Gordische Frequenzen teilen
Mit dem FabFilter Pro-Q 4 hat die niederländische Firma FabFilter vor einiger Zeit die vierte Version ihres EQ-Plug-ins auf den Markt gebracht. Seit der Pro-Q im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, gab es einige Mitbewerber, die die Art und Weise wie ein EQ bedient wird nachahmten. Mit der aktuellen Version legt das Unternehmen nun nach und bringt einige neue Features in eure DAW.
Inhaltsverzeichnis
Installation und Handbuch des FabFilter Pro-Q 4
Zur Installation des FabFilter Pro-Q 4 Plug-ins könnt ihr nach der Anmeldung auf der FabFilter-Website entweder einen Bundle- oder einen Einzel-Installer herunterladen. Unterstützt werden die Windows Betriebssysteme ab Vista (!) und macOS ab Version 10.13. – Apple-Silicon wird nativ unterstützt. Als Formate stehen VST2/3, AU, AAX, RTAS und CLAP zur Auswahl. Nach der Installation und dem ersten Start des Plug-ins wird der Lizenzcode einfach in ein Lizenzfeld kopiert. Hier ist keine Online-Anbindung notwenig.
Die Anleitung liegt sowohl als PDF mit internen Links als auch in einer Online-Version in englischer Sprache vor. Auf 52 Seiten werden alle wichtigen Einstellungen erklärt und mit Bildern hintererlegt.
Preset-Verwaltung: FabFilter Pro-Q 4
Die Presets werden über ein Drop-down-Menü erreicht und mit Hilfe des nativen Datei-Browsers beim Speichern in Kategorien und Unterkategorien sortiert. Pro-Q 4 wird mit über 160 einsatzbereiten Presets geliefert. Zusätzlich können noch Schlagwörter, Beschreibungen und Favoriten hinzugefügt werden.
Das Menü bleibt solange geöffnet, bis entweder ein Preset gewählt oder auf den Plug-in-Hintergrund geklickt wird. Das verhindert das versehentliche Schließen, das bei manchen Plug-ins auftritt, sobald die Maus aus dem Menüfeld herausfährt.
Das GUI ist stufenlos verstellbar und es gibt sogar einen Fullscreen-Modus, um sehr detailliert an den Bändern arbeiten zu können.
FabFilter Pro-Q 4: Aufbau des Plug-ins
Am generellen Aufbau von FabFilter Pro-Q 4 hat sich nichts geändert. Die obere Leiste enthält das Preset-Menü, das Help-Menü und den Full-Screen-Schalter. In der Mitte wird die EQ-Kurve erstellt und das Spektrum Pre- und Post-EQ dargestellt. Unten haben wir dann die eigentlichen Einstellungen eines EQ-Bandes, die allerdings auch direkt am EQ-Punkt bedient werden können, was meiner Meinung nach allerdings nicht so komfortabel ist.
Die Fußleiste schließlich bietet die Einstellungen für den Typ des EQ-Bandes (Zero Latency, Natural Phase und Linear Phase in fünf Qualitätsstufen). Zusätzlich ist hier eine Piano-Tastatur abgebildet, um die EQ-Band-Frequenzen auch exakt auf musikalische Noten einstellen zu können.
Anstatt einen Hardware-EQ mit Reglern nachzubilden, werden die Bänder direkt in einer grafischen Ansicht editiert. EQ-Punkte können an beliebigen Stellen eingefügt werden. Maximal sind 24 EQ-Punkte möglich.
Eine Innovation von früheren FabFilter Versionen waren die Dynamic-EQs, mit denen die Arbeitsweise eines Multibandkompressors übernommen wird. Jedes der 24 Bänder kann auch in der aktuellen Version dynamisch arbeiten und kann in Threshold, Attack und Release eingestellt werden. Es gibt aber auch eine automatische Funktion, um diese Parameter einzustellen. Ausgenommen von dieser dynamischen Bearbeitung sind allerdings die Algorithmen Linear Phase Very High und Linear Phase Maximum.
Es lohnt sich, beim FabFilter Pro-Q 4 immer genau hinzuschauen. Sehr hilfreich ist dafür die Pop-up-Tool-Tip-Funktion. Verweilt der Cursor einen Moment auf einem Button oder einer Einstellung, so wird oben links ein Fenster mit dem entsprechendem Hilfetext angezeigt – in 99 % der Fälle spart das den Blick ins Handbuch.
Auf der Fußleiste befinden sich dann noch Einstellungen für eine MIDI-Learn-Funktion, eine Sättigungseinstellung (die für alle EQ-Bänder gilt), ein Master-Volume und vor allem die neue Instance-List.
Instance-List von FabFilter Pro-Q 4
Auf den ersten Blick ermöglich diese Ansicht einen Überblick über alle im DAW-Projekt genutzten Instanzen von FabFilter Pro-Q 4 und ist somit eine einfache Erweiterung der Kollision-List des Pro Q3. Aber es erfüllt nicht nur die Funktion einer EQ-Übersicht, denn alle EQ-Instanzen können hier auch direkt editiert werden. Die Namen der einzelnen Instanzen werden dabei von der DAW-Spur vorgegeben, auf dem der FabFilter Pro-Q 4 sitzt. Über die Suchfunktion können dann sehr schnell die gewünschten EQs aufgerufen und gefiltert werden. Eine schnelle Auswahl ist auch über die Pin-Funktion möglich. Wird ein Pin an der Instanz gesetzt, kann neben der genauen Suchfunktion auch einfach ein Filter für alle so angepinnten Instanzen aktiviert werden.
