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Test: Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR

Traditional Flower Power

7. Februar 2019
Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR

Die Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR

Um den 60. Geburtstag der Fender Jazzmaster zu feiern, hat Fender ein neues traditionelles Jazzmaster-Modell aus den 60er Jahren, das bisher nur in Japan erhältlich war, veröffentlicht. Die Jazzmaster hat eine schöne Flower-Power-Optik und erzeugt auf der Bühne schon allein rein optisch bestimmt einiges an Aufsehen. Abgesehen davon bietet die Gitarre auch eine relativ außergewöhnliche Elektrik, da hier recht spezielle, aber auch nützliche Features integriert wurden (Rhythmus/Lead-Schaltung) und kraftvolle Jazzmaster Singlecoil-Tonabnehmer zum Einsatz kommen. Hierauf werden wir später noch genauer eingehen.

Diese limitiert erhältliche Blue Flower Jazzmaster ist absolut klassisch gehalten. Natürlich besitzt eine Jazzmaster auch das für sie typische Vibratosystem. Gefertigt wird die Gitarre in Japan, was ein Garant für deren Qualität sein dürfte. Die Jazzmaster wird gelegentlich unter Gitarristen in der Rubrik „Tanzmuckergitarre“ geführt. Von einer solchen Einstufung darf man sich jedoch getrost verabschieden, denn im Test stellt sich heraus, dass dieses Modell, nicht zuletzt durch die Pickups, Charakter und eine große klangliche Qualität und Flexibilität aufweist.

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Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR top

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – Facts & Features

Die Gitarre wird mit einem schwarzen Gigbag mit Fender-Logo ausgeliefert. Die Qualität des dünnen Gigbags lässt allerdings zu wünschen übrig, da bei erster Betätigung des Reißverschlusses dieser bereits seinen Dienst aufgab, sich also quasi ausklinkte, wie das bei einem alten „Anorak“ oder Bettwäsche gerne auch mal passiert. Bei dem Preis des Instruments sollte man diesem in jedem Fall einen Koffer oder auch einen qualitativ guten Gigbag spendieren, es sei denn, die Gitarre ist nur für den Heimgebrauch angeschafft worden, was schade wäre, da sie einfach Bühnenluft schnuppern sollte. Auffallend ist natürlich die poppige Aufmachung der Gitarre mit den witzigen Blümchen im blauen Look. Aber nicht nur Gartenfreunde dürfte sie zufriedenstellen.

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – der Korpus

Der Korpus wurde aus Erle gefertigt und besitzt natürlich die bekannte Jazzmaster-Form. Das recht starke Schlagbrett wurde farblich so angepasst, dass es wunderbar zur Blue-Flower-Lackierung des Korpus passt. Die Lackierung wurde einwandfrei ausgeführt, wie es auch sonst verarbeitungstechnisch nichts zu beanstanden gibt.

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – der Hals

Der Hals aus Ahorn besitzt wie gewohnt die typische Fender Mensur von 648 mm und wurde mit 21 Vintage-Style-Bünden bestückt. Die Bünde wurden einwandfrei eingesetzt und abgerichtet, scharfe Bundkanten findet man nicht. Das Halsprofil ist vom Hersteller mit U angegeben. Der Hals wurde klar lackiert und das Griffbrett aus Palisander (Dalbergia Latifolia) gefertigt. Der Griffbrettradius ist mit seinen 7,25 Zoll vintagemäßig ausgefallen, wir haben es ja auch mit einem traditionellen Modell zu tun. Die Sattelbreite beträgt 42 mm. Die Mechaniken sitzen fest in ihren Bohrungen, arbeiten wunderbar mit dem gewünschten leichten Widerstand und sprechen gut an. Die Einstellung der Halsspannung wird korpusseitig vorgenommen, deswegen finden wir an der Kopfplatte auch keinen Zugang zum Trussrod. Echt „vintage“ also.

Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR headstock

Schöner Headstock mit Jazzmaster-Logo

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – die Elektrik

Die Klinkenbuchse für das Instrumentenkabel wurde auf dem Schlagbrett montiert. Hier empfiehlt sich dringend der Einsatz eines abgewinkelten Klinkensteckers, da ein gerader Stecker dem Einsatz des Vibratosystems im Wege stehen könnte. Zur Verwendung kommen natürlich die zwei typischen, etwas groß wirkenden Singlecoil-Tonabnehmer, die sich schon seit vielen Jahrzehnten auf diesem Modell bewährt haben.

