Die Power-Strat der Legende
Mit der EVH LTD Frankenstein Relic VSB bringt EVH eine Gitarre auf den Markt, die Eddies ikonischen Sound und Look in ein modernes, spielbares Instrument überträgt – kompromisslos, direkt und voller Charakter.

- Bauweise: Lindenkorpus, geschraubter Ahornhals mit Compound-Radius und 22 Jumbo-Bünden – klassisch, robust, hervorragend verarbeitet.
- Hardware: EVH-Floyd-Rose mit D-Tuna, Gotoh-Mechaniken, gealtertes „Aged Chrome“-Finish – authentischer Look mit praxisgerechter Ausstattung.
- Sound: Wolfgang-Humbucker mit druckvollem, dynamischem Ton – bissig, offen und sensibel auf den Anschlag reagierend.
- Spielgefühl: Seidenweicher Hals, makellose Ergonomie und ausgewogenes Handling – echtes „Play me hard“-Instrument für Rocker.
Inhaltsverzeichnis
Wenn man in der Welt der E-Gitarre von „Frankenstein“ spricht, ist kein Monster aus alten Filmen gemeint, sondern in aller Regel das ikonische Instrument, mit dem Eddie Van Halen Ende der 70er-Jahre Rockgeschichte schrieb. Seine selbst zusammengeschraubte „Frankenstrat“ war ein Mix aus Fender- und Gibson-Parts, gepaart mit schierer Neugier und Mut zum Lötkolben. Die EVH LTD Frankenstein Relic VSB knüpft genau dort an – als limitierte Hommage, die das optisch und klanglich gealterte Erbe in ein spielbares Serieninstrument überträgt.
Unter dem „Vintage Sunburst“-Finish schlägt ein modernes Herz: kompromisslos in Sachen Bespielbarkeit, aber mit jeder Menge Mojo und Charme. Das Ergebnis ist ein Relic-Instrument, das nicht versucht, Eddie zu kopieren, sondern seinen Spirit einzufangen – roh, direkt und ohne überflüssigen Schnickschnack. Wie viel „Eddie“ steckt wirklich drin und wie viel ist clevere Serienfertigung? Im folgenden Review werden wir uns genauer mit der legendären „Frankenstein“ beschäftigen.
Facts & Features
Die EVH LTD Frankenstein Relic VSB basiert auf einem Lindenkorpus – leicht, resonant und mit einer angenehmen Balance am Gurt. Der Ahornhals ist verschraubt und trägt ein Ahorngriffbrett, das sich mit seinen 22 Jumbo-Bünden vertraut anfühlt. Der Compound Radius (12″ bis 16″) sorgt dafür, dass sich die Gitarre unten wunderbar griffig für Akkordarbeit spielt, während sich in den oberen Lagen mühelos Bendings und Shred-Läufe realisieren lassen.
Der Hals selbst ist ein Traum: Das leicht getönte Satin-Finish fühlt sich tatsächlich so an, als wäre es über Jahre eingespielt worden. Mit dem EVH Modified „C“-Profil liegt der Hals satt in der Hand, ohne klobig zu wirken. Hervorragend ist auch die Bundierung gelungen – sämtliche Bundstäbchen wurden sauber eingesetzt, an den Kanten unspürbar abgerichtet und auf den Oberflächen sorgfältig poliert. Nichts schabt, piekst oder kratzt an irgendeiner Stelle.
One does it all
Am Steg sitzt ein einzelner EVH-Wolfgang-Humbucker – ein Tonabnehmer, der Eddies legendäre Mischung aus Punch, Klarheit und Biss reproduzieren soll. Sehr charmant ist auch der Schalter, der ganz einfach in die mittlere Fräsung des Bodys geklebt wurde und mit seinen verworrenen Kabeln die Optik sehr nah an das Original heranführt. Der Neck-Pickup ist nur ein Dummy und wurde – wie beim Original – rein zur Optik eingesetzt.
Geregelt wird alles über ein einziges Master-Volume-Poti, das – ganz wie bei der echten Frankenstein – mit einem weißen „Tone“-Knopf versehen ist und auf einem Fragment eines Pickguards untergebracht wurde. Das Poti läuft mit einem angenehmen Drehwiderstand, was Volume-Swells erleichtert und bietet zudem einen sehr linearen Verlauf.
