Sie will doch nur spielen!
Die gute alte Strat. Jahr für Jahr versucht Fender, uns ihren Klassiker erneut schmackhaft zu machen und entweder Altes und Bewährtes zu verbessern oder aber neue Features hinzuzufügen. Erfreulich ist dabei, dass auch die Instrumente der niedrigeren Preisklassen immer ein Stück weit von den Neuerungen bei Fender profitieren. So wie etwa unser heutiges Testmodell, das zum Beispiel über ein auf zwei Bolzen gelagertes Vintage-Vibrato und eine erweiterte Elektronik samt drei neu designter Singlecoils verfügt und zudem zu einem sehr verlockenden Preis erscheint. Schauen wir mal, wie viel Strat in der Fender Player Series Strat drin steckt!
Facts & Features der Player Series
Knapp 600,- Euro für eine Fender Stratocaster? Die kann doch nicht aus den USA sein! Stimmt, die neue Fender Player Serie, zu der auch unsere Testgitarre gehört, wird in Mexiko hergestellt und kann somit entsprechend günstiger angeboten werden. Das sieht man aber auf den ersten Blick ganz und gar nicht, wie eine ausgewachsene Strat sieht sie aus und fühlt sich auch genau so an. Wenngleich auch eine Sache sofort auffällt, die mir persönlich ja gar nicht so gefällt – das lackierte Griffbrett nämlich. Ich weiß nicht, ob ich mich da je dran gewöhnen könnte und auch hier gehen mir Bendings, Vibratos und Ähnliches nicht ganz so einfach von der Hand wie bei einem unbehandelten Stück Ahorn. Witzigerweise hat man bei Fender sogar den Aufwand betrieben, wirklich nur die Vorderseite des Halses zu lackieren, inklusive der Kopfplatte. Die Rückseite hingegen ist komplett unbehandelt – Gott sei Dank, könnte man meinen. Entsprechend griffig zeigt sich die Halsrückseite der linken Hand, hinzu kommt das für eine Strat ungewohnt flache „Modern C Shaping“, das man eher an einer Metal-Hitarre als an solch einem eher traditionellen Instrument vermuten würde.
Das alles verspricht an sich eine vorzügliche Bespielbarkeit – wenn das miese Werkssetting nicht wäre. Eine Saitenlage von rund 5 mm in der Oktavlage sollte selbst bei einem Instrument in dieser Preisklasse eigentlich nicht vorkommen. Schade, dabei könnte man das Problem schnell durch Drehen der beiden Bolzen am Vibratoblock beheben. Ich erwähnte es eingangs bereits, die Fender Player Series Strat besitzt gegenüber der klassischen Befestigung mit den sechs Holzschrauben eine Fixierung mittels zweier Stehbolzen, in denen die Messerkanten sitzen. Das soll zum einen für eine weichere Performance und zum anderen für eine bessere Stimmstabilität sorgen, so prophezeit es zumindest der Hersteller.
Bespielbarkeit der E-Gitarre
Beim ersten Punkt, der Performance, kann ich voll und ganz zustimmen, das System arbeitet wunderbar weich und spricht auf die kleinste Nuance willig an. Punkt zwei jedoch muss komplett widersprochen werden, denn ein derart instabiles Vintage-Vibratosystem habe ich persönlich an einer Strat lange nicht mehr gesehen bzw. gespielt. Um das System aus der Stimmung zu bringen, muss noch nicht einmal der Hebel bewegt werden, bereits 1-2 knackige Bendings reichen, um die Hand wieder gen Kopfplatte zu den Mechaniken zu bewegen. Die übrigens aus dem Hause Fender stammen – und sicherlich auch ein Teil des Problems sind. Zu raten sei daher, das System an den neuralgischen Punkten entweder überarbeiten zu lassen – oder durch Anziehen der Federn in den Ruhezustand zu versetzen. So hart, wie das klingt!
Eine weitere Neuerung an der Player Series Strat sind ihre Tonabnehmer und auch ein kleiner Teil der elektrischen Schaltung. Die drei Singlecoils wirken erst einmal optisch so wie jeder andere Strat-Pickup auch. Sie wurden eigens für die Player Serie entwickelt und wie gewohnt über einen Fünfwegeschalter angewählt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Schaltung einer Strat, bei der das hintere Tone-Poti für den Klang des mittleren Pickups verantwortlich ist, steuert der Regler hier allerdings den Ton des Singlecoils am Steg. Viele Strat Spieler löten sich ja seit je her die Elektronik gerne nach ihren Vorstellungen zusammen und selbst von Fender gab es immer mal wieder Serien, in denen die Tone-Potis unterschiedliche Funktionen übernahmen. Nun ist es also zumindest in den Strats der Player Serie quasi zum Standard geworden.
