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Test: Fender Champion 100 Red Gitarrenverstärker

Guter Sound für wenig Kohle

11. August 2017

Es ist ja nicht so, dass Fender nur hervorragende Gitarren und Bässe bauen würde. Wendet man den Blick auf den Markt der Gitarrenverstärker, so ist die US-Firma auch hier ganz vorne mit dabei. Und das nicht nur im High-End-Sektor mit ihren handgefertigten Combos und Tops, sondern auch im mittleren und unteren Preisbereich, in dem sich sich fast ausnahmslos in Asien hergestellte Produkte befinden. Nicht anders ist es zu erklären, dass der limitierte Fender Champion 100 Red für knapp 300,- Euro bei den Händlern zur Abholung bereitsteht. Wir reden hier immerhin über einen zweikanaligen Gitarrenverstärker, der mit 100 Watt Leistung, zwei voneinander unabhängigen Effektsektionen für beide Kanäle und zwei 12″ Lautsprechern ausgestattet ist und darüber hinaus noch von ein paar Annehmlichkeiten mehr besitzt. Schauen wir mal, was der in seiner Auflage limitierte Fender Champion 100 Red uns zu bieten hat.

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Facts & Features Fender Champion 100 Red

Donnerwetter, der macht was her! Nach dem Auspacken aus dem Karton imponiert das Gehäuse mit dem roten Tolex und der fendertypischen, silbernen Frontbespannung sofort. Der Fender Champion 100 Red ist eine limitierte Auflage des schon einige Jahre erhältlichen Champion 100 – technisch völlig identisch, nur eben mit einem sexy roten, statt einem schwarzen Tolexüberzug versehen. Das nach wie vor 485 x 660 x 260 mm große und 18 kg schwere Gehäuse wurde sauber verarbeitet, der rote Tolexüberzug sauber verklebt. Rund herum schützen Kantenschoner aus Metall den Amp vor unerwünschtem Fremdkontakt, ein ausreichend dimensionierter Tragegriff auf der Oberseite sorgt für einen sicheren Tarnsport. Obwohl man bei solch einem stattlichen Gewicht durchaus auch an seitliche Griffmulden hätte denken können.

Neben dem eigentlichen Verstärker befindet sich im Lieferumfang weiterhin ein Fußschalter zum Schalten der beiden Kanäle und der eingebauten Effekte, von denen der  Fender Champion 100 Red eine erstaunliche Anzahl bietet. Doch dazu später mehr, schauen wir uns zunächst die Rückseite an.

— Fender Champion 100 Red Lieferumfang —

Die Rückseite des Fender Champion 100 Red

Normalerweise folgt ja an dieser Stelle immer die Auflistung der Features, die ein gut ausgestatteter Gitarrenverstärker an seiner Rückwand zu bieten hat. Beim Fender Champion 100 Red kann man sich diesen Schritt getrost sparen, denn an der Rückseite des Verstärkers herrscht schlichtweg gähnende Leere. Bis auf den Netzschalter und den Anschluss für das Netzkabel gibt es hier de facto rein gar nichts zu entdecken, selbst die Anschlussbuchse für den Fußschalter und die Buchsen für den Effektweg wurden an die Frontseite verlegt.

— Blick auf die Rückseite des Fender Champion 100 Red —

Anschlüsse für zusätzliche Lautsprecher gibt es ebenfalls nicht, aber wenn man sich die beiden massiven 12″ Speaker aus fendereigener Produktion betrachtet, dann dürfte man ohnehin nicht auf den Gedanken kommen, hier etwa mit zusätzlichen Boxen experimentieren zu wollen. Die Rückwand ist weit geöffnet, sodass man einen sehr guten Blick auf die beiden 12″-Speaker erhält. Auch Kabel und weitere Utensilien lassen sich natürlich ideal im Gehäuse verstauen, dafür war ein Gitarrencombo doch immer schon perfekt geeignet, oder?

Trotz des günstigen Preises gibt der in China gefertigte Fender Champion 100 Red ein recht gutes Bild ab. Dennoch ist der Sparkurs deutlich zu erkennen, besonders fallen da Dinge, wie etwa der minderwertige Bespannstoff zum Schutz der Lautsprecher, das Fenderlogo aus einfachem Plastik oder das Frontpanel auf. Beim Frontpanel wird dies besonders deutlich – und das schauen wir uns nun an.

Das Bedienpanel des Fender Champion 100 Red

— Linke Seite des Bedienpanels mit dem Clean-Channel —

Das Bedienpanel unseres Champion 100 Red besteht nicht aus Metall und auch nicht aus Kunststoff. Nein, auf das Gehäuse des Verstärkereinschubs wurde einfach nur ein schwarzer Aufkleber mit Beschriftung der Bedienelemente angebracht. Nun gut, der Zweck heiligt die Mittel, zumal sämtliche Potis und Schalter ansonsten einen guten Eindruck hinterlassen. Zwei Kanäle gibt es, wobei der Kanal für verzerrte Sounds schon deutlich besser ausgerüstet wurde.

