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Test: Fender Acoustasonic Jazzmaster Akustikgitarre

Das neue Flaggschiff der Acoustasonic-Reihe aus dem Hause Fender

7. September 2021

Test: Fender Acoustasonic Jazzmaster Akustikgitarre

Die Marke Fender sollte jedem unserer Leserinnen und Leser mindestens ein Begriff sein. Und daher überrascht es nicht, dass das von 1958 Leo Fender entworfene Design der Jazzmaster ein weiteres Mal aufgegriffen wurde. Doch erscheint es nicht in Form einer E-Gitarre, sondern in einer Art, ich nenne es mal, E-Akustikgitarre. Auch wenn dies wie ein Widerspruch in sich klingt, ist die neue Acoustasonic Jazzmaster ein gelungenes Allround-Talent und mit all ihren Features, die ich in diesem Test vorstellen möchte, alles andere als ein Widerspruch.

Fender Acoustastonic – das Design: klassisch, aber trotzdem frisch

Nachdem die Jazzmaster großen Erfolg im Genre des Surfrock in den 1960er-Jahren feierte und nicht etwa wie ihr Name eigentlich suggeriert, im Jazz, verschwand sie nach und nach von den Bühnen und aus dem kollektivem Gedächtnis fast aller Gitarrist*innen. Nicht jedoch aus dem Gedächtnis eines gewissen Kurt Cobain. Er holte sie in den 90er-Jahren zusammen mit seiner Band, den Grunge-Pionieren Nirvana aus der Versenkung und hauchte dem für die 50er-Jahre doch sehr futuristischem Design wieder neues Leben ein. Allerspätestens mit der aufkommenden Indie-Welle in den frühen 2000ern ist die Jazzmaster aber in der Mitte unserer Gitarrengesellschaft angekommen. Aus diesem Grund wird sich auch Fender bei der Wahl der Jazzmaster, als drittes Mitglied ihrer Acoustasonic-Reihe, nicht schwer getan haben. Nachdem schon vor zwei Jahren die Telecaster und Stratocaster als Acoustasonics erschienen sind, ist die Jazzmaster der nächst logische Designschritt.

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Das gute Stück (proudly made in the USA) kann sich auch sehen lassen, wenn man sich erst mal an das eigentlich nur aus optischen Gründen existierende Schallloch im Korpus gewöhnt hat. Die ca. 2,6 kg schwere Gitarre ist angenehm dünn, da es sich hierbei um keine gewöhnliche Akustikgitarre handelt. Die Acoustasonic besitzt keinen normalen hohlen Klangkorpus, wie es bei herkömmlichen Akustikgitarren der Fall wäre, sondern ist eine Art Solidbody-Gitarre. Allerdings wurde durch Chambering auch hier an Holz und damit Gewicht gespart. Fender setzt mit dieser Gitarre auf Mahagoni für den Body mit einer Fichtendecke und einem Schraubhals mit ungewöhnlich hellem Ebenholz-Griffbrett. Letzteres sieht optisch sehr ansprechend aus, da es nicht nur eine sehr markante Maserung besitzt, sondern die „narrow-tall“ (dt. schmal, aber hoch) Bünde besonders hervorhebt. Auch der Rest der Gitarre präsentiert stolz die Maserungen des verarbeiteten Holzes. Lediglich ein kleiner Teil der Decke wurde wie in diesem Fall sumpfgrün lackiert. Und sogar die zwei verbauten Potis wurden aus Holz gearbeitet.

