Der Klassiker in Kupfer getaucht
Die gute alte Strat, das Chamäleon der elektrischen Eierschneider. Was hat sie nicht schon alles über sich ergehen lassen in ihrer mehr als sechzigjährigen Geschichte und es gibt wohl kaum eine Musikrichtung, in der Leo Fenders Meisterstück bzw. dessen Klang nicht schon aufgetaucht wäre. Vom Blues über Country, vom Alternative zum Metal – Fender hat es stets verstanden, ihren Dauerbrenner durch entsprechende Ausstattungen für viele Musiker attraktiv zu machen. Eine neue Kreation erwartet uns nun mit der Fender Deluxe Roadhouse Strat CLCO zum Test.
Facts & Features der Fender Deluxe Roadhouse Strat
Schön, dass Fender der Roadhouse Strat ein Gigbag spendiert, so kommt die Gitarre gut gepolstert beim neuen Besitzer an. Wie es sich für eine klassische Strat gehört, besteht der Korpus aus Erle, allerdings kann man durch die dick aufgetragene Polyesterlackschicht nicht erkennen, wieviel Teile Holz hier wohl verwendet wurden. Die Roadhouse Strat ist in vier verschiedenen Farben erhältlich: 3-Color-Sunburst, Mystic Ice Blue, Olympic White und in Classic Copper, also Kupferfarben, was auch das Finish unseres Testinstruments ist. Und man kann bereits nach dem ersten Blick auf die Gitarre sagen, dass zumindest das Design ein Volltreffer ist. Zusammen mit dem schwarzen, dreischichtigen Pickguard und den darauf montierten cremefarbenen Poti- und Pickup-Kappen wirkt der Korpus unserer Strat wie ein perfekter Mix aus Tradition und Moderne.
Hinzu kommt, ebenfalls ganz klassisch, der eingeschraubte Hals aus Vollahorn. Dem hat man am Übergang zum Korpus, identisch zur neuen US-Elite Strat, eine Verjüngung spendiert. Die ist zwar nur marginal ausgefallen, beim Bespielen der oberen Lagen des Halses aber als deutliche Erleichterung beim Greifen wahrzunehmen. Das Halsprofil bezeichnet der Hersteller als „Modern C“, was sich, eher ungewöhnlich für eine Strat, als unerwartet flach erweist. Zusammen mit dem ebenfalls sehr flachen Griffbrettradius von 12″ und dem schmalen Sattel von 42 mm hat man fast das Gefühl, eines der modernen „Metalbretter“ in der Hand zu halten.
Erste Schwächen in der Verarbeitung
Leider wurden aber die Enden der Bundstäbchen unseres Testinstruments nicht sauber verarbeitet, sie ragen deutlich spürbar aus ihren Schlitzen heraus. Auf beiden Seiten des Griffbretts ist dies der Fall und betrifft die gesamte Länge des Halses. Ungewöhnlich für eine Gitarre dieser Preisklasse aus dem Hause Fender, auch wenn unsere Deluxe Roadhouse Strat CLCO aus mexikanischer Produktion stammt. Dieses Manko fällt besonders negativ bei Slides entlang des Halses auf, das kann man sich ja denken. Ob das nur unser Testinstrument betrifft oder die ganze Serie darunter kränkelt, darüber kann nur spekuliert werden.
Ansonsten ist der Ahornhals aber von guter Qualität und die in der Höhe sauber abgerichteten Bundstäbchen erlauben ein komfortables Setting, also eine bequeme Saitenlage. Aber auch damit scheint man es bei der Endkontrolle nicht ganz so ernst genommen zu haben, denn unser Testinstrument besitzt eine Werkseinstellung, die ein sofortiges Eingreifen nötig macht, um den Bereich ab der Oktavlage halbwegs vernünftig bespielen zu können. Nein, liebe Leute bei Fender: Eine Saitenlage von knapp 5 mm am 12. Bund ist nicht O.K.! Zum Glück besitzt das Vintage Vibrato zwei Stehbolzen statt der sechs sonst üblichen Holzschrauben, was ein schnelles Absenken des Vibratoblocks und somit der Saitenhöhe erlaubt. Und damit wären wir auch schon bei der Hardware der Fender Deluxe Roadhouse Strat CLCO angekommen.
