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Test: Fender David Gilmour Signature Stratocaster E-Gitarre

Eine Strat fürs Leben

19. Juni 2012

Irgendwie hat der Name „Custom Shop“ ja schon etwas Magisches an sich. Nicht wenige denken dabei an ein Team von absoluten Fachmännern, die sich zwischen Edelhölzern, Bunddrahtrollen und Holzspänen über eine Werkbank beugen, um dort ein Instrument zu fertigen, welches nicht nur soundtechnisch, sondern auch preislich in einer besonderen Liga spielt. Der Geruch von Leim und frisch geschnittenem Holz durchzieht die kleine Werkstatt, und die Liste der Kunden ist gespickt mit berühmten Namen. So oder so ähnlich zumindest kann man sich auch den Fender Custom Shop vorstellen, wenn gleich auch dort nicht alles nur aus purer Handarbeit besteht, die Vorgehensweise beim Bau einer Gitarre /eines Basses aber mit der industriellen Großfertigung, wie man sie heute aus Fernost kennt, nicht zu vergleichen ist.

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Hier werden wahrhaftig noch Tonhölzer handselektiert, Bünde in Handarbeit abgerichtet und dem Ganzen zum Abschluss auch noch das perfekte Setting verpasst – natürlich eigens von einem dazu beschäftigten Mitarbeiter. Also alles Dinge, die den Preis eines Instrumentes in oft schwindelerregende Höhen treiben – und so ist es auch mit unserem heutigen Test-Instrument, der Fender David Gilmour Signature Stratocaster. Ein Instrument, welches die Handschrift eines des wohl einflussreichsten Musikers unserer Zeit trägt – und den Geldbeutel ein gutes Stück leichter machen kann.

Lieferumfang der Fender David Gilmour Signature Strat

„Leicht“ ist ein gutes Stichwort, denn das Case mit dem wertvollen Inhalt ist alles andere als das. Das liegt aber noch nicht mal an der Gitarre selbst, sondern an dem umfangreichen Zubehör, das Fender dem neuen Besitzer der Fender David Gilmour Signature Stratocaster mit auf den Weg gibt. Allen voran wäre da der über 200 Seiten starke Bildband „The Black Strat“, welcher in ausführlicher Form und mit vielen hochwertigen Fotos die Entstehungsgeschichte des David Gilmour Signature-Instrumentes dokumentiert und darüber hinaus auch die Geschichte der Band Pink Floyd und ihres musikalischen Schaffens darstellt. Weiterhin findet sich in dem mit grünem Samt ausgestatteten Ledercase eine Dreier-CD von Gilmours Soloprojekt, ein hochwertiger Ledergurt, ein Satz David Gilmour GHS Boomers-Saiten der Stärke 010″, ein Evidence Audio Klinkenkabel mit einer Länge von drei Metern, Poliertuch, Schlüssel und natürlich das Zertifikat des Fender Custom Shops. Das erklärt somit das hohe Gewicht des Case, denn die Gitarre selbst ist ein typisches Strat-Leichtgewicht, was man nach dem Herausnehmen aus dem Koffer sofort bemerkt.

Das Case mit grünem Samt

Konstruktion der Fender David Gilmour Signature Strat

Die Fender David Gilmour Signature Stratocaster trägt, ebenso wie fast alle Custom Shop-Instrumente, die Bezeichnung NOS, was „New Old Stock“ bedeutet und auf die Verwendung von gut abgelagerten Tonhölzern und Vintage-Parts hinweist. Im Falle des Tonholzes hat man sich für Erle entschieden. Dieses Holz besitzt eine mittlere Dichte und liefert einen obertonreichen, ausgewogenen Klang mit dezenten Höhen und Bässen und hat sich nicht nur im Hause Fender seit vielen Jahrzehnten bewährt. Aus wie viel Teilen der Body besteht, lässt sich leider nicht bestimmen, denn die schwarze Hochglanz-Nitrolackierung wurde satt und so deckend aufgetragen, dass keinerlei Schnittkanten oder Verleimungen zu sehen sind. Bei einem Instrument dieser Preisklasse sollte man aber davon ausgehen, dass höchstens zwei Teile hier Verwendung finden.

