Neue Sounds aus dem Fender Flaggschiff
Das neueste Update für den Fender Tone Master Pro enthält einige neue Amps, Cabinets und reichlich neue Features, die die Bedienung und den Workflow entscheidend verbessern. Außerdem ermöglicht es die drahtlose Bedienung per iOS oder Android.
Inhaltsverzeichnis
Das Fender Tone Master Pro Board wurde bereits vom geschätzten Kollegen Simon Schneid ausführlich seziert und erhielt Bestnoten, die ich alle so unterstreichen kann, denn dieses Board wurde mir später zum direkten Vergleich mit einem Headrush Board und einem Kemper Stage überlassen. Wenn ich am Fender Tone Master Pro überhaupt irgendwas zu kritisieren hatte, dann war es die noch recht eingeschränkte Auswahl an Amps, Cabs und Effekten. Was Bedienung und Sound angeht, spielte das Fender Flaggschiff schon in der oberen Liga locker mit und ist dem Kemper im Hinblick auf Features und Bedienung sogar überlegen. Jetzt ist die neue Firmware mit der Versionsnummer v1.3.74 online und ich bin gespannt, wie sich das Update auf die Bedienung und die Praxis mit dem Tone Master Pro niederschlägt.
Fender Tone Master Pro Firmware Update: Das ist neu
Zunächst gilt es zu vermelden, dass das Fender Tone Master Pro Board nun auch per Bluetooth mit allen gängigen Mobile-Devices bedient werden kann. Das klingt in der heutigen Zeit selbstverständlich, ist es eigentlich auch, aber bislang war man beim Tone Master Pro auf die Verbindung mit einem Rechner per USB-C angewiesen. Bluetooth ist nicht unbedingt die zuverlässigste Verbindung und ich bin immer eher skeptisch, wenn ich mich live darauf verlassen soll, aber im heimischen Studio ist das kein Problem und komfortabilisiert die Bedienung des Gerätes deutlich. Sogar das Laden und Abspeichern von Sounds in der User-Cloud ist möglich. Genau genommen ist die Oberfläche der App identisch mit der Fender Pro Control App für den Rechner und funktioniert auch genauso.
Die wohl wichtigsten Neuerungen betreffen die Auswahl der Amps, Cabinets und Effekte, hier sind vier Amps, acht Cabs und neun Effekte dazugekommen. Die Amps im Einzelnen sollten schon für gepflegtes Zungenschnalzen sorgen:
- ‘62 Princeton
- ‘65 Deluxe Reverb Blonde NBC (No Bright Cap)
- Solo 100 Overdrive
- Tangerine RV53
Also zwei hauseigene Klassiker, ein Soldano 100 und ein orangefarbener Rockerverb. Das verspricht Spaß! Die neuen Cabinets sind teilweise natürlich den Amps zugehörig, aber auch ein paar 4×12″ Klassiker haben den Weg ins Update geschafft:
- 1×10 ’62 Princeton C10R
- 1×12 ‘62 Princeton CS
- 4×12 Solo G12
- 4×12 Freeman Greenback
- 4×12 Bassbreaker V30
- 4×12 Tangerine V30
- 4×12 British V30
- 4×12 British G65
Die Effektauswahl erweitert sich unter anderem um einen Big Muff und einen Boss Super Overdrive, eine Ibanez Soundtank Echomachine, ein Reversed Nebula Reverb und ein paar andere Filter- und Modulationseffekte:
- Super Drive
- Rocket Man
- Big Apple Fuzz
- Little Rock Phaser
- Analog Delay
- EchoTank
- Reverse Nebula Reverb
- Filtron
- Enigma Filter
Alles in allem cooler, neuer Stoff – oder? Das schreit nach ausführlichen Klangbeispielen am Ende dieses Testberichtes. Ein paar wirklich sinnvolle Features haben sich aber in der neuesten Firmware ebenfalls versteckt, die einen wirklich sinnvollen Workflow und sichere Bedienung auf der Bühne garantieren. So können zum Beispiel im Song-Modus eigene Labels für einzelne Songparts angelegt werden, was die pannenfreie Navigation im Song ermöglicht.