Zur genaueren Editierung innerhalb der Instance-List gibt es zudem eine Zoom-Funktion und schließlich noch den Vollbild-Modus. Es können auch nur einzelne Instanzen gezoomt werden. Ich kann euch schon an dieser Stelle sagen, dass es kaum zu glauben ist, welch ungeheure Zeitersparnis mit dieser Instance-List möglich ist. Anstatt ständig verschiedene Plug-in-Fenster auf- und zuzumachen, habt ihr hier alles in einem Blick und könnt es sofort editieren. Ihr habt Dutzende EQ-Instanzen? Kein Problem, denn an der rechten Seite gibt es eine Mini-Map zur Navigation.
Die Collision-Anzeige des Plug-ins dient dabei zur optischen Kontrolle der EQ-Einstellungen verschiedener Instanzen. Überlappen sich die Frequenzbänder, wird hier durch ein rotes Leuchten ein mögliches Verdeckungsproblem angezeigt. Über eine Copy/Paste-Funktion können nun auch einzelne EQ-Bänder zwischen den Instanzen kopiert werden.
Was ihr sogar auch hier findet, ist die ebenfalls neue Funktion „EQ-Sketch“, die es auch in der regulären Ansicht gibt.
FabFilter Pro-Q 4 und die neue EQ-Sketch-Funktion
EQ-Sketch dient im wahrsten Sinne des Wortes der Möglichkeit, eine EQ-Kurve freihand zu skizzieren. Nach der Aktivierung könnt ihr mit einem Stift über die EQ-Linie fahren und dabei versucht FabFilter Pro-Q 4, diese gemalte Kurve in tatsächliche Einstellungen für EQ-Bänder umzusetzen. Das geht auch ziemlich gut und spart wieder eine Menge Zeit, wenn man schon weiß, wie der EQ-Verlauf ungefähr aussehen soll. Nachher können alle Bänder ganz regulär verändert werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch mal auf die Spectrum-Grab-Funktion hinweisen. Diese ermöglicht es FabFilter Pro-Q 4, einen „Abdruck“ des eingehenden Materials zu machen, in dem das Spektrum über einen Zeitbereich eingelesen wird. Die so entstandene Kurve zeigt sofort ungewollte Spitzen oder Täler auf und mit einem Klick kann aus diesem Abdruck ein Punkt herausgenommen und in ein Frequenzband konvertiert werden.
Spectral Dynamics Mode des FabFilter Pro-Q 4
Damit möchte ich zur letzten großen Neuerung von FabFilter Pro-Q 4 kommen, dem neuen Spectral Dynamics Mode. Dieser ist eine Erweiterung des Dynamic-EQ-Mode und erlaubt nunmehr, innerhalb des gewählten Frequenzbands den Kompressor nicht nur abhängig von allen Frequenzen innerhalb des Bandes, sondern sogar abhängig von einzelnen Spitzen-Frequenzen zu machen. Damit können ganz gezielt problematische Spitzen innerhalb eines Bandes automatisch bearbeitet werden.
Wie alles in FabFilter Pro-Q 4, ist die Handhabung einfach: Den Spectral Dynamics Mode über das kleine Symbol über dem Gain-Regler aktivieren und nun werden die Spitzen innerhalb des Bandes gesondert bearbeitet.
Klang von FabFilter Pro-Q 4
Da der grafischste Equalizer von allen keinen spezifischen EQ einer Konsole nachahmt, sondern versucht, möglichst neutral zu sein, klingt er in der Grundeinstellung eben auch so. Es können aber Optionen wie eine Gain/Q-Abhängigkeit und die Sättigung eingestellt werde, die das Verhalten und den Klang ein wenig „analoger“ machen, ohne jetzt einen speziellen EQ simulieren zu wollen.


Für den Klang sind hauptsächlich die Algorithmus-Einstellungen der einzelnen Bänder zuständig. Ich hätte mir aber die Option gewünscht, einzelne Bänder sättigen zu können, anstatt eine globale Einstellung für alles zu haben.
Alles zusammen genommen macht das den Pro-Q 4 zu einem sehr guten Allround-EQ, der vor allem in der neuen Version das Arbeiten mit vielen Spuren mächtig vereinfacht. Soll es etwas Vintage-mäßiges sein, muss schon zu anderen Plug-ins gegriffen werden, die eben bekannte Hardware emulieren.
Ich verwende dieses Plugin quasi täglich und bin absolut begeistert.
Nach mehreren Jahren mit dem Empirical Labs Big FrEQ als Standard-EQ für fast alles, ist nun der Pro-Q4 an dessen Stelle getreten. Zweifelsohne ein absolutes Toprodukt.
Bin gespannt, wann die Antwort aus China kommt. ;-)
@SoundForger2000 Danke für dein Kommentar.
Benutze noch kein spezifisches EQ PlugIn.
FabFilter habe ich aber auf dem Radar 👍
Rumhantieren mit diversen Eq-plugs ( Eq X — Multibanddynamics–Soothe) hat hier für mich ein Ende.
Schön aufgeräumt, sehr einfache Bedienung und viele Anpassungsmöglichkeiten machen den Fabfilter Eq 4 wirklich zu einem Schlaraffenland und zu einem Zeitsparer. Kaum ein Anwendungsfall den er nicht abdecken kann. Schönes Stück.