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Test: Fame Telli

24. April 2006

Seit einigen Jahren produziert der Musicstore Köln seine eigenen Gitarren und Bässe, die unter dem Namen Fame verkauft werden. Als Vorbilder dienen meistens Klassiker der Hersteller Gibson, Fender, Paul Reed Smith und MusicMan. Alle Instrumente werden in Handarbeit gefertigt, wobei die Hardware ausschließlich aus dem Hause Schaller stammt. Solche Features sind gerade in dem Preissegment zwischen 400 und 600 Euro recht ungewöhnlich. Höchste Zeit also für AMAZONA.de einige Fame Gitarren zu testen – begonnen wird mit dem Modell Telli.

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-Fame Telli-

Auf den ersten Blick

Immer wieder ist es sehr amüsant zu lesen, welche Namensabwandlungen sich Hersteller einfallen lassen, um bei ihren Nachbauten berühmter Klassiker, ohne Verletzung der Urheberrechte, auf das Original zu verweisen. Die gute alte Telecaster wird in diesem Fall einfach verniedlicht und heißt anschließend Telli!
Wie alle Fame Gitarren, wird auch dieses Modell in Polens größter Hansestadt Danzig von Hand gebaut. Der Korpus besteht aus Erle und der geschraubte Hals aus Ahorn, beide Hölzer stammen aus europäischen Wäldern. Als Hardware werden ausschließlich Produkte des Herstellers Schaller verwendet. Der Lieferumfang beinhaltet wie in dieser Preiskategorie üblich einen stabilen Pappkarton und Imbusschlüssel.
Vom Äußeren erscheint die Telli in der gewohnten Form der ersten Solidbody Gitarre der Welt, obwohl die Kopfplatte ein wenig breiter und eckiger ist. Die Decke des Bodys wird wie üblich zu eindrittel von dem Schlagbrett verdeckt. Bei dem Korpus mit unterem Cutaway handelt es sich um einen Contour-Body, der auf der Rückseite eine ergonomisch gerundete Ausfräsung besitzt, die eigentlich nur eine Aufgabe erfüllt: Platz machen für den Bierbauch!
Das Testmodell ist in einem 3-Tone-Sunburst gehalten, welches von schwarz über rot ins Orange fließt. Die darunter sichtbare Holzmaserung wirkt sehr edel und erinnert daran, dass diese Gitarre in Handarbeit gefertigt wurde. Das weiße Schlagbrett im Perlmuttstyle hingegen glänzt ein bisschen zu sehr, wodurch es ein wenig billig wirkt – was aber natürlich Geschmacksache ist. Standardmäßig ist die Fame Telli in den Farben Ivory Creme, 3-Tone-Sunburst und Natural erhältlich.

 

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Nun aber zu der Hardware: wie bereits erwähnt besteht diese ausschließlich aus Schaller Produkten. Bei den Tonabnehmern wurden klassische Telecaster Single Soils Pick-Ups verwendet, die über einen 3-Weg-Schalter einzeln oder gemeinsam aktiviert werden können. Neben diesem Schalter befinden sich auch die zwei Poties zur Klangreglung (Volume/Tone). Beide werden verdeckt durch zylinderförmige Knöpfe mit gewölbten Decken. Die verchromte Brücke besitzt ihre üblichen sechs Stegreiter, die sich im Übrigen besser einstellen lassen als die 3-Reiter-Vintage-Systeme, welche bei dem Modell Ivory Creme verwendet werden. Die ebenfalls verchromten Mechaniken sind die Schaller Klassiker M6L, mit der Übersetzung 1:12.

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Verarbeitung und Technik

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Eine handgebaute E-Gitarre für knapp 400 Euro ist natürlich sehr ungewöhnlich und zu Recht stellt sich die Frage nach der Qualität der Verarbeitung.
Korpus und Hals sind präzise aufeinander abgepasst, was sich nicht nur durch eine anständige Bundreinheit auszeichnet. Konsequent, wie beim Original, ist allerdings auch nicht der Teil des Korpus abgeflacht, auf dem der Hals aufliegt, was am Anfang – wenn man es nicht kennt – etwas gewöhnungsbedürftig beim Spielen der oberen Bünde sein kann. Die gesamte Hardware ist einwandfrei und sauber verschraubt und der Lack weist auch keine Schmierer auf. Gerade bei den Bundstäbchen am Hals kann man die Handarbeit sehen. Sie wirken sehr sauber und individuell verarbeitet, ohne dass sich an ihren Enden scharfe Kanten bilden.
Recht einfach gestaltet sich dieser Test in Hinsicht auf die Hardware. Schaller Produkte sind seit langer Zeit im Gitarren- und Bass-Bereich eine Garantie für gute Qualität. Auch wenn hier nicht die teuersten Schallerteile eingebaut wurden, entsprechen die verwendeten Produkte einem sehr guten Standard. Die M6 Mechaniken dürften jedem Gitarristen ein Begriff sein, der schon einmal an seinem Instrument selbst herumgebastelt hat. Laut Schaller wurden von diesem Mechanik-Typ schon an die fünf Millionen Sätze verkauft, was für sich spricht.
Die Brücke und die Abdeckung unter den Potieknöpfen sind sauber verchromt. Oft sieht man bei den Chromteilen billiger asiatischer Gitarren körnige Stellen, die schlecht verarbeitet wurden. Ausgerechnet diese Stellen sind es, die als erstes durch Schweiß oder einen Klimawechsel oxidieren. Erfahrungsgemäß ist das aber nicht der Fall bei Schaller Produkten.
Leichtgängig verhalten sich auch die Poties und der 3-Weg-Schalter der Fame Telli.
Auf den Klang der Tonabnehmer wird im nächsten Abschnitt eingegangen.