Ein weiteres erwähnenswertes Feature ist der EXP Live Mode. Hier checkt der Fender Tone Master Pro bei eingeschaltetem Feature beim Preset-Wechsel, in welcher Position sich das Expression-Pedal befindet. Interessant ist das vor allem, falls man das Expression-Pedal innerhalb der Presets nutzt und zur generellen Lautstärkeregelung einsetzt. In der Cab-Sektion ist ein neuer „External Cab“-Slot dazugekommen, dieser ist hauptsächlich interessant, wenn man mit externen IRs arbeitet, zum Beispiel innerhalb einer DAW oder falls mittels einer externen Endstufe klassische Gitarrenboxen befeuert werden sollen.
SD-Karten werden nun auch unterstützt, der Fender Tone Master Pro ist zu diesem Zweck bereits mit einem microSD-Slot an der Frontseite ausgestattet. Hier können nun bis zu 25 Backups angefertigt werden, es werden alle Typen von microSD-Karten unterstützt. Sollte also der Tone Master Pro mal einen Software-Hänger haben, kann man das Backup direkt auf der Bühne von der eingesteckten SD-Karte einspielen. Klasse!
Die Block-Settings sind ebenfalls neu, hiermit ist es möglich, eigene Settings von jedem Amp, Cab oder Effektblock zu speichern und in anderen Presets einzusetzen. Bis zu fünf Blocks sind je Model speicherbar. Auch das ist eine deutliche Verbesserung des Workflows und ermöglicht es, schnell ein neues Preset unter Verwendung einer bewährten Einstellung von Amp, Cabinet oder Effekten zu erstellen. Die Blocks können unter einem eigenen Namen gespeichert werden und erscheinen dann in der Auswahl beim Zufügen des entsprechenden Models in einem Untermenü. Hat man also ein Lieblings-Delay unter einem eigenen Namen gespeichert, kann dieses Delay mit exakt den Einstellungen auch in einem anderen Preset zugefügt werden.
Neben all den Neuerungen sind auch ein paar bekannte Bugs eliminiert worden, auch das gehört zu einer umfangreichen Produktpflege und zeigt, dass Fender es mit dem Tone Master Pro wirklich ganz nach oben schaffen will. Die Gene dafür waren bereits vorhanden, jetzt geht’s langsam ans Eingemachte und das Board wächst zu einem ernsthaften Konkurrenten für Kemper und Quad Cortex heran. Die Bedienbarkeit und die Konnektivität jedenfalls sind dem Kemper um Längen und dem Quad Cortex noch immer deutlich überlegen.
Das Fender Tone Master Pro Update in der Praxis
Zeit für einen Check der neuen Features. Zunächst will das Firmware-Update natürlich installiert werden. Auf dem Mac läuft das problemlos ab, indem man die neueste Firmware als Image von der Homepage lädt. Nun muss der Fender Tone Master Pro neu gestartet werden, während man den Update-Knopf an der Front 10 Sekunden gedrückt hält. Dann befindet sich das Gerät im Update-Modus und nun kann dem „Wechseldatenträger“ Tone Master Pro per Drag & Drop das Update zur Verfügung gestellt werden. Ein erneuter Neustart komplettiert das Update und dann kann’s losgehen.
Die Installation der Remote-App aus dem App-Store erfolgt ebenfalls problemlos, der Tone Master Pro muss nun nur noch in den Bluetooth-Modus versetzt werden und schon ist das iPhone kopplungsfreudig und freut sich über den neuen Partner. Mit Windows oder Android habe ich keine Verträge, aber ich schätze, dass der Vorgang ähnlich problemlos vonstatten geht und keine Probleme verursachen dürfte.
