Die Neufauflage des Klassikers
Fingerlab DM10 ist die Neuauflage der DM1 Drum-Machine iOS-App aus dem Jahr 2011 mit ein paar sehr willkommenen Neuerungen wie AUv3-Unterstützung und zwei Synthesizer-Lines und mehr für iPhone, iPad und Mac. Fingerlab gehören zu den Pionieren der iOS-Musik-Szene und DM1 gehört ebenso dazu wie z. B. One Red Dogs Molten Drum Machine. Da Nostalgie aber nur so weit trägt, ist Fingerlab DM10 eine komplette Neuprogrammierung des Originals, das zwar bis heute gepflegt wird, dessen Unterbau aber kaum noch als State of the Art bezeichnet werden kann und ein Erweitern schwierig machen.
Dafür sind für die neue DM10 schon eine Reihe weitere Feature unterwegs wie Zufallsschritte mit Wahrscheinlichkeit und Mutation oder MIDI-Import. Aber alles der Reihe nach.
Inhaltsverzeichnis
Klangerzeugung
Fingerlab DM10 bietet nun drei Klangerzeuger. Die bisherigen 9-Pad-Drums auf reiner Sample-Basis, einen polyphonen Lead-Synthesizer sowie einen polyphonen Bass-Synthesizer, was die App effektiv im Groovebox-Territorium ansiedelt. Hinzu kommen vier Effekte, ein Mixer und Step-Automation.
Drums
In guter alter MPC-Manier werden hier neun Pads mit Einzel-Samples oder kompletten Kits beladen. Von Werk aus sind 170 Drumkits dabei, die aus allen möglichen Bereichen stammen. Unter dem Reiter VINTAGE findet sich so ziemlich jeder Drumcomputer der jemals gebaut wurde, während ACOUSTIC u. a. Ludwig, Pearl, Yamaha, Timpanis, Jazz, Black (Metal) und andere Klassiker bietet. DM1 enthält die ganze Bibliothek des Vorgängers und unter INSTRUMENTS gibt es 10 akustische und elektrische Instrumente inkl. Wurlitzer und Vibraphone.
Bei den USER KITS landen dann alle selbsterstellten Kits, was sich allerdings nur im Standalone-Modus bewerkstelligen lässt. Eigene Samples lassen sich dabei ebenso komfortabel über das Dateisystem importieren, wie über das „Mikrofon“ („Audioeingang“) aufnehmen, inklusive Sample-Zuschnitt.
Die Pads könne auch auf einfache Art und Weise per Halten-und-Ziehen umarrangiert werden und die Automation für die Tonhöhe lässt sich live einspielen.
Lead und Bass
Für polyphone Melodien steht ein Synthesizer mit zwei Oszillatoren und je drei wählbaren Schwingungsformen Sinus, Dreieck und Sägezahn, ein Tiefpassfilter mit Resonanz und grafischer ADSR-Hüllkurve bereit. Als Effekt gibt es ein frei einstellbares Vibrato. Der Modulationsanteil kann dabei stufenlos eingestellt werden.
Der Unterschied zum Bass-Synthesizer ist, trotz der nahezu identischen Optik, nicht nur ein dritter VCO, sondern eine komplett andere Klangästhetik. Wo der Lead-Synthesizer zwitschert und perlt, grummelt der Bass fies in den Tiefen. Beide Synthesizer können direkt über die Bildschirmklaviatur gespielt werden und ein einfacher Arpeggiator kann auf Wunsch hinzugeschaltet werden. Die getrennte Preset-Verwaltung für beide Synthesizer rundet das Bild ab.
Steps
Im Step-Sequencer, sowohl für die Drums als auch die Synthesizer nutzbar, lassen sich außer Triolen zwar keine weiteren Notenlängen einstellen, aber zumindest lässt sich für jede Note ein Akzent einstellen und die Spurenlänge ist pro Track per „Halten und Ziehen“ separat einstellbar. Polyrhythmen sind also kein Problem.
An Taktmaßen gibt es zwischen 2/4 und 4/5 sechs weitere Taktmaße. Das sollte für die allermeisten Musikstile ausreichen. Außerdem lässt sich zwischen 16 und 32 Steps umschalten.
Es gibt auch eine Automation, diese befindet sich allerdings im Mixer.
