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Test: EVH 5150 III 6L6 Combo, Gitarrenverstärker

Der kleine van Halen!

8. Januar 2019
EVH 5150 III 6L6

EVH 5150 III 6L6 Combo

Es gibt einige Firmen, deren Identität oder öffentliche Wahrnehmung unmittelbar an große Persönlichkeiten gekoppelt ist. Für den 2001 gegründeten Gitarren- und Amp-Bauer EVH ist diese Person auch namensgebend: Eddie Van Halen. Einer der wichtigsten Rockgitarristen aller Zeiten, der bekannt dafür ist, auf obsessive Weise über seinen Ton zu brüten, fand in Fender einen willigen Kollaborateur. Zusammen gelang es ihnen, seiner eigenen Marke Leben einzuhauchen: EVH war geboren. Die Idee war es zunächst, den ungemein genauen Visionen des Eddie van Halen Rechnung zu tragen, nachdem sich die Wege des Gitarristen mit seinem bisherigen Partner Peavey im Jahre 2004 trennten. Die ersten Resultate waren ungemein realistische und detailgetreue Nachbildungen der legendären Frankenstein Gitarre von Eddie sowie die ersten Iterationen eines der beliebtesten Gitarrenamps überhaupt: des EVH 5150, dessen Name er von seiner Zeit bei Peavey auch mitnahm.

Und während auf den 4x12er Boxen der internationalen Bühnen immer wieder die drei Buchstaben EVH zu lesen sind, besticht die Firma seit jeher mit ihren erstklassigen Combos für den heimischen Gebrauch, fürs Studio oder Proberaum – wobei man sich nicht täuschen lassen darf: Das vorliegende Modell, der EVH 5150 III 6L6 Combo mit seiner 1x12er-Box packt genug Power, um kleine Erdbeben loszutreten. Grundsätzlich interessant ist hier, ob es sich einzig um eine tonale Hommage an einen großen Gitarristen handelt oder ob der EVH 5150 III mehr als das ist. Fakt ist: Die 212er-Variante ist schon seit geraumer Zeit auf den Markt und Fans des EVH-Sounds haben lange genug auf eine 112er Version warten dürfen.

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EVH 5150 III 6L6 – Facts & Features

Dass das Schleppen von Röhrenverstärkern früher oder später einen Bandscheibenvorfall mit sich bringt, ist leider eine Tatsache, die den meisten Gitarristen und Roadies geläufig sein dürfte. Der EVH 5150 III 6L6 bildet da keine Ausnahme – das gute Stück ist schwer und bringt 29,5 kg auf die Waage – immerhin 8 kg weniger als sein 212er-Kollege. Dafür ist die Ivory-Optik ansprechend und eine willkommene Abwechslung zur bisherigen mattschwarzen Optik der 5150er. Die obligatorischen Kantenschoner sind genauso Teil des Ganzen wie die nicht ganz so obligatorischen, abnehmbaren Rädchen, die sich an den vier Ecken des EVH 5150 III 6L6 anbringen lassen.

Das Lüftungsgitter lässt einen Teil der verbauten Röhren nicht blicken, auch nicht Teile des 12-Zoll-Lautsprechers, dafür aber Teile der zwei verbauten 6L6-Kolben, die als Endstufe für die sieben JJ 12AX7 Preamp-Röhren arbeiten und zwischen einem und fünfzig Watt alles rausholen können. Um zu verhindern, dass die Sounds nach hinten rausblasen, wurde der Celestion Speaker in einem eigenen Gehäuse verbaut, was mitunter das für einen 112er-Combo untypisch hohe Gewicht erklären dürfte. In Sachen Impedanz kann zwischen 4, 8 und 16 Ohm gewählt werden. Der interne Speaker läuft über 16 Ohm, sodass auch externe Boxen verwendet werden können.