Dazu gibt’s ein EVH-Brand-Floyd-Rose mit D-Tuna, das schnelle Drop-D-Wechsel erlaubt, und solide Gotoh-Mechaniken mit EVH-Branding. Alles, inklusive Hardware, ist im leicht gealterten „Aged Chrome“-Finish gehalten, was perfekt zum Relic-Body passt. Einziger Wermutstropfen ist auch hier wieder der geschraubte Vibratohebel, der bei zu lockerem Eindrehen deutlich wackelt und bei fest angezogener Hutmutter nach Benutzen den Aktionsradius der rechten Hand versperrt. Das ist zwar nichts Neues, allerdings immer wieder aufs Neue nervig – zumindest für mich. Im Lieferumfang befindet sich ein hochwertiger EVH-Gigbag der Wolfgang/Striped-Serie, der das edle Stück sicher schützt.
Die EVH LTD Frankenstein Relic VSB in der Praxis
Beim ersten Anspielen fühlt sich die Frankenstein an, als wolle sie sagen: „Los jetzt, keine langen Intros!“ Der Hals ist seidenweich, die Bespielbarkeit makellos. Sie wäre allerdings noch besser, wenn man die Saitenlage etwas besser angepasst hätte. Die unseres Testinstruments ist in jedem Fall verbesserungswürdig und macht Eddie-typische Tappings sowie flüssige Hammer-ons und Pull-offs nicht gerade einfach. Das sollte jedoch schnell geschehen sein, denn mit dem Zugang zum Halseinstellstab am Halsfuß und dem auf zwei Bolzen gelagerten Vibratoblock ist das eine Arbeit von wenigen Minuten.
Das Vibratosystem arbeitet butterweich und kehrt zuverlässig in die Ausgangsposition zurück. Kein Verstimmen, kein Schnarren, kein Gezicke – so soll es sein. Mit dem D-Tuna lässt sich die tiefe E-Saite im Handumdrehen auf D umschalten, ohne dass die Stimmung der anderen Saiten beeinflusst wird. Damit der D-Tuna überhaupt funktioniert, muss der Vibratoblock auf der Decke aufliegen. Somit fallen Up-Bendings leider flach.
Der Wolfgang-Humbucker ist das Herzstück der Gitarre: heiß, aber nicht übertrieben. Er liefert genau diesen rauen, offenen EVH-Ton – bissig in den Mitten, straff im Bass, mit brillanten Höhen, die nie spitz wirken. Am Verstärker angeschlossen zeigt sich, dass der Ton hervorragend auf Anschlagdynamik reagiert. Je härter man anschlägt, desto mehr Biss kommt durch.
Rollt man das Volume zurück, wird’s sofort cleaner, fast schon bluesig – und das ohne spürbaren Verlust im Klangbild oder der Dynamik. Was mich wirklich überrascht hat: Trotz der minimalistischen Schaltung ist der Ton nie eindimensional. Selbst ohne Tone-Regler lässt sich mit Volume und Anschlag viel formen. Eddie hat das Prinzip „weniger ist mehr“ perfektioniert – und diese Gitarre führt das nahtlos weiter.
Ergonomisch gibt es ebenfalls nichts zu meckern: Mit rund 3 kg hängt die EVH LTD Frankenstein Relic VSB angenehm ausbalanciert am Gurt und zeigt, dass sich Komfort und Rock’n’Roll-Authentizität nicht ausschließen müssen. Das sorgsam gemachte Aging sorgt nicht nur für die coole Optik, sondern auch für eine spürbar angenehme Haptik – kein klebriger Lack, keine scharfen Kanten, nichts, was beim Spielen stören würde.
Der Hals liegt sofort vertraut in der Hand, das „Modified C“-Profil bietet genug Substanz für klassisches Greifen, ohne klobig zu wirken und auch der Zugang zu den hohen Lagen gelingt mühelos. Ob beim Sitzen oder Stehen: Die Gitarre bleibt stets gut ausbalanciert. Wer Superstrat-Formen mit Vintage-Feeling liebt, wird sich hier vom ersten Riff an zu Hause fühlen.