Mixer
Der Mixer ist die Steuerzentrale von Fingerlab DM10. Hier kann jedes Schlaginstrument ausgetauscht und vorgehört werden – alternativ zum DRUMS-Panel. Und jedes Schlaginstrument bietet einen Kanalzug mit Lautstärke, Tonhöhe und Notenlänge bzw. Release-Phase und Panorama.
Die Besonderheit hier ist allerdings nicht nur der Spuren-Step-Sequencer, der mit Auswahl des Schlaginstruments wechselt und ein schnelles Bearbeiten oder Korrigieren ermöglicht, sondern auch der Automatisations-Sequencer.
Alle vier Kanaleffekte lassen sich hier komfortabel pro Step automatisieren und damit kann einem ansonsten steifen Beat erheblich mehr Lebendigkeit eingehaucht werden. Die funktionale Überschneidung zwischen Mixer und Sequencer ist hoch und definitiv ein Plus. Dazu kommt noch eine Solo- und eine Choke-Group-Funktion.
Effekte
Auf der FX-Seite stehen vier X/Y-Pads als Insert-Effekte mit je neun Effekten zur Verfügung. Durch zwei davon können nach Belieben in jeder Kombination die Drums, der Lead und der Bass geschleift werden.
Die zwei anderen X/Y-Pads sind die Master-Effekte. Jeder Effekt bietet damit zwei Parameter, die auch automatisiert werden können, inklusive dem Wet/Dry-Effektanteil. Allerdings nur per Live-Aufnahme – ohne Sequencer.
Song
Schließlich können die erstellten Patterns per Drag-n-Drop bequem in einer Timeline arrangiert werden. Es können maximal 45 Patterns erstellt werden, die Länge der Timeline scheint auch mit einem stundenlangen Song zurecht zu kommen. In der Standalone-App können Patterns und Songs auch als Summen-Mixdown oder Einzeltracks als Audio- oder MIDI-Datei exportiert werden.
Sonstiges
Bei der Peripherieanbindung unterstützt Fingerlab DM10 sowohl externe MIDI-Controller und komplettes MIDI-Mapping als auch die gute alte Keyboard-Steuerung. Außerdem gibt es noch einen sehr umfassenden Zufallsgenerator, der in Zufallsstärke auf die Parameter und die Einzelspuren separat angewendet werden kann.
Es gibt auch eigene Preset-Browser für Patterns, wenn auch nur innerhalb eines Songs, Kits und Samples, Lead und Bass. Als Hilfe gibt es lediglich eine Tipps-Einblendung, um die Funktion der Taster zu beschreiben. Knapp, aber ausreichend. Lediglich bis ich das mit der Taktlänge pro Spur auf die Reihe bekommen habe, hat es etwas gedauert.
Auf dem Mac als Plug-in skaliert sich die Bedienoberfläche stufenlos, sogar über 4k-Größe. Bei der Desktop-Standalone-Version ist das noch nicht der Fall, steht aber auf der To-do-Liste für die nächsten Updates.
Die Bedienoberfläche ist zwar größtenteils in Schwarz gehalten, aber mit Kontrast und Lesbarkeit hatte ich dennoch keine Probleme, zumindest auf dem iPad. Die 1980er-LED-Matrix hätte man sich meiner Meinung nach jedoch schenken können.
Das Einzige was mir wirklich fehlt, ist AUv3-Multi-Out, um die Audiospuren auch einzeln in der DAW abgreifen zu können.
Audiodemos
Eine leichte Limitierung auf -3 dBFS war leider nötig, um die Peaks unter Kontrolle zu bringen. Ansonsten sind die Klangbeispiele unbearbeitet.
Eine der ersten Musik-Apps für das iPad, die ich gekauft hatte, damals, als ich noch dachte, dass Musik machen auf dem iPad eine erstrebenswerte Sache ist… wie naiv ich war.
Aber DM1hat tatsächlich eine Zeit lang durchaus Spaß gemacht.
@janschneider ich bin auch schnell wieder auf normale Geräte gewechselt 😉
Ich nicht. Finde das iPad nach wie vor ideal für bestimmte Jobs.
Das Instrument hat was, dass ich tatsächlich darüber nachdenke, wieder mal was zu kaufen. Allein die Tatsache, dass das gleiche Programm auf iPad und Mac läuft, sollte ich unterstützen. Die LCD Schrift finde ich auch nicht gut. Ist einfach schlechter zu lesen, mehr nicht.