Die Kombination von End- und Vorstufenröhre ist ja gemeinhin das, was die Charakteristik eines Amps ausmacht – sieben ECC83 Röhren im Vorstufenbereich garantieren zumindest eine ordentliche Sättigung im Sound sowie (ganz Van Halen typische) weiche Höhen. Die zwei 6L6-Röhren liefern ordentlich Power zum Speaker hin und sollen gleichzeitig Headroom gewährleisten – etwas, womit 112er-Combos oft genug hadern.

Die Verarbeitung ist, das muss man sagen, einwandfrei. Einzig am Panel gibt es was zu bemängeln, aber dazu später mehr. Alles fügt sich nahtlos ineinander, keine unliebsamen Ritzen oder Lücken. Die Maße 635 x 700 x 304 mm könnten schon eine 212er-Box vermuten lassen. In Sachen Schalter und Anschlüssen bietet sich hinten an der Box ein erfreulich lückenloses Bild – gedacht wurde hier so ziemlich an alles. Der MIDI-Anschluss für beispielsweise ein externes Kontrollpanel ist zwischen dem Anschluss für Kopfhörer und dem selbstverständlich mitgelieferten Fußschalter lokalisiert. Daneben befinden sich Send und Return eines Effektwegs für eine mögliche Effektschleife, daneben ein Preamp-Out und ein Master-Resonance-Poti. Der Anschluss für eine externe Box befindet sich direkt neben dem kleinen Ohm-Panel.

EVH 5150 III 6L6

Der mitgelieferte Fußschalter besitzt vier Knöpfe, mit dem alle drei Kanäle, namentlich Clean, Crunch und Lead sowie der Reverb, problemlos angesteuert werden können. Ob beim Wechsel zwischen den Kanälen Latenz oder ein nerviges Ploppen stattfindet, wird sich im Praxisteil zeigen. Das Kabel ist lang genug, die Charakteristik des digitalen DSP-Halls zeichnet sich vor allem durch eine lange Hallfahne aus, besitzt durchaus eine sphärische Qualität und ist mehr als nur der typische, mitgelieferte „Alibi-Reverb“, den es bei vielen Amps gibt. Doch dazu mehr im Praxisteil. Insgesamt darf man gespannt sein, ob die Kollaboration mit Fender, die EVHs Produkte von Anfang an geprägt hat, sich auch auf einen hochwertigen cleanen Kanal bei der kleinsten Iteration des 5150 niedergeschlagen hat.

EVH 5150 III 6L6 – Frontpanel und Bedienung

In Sachen Bedienelemente und Frontpanel gibt es keine großen Überraschungen. Der EVH 5150 III 6L6 112 erscheint genau wie sein 212er-Bruder mit einem klassischen Panel. Optisch sind die drei Kanäle zweifach aufgeteilt: Links lässt sich mit dem Bedienpanel der Clean- und Crunch-Kanal einstellen, rechts kann der Lead-Kanal eingestellt werden. Eine voneinander unabhängige Einstellung des EQs ist für die ersten beiden Kanäle also nicht möglich, dafür aber für den Gain und den Volume, deren Potis mit jeweils mit zwei Ringen besetzt sind. Der äußere, schwarze regelt die Einstellung für den Crunch-Kanal, der innere Regler kümmert sich um den Clean-Kanal. Ein bisschen umständlich das Ganze, außerdem hat man das Gefühl, dass das innere Poti ein bisschen lose verbaut ist.

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Für beide Kanäle gestalten sich die Bedienelemente des EQs weiterhin gleich: Low, Mid, High – das war’s. Daneben befinden sich rechts die drei globalen Regler: Einer für den digitalen Hall, ein weiterer für Presence sowie ein Power-Level-Regler.

50 Watt, drei Kanäle, ein digitaler Hall, durchgeblasen durch einen verbauten, eigens für EVH entwickelten Celestion Speaker: Man ist gespannt, was der Sound des EVHs so hergibt, denn auf Papier lässt sich bislang nicht ein einziger Wermutstropfen finden, bis auf die unfreiwillige Verschmelzung des EQs bei Kanal 1 & 2. Inwiefern das ins Gewicht fällt, werden wir jetzt im Praxisteil nachvollziehen!