Mittels einer Metallplatte und vier Schrauben wurde der One Piece Maple-Neck im Body der Fender David Gilmour Signature Stratocaster verankert. Der Hals wurde komplett mit einer Nitrozellulose-Lackschicht versehen, auch das Griffbrett mit seinen 21 spielbaren „Spaghetti-Bünden“ wurde dabei nicht ausgelassen. Was natürlich äußerst edel ausschaut, entpuppt sich allerdings in der Praxis als recht gewöhnungsbedürftig, denn die Fingerkuppen der Greifhand kleben doch ganz gut an den Bünden fest und erschweren somit Bendings oder Slides unnötig. Ebenso unnötig erscheint auch die Positionierung der Einstellschraube für den Truss Rod, denn etwaige Einstellarbeiten können nur durch Abnahme des Halses durchgeführt werden, da sich die Schraube am Halsfuß (und nicht etwa unter einer Öffnung an der Kopfplatte) verbirgt. Leo Fender hatte ja viele geniale Ideen und Patente, hierfür kann es aber eigentlich nur eine Rüge geben!

Rückseite der Kopfplatte mit Hinweis auf die Geburtsstätte

Das Shaping des Halses wurde dem 83er Stratmodell entnommen, und die Sattelbreite beträgt 42,5 mm bei einer Mensur von 648 mm. Ein Vintage-Vibratosystem und sechs Vintage-Mechaniken an der Kopfplatte sorgen für die Aufnahme der Saiten, wobei der Vibratohebel auf Wunsch des Meisters extrem gekürzt wurde. Sehr praktisch und griffgünstig, eigentlich sollte so etwas auch zur Serienausstattung der Standard-Strats gehören!

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Der gekürzte Vibratohebel

Elektronik/Pickups

Auf dem einlagigen, schwarzen Pickguard befindet sich in der Halsposition der Custom Shop Fat 50, in der Mitte sitzt der Custom Shop Fat 69 und am Steg ein Modell aus dem Hause Seymour Duncan, der SSL5. Also auch hier wie gehabt drei Singlecoil-Pickups, die über den typischen und genialen Fünfwegeschalter angewählt werden – wobei sich hinter dem Seymour Duncan genauer gesagt ein Humbucker im Singlecoil-Format verbirgt. Dieser lässt sich mittels eines kleinen und unscheinbaren Miniswitches zwischen Volume- und dem vorderen Tone-Poti zwischen beiden Betriebsarten umschalten.

Alle Potis laufen wunderbar leichtgängig auf ihren Achsen und erlauben somit auch dem Volume-Poti ganz easy die sogenannten „Volume-Swells“, etwas, was Mr. Gilmour ja in seinem Spiel schon öfters mal gerne nutzt. Auch der Fünfwegeschalter rastet knackig und satt ein und sollte eigentlich über Jahre hinweg keine Probleme bereiten.

Custom Shop und Seymour Duncan-Pickups

Der Sound der Signature-E-Gitarre

Schon im unverstärkten Zustand bringt die Fender David Gilmour Signature Stratocaster sämtliche Attribute mit, welche man von einer Fender Stratocaster dieser Preisklasse erwarten darf. Der akustische Grundsound ist als sehr warm und singend zu beschreiben, das Sustain ist vorzüglich, die Tonansprache sehr knackig. Als gewöhnungsbedürftig erweist sich, wie bereits vermutet, der lackierte Hals. Und dabei ist weniger die Rückseite gemeint, sondern viel mehr das Griffbrett, welches die Fingerkuppen unweigerlich „an sich klebt“ und so besonders Bendings erschwert. Über den Komfort eines Stratbodys muss man ja nicht mehr viel Worte verlieren, auch die Fender David Gilmour Signature Stratocaster saugt sich dank der Shapings des Korpus regelrecht an den Körper des Spielers an. Hinzu kommt das leichte Gewicht, was im Übrigen ein Indiz für ein gut abgelagertes (und somit nahezu von aller Feuchtigkeit entledigtes Tonholz) darstellt.