Die Hardware – Vintage meets Moderne
Diese neue, auf zwei Bolzen gelagerte Konstruktion des Vibratoblocks scheint also nicht nur den Instrumenten der oberen Preisklasse (Elite Serie) vorbehalten, sondern wird von Fender ab sofort auch in den Mittelklassemodellen verbaut. Ebenso die Saitenreiter, die aus gebogenem Stahl bestehen. Einen Unterschied gibt es dann aber doch, nämlich in Form des Vibratohebels. Bei der Elite Strat, die sich ja bereits bei uns in einem Test vorstellte, wird der Hebel eingesteckt, die Roadhouse Strat muss sich hingegen mit einem eingeschraubten Jammerhaken zufriedengeben.
Ob aber nun gesteckt oder geschraubt, direkte Auswirkungen auf die Stimmstabilität des Systems hat der Hebel nicht und man tut ohnehin besser daran, ihn nur so viel wie nötig zu benutzen, da von Stimmstabilität hier keine Rede sein kann. Da helfen auch die sechs Locking Mechaniken an der 70s Style Kopfplatte nicht viel. Dazu aber mehr im Praxisteil.
Pickups und Elektrik der Fender Strat CLCO
Die drei Noiseless Singlecoils der vierten Generation haben ihre Qualität bereits in unserem Test der Fender American Elite Stratocaster eindrucksvoll bewiesen. Insofern dürfte der elektrische Sound der Roadhouse Strat ähnlich ausfallen, wenngleich Fender hier noch eine Schippe draufgelegt und der Elektrik einen Preamp spendiert hat. Der ist zuschaltbar über das Volumepoti, das im Innern einen Schaltmechanismus (S-1 Switch) verbirgt und verfügt über sechs Presets, die mit dem vorderen Tonepoti ausgewählt werden. Das hintere Tonepoti arbeitet dafür als Höhenblende für den gesamten elektrischen Sound.

— Nur auf den ersten Blick wie bei einer gewöhnlichen Strat – die Elektronik der Fender Deluxe Roadhouse Strat CLCO —
Bei eingedrücktem S-1 Switch ist die aktive Elektronik also in Betrieb und die benötigt natürlich auch von irgendwo her ihre Energie. Die Stromversorgung übernimmt ein 9-Volt-Block, der in einem Batteriefach auf der Rückseite des Korpus sitzt. Ein kurzer Druck auf den Hebel des Deckels und schon kann in Sekundenschnelle der Saftspender gewechselt werden. Für die Auswahl der drei Noiseless Singlecoils sorgt wie gewohnt ein Fünfwegeschalter. Dessen Qualität ist nicht gerade berauschend und eher typisch für die Hardware einer Fender Made in Mexico – irgendwo muss ja schließlich der günstige Preis herkommen.
Zwischenzeugnis
Auf den ersten Blick ist die in Mexiko hergestellte Fender Deluxe Roadhouse Strat CLCO kaum von den Modellen der US-Fertigung zu unterscheiden. Bei genauerem Betrachten allerdings schon, denn Dinge wie die unsauber verarbeiteten Bundkanten oder der fragile Fünfwegeschalter sind zumindest mir persönlich bei einem Instrument aus der amerikanischen Produktion von Fender bisher nicht unter die Augen bzw. zwischen die Hände gekommen. Einen ganz dicken Pluspunkt gibt es allerdings für die aktive Elektronik mit den Noiseless-Pickups und den sechs Presets des Preamps, wie gut das klingen kann, haben wir ja bereits bei der Elite Strat erfahren. Wie es hier klingt, erfahren wir ab der nächsten Seite.
