor mehr als 10 Jahren seine ersten Speaker, die mit weiterentwickelten Air Motion Transformern (AMT) arbeiten, präsentiert. Mittlerweile bietet die in Berlin beheimatete Firma ein großes Portfolio an. Vom kleinen Homestudio-Lautsprecher bis hin zur großen Midfield-Anlage bietet EVE Audio allerhand Studiomonitore an. Wir haben uns die bereits lange erhältlichen EVE Audio SC205 wie auch die neue SC205 All Black einmal angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau der EVE Audio SC205
Bei der EVE Audio SC205 handelt es sich um eine kleine Box mit einem 5“ Tief/Mitteltonchassis und einem AMT-RS1-Hochtöner. Mit nur 5 kg ist die kleine Box in der Positionierung sehr genügsam und kann sogar mittels eines eingelassenen Gewindes auf der Unterseite auf ein Mikrofonstativ montiert werden. Rückseitig finde ich zwei Gewinde zur Wand- oder Deckenmontage. Die passenden Montagewinkel bietet EVE Audio optional an.
Aufgrund der Größe der Boxen ist eine Anwendung in kleinen Räumen, wie bei Schnittplätzen, Homerecording-Studios oder ähnlichen Anwendungsfällen denkbar. Die Audioeingänge rekrutieren sich aus einem XLR-Eingang ohne Zugverriegelung und einem Cinch-Eingang, die bei Bedarf auch parallel genutzt werden können.
Die analogen Eingänge werden getrennt an jeweils einem A/D-Wandler geführt. Diese wandeln das analoge Signal in ein digitales und leiten es an den integrierten DSP (Digital Signal Prozessor), der sowohl die Frequenzweiche zwischen Hoch- und Tieftöner berechnet, als auch die Filter zur Klanganpassung.
Da die SC205 über „digitale“ Class-D Endstufen (2 x 50 W) verfügt, kann das Audiosignal ohne zusätzliche D/A-Wandlung als PWM-Signal (Pulswellenmodulationssignal) vom DSP an die PWM-Endstufe geführt werden. Natürlich findet aber innerhalb der Class-D Enstufe eine Art von Analogwandlung durch die integrierten Filter statt.
Zur Klanganpassung stehen drei digitale Filter parat: ein High-Shelf Filter, ein Low-Shelf-Filter und ein so genannter Desk-EQ. Das High-Shelf-Filter setzt oberhalb von 3 kHz an und lässt eine Verstärkung der Höhen von +3 dB sowie eine Absenkung derselben von 5 dB zu. Gleiches gilt für das Low-Shelf-Filter, das unterhalb von 300 Hz arbeitet. Der Desk-EQ kann in positiver Auslenkung als Glockenfilter zusätzlich bei 80 Hz um bis zu 3 dB mehr „Gas geben“. Eigentlich stammt seine Namensbezeichnung allerdings daher, um die Auswirkungen der Reflexionen an der Mischpultoberfläche (Desk) zu minimieren.
Manchmal ist eine korrekte Aufstellung der Studiomonitore (also so, dass keine störenden Reflexionen am Pult oder auf dem Tisch entstehen) leider nicht möglich. Für diesen Fall senkt der Desk-EQ Frequenzen um 180 Hz um bis zu 5 dB ab. Selbstverständlich werden die störenden Reflexionen hierdurch nicht eliminiert, aber die Auswirkungen im Klangbild werden als weniger störend empfunden.
Alles in allem dient dieser EQ dazu, die Klangverfärbung durch pultnahe Aufstellungen (in Grenzen) zu korrigieren. Auslöschungen, die durch die Kammfiltereffekte der Reflexionen entstehen, werden durch einen EQ sowieso niemals wieder aufgeholt werden können. Bei Einstellung positiver Werte dient dieser EQ zur Bassanhebung bei 80 Hz, um druckvollere Bässe zu erzielen.
Das schlitzförmige Bassreflexrohr befindet sich übrigens auf der Rückseite der SC 205, so wie bei allen Studiomonitoren der Firma EVE Audio. Der Querschnitt ist groß gewählt, so dass Störgeräusche eliminiert werden.
Auf der Front befindet sich ein so genannter Push-Encoder. Es handelt sich dabei um einen Endlosdrehregler mit integrierter Tastenfunktion. Er ist zentrales Bedienteil, um neben den Filtern auch die Abhörlautstärke anzupassen. Der gelbe LED-Kranz indiziert dabei die aktuellen Werte. Da man einen Monitor in der Regel nur ein mal justiert, ist diese Bedienphilosophie äußerst angenehm. Obendrein gibt auf der Rückseite zwei DIP-Schalter, mit dem sich sowohl die Lautstärke, als auch die Filterkurve gegen unbeabsichtigtes oder unbefugtes Verstellen schützen lassen.