Am Clean-Channel des Amps klingt die Frankenstein erstaunlich warm und offen – natürlich kein typischer Singlecoil-Sparkle (der vordere Pickup ist schließlich nur ein Dummy), aber dennoch mit einer präsenten, fast schon glockigen Note. Durch Zurückdrehen des Volume-Potis lässt sich der Output hervorragend zähmen, was zur Not auch jazzige oder poppige Akkordarbeit erlaubt. Im Crunch-Bereich zeigt sich dann die DNA der Gitarre: satte, kehlige Mitten, definiertes Low-End und ein farbiges Obertonspektrum. Mit leicht angezerrtem Amp bekommt man diesen charakteristischen, perkussiven Attack.
Voll aufgedreht am High-Gain-Amp, verwandelt sich die Gitarre in ein echtes Biest: Sustain in Massen, ein kontrolliertes Feedback, das fast von selbst zu singen beginnt und eine Artikulation, die selbst bei hoher Lautstärke nie zum Matschen neigt. Besonders auffällig ist, wie sensibel die Frankenstein auf unterschiedliche Anschlagsstärken reagiert – sie scheint regelrecht zu „atmen“, wenn man mit ihr spielt. Wer dynamisch arbeitet, wird belohnt: Sanfte Linien bleiben klar und rund, während härtere Attacken fast schon Funken schlagen.
Der Wolfgang-Humbucker liefert dabei einen druckvollen, aber fokussierten Klang mit markantem Biss in den oberen Mitten – und damit exakt das, was man vom klassischen EVH-Sound erwartet. Beeindruckend ist zudem, wie ruhig der Pickup bleibt: kaum Nebengeräusche, keine Mikrofonie, selbst bei maximaler Verzerrung des Amps. Das Ergebnis ist ein High-Gain-Sound, der gleichermaßen kontrolliert wie lebendig wirkt – und damit ein echter Beweis für Eddies Liebe zum „kontrollierten Chaos“.
EVH LTD Frankenstein Relic VSB – Klangbeispiele
Die folgenden Klangbeispiele habe ich mit der EVH LTD Frankenstein Relic VSB und meinem Referenz-Setup eingespielt – einem Orange Micro Dark Top mit angeschlossener 12″-Celestion-Vintage-30-Box und einem AKG C3000-Mikrofon davor.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.







































Wenn ich sehe, dass die meisten gut beschäftigten Gitarristen keine Gitarren spielen mit abgeriebenem Lack, frage ich mich angesichts der aged Gitarren nun doch, ob die augenscheinlich abgerockte Strat von Rory Gallagher wirklich vom vielen Spielen so aussah, oder ob da nachgeholfen wurde.
@bluebell Fender hat damals Nitrolack genutzt. Nitrolack hat die unangenehme Eigenschaft, dass jede Schicht lange aushärten muss, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird (mühseliger Prozess) und er mit der Zeit spröde wird, reißt und splittert. Genau das ist dann bei vielen Instrumenten geschehen: die Kombination aus teils schlechter Verarbeitung des Lacks und der natürlichen Rissbildung.
Man darf auch nicht vergessen, dass in den 60ern und 70ern Musiker nicht mehrere Instrumente besaßen, sondern in der Regel ein oder zwei Instrumente, die dann täglich gespielt wurden. Die Instrumente waren harten Witterungsbedingungen ausgesetzt und wurden im Bandbus bei Hitze und klirrender Kälte von A nach B transportiert. Auf der Bühne gab es noch konventionelle Lampen, die ordentlich Hitze produziert haben, Musiker haben geschwitzt. Luxuriöse Backstage-Bereiche, klimatisierte Busse und Backliner, die sofort nach dem Gig das Instrument gepflegt haben, waren auch noch Mangelware. Das kam alles erst so richtig Ende der 70er auf und da auch nur bei den großen Stars.
Viele Instrumente kamen zudem aus Pfandhäusern und wurden für wenig Geld gekauft, siehe Springsteens berühmtes Tele/Esquire Mischmodell, das er für 100$ dort gekauft hat und bis in die 2000er auf jedem Konzert gespielt hat. Die war schon 1975 abgerockt.