Der Cleanchannel

Doch fangen wir beim Cleanchannel an, in dessen Bereich ganz links am Panel sich auch die Eingangsbuchse sowie die Buchse für den Fußschalter befinden. Es folgt der Lautstärkeregler, eine Zweiband-Klangregelung mit Bässen und Höhen sowie eine Effektsektion, die eine recht umfangreiche Auswahl bietet und mittels eines FX-Level-Reglers dem Signal zugemischt wird. Im Angebot stehen Einzeleffekte, genau wie auch Kombinationen der gängigsten „Brot und Butter“ Sounds. Die folgende Grafik zeigt die Effektauswahl, die im Übrigen bei beiden Kanälen identisch ist.

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— Fender Champion 100 Red Onboard Effekte —

Den Abschluss im Kanal 1 macht ein Tap-Taster, der die Eingabe der Echo- oder Modulationsgeschwindigkeit ermöglicht. Dazu blinkt eine rote LED in der gewählten Taktfrequenz.

Der Overdrive-Channel

Hier geht es schon deutlich aufwendiger zu. Nicht nur, dass hier eine Dreiband-Klangregelung bereitsteht, so bietet der Kanal 2 gleich mal eine Auswahl aus 16 verschiedenen Grundsounds, die über einen entsprechenden Endlos-Drehregler mit der Bezeichnung VOICE angewählt werden. Auch hier, anstatt langer Reden, eine Grafik über die vorhandenen Presets bzw. die Verstärkermodelle, die der Fender Champion 100 Red versucht nachzubilden.

Zum Einpegeln der Ampmodelle steht ein Gainregler bereit, der Effektauswahlregler, der FX-Level und ein weiterer Tap-Taster, samt roter LED, bilden den Abschluss der Regelmöglichkeiten von Kanal 2.

— Der Overdrive Kanal mit den 16 verschiedenen Grundsounds (VOICE) —

Für beide Kanäle gemeinsam gelten die übrigen Buchsen, die sich ganz rechts außen am Frontpanel befinden. So steht ein Aux-In bereit, um Signale vom MP3-Player oder ähnlichen Geräten zu empfangen. Der Kopfhöreranschluss im Miniklinkenformat kann für ungestörtes Üben dienen und transportiert im Gegensatz zur Endstufe ein Stereosignal, dass sich auch für Aufnahmen oder zur Einspeisung in eine PA eignen soll. Und ein Einschleifweg für externe Effekte ist ohnehin ein immer gern gesehenes Feature!

Sound & Praxis mit dem Fender Champion 100 Red

Ein klassisches Beispiel von Licht und Schatten möchte man meinen. Zunächst aber gilt es, das unerwartet niedrige Rauschspektrum zu erwähnen. Das qualifiziert den Amp schon einmal als nervenschonender Partner beim Üben oder auch bei Aufnahmen. Einige der Sounds klingen überraschend gut, besonders im verzerrten Bereich. Andere wiederum sehr dürftig – und da ebenso überwiegend im verzerrten Bereich. Der Cleansound geht in Ordnung, hier ist der typische Fendersound schon zu vernehmen. Mit dem Sound eines Twin oder Bassman sollte man das Gebotene aber dennoch nicht vergleichen – die Richtung stimmt allerdings schon.

Fangen wir an mit den Klangbeispielen, für deren Aufnahme eine Music Man Silhouette und ein AKG C3000 Mikrofon verwendet wurde. Aufgenommen wurde in Logic Audio mit Pegelangleichung. Klangbeispiel 1 zeigt den Fender Champion 100 Red im Cleanchannel und mit etwas Hall versetzt. Die Höhen sind fast voll aufgeregelt, die Bässe gut zur Hälfte.

Das geht zweifellos in die richtige Richtung, es sind deutliche Anleihen an die legendären Cleansounds von Twin Reverb, Bassman & Co wahrzunehmen. Das Spielgefühl und die Dynamik sollte man mit den Originalen aber besser nicht vergleichen. Etwas zäh zeigt sich zudem der EQ in Kanal 1, dessen Bandbreite keine wirklich drastischen Veränderungen am Sound erlaubt. Zumindest keine Sinnvollen. Dafür aber ist der Grundsound durchaus akzeptabel und auch ohne großes Schrauben am Zweiband-EQ in vielen Situationen einsetzbar.

Im nächsten Klangbeispiel der Fender Champion 100 Red nun mit einem Chorus anstatt Hall, die Einstellung des EQs wurde beibehalten.

Schade, dass die Endstufe kein Stereosignal an die beiden Lautsprecher abgibt, sonst würde der Chorus sicher noch deutlich mehr her machen.

In Klangbeispiel 4 hören wir den Amp nun mit einem Delay von rund 500 ms, die Einstellung des Höhenreglers wurde bei behalten, die Bässe hingegen wurden etwas angehoben. Durch die feine Auflösung des FX-Potis ist schnell ein gutes Mischverhältnis zwischen Original- und Effektsignal hergestellt.