Der Korpus – Strat as Strat can be
Die Player Series Strat besitzt einen Korpus, wie er nicht typischer Stratocaster sein könnte. Uns erwarten also die bekannten organischen und ergonomischen Formen an allen Ecken und Enden, denen ein Überzug aus Hochglanzlack die nötige Optik und den erwünschten Schutz verschafft. Unser Testinstrument erstrahlt im „Polar White Finish“, zu bekommen ist die Gitarre zudem in sechs weiteren Farben, darunter selbstverständlich die Klassiker, wie „3-Color-Sunburst“ oder „Sonic Red“. Die Lackierung ist sehr sauber ausgefallen und strahlt zusammen mit dem lackierten Griffbrett regelrecht um die Wette. Gut schaut sie schon aus, keinen Zweifel. Aber klingt sie auch so edel?
Sound & Praxis der Fender Stratocaster
Über die Funktion bzw. die Zuverlässigkeit des Vibratosystems habe ich mich ja bereits ausgelassen, klammern wie das also mal aus. Abseits davon präsentiert sich die Fender Player Series Strat jedoch als eine quietschfidele und knackige Strat, die sich sicher noch besser bespielen ließe, wenn die Werkseinstellung nicht wäre. Gut, das kann man ja ändern bzw. einstellen, bleibt noch das lackierte Griffbrett zu erwähnen – aber auch das habe ich ja weiter vorne bereits ausführlich beschrieben.
Eine positive Überraschung hingegen stellen die neu entwickelten Singlecoils dar. Zwar ist, wie es zu erwarten war, mit den typischen Nebenerscheinungen der Einzelspuler in Form von Brummen zu rechnen, ihr Charakter passt allerdings bestens zu den Attributen einer Strat. Warme Blueslicks mit dem Hals-Pickup, satte Akkordflächen mit dem Front- und dem mittleren Tonabnehmer oder auch mal mit richtig Zerre auf dem Steg-Pickup ein paar knackige Riffs abfeuern – alles verblüffend gut gelungen, wie wir in den nun folgenden Klangbeispielen hören werden.
Dazu habe ich die Fender Player Series Strat in den Eingang meines Orange Micro Dark gesteckt. Der war wie immer verbunden mit einer 1×12″ Celestion V-30 Box, davor wurde zur Aufnahme ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic aufgenommen wurde. Effekte wurden keine verwendet.
Beginnen wir mit den unverzerrten Sounds. Zunächst der Klang der Player Series Strat mit der Pickup-Kombination vorderer und mittlerer Tonabnehmer. Der Sound ist schön warm und dick, jedoch meiner Meinung nach nicht ganz so dynamisch, wie man es von einer guten US-Strat kennt.
In Klangbeispiel 2 nun eine ähnliche Spielart, nun aber mit dem Steg-Pickup eingespielt. Der typisch schneidende, glasige Sound stellt sich ein. Ganz besonders Country-Musiker lieben diesen Sound mit seinem harten Attack und der brutalen Durchsetzungskraft.
Nun zu den Zerrsounds, bei denen unsere Fender Player Series Strat ebenfalls einen verblüffend guten Eindruck hinterlässt. Gut, die Nebengeräusche stören natürlich ab einem gewissen Zerrgrad schon mehr oder weniger, der Charakter einer Fender Strat bleibt aber auch hier beim Einsatz mit dem Overdrive stets erhalten. Besonders verblüfft dabei der Singlecoil am Steg, der keineswegs schrill klingt, sondern ein eher mittengeprägtes Bild abliefert. Im dritten Beispiel hören wir nun ein paar Licks mit relativ hoher Zerre, eingespielt mit dem Steg-Singlecoil.
Nun im vierten Klangbeispiel der Steg-Pickup zusammen mit dem mittleren Singlecoil und einem Crunch-Sound. Erwartungsgemäß reduzieren sich hier die Nebengeräusche gen null, auffällig ist zudem das kräftige, ja fast schon überbetonte Mittenbild, das garantiert für eine gute Durchsetzungskraft im Bandgefüge sorgt.
Abschließend doch noch mal etwas mit „mehr Gas“ – ein paar Licks, eingespielt mit hoher Verzerrung auf dem Neck-Pickup. Auch hier gibt es nichts zu meckern – außer eben den Nebengeräuschen, die wir aber doch alle über die vielen Jahre hinweg auch lieb gewonnen haben – oder etwa nicht?