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Test: Fender Player Series Jazzmaster, E-Gitarre

Die Jazzmaster aus der Player-Serie

21. Juli 2020
Fender Player Series Jazzmaster

Fender Player Series Jazzmaster

Die Fender Jazzmaster war ja mal als Nachfolger der Stratocaster geplant – ganz ging das Konzept von Leo Fender jedoch nicht auf. Was nicht verwunderlich ist, denn die geniale Konstruktion der Strat war schon damals seit dem Erscheinen der Jazzmaster im Jahre 1958 kaum zu toppen. So kam es, wie es kommen musste: Nach stetig sinkenden Verkaufszahlen wurde die Produktion der Jazzmaster zu Beginn der 1980er Jahre eingestellt. Vorerst.

Das änderte sich aber dann prompt, als die Musiker der Alternative- und Grunge-Szene Anfang der 90er Jahre auf der Bildfläche erschienen. Für sie war die Jazzmaster eine willkommene und zudem preisgünstige Alternative zu der im Rock- und Popbereich dominierten Stratocaster und man konnte sich durch ihr spezielles Design darüber hinaus deutlich vom allgemeinen Mainstream absetzen. Damit erlebte die Jazzmaster eine wahre Renaissance und gehört mittlerweile wieder zum festen Standard im Produktsortiment von Fender, auch in der Player-Serie taucht sie zu einem recht günstigen Preis auf. Wir haben uns mal ein aktuelles Modell dieser Ikone in einem orangenen Farbton für einen Test kommen lassen.

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Die Player-Series Jazzmaster – Facts & Features

Die Bestückung mit einem Pickguard ermöglicht der Jazzmaster, ähnlich wie bei der Strat, eine Menge Optionen bezüglich der Bestückung mit Tonabnehmern. Die Player Jazzmaster wird mit zwei Humbuckern ausgeliefert, die eigens für diese Serie entwickelt wurden und von vornherein klar machen, dass es hier mit ordentlich Power zur Sache gehen sollte. Das schwarze Pickguard bedeckt gut die Hälfte des Korpus, der aus Erle hergestellt wurde und im Falle unseres Testinstruments deckend orange lackiert wurde. Neben diesem Finish, das zweifellos Anleihen an die angesagten Farben der 60er Jahre besitzt, ist das Instrument noch in drei weiteren Farben erhältlich: in „Buttercream“, in „Polar White“ sowie in einem Dreiton-Sunburst-Finish. Die Preise der unterschiedlichen Modelle sind dabei genau so identisch, wie deren technische Spezifikationen. Die komplette Elektronik wurde auf dem Pickguard montiert – auch das hat Tradition bei der Jazzmaster. Zu den beiden Humbuckern gesellen sich je ein Regler für Lautstärke und Tonblende, ein Dreiwegeschalter sowie die obligatorische Klinkenbuchse.

Houston, wir haben ein Problem! Defekter Toggle …

Die Regler wirken recht solide und laufen weich und frei von Spiel auf ihren Achsen, Probleme bereitet eher der Dreiwegeschalter – und das ganz massiv. Denn schon nach rund einem Dutzend Mal schalten wurde es Stück für Stück immer schwergängiger, bis er schließlich komplett seine Arbeit einstellte. Dieses zugegebenermaßen ernsthafte Problem dürfte aber wohl nicht die ganze Serie betreffen, entweder hatte ich es hier mit einem klassischen Montagsmodell zu tun oder aber beim Transport scheint etwas schiefgelaufen zu sein und der Schalter wurde einer außergewöhnlichen Belastung durch einwirkenden Druck ausgesetzt. Glück im Unglück gibt es dennoch, denn nach dem Quittieren seines Dienstes hinterließ der Schalter bzw. die Elektronik zumindest beide Pickups aktiv, somit konnte ich immerhin noch ein paar Klangbeispiele aufnehmen.

Fender Player Series Jazzmaster Electronics

Die Elektronik der Player Series Jazzmaster, rechts außen der Spielverderber

Vintage-Vibrato mal ganz anders – die Hardware der JM

Ein Stück Hardware hat es auf das Schlagbrett verschlagen, genauer gesagt die Brücke, die hier nicht etwa fest montiert im Korpus verankert wurde, sondern ein Stück weit Bewegungsfreiheit besitzt und somit der Jazzmaster ein Vibrato-Effekt ermöglicht. Zugegeben, im ersten Augenblick war ich bei diesem System, bei dem der Vibratohebel in das übergroße Tailpiece eingesteckt wird, sehr kritisch und habe schon das Schlimmste befürchtet. Umso überraschender zeigt sich die Stimmstabilität dieses Systems, auch wenn die mögliche Tonhöhenveränderung doch nur sehr gering ausfällt. Allenfalls ein Halbton ist hier drin, was aber für viele Spieler ausreichend sein sollte.

Etwas zu gut gemeint hat Fender es jedoch meiner Meinung nach mit dem Vibratohebel, der ungewöhnlich lang und deshalb nicht besonders griffgünstig ausgefallen ist. Der von einer Strat hätte hier sicher ausgereicht, obwohl der von der Jazzmaster nur eingesteckt und nicht etwa eingeschraubt wird. Das wiederum hat Vor- und Nachteile: Der Hebel bewegt sich so zwar sehr leichtgängig in seinem Sitz, fällt aber gerne mal raus, wenn man die Gitarre zum Beispiel beim Anheben aus dem Ständer etwas nach vorne anwinkelt.

