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Test: Fender Super Champ X2 Gitarrenverstärker

Röhre goes USB

17. Februar 2015

Fender legt nun den Nachfolger des Super Champ X1 Röhrenverstärkers nach, der sowohl den bekannten und allseits geschätzten „Fendersound“ erzeugt, als auch den Einsatz digitaler Effekte „an Bord“ ermöglicht.  Der Fender Super Champ X2 ist vorwiegend zum Recording und für den Proberaum konzipiert, aber selbstverständlich auch auf der Bühne einsetzbar.

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Lieferumfang Fender Super Champ X2

Im Lieferumfang besteht lediglich aus dem Verstärker und dem Netzkabel. Ein Fußschalter zur Kanalumschaltung und Effekt-Aktivierung wird nicht mitgeliefert, ist aber optional (ca. 25,- Euro) erhältlich. Speziell für den Fender Super Champ X2 bietet Fender die kostenlose Fuse-Software als Download an. Auf die reichhaltigen Möglichkeiten dieser Software wird später im Test noch ausführlich eingegangen. Auch ein passendes Kabel mit Mini-USB-Stecker in ausreichender Länge sollte man zum Betrieb der Software bereits zur Hand haben.

Fakten und Ausstattung des Gitarrenverstärkers

Der Fender Super Champ X2 macht einen soliden ersten Eindruck. Hergestellt wurde der Verstärker in Mexiko. Er ist mit einem 10″ Lautsprecher ausgestattet und mit seinem Gewicht von knapp elf Kilogramm angenehm leicht zu transportieren. Die Verarbeitung ist gewohnt gut, lediglich die billigen Blechfüße hätte man durch Exemplare aus höherwertigem Gummi ersetzen sollen. Da ist der Laminatboden schnell mal angekratzt. Die drei Röhren sind durch ein Gitter an der Rückseite wirkungsvoll gegen äußerliche Einwirkung wie Stoß oder Transportschäden auf dem Weg zum Proberaum etc. geschützt. Ein Standby-Schalter existiert nicht, dieser ist allerdings bei Röhrenverstärkern mit kleinerer Leistung auch nicht unbedingt erforderlich.

Die wesentliche Neuerung, verglichen mit dem Vorgängermodell, besteht in der Tatsache, dass der Fender Super Champ X2 nun über eine USB-Schnittstelle verfügt, mit der sich eine einfache Integration in das Computersystem realisieren lässt und problemlos Speaker-emulierte digitale Aufnahmen in guter Qualität ermöglicht. Die dazugehörige Software Fender Fuse für den Super Champ X2 ist frei aus dem Internet herunterladbar und für Windows (Windows XP oder höher) und Macintosh (OS X Version 10.5 oder höher) verfügbar.

Im Netz hört man bezüglich der Klangerzeugung des Super Champ X2 fälschlicherweise gelegentlich, dass der Sound des cleanen Kanals ausschließlich analog erzeugt wird. Wir wollten dies genau wissen und bekamen vom Hersteller die Auskunft, dass wir es beim Super Champ X2 mit einer Vollröhrenendstufe zu tun haben, die Vorstufe beider Kanäle sich jedoch des digitalen Modelings bedient. Die Endstufe arbeitet also komplett analog und erzeugt die etwa 15 Watt Leistung über zwei 6V6 Röhren und eine 12AX7, die als Phasenumkehrstufe wirkt.

Der Verstärker bietet zwei Kanäle, die sich an der Frontplatte mithilfe eines kleinen Druckschalters umschalten bzw. auswählen lassen oder wahlweise mit dem optional erhältlichen Fußschalter fernsteuern lassen. Der linke Kanal ist erwartungsgemäß für die klaren Sounds zuständig. Der zweite Kanal bietet sechzehn verschieden verzerrte Soundpresets (Voices genannt), die über einen Endlosregler angewählt werden können. Je höher die gewählte Nummer des Presets, desto heftiger verzerrte Sounds werden angeboten. Der verzerrte Kanal bietet des Weiteren erwartungsgemäß einen Gainregler, der den Grad der Verzerrung justiert und ein Lautstärkeregler, mit dem man die Kanallautstärke einstellt. Beiden Kanälen stehen zur gemeinsamen Klangregelung zwei Potentiometer für Bass und Treble zur Verfügung.

Der Fender Super Champ X2 verfügt auf der Rückseite über einen Line-Ausgang, eine USB-Schnittstelle und die Anschlussbuchse für einen Fußschalter, mit dem sich der Kanal umschalten bzw. der gewählte Effekt aktivieren lässt. Belegt man die Line-Out-Buchse, wird die Endstufe jedoch nicht abgeschaltet. Die Modeling-Technik erlaubt es aber, dass der Amp auch leise ansprechend klingt. Um einen vernünftigen Pegel bei Aufnahmen via USB zu bekommen, muss der Amp aber etwas höher als Zimmerlautstärke gefahren werden. Das Anpassen des USB-Gains ist auch via Software zu bewerkstelligen.