Die Updates fügen sich alle ins gewohnte Bild des Fender Tone Master Pro und der Remote-Software ein, sodass nun die neuen Komponenten auf Herz und Nieren gecheckt werden können. Ich beginne mit den Amps und den ihnen jeweils zugehörigen Cabinets. Zum Einsatz kommt eine PRS SE Thomann 70th Gitarre, die direkt in den Fender Tone Master Pro gesteckt ist. Der Tone Master Pro dient gleichsam als Audiointerface, die Aufnahme erfolgt ohne jegliche Plug-ins direkt in Logic Pro. Die Namen der Audiofiles geben Aufschluss über das verwendete, virtuelle Equipment des Fender Boards. Zunächst ist der ’62 Princeton dran. Mit gesplittetem Humbucker in Halsposition bekommt man auch einen cleanen Sound hin, aber sobald man etwas mehr Grütze in den Anschlag steckt, fängt der Kollege an zu zerren. Besser gelingt ein cleaner Sound mit einer Telecaster, so richtig bin ich aber vom Sound dieses Amp-Models nicht überzeugt, irgendwie klingt der Amp dünn.
Richtig gut dagegen kommt der ’65 Deluxe Reverb NBC zur Geltung. Mit Telecaster und einem virtuellen Ribbon 121 Mikro klingt er warm, voll und grandios, Reverb und ein leichtes Vibrato kommen jeweils vom Amp-Model. Auch bei aufgerissenem Volume-Regler klingt dieser Amp fantastisch.
Hören wir uns den Soldano-Klon an, der heißt hier Solo 100 Overdrive und macht genau das, was ich von ihm erwarte. Hier habe ich mal bei identischer Einstellung des Amps zwei unterschiedliche Mikros verwendet und auch etwas an der Positionierung gedreht. Das Ergebnis sind zwei unterschiedliche, aber brutal gute Highgain-Rhythmus-Sounds. Mit ein paar Effekten und etwas EQ bekommt man dann einen schneidenden, durchsetzungsfähigen Leadsound hin, der schön das Anschlagsschmatzen der Charvel Marco Sfogli Signature überträgt. Klasse!
Jetzt gibt’s noch’n bisschen Terror auf die Ohren, der Orange Rockerverb ist dran. Lädt man die Werkseinstellung des Halfstacks, ertönt ein fetter, leicht kratzender Highgain-Sound, der sehr authentisch rockt. Bei niedriger Gain-Einstellung und mit Singlecoils knopflert es sogar ein wenig.
Im Folgenden hört ihr ein paar der Effekte, die Signalkette geht aus den Namen der Klangbeispiele hervor. Beim „Filtron“ habe ich mich während der Aufnahme durch drei unterschiedliche Passfilter-Modes geschaltet. Vor allem das Filtron, der Rocket Man, das Reversed Nebula Reverb und der Echo Tank haben es mir angetan.
Schöner Testbericht, den ich insgesamt absolut so unterschreiben kann. 👍 Nur fand ich lustigerweise gerade den ’62 Princeton besonders ansprechend. 😀 Ich spiele mit einer PRS Silver Sky SE und war sofort glücklich mit dem Sound. Man kann ihn aber auch wunderbar mit IR’s verändern und so natürlich auch „dicker“ bekommen. Aber der Geschmack ist da wie immer verschieden.
Ich habe den Tonemaster Pro jetzt 2x im Laden getestet und der Sound ist wirklich sehr überzeugend. Die Bedienung – mit den Fußtastern als Reglern und den Displays darüber – und das Konzept – komplette Amps mit allen Funktionen als Combos, Heads und Stacks und keine 1000 Unter- und Tuningoptionen – überzeugen mich komplett. Zum glücklich werden bräuchte ich noch etwas flexiblere Routingoptionen und brauchbares polyphones Pitchshifting. Bin mir aber ziemlich sicher, dass ich früher oder später zuschlagen werde.
@Neville Denk an die Effektwege, die sind sehr flexibel einsetzbar. Und ein externer Pitchshifter ist ja vielleicht noch irgendwo in der Schublade?