Kommen wir nun zu den Overdrivesounds des zweiten Kanals. Hier sieht das Bild leider nicht so gut aus, es herrscht viel „Muff und Matsch“. Positiv ist aber zu vermerken, dass selbst bei höchsten Verzerrungen verblüffend wenig Nebengeräusche entstehen und Zerren kann der Fender Champion 100 Red schon recht ordentlich, wie man im folgenden Beispiel hören kann. Hierfür wurde das Preset „Metal“ des Voicingreglers ausgewählt, der EQ befindet sich in 12-Uhr-Position.

Ein saftiger Leadsound „kalifornischer Bauart“ mit reichlich Gain und Sustain, der sogar in Zimmerlautstärke in das Feedback kippt. Ab 0:46 kann man das hören. Für mich persönlich das am besten klingende Preset aus der Auswahl der 16 zur Verfügung stehenden. Aber auch hier ist mit dem EQ nicht viel zu bewegen.

Nun das Preset „British“ – ganz offensichtlich eine Hommage an Marshall, Orange, Laney und Konsorten.

Klingt nicht wirklich überzeugend: körnig, spröde und mit einer zähen Dynamik für den Spieler. Dasselbe gilt für das nächste Klangbeispiel, bei dem das Preset „Tweed“ ausgewählt wurde.

Zum Schluss das Preset „Blackface“, auch hier eine eher dürftige Emulation, die auch mit dem Dreiband-EQ nicht zufriedenstellend bearbeitet werden kann.

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Fazit

Angesichts des sehr günstigen Preises und der guten Ausstattung komme ich nicht umhin, den Fender Champion 100 Red mit einem „befriedigend“ aus dem Test zu entlassen. Sicher, von den 16 angebotenen Overdrivesounds wirken mehr als die Hälfte ziemlich künstlich, dafür aber klingen die verbliebenen durchaus brauchbar und sind in gewissen Grenzen auch durch den EQ weiter nach dem persönlichen Geschmack formbar. Fender sieht im Champion 100 einen potenten Gitarrenverstärker für Einsteiger und zum Üben – und in diesem Sinne macht dieser Amp alles richtig!

Plus

  • zwei per Fuß schaltbare Kanäle
  • zwei unabhängige Effektsektionen mit großer Auswahl
  • guter Cleansound
  • Lautstärke/Schalldruck mehr als ausreichend

Minus

  • Qualität Overdrivesounds nicht immer überzeugend
  • EQ nicht sehr wirkungsvoll
  • teils sichtbar billige Verarbeitung

Preis

  • Ladenpreis: 295,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Für alle die auf die Stelle im Text gewartet haben, ob es Röhren im Gerät gibt, der kann weiter suchen. Auch wenn es der erfahrene Fachmann wissen sollte, aber der Laie wird es wissen wollen. Nein es gibt keine Röhre. Also alles simuliert. Wie einem das gefällt muss man am besten im Geschäft persönlich testen. Aber für 300 Ökken finde ich das gebotene ansprechend.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Habe ehrlich gesagt nie kapiert, wieso man 100 Watt Einsteiger-Amps braucht. Wer diese Leistung tatsächlich benötigt, sollte sich doch für sein dann sicher zahlreiches Publikum was Ordentliches kaufen. Und für zu Hause ist man mit einer Laney Röhre für ungefähr das gleiche Geld sicher besser bedient.

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      Stephan Güte RED

      Na ja, Stichwort Gitarrist in ner Anfängerband, mit noch zwei weiteren Gitarristen, nem Keyboarder, Basser .. da möchte man sich doch gerne behaupten können, oder? :) Ich denke, der Amp wird seine Käufer finden.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Stephan Güte Hi Stephan, ich denke auch, dass es gekauft wird. Ist auch sicher ein solides Teil. Ich glaube allerdings auch, dass viele, die das kaufen, gar nicht wissen, wie laut 100 Watt sind. Und Anfängerbands haben ja nicht gleich so die Gigs in den Riesen-Locations. Aber vielleicht braucht man’s ja als Anfängerband einfach, um im versifften Proberaum-Zentrum das unerträgliche Gedröhne der Thrash-Metal-Freaks im Nachbar-Proberaum zu überdröhnen. Viele Grüße

        • Profilbild
          Stephan Güte RED

          … oder der Basser klinkt sich mal ein … ein Mikro passt bestimmt auch rein … so halt :) War früher bei uns auch so, bei chronischer Geldnot. Gruß zurück :)

        • Profilbild
          Armin Bauer RED

          Ich habe damals (vor ca, 4 Dekaden) für meine erste Band mein komplettes Geld in einen Vox AC 120 (Vollröhre!!!) investiert. Weil, 1. Gitarrist und Basser hatten schon einen fetten Orange, da war mein Combo (46kg Lebendgewicht fast schon unterdimensioniert).
          Ob wir jemals aufgetreten sind? Ich glaube mich zu erinnern so 1-2 Mal eher privat, Wahnsinn!

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