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Der Sound des Fender Super Champ X2

Gute Sounds im klaren Kanal waren bei unserem Testexemplar zunächst nur möglich, wenn man den Treble-Regler nicht höher der Markierung 4 bewegt. Oberhalb dieser Reglerstellung klingt der Verstärker schnell auch mal unangenehm schrill. Werte oberhalb dieser Markierung werden allerdings dringend erforderlich, wenn man sich in Kanal zwei, also dem verzerrten Kanal aufhält. Dann klingt der Amp wiederum matschig und undefiniert, wenn man den Treble-Regler unterhalb dieser Marke 4 bewegt. Der klare Kanal könnte etwas mehr Bässe bereitstellen und klingt daher eher „klein“ oder „boxy“. Abhilfe bringt aber glücklicherweise die kostenlos herunterladbare Fender Fuse Software, die es erlaubt, den Verstärker via die eingebaute USB-Schnittstelle zu programmieren und editieren.

Die Software ermöglicht auch Zugriff auf Parameter, die über das Frontpanel nicht zugänglich sind. Dazu gehören die Mitten des Verstärkers, die Fender werkseitig auf „8“ eingestellt hat, was dem Sound eher nicht gut tut. Sobald man dieses angepasst hat, klingt der Verstärker vor allem im klaren Kanal deutlich ausgewogener. Auch das Editieren der Presence Einstellung des Amps ist via Software möglich. Es ist ratsam, nach Installation der Software, diese Modifikationen auszuprobieren und anschließend am Frontpanel den gesuchten Klang manuell zu herzustellen.

Der Super Champ X2 kann die Klangeigenschaften der Vorbilder sowohl im klaren als auch im verzerrten Kanal teilweise gut reproduzieren.

Effekte des AMPs

Der Fender Super Champ X2 bietet „an Bord“ bereits ein reichhaltiges Angebot an Effekten. Zur Auswahl stehen: Hall, Delay, Tremolo, Chorus und Vibratone. Der Effekt selbst kann über den Endlosregler F/X Select ausgewählt werden.  Das Timen der Delayzeit oder auch die Synchronisation der Modulationseffekte (z.B. Tremolo oder Vibratone) zum Songtempo ermöglicht ein kleiner weißer Tap-Taster neben dem Modell-Logo.

Die Fender Software für den Champ X2

Die Software erlaubt es auch, eine reichhaltige Palette an virtuellen Fußeffektpedalen (Stompboxes) zur Klangoptimierung zu integrieren und nach Geschmack zu editieren. Das Angebot ist reichhaltig, alles was das Herz begehrt, Wah Wah, Fixed-Wah, Fuzz, Kompressor,  Overdrive, Delay, Reverb, auch ein Stimmgerät steht zur Verfügung. Auch können mehrere Effekte gleichzeitig genutzt werden.

Die Fuse-Software wertet die Möglichkeiten des Fender Super Champ X2 enorm auf und ermöglicht Zugriff auf quasi jeden vorstellbaren Parameter, sogar auf Parameter, die an einem „nur Hardware-Verstärker“ nicht bzw. nur schwer zugänglich sind. Als Beispiele seien hier genannt:
Amplifier Sag – steuert die Kompressionsstärke des virtuellen Netzteils.
Tube Bias – steuert die Höhe der Röhrenvorspannung (DC-Versatz) des virtuellen Amps für einen sauberen oder aggressiveren (dreckigeren) Klang.
Noise Gate – verringert den Rauschpegel im Leerlauf des Amps.
Cabinet Type – wählt eine von zwölf virtuellen Lautsprecherboxen.

Die Audiobeispiele wurden via USB aufgenommen, da man mit diesem Verstärker wahrscheinlich diese Option zur Aufnahme bevorzugen wird. Um einen guten Vergleich zu ermöglichen, wurden die Klangbeispiele geloopt und mit fünf verschiedenen Amp-Modellen (mit etwas verstärkereigenem Reverb und Delay) aufgenommen.

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Fazit

Der Fender Super Champ X2 ist eher für das Studio und zum Proben zu Hause konzipiert. Da verrichtet er durch seine Flexibilität, auch gerade durch die Nutzung der Fender Fuse-Software einen guten Job. Für den Liveauftritt benötigt man, sofern man klare und verzerrte Sounds benötigt, den optionalen Fußschalter zur Kanalumschaltung und Effekt-Aktivierung. Die verfügbare Lautstärke ist jedenfalls ausreichend, um bei einem moderat spielenden Schlagzeuger mitzuhalten. Der Klang der Sounds (Voices) mit leichtem bis mittlerem Verzerrungsgrad kann man zum Teil sogar als recht authentisch bezeichnen.

Die stark verzerrten Sounds klingen teilweise wenig organisch, was in erster Linie durch die Art der Klangerzeugung (Modeling-Konzept) bedingt ist. Diese entwickelt naturgemäß nicht die Dynamik und Natürlichkeit eines Vollröhrenverstärkers. Dafür hat man durch die digitale Anbindung an den Computer die Möglichkeit des Editierens und Speichern von Sounds. Die Klangregelung ist so ausgelegt, dass es Mühe macht, bei gleicher Equalizer-Einstellung für beide Kanäle im Livebetrieb zufriedenstellend zu klingen. Wenn man sich aber ein wenig mit der Software beschäftigt, kann man dem Fender Super Champ X2 eine große Vielfalt an schönen Sounds entlocken und diese dann auch einfach per USB-Schnittstelle im Rechner aufnehmen.