Dieser sehr edel klingende und obertonreiche Grundsound setzt sich auch beim Anschließen der Gitarre an einen Verstärker fort. Abgesehen von dem konstruktionsbedingten (und sich in erfreulichen Grenzen haltenden) Brummen der Singlecoils, liefert das Instrument einen perfekten Sound für nahezu alle Stilistiken, von den ganz harten einmal abgesehen. Egal ob Funky, Crunchy, Bluesy oder Twäng – hier ist nichts unmöglich. Auch der Sound des Seymour Duncan SSL5 Humbuckers am Steg eignet sich ganz gut für moderat verzerrte Riffs, Highgainsounds sollte man ihm allerdings nicht zumuten, denn dann klingt das Ganze doch schon noch Strat-typisch schneidig und harsch. Dennoch ist er eine prima Ergänzung für die klangliche Flexibilität der Gitarre.

Zertifikat zur Strat

Zum Gesamtpaket der Gitarre gehört natürlich auch das Vibratosystem. Es ist vintage – und so sollte man es auch benutzen. Dezente Veränderungen in der Tonhöhe sind noch möglich, bei einer stärkeren Nutzung – und da reicht schon ein Halbton – quittiert das System den Sound mit hörbaren Verstimmungen. Schade, aber das war zu erwarten, obwohl der gekürzte Vibratohebel wirklich eine praktische Sache ist und zum (exzessiven) Benutzen geradezu einlädt.

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Fazit

Keine Frage, die Fender David Gilmour Signature Stratocaster ist ein absolutes Top-Instrument aus dem Hause Fender. Das Instrument besitzt seinen eigenen Charme und bietet in Sachen Sound wohl mit das Beste, was man von einer Strat erwarten darf. Doch es gibt auch Kritikpunkte: etwa das lackierte Griffbrett, welches sicher eine gewisse Zeit der Eingewöhnung erfordert oder auch das alles andere als stimmstabil agierende Vibratosystem, das man am besten nur dezent oder gar nicht benutzen sollte. Alles andere an dieser Gitarre ist jedoch schlichtweg superb. Angefangen vom Shaping des Halses, über das leichte Gewicht bis hin zu der Möglichkeit, den Seymour Duncan Stegpickup auch als Humbucker zu betreiben.

Wer also beabsichtigt, sich eine „Strat fürs Leben“ zu kaufen, sollte die Fender David Gilmour Signature Stratocaster unbedingt ins Auge fassen. Für Fans des britischen „Prog-Bluesers“ und für Sammler von Signature-Instrumenten führt ohnehin kein Weg an diesem Instrument vorbei.

Soundbeispiele: Bugera V22 Combo, Shure SM57, Logic Audio, keine weitere Bearbeitung.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Lieferumfang
  • Exklusivität

Minus

  • lackiertes Griffbrett
  • Vintage-Vibrato nicht stimmstabil

Preis

  • 3.079,- Euro
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Klangbeispiele
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  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Bitteschön, was ist denn das? Ein positives Fazit einer Signature-Gitarre, auf der man offensichtlich den typischen Stil des namensgebers nicht verwirklichen kann? Gilmour benutzt bekanntermaßen sehr ausgiebig sein Tremolo und würde eine Gitarre, die das mit sofortigem Verstimmen quittiert, sicher nicht benutzen. Also nur eine ordentliche Strat. Meine Empfehlung: nicht kaufen! Für weniger Geld baut dir ein guter deutscher Gitarrenbauer deine Wunschstrat mit wirklich gutem Tremolo-System.

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