Zwar bietet die SC205 für jede Box eine Lautstärkeregelung an, jedoch ist es nicht möglich, zwei oder mehr Boxen mit einander zu koppeln, so dass sich die Lautstärke aller Boxen ändert, wenn man an einem Level-Regler dreht. Somit wird ein externer Pegelsteller leider nicht obsolet.
Pro/Contra DSP
Einige Leser werden sich sicherlich fragen, ob denn heutzutage eigentlich jeder Studiomonitor auch wirklich einen DSP benötigt. Auch wenn bei der analogen Signalzuführung zu einem Studiomonitor hierdurch eine zusätzliche Wandlung notwendig ist, gibt es durchaus Vorteile. Durch den integrierten DSP werden vor allem Fertigungstoleranzen von analogen Filtern und Frequenzweichen umgangen. Die Filterfunktionen sind also bei jeder Box identisch, womit schon mal ein Serien-Streuungs-Faktor ausgeschlossen wird. Die Trennung von Hoch- und Tieftöner erfolgt dabei übrigens mittels eines digitalen Butterworth-Filters mit 24 dB Flankensteilheit und kann bei der Entwicklung perfekt abgestimmt werden. Bei analogen Filtern sorgen schon kleine Abweichungen in den Toleranzen der analogen Bauteile für nicht deckungsgleiche Filterfunktionen.
Wie klingt die EVE Audio SC205?
Die Eve Audio SC 205 liefern natürlich aufgrund der Größe im Bassbereich keine ausreichenden Pegel und sind als Fullrange-Abhöre daher nur im Zusammenspiel mit einem Subwoofer zu betrachten.
Die SC205 bieten ein sehr sauberes, frisches und klares Klangbild. Während sich die Höhen in der im Allgemeinen als „weich“ bezeichneten Klangästhetik der AMT-Hochtöner beweisen, können auch die Mitten von der kleinen Masse des Tief/Mittelton-Woofers profitieren. Bei basslastigen Stücken muss die kleine Membran aber gegenüber einer Größeren umso mehr leisten, aber hier drängt sich sowieso ein Subwoofer auf. Auffällig ist die sehr saubere Darstellung von Phantomschallquellen und insbesondere die Ortung der Instrumente im Stereopanorama ist sehr gut gelungen. Auch die Darstellung von Hallräumen ist für eine gute Beurteilung transparent genug.
Ich habe im 60° Dreieck mit ca. 1 m, einmal ohne Wandabstand und einmal im Raum stehend abgehört. Bei diesem Boxen-Ohr-Abstand sind mir die Höhen zu ausgeprägt und ich habe sie mit dem High-Shelf-Filter um 2 dB absenken müssen.
Trotz der geringen Maße kann die SC205 über das Bassreflexrohr ein relativ (!) gutes Tiefenfundament erreichen. Eine echte Beurteilung des Bassbereichs ist aber ohne guten Subwoofer wie zu erwarten dennoch nicht möglich.
Der Sweet-Spot ist in horizontaler Richtung auch angenehm breit. Alles in allem überrascht die SC205 durchweg positiv mit einem sehr analytischen und durchsichtigen Klangbild.
Ist es bei aktuellen Produkten ernst gemeint, wenn „alte Schwächen, wie die fehlende XLR-ZE“ wiederholt werden? Bei dem Preis ist die für mein Empfinden obligatorisch.😬
Die Preisdifferenz ist schon ein wenig happig.
In meinen Augen sieht die „all in Black Version“ besser und auch viel wertiger aus.
@masterBlasterFX finde ich ebenso.
@masterBlasterFX Mir gefällt die silberne version besser. Außerdem ist das sowas wie deren Markenzeichen, ohne sieht es leer aus, da fehlt was.
Über 100€ mehr bezahlen, dass dafür die unterste Blende schwarz ist? Never ever.
Das mit der Kritik an der fehlenden Verriegelung der XLR Buchse verstehe ich nicht. Ohne fällt der Stecker bestimmt nicht heraus, aber wenn nach Jahren die Verriegelung den Stecker nicht mehr herausgeben will, ist man man froh über keine Arretierung.
@harrymudd Mir ist eine Verriegelung der XLR-Buchsen schon wichtig. Und aus der Box heraus habe ich bis jetzt alle meine Kabel bekommen :-)
@harrymudd Also bei solchen Monitoren sollte doch eigentlich auch kein Zug auf die Boxen kommen, meisten stehen die ja so, dass da niemand an die Kabel kommt. Und wenn doch, ist man vielleicht sogar froh, wenn das Kabel rausgerissen wird und nicht die Box auf dem Boxen landet.
@ollo mein Reden – wir sind hier ja nicht im Beschallungsbereich, wo ein Herausrutschen eher unerwünscht ist🙂.