Black Beauty made in Japan
Die Instrumente der japanischen Firma FGN Guitars haben in unseren Tests bislang ein sehr gutes Bild abgegeben. Neben ihren eigenen Modellen befinden sich im Portfolio der Japaner einige Kopien der berühmten Klassiker, von denen eine den Weg in unsere Redaktion gefunden hat. Die FGN Neo Classic LC20 ist ganz offensichtlich eine Kopie der wohl berühmtesten Singlecut aller Zeiten und möchte den Fans der Marke mit dem großen „G“ im Namen eine würdige Alternative bieten. Die Zeichen stehen momentan nicht schlecht, denn wie wir ja alle wissen, schwächelt Gibson nicht erst seit gestern mit der Qualität ihrer Gitarren und davon bleibt natürlich auch die gute alte Paula nicht ganz verschont. Des einen Leid ist des anderen Freud, könnte man meinen und mit einem Preis von gut der Hälfte einer originalen Les Paul drängt sich die Neo Classic LC20 da geradezu auf und verführt dazu, mal wieder einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Wir haben es getan und die schwarze Schönheit ganz genau inspiziert. Das Ergebnis kann man im folgenden Artikel nachlesen.
Hochwertige Singlecut Paula – die FGN Neo Classic LC20
Die Qualität der in Japan hergestellten Instrumente steht denen der US-Modelle schon lange in nichts mehr nach. Man denke nur an die Boliden von ESP oder Ibanez, die nicht nur mit einer mehr als soliden Verarbeitung glänzen, sondern auch klanglich ihre Vorzüge besitzen. Das merkt man auch direkt beim Herausnehmen der Neo Classic LC20 aus ihrem Gigbag, der erste Eindruck ist ja oft der Entscheidende und hier punktet die Japan-Paula in ihrem schwarzen Kleid und der goldenen Hardware ganz unmittelbar. Auf den zweiten Blick fällt jedoch ein kleiner Mangel in ihrer Verarbeitung auf und das betrifft die ohnehin kritische Stelle zwischen Hals und dem Korpus. In ca. der Höhe des 17. Bundes sind auf der oberen Seite ein paar übrig gebliebene Spuren in der Verleimung zu sehen, was aber natürlich nur dem Auge nicht gefällt, sich in der Praxis aber selbstverständlich nicht bemerkbar macht.
Low Gloss Finish, Vintage und Mahagonikorpus – FGN
Ansonsten wirkt die Klampfe wie aus einem Guss, der Body aus afrikanischem Mahagoni wurde von oben bis unten und von vorne bis hinten sauber mit einer schwarzen Schicht lackiert, hierzu wurde jedoch ein „Low Gloss“ Lack verwendet, was bedeutet, dass die Neo Classic LC20 zwar immer noch mächtig strahlt, ihr aber auch schon ein gewisser Hauch von Vintage-Flair anhaftet. Im Vergleich zum Original wurde allerdings keine Ahorndecke auf den Korpus aufgeleimt, der ganz traditionell aus zwei Teilen Mahagoni besteht.
