Mit universeller Passform zu hohem Tragekomfort und exzellentem Klang
Die Fischer Amps FA 666 XB In-Ear-Hörer besitzen eine universelle, ergonomische Passform. Sie sind verwandt mit den schon länger erhältlichen Fischer Amps FA 666 In-Ear-Hörern. Das XB-Modell verspricht einen zusätzlichen Bass-Boost. Wir haben uns die Hörer genauer angehört und auch mit dem Vorgängermodell verglichen.
Inhaltsverzeichnis
Fischer Amps FA 666 XB In-Ear-Hörer: Konzept
Der Begriff In-Ear-Monitoring, kurz IEM, dürfte wahrscheinlich jedem Leser ein Begriff sein. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der Begriff Wedges mit jedem Jahr, das ins Land zieht, wahrscheinlich der Begriff sein dürfte, den die Leute irgendwann gar nicht mehr auf dem Schirm haben werden.
Was bis vor einigen Jahren nur der absoluten High-End-Liga vorbehalten war, ist mittlerweile in allen Preis- und Qualitätsklassen erhältlich. Wenn es jedoch um den Pro-Bereich geht, werden immer wieder zwei Firmen genannt, die interessanterweise ähnlich wie auch im Funkstreckenbereich beide aus Deutschland kommen.
Neben der Dieburger Firma Inear Monitoring fällt immer wieder der Name Fischer Amps, die wie auch ihre Konkurrenten ausnahmslos in Deutschland entwickeln und dort auch fertigen. Das schlägt sich neben der Qualität natürlich auch auf den Ladenpreis nieder. So haben wir es zum Beispiel bei dem uns zum Test vorliegenden Fischer Amps FA 666 XB In-Ear-Hörer mit einem Preis von 689,- Euro zu tun. Einigen mag der Name Fischer Amps auch als Vertrieb der Ultimate Ears Ohrhörer ein Begriff sein.
Maßgeschneidert oder von der Stange?
Generell muss man im In-Ear-Bereich zwischen zwei unterschiedlichen Systemen unterscheiden. Das eine sind universelle Ohrhörer, die auf einer durchschnittlichen Passform basieren, die einen möglichst großen Teil des menschlichen Gehörs in seinen Variationen abbildet. Die zweite Möglichkeit ist ein angepasstes System, bei dem man entweder beim Hersteller selber oder aber bei einem Hörgeräteakustiker einen Abdruck seines Ohres machen lässt und die jeweiligen Ohrhörer perfekt an das persönliche Gehör angepasst werden. Ganz billige Varianten von In-Ear-Systemen haben auch einfach nur einen ganz normalen Stecker, den man meistens mittels eines Gummipfropfens in das Gehör einführt.
Die Vorteile eines angepassten Systems sind klar. Durch den kompletten Abschluss nach außen hin kann man den Außenschall bei Bedarf perfekt abriegeln. Das System sitzt sehr fest, wackelt nicht und hat allgemein einen besseren Klang, insbesondere im Bassbereich. Bei den universellen Systemen ist der Vorteil, dass der Preis etwas geringer ist, da natürlich eine Maßanfertigung wie auch bei einem Herrenschneider immer entsprechend mit einem höheren Preis einhergeht.
Bei dem Fischer Amps FA 666 XB In-Ear-Hörer handelt es sich um einen universellen Ohrhörer, der aber dennoch mit fast 700,- Euro ordentlich zu Buche schlägt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Ohrhörer klanglich bzw. mit seiner Passform wahrscheinlich deutlich über dem liegt, was ein universeller Ohrhörer normalerweise an Leistung abrufen kann. Wir werden sehen.
Fischer Amps FA 666 XB: Konstruktion
Der Fischer Amps FA 666 XB In-Ear-Hörer wird in einem stabilen kleinen Köfferchen geliefert, inklusive eines Reinigungswerkzeugs und vier Paar Silikontips in den Größen S, M und L und Double Flange. Zudem gibt es noch drei Paar Schaumstofftips, ebenfalls in den Größen S, M und L. Der Hörer ist mit sechs BA Balanced-Armature-Treibern ausgerüstet, als da wären 2x Bass, 2x Mid, 2x High, und wie man anhand der Produktbezeichnung schon erkennen kann, mit einer Anhebung im Bassbereich. Schon hier beginnt sich das Preisgeheimnis zu lüften, denn Systeme mit sechs Treibern kosten viel Geld. Bei anderen Herstellern sind in dieser Preisklasse maximal zwei bis drei Treiber üblich.
Wie immer bei Hörern, die sich an das Ohrinnenleben anschmiegen sollen, haben wir etwas merkwürdig geformte Kunststoffkörper, an die das abnehmbare Kabel angeschlossen wird, das eine Länge von 140 cm hat. Am Ende des Kabels befindet sich ein vergoldeter Miniklinke-TRS-Stecker. Die Stecker, die das Kabel mit den beiden Hörern verbinden, werden leicht abgeknickt, haben aber nicht wie bei anderen vergleichbaren Modellen eine steife Kunststoffführung, um das Kabel um das Ohr herum zu führen. Die von Fischer-Amps verwendete Kunststoffführung ist äußerst flexibel und gibt dem Kabel nur eine ganz leichte Führung vor, was den Tragekomfort nochmals erhöht.