Sound & Praxis mit der Fender Deluxe Roadhouse Strat
Akustisch & Handling
Nach der Korrektur des Werkssettings präsentiert sich unsere Roadhouse Strat durch die schlanke und nur in Satin lackierte Halsrückseite als sehr angenehm zu bespielen, sieht man einmal von den dann und wann pieksenden Enden der Bundstäbchen ab. Die Kombination Erlekorpus und Ahornhals verschafft der Gitarre einen knackigen und mittigen Grundsound, in Sachen Sustain war die Strat ja bisher nie die erste Wahl und auch hier hält sich die Ausschwingdauer doch eher in Grenzen.
Trotz der Lagerung des Blocks auf zwei Stehbolzen und den Klemmmechaniken an der Kopfplatte sollte man es mit dem „Jammerhaken“ sachte angehen, denn der frei schwebende Vibratoblock bringt schon bei geringster Nutzung die Stimmung der Gitarre ins Wanken. Mag sein, dass sich dieses Problem nach einer gewissen Einspielzeit (bis sich die Saiten in den Sattelkerben ihren nötigen Platz verschafft haben) von selbst erledigt. Im jetzigen Zustand kann man aber nur dazu raten, vor dem Kauf noch mal einen Fachmann drüberschauen zu lassen oder den Vibratohebel am besten gar nicht einzuschrauben.
Elektrischer Sound
Die Elektronik der Fender Deluxe Roadhouse Strat CLCO entschädigt dagegen für vieles. Die Noiseless Pickups der vierten Generation bringen auch hier den typischen Stratsound ohne jegliche Nebengeräusche rüber. Die Sounds aller Positionen des Fünfwegeschalters dürften den meisten von uns im Ohr sein: Vom schmatzigen Bluessound des Halspickups, über warme und bassige Cleansounds der beiden Frontpickups bis hin zum messerscharfen und höhenreichen Klang des Pickups am Steg, dessen Sound aber keineswegs harsch oder schrill rüber kommt, zeigt sich auch diese Stratocaster in ihrem Einsatzgebiet äußerst flexibel.
Weitere Optionen fügt der Preamp hinzu, auch wenn sich das Klangbild durch Zuschalten mittels S1-Switch nicht drastisch ändert, zumindest nicht bei den unverzerrten Klängen. Im Overdrive sieht das schon anders aus, so können die angehobenen bzw. abgesenkten Frequenzen den angeschlossenen Verstärker noch ein Mal ein gutes Stück weit pushen bzw. weitere Nuancen zutage fördern.
Das mit den Bünden scheint wohl ne schlechte Angewohnheit bei Fender zu werden. Du hast das ja auch schon bei der Fender 60s Strat Matcap beschrieben… Schade, die Kupfer-Roadhouse sieht schon wirklich extrem gut aus. Aber was nützt das, wenn man sich die Bünde nicht selber nachbearbeiten traut?… Ich hatte auch schon Mexican Strats, aber da gab’s nix auszusetzen… Ist allerdings Jahre her ^^
@Atarikid Vielleicht hatte ich ja wirklich ne Montags Klampfe da, hab ich ja auch geschrieben … aber auch ein Abrichten der Bundenden kostet nun nicht die Welt, wenn´s denn doch genau diese Strat sein muss ;)
Vibrato nicht stimmstabil. Das ist doch der Standard seit der einführung von dieser Gerätschaft. Ich finde es nur immer wieder interessant warum solche unbrauchbaren Dinger immer wieder eingebaut werden obwohl es jeder weiss.
Natürlich sollte man es erwähnen das es so ist.
@PLan9 Daß bei einer Strat das Vibrato nicht funzt weiß jeder, deshalb lässt man auch die Finger von dieser Einrichtung und damit ist auch der typische Strat sound kein Hinderniss mehr. Ansonsten gibt’s genug Alternativen zur Strat mit Vibrato.