Neben dem Schwarz ist Creme die Farbe der Wahl bei diesem Instrument, denn sämtliche Ecken und Kanten werden von einem Binding in dieser Kolorierung bedeckt. Dazu zählen die Vorder- und die Rückseite der Decke, die Ränder des Griffbretts sowie der Kopfplatte, an der sich neben dem FGN-Logo ein sehr schön designtes Perlmutt-Inlay befindet. Vermutlich steht auf dem Namen der Abdeckkappe für den Halseinstellstab der Name des Instruments, leider beherrsche ich die japanische Sprache jedoch nur sehr wenig bis faktisch gar nicht …
E-Gitarre mit Mahagonihals und verlängertem Halsfuß
Beim Hals hält sich die Neo Classic LC 20 ganz nah an das Original. Eingeleimt wurde ein Stück Mahagoni mit einem verlängerten Halsfuß, der tief in die Halstasche des Korpus hineinragt und so die Schwingungseigenschaften verbessern soll. Aufgeleimt wurde ein Griffbrett aus pechschwarzem Ebenholz mit fetten Block-Inlays, die selbst den Sehschwächsten unter uns auch im Dunkeln jederzeit den Weg zur richtigen Lage weisen. Bei der Bundierung setzt FGN auch hier wieder ihr patentiertes C.F.S. (Circle Fretting System) ein, bei der die Bünde eine leichte Biegung erhalten. Der Hersteller beschreibt diese Technologie wie folgt:
„Bei der Circle Fretting Technologie laufen alle Saiten exakt im gleichen Winkel über die mit bearbeiteten Bünde, was genaueste Intonation und außerdem ein längeres Sustain und einen klareren Ton ermöglicht. Aufgrund des trapezförmigen Griffbretts bei konventionell bundierten Hälsen läuft keine der Saiten im rechten Winkel über die Bünde. Je näher eine Saite am Griffbrettrand ist, desto weiter ist sie vom rechten Winkel entfernt. Wenn die Saite dann auf den Bund gepresst wird, verursacht dieser Winkel einen geometrisch unscharfen Auflagepunkt, welcher die Saitenschwingung negativ beeinflusst. Das Resultat ist eine leicht verzerrte Intonation. Beim Circle Fretting System werden statt gerader minimal gebogene Bundstäbe im Griffbrett montiert, daher passiert jede Saite jeden Bund in exakt rechtem Winkel. Die Kontaktpunkte jeder Saite in jeder Position sind präzise definiert und erlauben es den Saiten mit einem Minimum an Verzerrung zu schwingen.“
C.F.S. hin oder her: Die Bundierung ist perfekt gelungen, alle 22 Stäbchen wurden penibel eingesetzt, an ihren Kanten unspürbar abgerichtet und erhielten eine sorgfältige Politur auf ihren Oberflächen. Das Halsprofil zeigt sich für eine Les-Paul-Gitarre angenehm schlank, zudem bremst die auch an der Rückseite aufgebrachte Low-Gloss-Lackierung die Greifhand in keiner Weise aus. Was man bei den Original Paulas ja nicht immer feststellen kann.
Gotoh Hardware und Seymour Duncan Pickups
Mit bewährter Qualität geht es bei den Tonabnehmern und der Hardware weiter. Die beiden Humbucker mit ihren vergoldeten Kappen stammen aus dem Hause Seymour Duncan, es handelt sich um die Modelle SH-1 und SH-4, die über den Dreiwege-Toggleswitch angesteuert und mit jeweils einem Regler für Volume und Tone im Klang beeinflusst werden. Nicht gespart wurde ebenso bei der Hardware: Der Steg, das Tailpiece sowie die sechs Tuner an der Kopfplatte steuert der ebenfalls japanische Traditionshersteller Gotoh bei. Während Steg und Tailpiece mit einer soliden und vergoldeten Chromschicht um die Wette glänzen, arbeiten die Mechaniken absolut zuverlässig und frei von jeglichem Spiel auf ihren Achsen. Abgesehen davon erwies sich die Neo Classic LC 20 im Laufe des Testzeitraums als äußerst stimmstabil, ein Nachstimmen war, wenn überhaupt nur minimal nötig. Ein ähnlich gutes Bild geben die Regler ab: Nichts wackelt und mit ihrem weichen Lauf sind auch Spielereien mit dem Volume-Poti kein Problem.