Bleiben noch die Mechaniken als Teil der Hardware übrig. Bislang war die Qualität der von Fender in dieser Preisklasse eingesetzten Tuner eher als bescheiden einzuordnen, bei der neuen Serie scheint man hier einen Schritt vorangekommen zu sein. Die sechs an der Kopfplatte montierten und verchromten Modelle arbeiten zufriedenstellend, ein großartiges Spiel ist nicht festzustellen, was den Stimmvorgang doch recht unproblematisch gestaltet.

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Fender Player Series Jazzmaster Vibrato

Überraschung gelungen: nahezu stimmstabiles Vintage-Vibrato auf der Decke der Jazzmaster

Der Hals – Pau Ferro Griffbrett auf einem Stück Ahorn

Eingeschraubt in den Korpus wurde ein Ahornhals, der auf seiner Rückseite den Fender-typischen „Skunk Stripe“ zur Abdeckung der Öffnung des Halsstabs besitzt und nur mit einer hauchdünnen Satinlackschicht überzogen wurde. Das macht die Sache wunderbar griffig, zumal auch das Halsprofil sehr schlank ausgefallen ist. Eher traditionell hingegen präsentiert sich der 9,5″ Radius des Griffbretts, das aus einem attraktiv gemaserten Stück Pau Ferro besteht und schlichte, weiße Dots an den bekannten Stellen aufweist. Die Bundierung mit den 22 Bünden ist nicht ganz perfekt gelungen, an der einen oder anderen Stelle bemerkt man ein paar spitze Stellen an den Kanten des Griffbretts. Dafür wurden aber die Oberflächen der Bundstäbchen sorgfältig poliert, sodass es hier von Anfang an bei Bendings und/oder Slides kein Widerstand zu erwarten ist.

Jazzmaster Headstock Fretboard

Kräftig gemasertes Oau Ferro Griffbrett und Kopfplatte mit Fender Spaghetti-Logo

Die Player-Series Jazzmaster im Praxis-Check

Akustischer Grundsound/Handling

Die Tonhölzer Erle und Ahorn versprechen schon traditionell einen höhenreichen und brillanten Klang, nicht viel anders ist es im Fall unsere Jazzmaster. Ihr Grundsound ist aber nicht nur wunderbar transparent, sondern auch mit reichlich Sustain ausgerüstet und zeigt ebenso gute Werte im Attack. Also alles beste Voraussetzungen für einen Sound, der sich immer und überall gut durchzusetzen weiß und wie man ihn von einer Fender einfach kennen und schätzen gelernt hat. Darüber hinaus ist die Bespielbarkeit bereits ab Werk hervorragend, der schlanke Hals mit seiner griffigen Halsrückseite und dem schlanken Profil bietet der Greifhand ein äußerst angenehmes Arbeitsumfeld, das auch durch Feuchtigkeit niemals zum Ankleben neigt. Eines fällt jedoch negativ auf: Unsere Jazzmaster scheint ein Dickkopf zu sein, denn sie ist deutlich kopflastig, was man besonders beim Bespielen im Sitzen ohne Gurt bemerkt.

Elektrischer Sound

Hier hätte ich ja gerne etwas ausführlicher berichtet, aber der defekte Dreiwegeschalter macht da leider einen Strich durch die Rechnung. Dennoch scheinen die beiden Player Series Humbucker den frischen und brillanten Grundsound der Gitarre gut rüber zu bringen. Wie bereits erwähnt, hinterließ der defekte Schalter zum Glück beide Pickups aktiv, sodass ich ein paar Klangbeispiele aus der Kombination beider Humbucker aufzeichnen konnte. Die hören wir uns nun mal an. Aufgenommen wurden die Tracks mit einem Mesa/Boogie Studio 22+ Combo, einem AKG C3000 Mikrofon und Logic Audio. Außer dem integrierten und nur leicht zugemischten Hall des Boogies wurden keine weiteren Effekte verwendet.

Fender Player Series Jazzmaster back

Player-Series Jazzmaster – Klangbeispiele

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Fazit

Abgesehen von dem fragilen bzw. komplett unbrauchbaren Dreiwegeschalter gibt die Fender Player Series Jazzmaster im Test ein ziemlich gutes Bild ab. Sie ist, bis auf kleine Ausnahmen, für eine Gitarre dieser Preisklasse sehr gut verarbeitet, bietet eine hervorragende Bespielbarkeit, ein erstaunlich zuverlässiges Vibrato-System und einen brillanten, knackigen und durchsetzungsfähigen Sound, der von ziemlich soft bis ganz hart reicht, wenn es drauf ankommt. Buchen wir somit den defekten Toggle-Switch unter Montagsmodell ab, ich kann der Jazzmaster aber in jedem Fall (und ohne ein schlechtes Gewissen) ein „sehr gut“ verleihen!

Plus

  • insgesamt gute Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • brillanter und durchsetzungsfreudiger Sound
  • funktionierendes Vintage-Vibrato

Minus

  • fragiler bzw. defekter Dreiwegeschalter beim Testmodell

Preis

  • 623,- Euro
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