Die Eve Audio SC408 in der Praxis
Während das Einschalten und Hochfahren des Systems völlig geräuschlos vonstattengeht, ist ein sehr leises „Entladungs-Ploppen“ bei der Deaktivierung zu vernehmen, das aber so leise ist, dass es kaum wahrgenommen wird und die Lautsprecher in keiner Weise belastet. Schaut man sich die Konstruktion der Eve audio SC408 an, fallen natürlich die beiden 8-Zoll Tieftöner zuerst ins Auge, was der Erwartungshaltung nach einer voluminösen Basswiedergabe Vorschub leistet. In der Tat gilt hier „What you see is what you get“, will heißen, die Basswiedergabe des Systems ist über jede Kritik erhaben.
Der Bass ist stramm, gut artikuliert und neigt in keiner Lautstärke zur undifferenzierten Wiedergabe. Insbesondere bei höheren Lautstärken glänzt der Tieftonbereich, was gerade bei einem Midfield-System nicht zu vernachlässigen ist. Immerhin gilt es hier auch, in 4 und mehr Metern Entfernung eine saubere Ortung des Signals zu gewährleisten, was der Eve audio SC408 hervorragend gelingt. Wie aber bereits erwähnt, gilt es, der Raumakustik ein besonderes Augenmerk zu widmen und sich gegebenenfalls dem Thema Bassfallen zu widmen. Die 4 Woofer bestrafen mit ihrer massiven Luftbewegung umgehend jede räumliche Unzulänglichkeit mit einer stehenden Welle, die es auf jeden Fall zu vermeiden gilt.
Als nächstes nehmen wir uns den Hochtonbereich vor. Allen Anwendern, die bei dem Thema Air Motion Transformer den Gesichtsausdruck einer frisch aufgeschnitten und zu verspeisenden Zitrone ob der zuweilen harschen Wiedergabe einnehmen, können sich entspannt zurücklehnen. Im Gegensatz zu einigen Vertretern der preiswerteren Zunft fügen sich die Höhen in diesem Fall fast schon weich, in jedem Fall aber sehr zurückhaltend in das Klangbild ein. Keine Spur von harten oder gar beißenden Höhen, stattdessen eine sehr feine Auflösung, die auch das leichteste Flirren jenseits der 14 kHz souverän abbildet.
Kommen wir nun zum absoluten Highlight der Eve audio SC408, der Mittenwiedergabe. Selten habe ich zuvor ein System gehört, das eine dermaßen gut strukturierte Auflösung zwischen 1 – 2 kHz generiert, eben jenem Bereich, der bei einem 2-Wege System vom Woofer mit abgedeckt werden muss. Genau hier liegen aber die entscheidenden Gitarrenfrequenzen, insbesondere wenn es sich um angezerrte oder High-Gain-Varianten handelt. Man könnte sich sogar sehr weit aus dem Fenster lehnen und von einem System innerhalb eines Systems sprechen. Es ist fast schon erschreckend, was der Mitteltöner der Eve audio SC408 an Feinheiten offenbart, die bei vergleichbaren Systemen regelrecht verschluckt werden. Schlicht und ergreifend herausragend!
In Sachen räumliche Auflösung und Tiefenstaffelung hinterlässt die Eve audio SC408 ebenfalls einen sehr guten Eindruck, vorausgesetzt man berücksichtigt die Abmessungen des Systems. Die Phantommitte ist sauber punktiert, allerdings bedarf es zur perfekten räumlichen Staffelung eines Mindestabstandes zwischen den Boxen. Wie bereits eingehend beschrieben, wir habe es mit einem Midfield-System zu tun. Nicht dass die Boxen bei einem geringerem Abstand nicht mehr adäquat klingen würden, aber man bringt sich um einen großen räumlichen Anteil, den das System bei perfekter Ausrichtung generiert.
Ebenfalls muss man dem System eine sehr gute Impulstreue attestieren, wobei das vergleichsweise hohe Gewicht der einzelnen Boxen hier mit Sicherheit einen Anteil daran hat. Perkussive Elemente oder auch die schnelle Abfolge von Kickdrum-Schlägen steckt das System problemlos weg und schafft eine saubere Wiedergabe auch bei hoher bis sehr hoher Lautstärke. Überhaupt scheint es so, als ob das System ab einer gewissen Lautstärke erst richtig „durchatmet“. Dies bedeutet keineswegs, dass das System in moderaten Lautstärken nicht überzeugt, aber 800 Watt pro Seite wollen schon ein wenig „gekitzelt“ werden, bevor sie ihren vollen Klang ausspielen können.