So klingt die Neo Classic LC20 in der Praxis
Akustischer Grundsound/Handling
Der akustische Grundsound der Neo Classic LC 20 lässt bereits erahnen, wohin die Reise am Amp geht. Ihr Klang ist wuchtig, druckvoll, im Frequenzverlauf sehr ausgeglichen und bietet ein kräftiges Sustain. Kurz und knapp – es klingt genau so, wie man es von einer guten Paula erwarten würde. Durch das recht modern gehaltene Halsprofil, die „klebefreie“ Lackierung der Halsrückseite sowie die gute Einstellung ab Werk bietet das Instrument eine angenehme Bespielbarkeit bereits ohne jegliche Verbesserung direkt aus ihrem Gigbag. Leben muss mal allerdings mit dem doch recht hohen Gewicht, da zeigt sie gegenüber dem Original von Gibson keine Blöße und sind wir mal ehrlich, was anderes hätte man wohl auch kaum erwartet.
Elektrischer Sound
Als eine gute Ergänzung zum doch ziemlich überzeugenden Grundsound der Gitarre erweisen sich die beiden Duncan Humbucker. Auf einen Satz Pickups von Seymour Duncan ist halt fast immer Verlass und auch hier portieren sie den Klang der Konstruktion sehr nuanciert zum angeschlossenen Verstärker. Dabei überzeugen sie durch eine hohe Transparenz bei extrem wenig Nebengeräuschen, da kann man mit dem Gain-Regler am Amp ruhigen Gewissens gegen Vollanschlag ausrutschen, ohne in einem Meer von Rauschen oder Brummen unterzugehen. Das macht das Instrument somit auch für High-Gain-Orgien tauglich, obwohl der Fokus laut Hersteller ja eigentlich auf die Reproduktion von Sounds der 50er- und 60er-Jahre liegt. Dieses Klangspektrum kann die Neo Classic LC 20 selbstverständlich auch bieten, sie aber damit zu limitieren, würde der Sache bei Weitem nicht gerecht werden.
Das ist der Sound der Gitarre FGN Neo Classic LC20
Für die Klangbeispiele habe ich die Neo Classic LC 20 zusammen mit einem Orange Micro Dark Amp benutzt. Der kleine Orange war verbunden mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box und vor dieser wurde ein AKG C3000 Mikro platziert.
Cooles Aufmacherbild!
Hallo Stephan Güte,
das Cover sieht ja gut aus, aber gibt es auch einen Grund, warum hier ein asiatisches Mädchen abgebildet wurde?
@JCEFNY Ääääh … Nein(?)
@Stephan Güte haha… gut gekontert!!
@JCEFNY Ich denke, das ist ein Anime der berühmten japanischen Gitarrenbauerin, Frau Paula Gib Son!
Und der Gesichtsausdruck macht klar:
F.G.N. steht für Frau Gib-Son nachdenklich!
@ctrotzkowski Dann ist das aber ein Jugendbild.
Bekannt geworden ist sie ja mit einer 6-saitigen (also 3 Doppelsaiten), elektrifizierten Shamisen. Das war schon 1989, sie dürfte also inzwischen auf die Rente zugehen.
@ctrotzkowski Paula Gib Son klingt aber eher koreanisch ;-) Im Japanischen müsste es vielleicht eher Paura Gibu-san (ぱうら ぎぶーさん) heißen :-D
@SynthUndMetal 叩 头
Kotau, SynthUndMetal-San !
Was für eine erschreckende Diskussion. Das Bild muss weg.
@kargbier Imperativ? Na wer glaubst du denn, wer du bist, dass du hier Befehle geben kannst. Ich finds schön.
An die Red: Von mir aus könnt ihr auch noch mehr Mangas in die Coverbilder setzen :)
@kargbier Hallo kargbier,
aus welchem Grund? Magst Du keine Manga-Pics? Ich fand es ganz cool, als ich nach nem passenden Bild für eine japanische Gitarre geschaut habe.
Viele Grüße, Stephan
Schönes Cover, gefällt mir. Aber vor allem amüsiere ich mich köstlich über „Hein Schlau“ (früher hier Hein Blöd) und „kargbier“, die bei so einem Bild sofort die Sexismus-Debatte anstossen wollen.