 

Plus

  • Klangvielfalt dank Fender Fuse-Software
  • Modeling der Fender-Amp-Modelle
  • Effekte an Bord

Minus

  • werksmäßige Abstimmung der Klangregelung beider Kanäle
  • stark verzerrte Sounds wirken teilweise künstlich
  • Blechfüße

Preis

  • Ladenpreis: 405,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Markus Galla RED

    So klingen die Klangbeispiele, die per USB aufgenommen wurden? Erschreckend! Ich hatte auch eine Handy-Aufnahme getippt – ehrlich!

    Ich kann den digitalen Fender-Kisten nichts abgewinnen. Ich hatte mal das Mustang Floor Board, welches über die gleichen Modelle verfügt. Vergleiche ich das mit dem Klang eines Fender Champ 12, den ich mal bis zu seinem Diebstahl besessen habe, so fällt man vom Glauben ab. Fender hätte den Original Champ 12 mal wieder auflegen sollen. Von Mark Knopfler bis David Gilmour ging damit alles. Nicht umsonst werden die kleinen Kisten bei Ebay schnell hochgeboten. Super Champ und jetzt auch das Super Champ X2 Modell können damit nicht mithalten.

  2. Profilbild
    whitebaracuda

    Hi Johannes

    Besten Dank für deinen Testbericht.

    Macht bei Fender irgendjemand eine Aussage darüber wieviele Jahre die Software dafür aktuallisiert werden wird?

    Klar wird man den Amp auch ohne die Software weiter nutzen können aber keine Änderungen mehr vornehmen können.

    Ich für mich entscheide mich entweder für einen Amp ohne USB anschluss den ich auch in 20 Jahren noch in vollem Umfang nutzen kann (Sofern die Kondensatoren dies mitmachen) oder aber für reine Softwarelösung…

    Grüsse
    ‚cuda

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Um Gottes Willen, was sind das denn für Soundbeispiele, das ist ja schon Produktschädigung! Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei einer ordentlichen Mikrofonabnahme so ein Matsch mit Phasenproblemen und Dynamikschwankungen auftreten kann. Außerdem scheint es sich um Reamping oder einem Looper zu handeln, die Phrase ist immer genau die gleiche und eventuell mit dem falschen Pegel in den Verstärker geschickt worden. Bitte sorgt in Zukunft für ein Mindestmaß an Aufnahmequalität. Gitarre in den Amp und dann noch richtig mit Mikrofon abnehmen und in Echtzeit per HAND! einspielen, sonst schadet ihr nur dem Musikfan und dem Hersteller!

  4. Profilbild
    FloH

    Ich hab den Verdacht, da ist was bei der Aufnahme passiert. Das klingt, als wäre der Amp in einiger Entfernung mit dem integrierten Mikro eines Laptops aufgenommen. Sollte das tatsächlich eine direkte Aufnahme über USB sein, wäre der Verstärker gut für Spezialanwendungen in der Audiopostproduktion aufgehoben – um z.B. ein Radio in einem Raum zu simulieren … aber sicher nicht in der Musikproduktion ;-).

  5. Profilbild
    Dahausa

    Da kann man sich ein Lächeln wirklich nur schwer verkneifen!
    Soundbeispiele sind wirklich sehr „Vintage“ :)
    Erinnert irgendwie an „A Letter Home“ von Neil Young. Schön nach Telefonzellen-Aufnahme

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Holla, dass war ja gruselig am frühen Morgen.
    Ich bin wahrlich kein Gehörprofi aber nach dem dritten Sample musste ich ausschalten. Wofür braucht man so was? Um Klingeltöne zu erstellen? :)
    natürlich trotzdem danke für den Testbericht.

  7. Profilbild
    m.muenster AHU

    Moin zusammen!
    Ich muss da auch mal meinen Senf dazugeben:
    Die Soundbeispiele sind wirklich gruselg, also vom Klang her. Ich glaube da helfen auch keine Softwareupdates. Das mit dem USB im Röhrenamp ist vielleicht keine gute Idee, aber vielleicht fehlt da noch eine Speakersimulation oderso.

    Jedenfalls habe ich seit Jahren einen Vibrochamp XD, den ich wirklich gerne spiele und mit einem Austauschlautsprecher kann man da noch sehr viel rausholen. Er klingt wirklich sehr gut, auch die ganzen Presets funktionieren. Zumindest im Studio oder im Wohnzimmer.

    Wollte das nur der Fairness halber sagen. Der arme Verstärker…

    Grüße!

  8. Profilbild
    r.biernat RED

    Also so etwas würde ich niemals als Audio-Beispiel in einem Testbericht einstellen, bzw. als Redakteur oder Lektor würde ich das auch nicht durchgehen lassen.
    Die Vermutung mit dem Handy ist wohl nicht so weit her geholt, man meint manchmal sogar Atmer zu hören.
    Das geht gar nicht!

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