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Sound und Bespielbarkeit

Gerade der Hals der Telli ist es, der langjährige Telecaster-User begeistern dürfte. Nicht zu breit und nicht zu dick, einen Standardgitarrenhals wie aus dem Bilderbuch, der tauglich ist für jedermann. Das ist in keiner Weise abwertend gemeint, denn der Hals der Fame Telli fühlt sich nun einmal genauso an wie beim Original. Die Saitenlage ist recht flach gehalten, was sich in Punkto Bespielbarkeit natürlich sehr angenehm auswirkt. Wie gewohnt ein wenig härter fühlt sich der Ahornhals beim Spielen an, welcher aber auch schon in der Standardausführung mit Rosewoodgriffbrett erhältlich ist.
Das Gleichgewicht der Gitarre ist zwischen Kopf und Korpus gut ausgeglichen, so dass sie auch ohne Hände fest im Schoss liegt und nicht ihr Haupt senkt, wenn sie am Gurt befestigt wird. Die Stimmsicherheit ist auch stabil, was einmal mehr wohl an dem Hersteller der Mechaniken liegt.
Nun aber die allerwichtigste Frage: Hat die Fame Telli den berühmten „Twang“? Die Antwort lautet: Ja, hat sie! Nun werden sich einige Leser fragen, was das Wort „Twang“ bedeutet. „Twang“ steht für einen knackigen, kurzen und sehr percussiven Sound, der Singlecoils vorbehalten ist. Um ansatzweise eine Vorstellung von dem Klang zu bekommen, kann man es vielleicht mit dem Ton ganz neuer Saiten vergleichen. Durch diesen Sound ist die Telecaster beliebt und berühmt geworden.
Die zwei Schaller Single Soils Pick-Ups verhalten sich vom Sound her recht ähnlich wie beim Original. Der Tonabnehmer am Hals ist wie gewohnt deutlich leiser als der an der Brücke. Ihn zeichnet ein warmer und bassiger Klang aus, der stets angenehm unaufdringlich klingt. Das mittigere Äquivalent für Leadsounds bildet hierzu natürlich der zweite, in der Brückenplatte eingelassene Singlecoil. Dieser ist eher klanglich mit dem hinteren Tonabnehmer der Stratocaster verwandt. Wird der 3-Weg-Schalter auf mittlere Position gestellt, ergeben beide Singlecoils zusammen eine gelungene Mischung, ihrer recht unterschiedlichen Charakteristika, die sich sehr gut für Rhythm-Parts eignet.
Leider ist auch die Einstreuempfindlichkeit der Tonabnehmer entsprechend dem Original recht hoch. Das kann einem bei Aufnahmen an einem Computer mit Röhrenbildschirm schon ganz schön zu schaffen machen… aber hier soll nun auch nicht die Messlatte höher als bei dem Vorbild angesetzt werden. Ebenfalls störend ist die schlechte Abschirmung der Elektronik, was sich dann bemerkbar macht, wenn man die Hände von den Saiten, der Brücke und den Poties nimmt. Das Ergebnis ist in diesem Fall ein beachtliches Rauschen und Summen.
Die verwendeten Schaller Single Soils Pick-Ups bieten im Großen und Ganzen einen guten Standard Telecaster Sound, der auf jeden Fall über Einsteigeransprüche hinausgeht. Für gehobene Klangansprüche bietet der Musicstore in Köln aber auch individuelle Umbauten an. Gegen einen Aufpreis auf Anfrage können bessere Tonabnehmer von Herstellern wie zum Beispiel Seymour Duncan oder Häusel eingebaut werden. Der Service geht darüber aber noch hinaus: Fame bietet sogar an, das jeweilige Modell auf Wunsch zu fertigen. Hierbei können auch exotische Edelhölzer, jegliche Hardware und Farben auf dem Wunschzettel stehen.

Fazit
Unterm Strich gesehen, stellt die Fame Telli eine sehr gelungene Nachbildung der Fender Telecaster dar. Beachtlich ist, dass man für wenig Geld eine in gehobener Handarbeit gefertigte Gitarre mit Schaller Markenhardware bekommt. Im Vergleich zur Konkurrenz, brauchen sich diese Features bei einem Preis von knapp 400 Euro in keiner Weise verstecken. Die günstigeren Modelle von Fender, welche aktuell in Mexiko oder Asien gefertigt werden, können hier definitiv nicht mithalten, bei ihnen zahlt man für den Namen mit. Hersteller wie Yamaha oder Ibanez, die in Asien ihre Gitarren produzieren lassen, bieten zwar eine ähnlich gute Qualität an, aber keine 1:1 Kopien bekannter Klassiker. Die Tatsache, dass die Fame Telli in Handarbeit gefertigt wurde steht außer Konkurrenz!
Entscheidet man sich ein paar Euro mehr für bessere Tonabnehmer auszugeben, sind auch die letzten Kritikpunkte behoben und man erhält für wenig Geld eine sehr gute Gitarre.

Plus
++++  Preis- / Leistungsverhältnis
++++    Verarbeitung (Handarbeit!!!)
++++  Hardware komplett von Schaller
+++    authentischer Telecastersound

Minus
–     Einstreuempfindlichkeit der Pickups
–    schlechte Abschirmung

Preis
Straßenpreis:  399 €

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Die beste Telecaster-Kopie, die ich je in Händen gehalten habe. Kein Vergleich mit den billigen Mex-Fenders oder etwa den Squier-Produkten. Die Bespielbarkeit des Halses ist phänomenal – da kommt jedesmal Freude auf, wenn ich die Telli in die Hand nehme,

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