Die Elektrik der Fender Tradnl 60S Jazzmaster ist sehr speziell. Wir haben nämlich abgesehen vom Drei-Wege-Toggleswitch, der die Tonabnehmer, ähnlich z. B. einer Les Paul anwählt, noch zusätzliche Regler an Bord, die jedoch nur wirken, wenn der kleine schwarze Schiebeschalter nahe des linken Cutaways in der oberen Position steht. Die zwei im Schlagbrett eingelassenen Rändelschrauben (die auf den Potiachsen sitzen) gestatten das unabhängige Regeln der Lautstärke bzw. des Tons des Halstonabnehmers.

Die ausgefuchste Elektrik der Jazzmaster

Hier sind die Funktionen der Schaltung zur Übersicht noch einmal von Fender beschrieben:

Fender Tradnl 60S Fender Tradnl 60S Jazzmaster Beschreibung Elektrik

Beschreibung der Elektrik von Fender selbst

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – das Vibratosystem

Wie bei einer Jazzmaster üblich, finden wir auch das typische Vibratosystem. Da die Saiten am Steg in einem sehr flachen Winkel bis zum Vibratosystem laufen wirkt das Verstimmungen beim Tremolieren erfolgreich entgegen. Perfekt gefeilte Sattelkerben sind allerdings gleichermaßen erforderlich, um Verstimmungen vorzubeugen. Bei unserem Testmodell wurde diesbezüglich erfreulicherweise sauber gearbeitet. Wer eine solche Gitarre erwirbt, wird sicherlich nicht auf die Idee kommen, Divebombs damit zu veranstalten. Jede einzelne Saite kann mithilfe der mitgelieferten Inbusschlüssel individuell in der Höhe angepasst werden, um dem Radius des Griffbretts gerecht zu werden, je nachdem, ob das persönliche Spiel viel Bending einsetzt oder man eher Rhythmusspiel abliefert.

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Lake Placid Blue mit Blümchen und dem typischen Jazzmaster Vibratosystem

Fender Tradnl 60S Jazzmaster Back – Handling

Die Gitarre kommt gut ausgewogen auf den Knien zu liegen und ist mit ihren 3,5 kg angenehm rückenfreundlich. Die Werkseinstellung war in Ordnung, sowohl was die Saitenlage als auch die Bundreinheit betrifft. Der Hals schmiegt sich gut in die Greifhand. Der Ahornhals wurde hochglanzlackiert, was nicht jeder mag. Ich selbst bin ein ausgesprochener Freund der Hochglanzlackierung, da meine erste Fender Stratocaster aus den Endsiebzigern gleichfalls so ausgestattet war. Wenn man nicht zu Schweißbildung an den Händen neigt, ist eine hochglänzende Klarlackierung auch kein Nachteil. Die vom Hersteller mit „U“ angegebene Halsform lässt sich angenehm spielen. Die zusätzlichen Bedienelemente für den Hals-Pickup können gut erreicht werden und sind darüber hinaus sehr wirkungsvoll. Das Vibratosystem arbeitet eher in Richtung Gretsch bzw. Bigsby und gestattet leichtes „Tremolieren“ aber auch nicht viel mehr. Als diese Gitarre erstmals auf dem Markt erschien, war man von der Existenz eines Floyd Rose- oder Wilkinson-Systems noch weit entfernt. Erfreulicherweise arbeitet das Tremolo verstimmungsfrei.

Fender Tradnl 60S Jazzmaster BL-FLWR rear

Blumig geht es auch auf der Rückseite zu

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – Sound & Praxis

Eines darf sogleich festgehalten werden: Der Klang der Jazzmaster Singlecoil-Tonabnehmer ist eine wahre Freude, da hier von amtlichen „Twang“ bis zu warmen jazzigen Sounds alles in Perfektion möglich ist. Natürlich haben Singlecoils bekanntermaßen die Eigenschaft zu brummen (es sei denn, beide Pickups laufen parallel in der Mittelstellung des Toggle-Switchs), die Gitarre wird aber vermutlich für den vorwiegend klar bis moderat verzerrt spielenden Gitarrist interessant sein.