Test: Fender Acoustasonic Jazzmaster Akustikgitarre

Das lässt die Gitarre insgesamt sehr natürlich und aus Mangel eines besseren Wortes irgendwie naturverbunden wirken. Dies bestätigt auch ein erster Griff zur Gitarre: Das Holz fühlt sich fast komplett unbehandelt an und hat daher, jedenfalls für mich, eine sehr angenehme Haptik. Es handelt sich bei den zwei Potis im Übrigen um einen Master-Volume- und einen Blendknopf, der zwischen zwei Sounds, zu denen ich noch kommen werde, überblendet. Direkt neben den Potis befindet sich ein Fender typischer 5-Wege-Schalter, dessen Schaltung ich ebenfalls weiter unten erklären werde. Die für Fender typische Kopfplatte ziert das Fender-Logo und 6 Edelstahl-Stimmwirbel. Auch wenn man bei Besonderheiten einer Gitarre nicht gerade an die Klinkenbuchse denken wird, befindet sich bei der Acoustasonic ein interessantes Feature: eine Micro-USB-Ladebuchse. Diese wird benötigt, um gleich drei Tonabnehmersysteme mit dem nötigen Power zu versorgen. Die zwei im Korpus versteckten Fishman Transducer und Fishman Enhancer und der sichtbare der schwarze Humbucker „Shawbucker„, direkt unter dem Schallloch. Zu Recht fragt man sich, was ein Humbucker in einer Akustikgitarre macht. Denn bekanntlich klingen E-Gitarren nicht besonders angenehm, wenn man sie direkt ins Pult durch eine PA-Anlage laufen lässt. Fender hat sich in diesem Fall etwas Besonderes ausgedacht.

Fender und Fishman Tonabnehmer: Altbewährtes – neu erfunden

Kommen wir aber erst mal zu dem, was häufig traditionell als Tonabnehmer in einer Akustikgitarre verbaut wird: dem Piezo Tonabnehmer. Diese sind bekannt dafür, dass sie zwar ein klares Bild vom Klangkörper (z. B. einer Gitarre) abbilden, allerdings auch sehr steril klingen und auch unangenehme Frequenzen verstärken können. Dies lässt sich natürlich nicht pauschal über jeden Piezo-Tonabnehmer sagen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine solche Ausnahme findet man in der neuen Jazzmaster Acoustasonic. Denn Fender hat zusammen mit der Firma Fishman ein spezielles System entwickelt, das Fender „Acoustic Engine“ nennt. Diese Engine simuliert verschiedene Akustikgitarrenmodelle. Darunter befinden sich folgende fünf Gitarren:

  • Rosewood Dreadnought
  • Mahogany Slope Shoulder
  • Mahogany Jumbo
  • All-Mahogany Small Body
  • Rosewood Auditorium

Neben den simulierten Gitarren bietet die Acoustasonic noch einen LoFi-Piezo-Sound, den ich als „normalen“ Piezo-Sound beschreiben würde. Damit ihr auch in den Genuss kommt, die verschiedenen Sound zu hören, könnt ihr euch den LoFi-Piezo-Sound hier direkt anhören. (Alle Sounds wurden direkt in mein Focusrite Interface gespielt, zur Bearbeitung mit Logic Pro X habe ich lediglich einen Low-Cut gesetzt, einen Raumhall und ein bisschen Kompression benutzt.)

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Diesen Sound findet ihr auf dem 5-Wege-Schalter auf Position 2 (von Steg- nach Halsposition bei einer Stratocaster gezählt). Hier kommt der eingangs erwähnte Blendknopf ins Spiel. Da er ein Blendknopf ist, hat man immer zwei verschiedene Sounds pro Position des 5-Wege-Schalters und alles, was sich zwischen den beiden Sounds. Im weiteren Verlauf werde ich diese beiden Sounds A und B nennen. Der zweite Sound (B), den die Position 2 zu bieten hat, ist derselbe Piezo-Sound, aber mit etwas mehr Gain bzw. „Crunch“. Hier ein Beispiel:

Für meine Ohren ein ganz brauchbarer Sound, wenn man den bekannten Piezo-Sound noch ein wenig aufpeppen möchte.

Kommen wir nun zu den interessanteren Sounds, den Simulationen. Diese sind mehr als brauchbar für die Bühne und evtl. auch für das Studio, falls man nicht gerade alle Modelle als Originale bei sich rumstehen hat.