Die Hörer werden auch wie bei angepassten Systemen am besten in das Ohr eingeführt, indem man sie gerade auf das Ohr aufsetzt und dann mit einer Drehung nach hinten in die Ohrmuschel hinein dreht. Das Kabel an sich soll eine Belastung von 800 Newton aushalten, bevor es reißt und ist sehr stabil auch bzgl. seiner Knickfestigkeit ausgeführt.
Die Impedanz der Hörer ist mit 14 Ohm bei 100 Hz, 16 Ohm bei 1 kHz und 21 Ohm bei 10 kHz angegeben. Anhand dieser Werte erkennt man, dass die Ohrhörer eine sehr geringe Impedanz besitzen und somit auch aus jedem Funkstreckenempfänger das Maximale an Lautstärke herausholen können. Das bedeutet allerdings auch, dass man bei sehr günstigen IEM Belt Packs ohne Limiter extrem vorsichtig sein muss, was das Einstellen der Ausgangslautstärke eingeht. Allzu schnell fährt man die Hörer in einen Bereich, wo das Gehör ernsthaft Schaden nehmen kann.
Praxis
Wenn man sich mit der Qualität von In-Ear-Monitoring-Systemen beschäftigt, gibt es zwei Punkte, die für die Qualität des Produktes ausschlaggebend sind. Da ist zum einen natürlich der Klang, der aber auch zu einem großen Maß von dem zweiten Punkt, dem Tragekomfort, abhängig ist. Gerade im Bereich der Basswiedergabe ist ein sauberer Abschluss des Gehörgangs nach außen hin existentiell, da jede noch so kleine Öffnung einen Großteil des Volumens, das der Kopfhörer generieren kann, verpuffen lässt.
Ich kann nicht genau sagen, wie durchschnittlich mein Gehörgang geformt ist. Allerdings muss ich sagen, dass ich mit dem Einsetzen der Fischer-Amps-Hörer keinerlei Probleme hatte. Wenn man, wie empfohlen, die Ohrhörer von vorne nach hinten über den oberen Teil des Ohres hineindreht, nehmen die Kunststoffkörper von ganz alleine den optimalen Platz innerhalb der Ohrmuschel ein.
Natürlich haben die Hörer ein klein wenig Spiel, da ein absoluter perfekter Sitz nur von einem angepassten System zu erwarten ist. Allerdings ist der Sitz des Hörers vorzüglich und nur wenigen Stufen vom angepassten System entfernt. Auch hektische Bewegungen des Kopfes nach vorne oder hinten, das Drehen desselben oder sonstige Bewegungen des Körpers brachten das System zu keinem Zeitpunkt an den Punkt, wo es in irgendeiner Art und Weise Gefahr lief, aus dem Ohr herauszurutschen.
Auch die anderen Komponenten des Systems, wie zum Beispiel das verzwirbelte und sehr stabile Kabel sowie der Mini-Klinkenstecker, befinden sich von der Qualität her auf höchstem Niveau und sind als absolute Spitzenklasse zu bezeichnen.
Klanglich merkt man sofort, dass das System nicht auf Linearität getrimmt, sondern für bestimmte Instrumentengruppen optimiert wurde, die einen erhöhten Bassbedarf haben: Bassisten, Schlagzeuger oder auch DJs werden dieses System zu schätzen wissen, da ist es über einen ganz klaren Bass-Boost verfügt.
Man könnte grob sagen, dass alles ab den tiefen Mitteln bis hinauf zu den höchsten Höhen vergleichsweise neutral und sehr luftig vom Klang her konzipiert wurde, während der Bassbereich einen mächtigen Anschub erfährt und dadurch überpräsent ist. Wer also einen komplett linearen Klang sucht, ist mit diesem System eventuell nicht ganz so glücklich. Wer hingegen einen fetten Bass mit viel Wohlfühlcharakter benötigt, ist hier genau auf dem richtigen Weg.
Ich hatte das Glück, das System mit einem zweiten Ohrhörer aus dem Fischer Amps Stall zu vergleichen, nämlich dem gleichen System nur ohne die Ergänzung XB, was darauf hindeutet, dass dieser Hörer nicht über den vorgenannten Bassboost verfügt. Im direkten Vergleich merkt man eindeutig, dass die Nicht-XB-Version einen gleichmäßigeren und lineareren Klang vorweist.
Je nachdem, welche persönlichen Präferenzen man im Klang hat, kann man also wählen, ob man einen höheren Bassanteil haben möchte oder nicht. Ich persönlich kann mich nicht ganz davon freisprechen, dass bei dem reinen Hören mir der höhere Bassanteil persönlich besser gefällt, weil er einfach einen höheren Wohlfühlcharakter erzeugt. Ich muss allerdings auch attestieren, dass die lineare Wiedergabe der Nicht-XB-Version deutliche Vorteile z. B. im Mischbereich bringt oder aber auch, wenn man auf der Bühne ohnehin schon mit zu starken Bassfrequenzen versorgt wird, da die PA-Mannschaft wieder mal vergessen hat, die Bässe im Cardioid-Verfahren aufzubauen und die ganze Bühne deshalb ein einziger Basslautsprecher geworden ist [Vermutlich in Absprache mit dem Bassisten, der nur mit DI-Box angereist ist, Anmerkung d. Redaktion].
Generell lässt sich sagen, dass der Klang beider Ohrhörervarianten sehr luftig, durchsichtig und transparent ist, was letztendlich der entscheidende Punkt für einen guten Ohrhörer darstellt. Beide Systeme sind zweifelsohne zu empfehlen und werden meines Erachtens einen sehr guten Job insbesondere im Live-Bereich erledigen.