EVH 5150 III 6L6 Combo – Sound und Praxis

Man schaltet den Combo ein und merkt sofort – hier entsteht ein Grundrauschen. Sogar im Clean-Kanal ist ein leichter Geräuschpegel zu vernehmen, der sich im Crunch-Kanal deutlich zeigt und den Lead-Kanal ordentlich zustellt. Irgendwie ärgerlich und vielleicht durch das Verhältnis von sieben Preamp-Röhren zu zwei Endstufen erklärbar.

Der Headroom ist moderat, nicht überwältigend, für einen 112er Combo mit zwei Endstufenröhren jedoch absolut angemessen. Auch bei höherer Lautstärke verzerrt der cleane Kanal also nicht, wobei der Tester hier hinzufügen muss, dass es aus praktischen Gründen nicht möglich war, den Volume-Regler an seine Grenzen zu bringen.

Beginnen wir mit dem cleanen Kanal und einer generellen Einstellung des EQs auf 12 Uhr. Keine funky Licks, sondern offenes Gezupfe mit einem Reverb auf 3 Uhr, der charakteristisch ausfällt und irgendwo zwischen Plate und Hall anzusiedeln ist. Gefällt!

Einen gewissen „Funky Twang“ mit Singlecoils kriegt der EVH 5150 III 6L6 selbstredend auch hin und dabei verrät sich auch der Fender-Charakter, den man den Clean-Channels der EVHs ja gerne nachsagt. Kein Hall, erhöhte Mitten, ansonsten bleibt der EQ auf 12 Uhr.

Bleiben wir im cleanen Kanal: Wenn man den Gain auf drei Uhr setzt, entsteht ein weicher, crunchiger Sound, der ebenfalls Assoziationen mit Fender auslöst. Generell fällt das beim cleanen Kanal des EVH 5150 III 6L6 Combo auf: Die Fender Handschrift ist klar erkennbar und das ist auch gut so – verhält sich bei den großen Brüdern des Combos nicht anders.

Kommen wir zum Crunch-Kanal. Mit ein bisschen Hall garniert wird schnell deutlich, dass der EVH auch seine Zerrsounds weich hält. Kratzen tut hier nichts, selbst bei einer Gain-Einstellung von 3 Uhr. Darauf angelegt, kann man auch bereits im Crunch-Kanal brachial klingen. Das erste Klangbeispiel ist mit Singlecoil aufgenommen, das zweite nicht und bei beiden Klangbeispielen sind beide Humbucker aktiv.

Der Lead-Channel trägt wiederum ganz klar die Handschrift des Namensgebers. Das satte Gain schiebt Mitten, Höhen und Tiefen gleichermaßen an und ist dabei nie kratzig. Auffällig ist, neben dem bedauernswerten Grundrauschen, dass die Dynamik beim unmittelbaren Lead-/Rhythm-Wechsel nicht abschwächt und beides gleichermaßen präsent hält und anschiebt.

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Fazit

EvH komplettiert seinen Katalog. Nach seiner breiten Palette von Topteilen, 2×12-Combos und Boxen schickt die Firma nun ihre kleinste Iteration ins Rennen. Und der Combo hat es in sich: Im Grunde wird hier die gleiche Soundqualität geboten, die man von den großen Brüdern kennt. Klar ist auch: Vor allem die Lead-Sounds des EVH 5150 III 6L6 Combo tragen ganz klar Eddie van Halens Handschrift und dürften nicht jedermanns Geschmack sein, während die gezähmten Sounds laut und deutlich Fender schreien. Der Celestion Speaker in Kombination mit zwei 6L6 Röhren in der Endstufe besitzt genügend Headroom, um aufgerissen zu werden und die robuste, gewohnt hochwertige Verarbeitung tun ihr Übriges. Daumen hoch!

Plus

  • Fender Magie im Clean-Kanal
  • differenziert und druckvoll im verzerrten Kanal
  • guter DSP-Reverb
  • viel Headroom

Minus

  • deutliches Rauschen sowohl im Crunch- als auch im Lead-Channel

Preis

  • Ladenpreis: 1269,- Euro
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