Hören wir uns zunächst die Sounds, die mit dem Toggle-Switch (der kleine schwarze Schiebeschalter am linken Cutaway steht in der unteren Position) angewählt werden können, als da wären:

Halstonabnehmer:

Der Sound hat wirklich Charakter, klingt kraftvoll und ehrlich.

Der Einspuler am Steg hat ordentlich „Twang“, klingt sehr ausgewogen und ist damit nicht so extrem schrill wie beispielsweise der Steg-Pickup einer gewöhnlichen Telecaster und eignet sich vorzüglich für das klare Spiel, wobei er auch verzerrt eingesetzt eine super Figur macht.

Der Stegtonabnehmer klingt gleichfalls beeindruckend in der Bluesfraktion, wenn er verzerrt gespielt wird. Die Tonabnehmer produzieren schönen Druck. Der Gain-Regler meines Peavey Miniheads steht gerade einmal auf 11.00 h. Um meine Strat ähnlich klingen zu lassen, muss ich den Gain-Regler etwas weiter aufreißen. Der Ton ist schön offen und ehrlich. Man kann durchaus schnell zum Jünger dieser Pickups werden und dies trotz ihres etwas klobigen Aussehens.

Nun hören wir beide Singlecoils parallel. Auch hier muss man von einem Sound mit Charakter sprechen, der für sämtliche Stile von Jazz, Rockabilly, Rock, Blues und Pop hervorragend einzusetzen ist. Wir hören beide Pickups parallel vollständig clean.

Nun betätigen wir den kleinen schwarzen Schiebschalter am linken Cutaway (obere Stellung), womit wir die „speziellen Features“ der Fender Tradnl 60S Jazzmaster „entfesseln“. Das kann der Gitarre warme und jazzige Klänge entlocken, sodass man das Gefühl hat, man spiele eine dickbauchige Semiakustik. Hören wir zunächst den Halspickup, der Tonregler ist etwa in mittlerer Position:

Der Schiebschalter lässt sich bei Bedarf auch als „Killswitch“ zweckentfremden, wenn man zuvor die Lautstärke des Hals-Pickups in der oberen Stellung des kleinen Schiebschalters auf null gesenkt hat.

Insgesamt hinterlässt diese Gitarre einen sehr runden Gesamteindruck, da sie sowohl designmäßig als auch klanglich einige positive Überraschungen bietet und wirklich flexibel im Klang ist.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Fender Tradnl 60S Jazzmaster – Peavey Classic MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher (Klon) – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall und Delay hinzugefügt).

Fender Tradnl 60S Jazzmaster

Wie wäre es mit der Ausführung im Pink-Paisley-Design?

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Fazit

Diese Fender Tradnl 60S Jazzmaster macht wirklich Spaß, da die kräftigen, lebendig klingenden Singlecoil-Tonabnehmer und die spezielle Schaltung sehr interessante Sounds ermöglichen, die sich vom Mainstream absetzen. Natürlich ist auch das Design außerordentlich freundlich und ansprechend und auf jeder Bühne sicherlich ein „Hingucker“. Auch das Handling kann voll überzeugen.

Plus

  • Sound
  • Design
  • Elektrik
  • Handling

Minus

  • Qualität des Gigbags

Preis

  • Ladenpreis: 1.199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Also ich weiß nicht. Dieser peinlich bemühte Flower Power Look ist für mich eher ein „Weggucker“. Könnte ja glatt ein Kandidat für die „größten Gitarrenflops aller Zeiten“ werden ;-). Naja, De Gustibus non est disputandum. Oder so.

    • Profilbild
      Johannes Krayer RED

      So sieht es aus und so wird es immer sein. Geschmäcker sind verschieden. Ich persönlich z.B. reagiere sensibel auf Camouflage oder mattschwarz. Abgesehen von ihrem Äusseren ist die Gitarre aber echt cool.

  2. Profilbild
    Guernica

    Ist halt retro. Das Pril Blumen Blau wäre jetzt auch nicht so meins.
    Aber die Pink Paisley ist doch der Hammer!

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