Auf Position 5, Blendknopf auf Sound A, bekommen wir eine Rosewood-Dreadnought-Gitarre:

Auf Position 5 Sound B bekommen wir eine Mahogany-Slope-Shoulder-Gitarre:

Auf Position 4 Sound A bekommen wir eine Mahogany-Jumbo-Gitarre:

Auf Position 4 Sound B bekommen wir eine All-Mahogany-Small-Body-Gitarre:

Auf Position 3 Sound A bekommen wir eine Rosewood-Auditorium-Gitarre:

Die Position 3 Sound B entpuppt sich als weiteres Gimmick, welches besonders für all diejenigen als nützlich erweist, die mit einem Looper arbeiten oder eine Art von Fingerstyle mit Percussion à la Andy McKee oder Sophie Chassée  spielen (wer sie nicht kennt, checke sie auf YouTube aus). Es befinden sich am Korpus mehrere Tonabnehmer, die besonders für Perkussion auf dem Body hervorragend geeignet sind. Der Gitarrensound bleibt bei dieser Blendknopfposition B derselbe wie bei A. Ich habe für meine kurze Sounddemo zum Hausmittel „Overdubbing“ gegriffen, da ich keinen Looper zur Hand hatte:

Der Shawbucker: ein Mann, ein Humbucker

Für Position 1 hat niemand geringeres als Tim Shaw, Tonabnehmer Guru von Fender, die Finger im Spiel gehabt. Für diese Acoustasonic Jazzmaster entwarf Shaw einen neuen Humbucker, der es dem Spieler bzw. der Spielerin ermöglicht, rockige E-Gitarren-Sounds aus der Acoustasonic zu entlocken, ohne dabei auch nur die Gitarre zu wechseln, geschweige denn auf eine Distortion-Tretmine zu latschen. Um das Rätsel vom Anfang zu lüften, liegt das Geheimnis dieses Humbuckers in einer ausgewogenen Equalizer-Voreinstellung. Somit schmeichelt der Shawbucker, auch direkt ins Pult gespielt, noch dem Ohr seiner Zuhörer*innen. Der Blendknopf regelt, wie auch schon bei Position 2, dem LoFi-Piezo-Sound, den Gain und somit den Grad der Verzerrung. In Position 1 hat dieser jedoch mehr Reserven zu bieten als in Position 2. Über meine zwei persönlicher Kritikpunkte lässt sich streiten, da ich zum einen den Sound vom Humbucker etwas zu dumpf finde und mir eine Tone-Regelung an dieser Stelle fehlt. Zum anderen eigenen sich die Stahlsaiten für Akustikgitarren (mit der die Gitarre ab Werk besaitet ist) nur bedingt für ein Rocksolo mit vielen Bendings. Die umwickelte G-Saite lässt sich nur sehr schwer ziehen und für eine nicht umwickelte G-Saite ist die Brücke nicht optimiert. Aber in Anbetracht der vielen akustischen Möglichkeiten, die dieses rundum gelungene Instrument zu bieten hat, ein zu verziehendes Manko. Zu guter Letzt ist hier noch mein Sounddemo in Position 1 mit dem Shawbucker:

 

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Fazit

Mit 1.765,- Euro ist die neue Fender Acoustasonic Jazzmaster mit Sicherheit nicht die billigste Akustikgitarre mit Tonabnehmer(n) auf dem Markt. Aber dafür hat sie auch Einzigartiges zu bieten und braucht sich daher nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Insgesamt 5x 2 individuelle Sounds lassen sich mit der Acoustasonic Jazzmaster zaubern. Zusätzlich bietet Blendknopf noch alle möglichen Variationen alles Sounds an. Die Jazzmaster Acoustasonic kommt mit einer schöne Optik, einem schönen Spielgefühl und ab Werk bereits gut eingestellt. Oben drauf bekommt man ein solide gefertigtes Softcase mit vielen eingenähten Taschen und allem nötigen Zubehör (inklusive USB-Ladekabel). Bei meinem Test habe ich die Gitarre nur ein Mal laden müssen und der Akku hielt ohne Probleme mehr als 4 Stunden durch und ist immer noch fern vom Entladen.

Plus

  • Soundvielfalt
  • Portabilität
  • Optik
  • Haptik
  • Verarbeitung
  • Innovation

Minus

  • etwas dumpfer Humbuckersound

Preis

  • 1.765,- Euro
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