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Test: Flare Audio Isolate Titanium, Gehörschutz

Was taugt der Metallkörper im Ohr?

9. März 2017

Tatsächlich ist das Thema „Gehörschutz für DJs und Musiker“ bereits ein Thema bei uns gewesen, nicht einmal lange her. Im Oktober 2016 bot der gleichgenannte Artikel einen Einblick in die Arten von Gehörschutz wie auch die Auswirkungen von fehlendem oder genutztem Gehörschutz. Alles mit der Hoffnung, ein wenig mehr Sensibilität und Bewusstsein zu schaffen. HIER der Bericht.
Das Feedback war großartig, vielen Dank auch noch einmal an dieser Stelle. Ein positiver Aspekt des Feedbacks war auch der Tipp zu einem Produkt, das als Resultat einer Crowdfunding-Kampagne realisiert wurde: Flare Audio Isolate.

Massiver Metallkörper: Isolate Titanium

Flare Audio ist mir tatsächlich vorher kein Begriff gewesen und ich dachte im ersten Moment an ein kleines Start-Up, das über Crowdfunding das Geld sucht. Wer allerdings ein wenig über Flare Audio liest, wird feststellen, dass Flare Audio tatsächlich aus dem Pro Audio Bereich stammt und Lautsprecher baut. Neben einem 4-Wege Lautsprecher für den Konsumenten- und Hi-Fi-Markt finden sich aber auch 8-, 12- und 15-Zöller, 18- und 21-Zöller für Touring oder Club-Installationen.

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Die Erfahrungen aus dem Bau von Lautsprechern sind nun Ausgangspunkt gewesen für die Entwicklung von genau dem, was das Ohr schützen soll.

Ausgerichtet ist Isolate dabei auf Musiker, Motorsportler, Arbeiter in lauten Umgebungen von Club bis Baustelle, aber auch Reisen und ruhebedürftige Schläfer. Eine ziemlich breite Bandbreite also.

Isolate gibt es als Gehörschutz in drei Versionen. Die Grundversion ist die Isolate Aluminum, die mit einem Preis von 28,90 Euro zu Buche schlägt. Die Grundversion gibt es in verschiedenen Farben, von „Natur“, also Aluminium, über Schwarz bis hin zu Rot oder Gelb. Gleich aufgebaut ist die Mittel-Preis-Version, die Isolate Titanium, die bei 57,80 Euro liegt. Dies wird auch das Testmodell sein.
Die Premium-Version zu einem Preis von 231,24 Euro ist die Isolate Special Edition aus Gold (24 Karat) oder Rhodium, letztere Version dann zu einem Preis von 346,86 Euro. Lassen wir diese Modelle vielleicht einmal von vorne herein außen vor – dürfte der Sinn zu einem Gehörschutz gleicher Funktion aber aus Rhodium statt Titan eher schwierig zu finden sein, Bling-Bling-Fans einmal ausgenommen.

Isolate – Form und Aufbau

Aufgebaut sind alle drei erhältlichen Versionen gleich, kommen ebenso mit dem gleichen Lieferumfang.

Verpackt kommen die Isolate in einem kleinen verschweißten Kunststoff-Beutel, absolut unauffällig und ohne viel Verpackungsgespiele.

Metallstöpsel + 3 Größen an Schaumstoffpolstern

Ausgepackt finden sich drei weitere Plastik-“Tüten“ sowie ein kleiner Kunststoffbeutel mit Verschlussbändchen als Transportbeutel. In diesem befindet sich der Metallpart des Gehörschutzes, in den anderen drei Tüten befinden sich die Schaumstoffpolster, Earfoams, in den Größen S, M und L.

Die Earfoams selbst sind eher uninteressant, da klassisch. Es handelt sich um altbekannte „Memory Foam“ Schaumstoffstöpsel mit Kunststoffröhrchen innen. Tatsächlich handelt es sich um sehr dichten Schaumstoff, vom Gefühl her ein wenig Silikon-artig. Die Polster gibt es wie bereits erwähnt in drei Größen und dürften sich daher jedem Ohr gut anpassen können.

Die jeweils passenden Schaumstoffpolster werden einfach auf das Ende des Ohrstöpsels gedrückt. Dieses, ebenso das Abziehen, benötigt ein wenig Kraftaufwand, hierbei wirklich nicht zögerlich sein. Ersatzpolster können für etwas über 10,- Euro gekauft werden.

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Der neue Ansatz für einen Gehörschutz ist jedoch nicht der Schaumstoffstöpsel, sondern die Art des Filters, beziehungsweise Isolators.
Dieser ist bei allen Isolate Modellen ein gedrehter Metallkörper von rund 15 mm Länge und 5 mm Durchmesser. Ein kleines Logo am Ende dient als einzige Markierung, ein rundherum führende Vertiefung dient zur Befestigung von einer Schnur, falls der Gehörschutz vor Verlust beim Herausfallen sicher sein soll. Tatsache, man vermisst generell den klassischen Filter, dies übernimmt die Kombination aus Metallrundstück und Schaumstoffstöpsel. Erstaunlich ebenso: Das Metallstück ist massiv. Nicht wie zu erwarten war, befindet sich eine Öffnung in diesem, das Stück ist massiv, die Form lediglich geprägt von dem Ring für eine Schnur sowie der dünneren Spitze zur Anbringung des Schaumstoffstöpsels.

Der Metallkörper in der reinen Form.

In diesem Test-Fall handelt es sich um Titan, wie genannt Aluminium, Gold oder Rhodium wären die Alternativen. Anzunehmen wäre, dass klanglich keine großen Unterschiede zwischen den Metallen zu finden sein werden – generell dürfte es sich auch nicht erkennbar auf die Qualität Auswirkungen haben.

Gerade dieser Metallkörper soll es jedoch sein, der revolutionär das Gehör vor schädlichen Frequenzen schützt. Dabei sollen die Isolate Plugs sogar im Bereich tiefer Frequenzen, oder wie es vom Hersteller genannt wird, vor dem „subsonic dirge“ schützen – der Bereich, der von den meisten Gehörschützen nicht besonders effektiv abgedeckt werden kann.

Etwas flapsig könnte man da sagen, dass tiefe Frequenzen zum einen gar nicht so sehr klassisch durch das Ohr „gehört“ werden, sondern nur durch den Körperschall wahrgenommen werden. Das ist wissenschaftlich betrachtet gar nicht mal so falsch, aber auch nicht richtig. Tatsächlich haben Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Hörschall an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Braunschweig herausgefunden, dass einige Menschen in der Lage sind, Frequenzen bis runter zu 8 Hz zu hören – und zwar wirklich zu hören. Dabei können Tonlagen nicht mehr differenziert werden, aber der Ton generell ist über das Ohr wahrnehmbar.

Wer sich mit dem Thema einmal beschäftigen möchte, ich kann sehr das Standardwerk „Hörakustik“ von E. Hoffmann und J. Ulrich empfehlen. Nicht ganz günstig, aber lohnenswert.

Interessant aber wird es mit Hinblick auf die hohen Frequenzen, denn hier könnte ich mir vorstellen, dass der solide Metallklumpen im Ohr doch latent robuster den eher energieschwachen Schallwellen gegenüber tritt und hier seinen Trumpf eher ausspielen kann.

Zeit für den Einsatz unter erschwerten Bedingungen: Club, Schallpegel laut Messgerät gern jenseits der 90 dBA Peaks bis zu 110 dBA.

Isolate in der Praxis

Zunächst einmal hat man die Qual der Wahl der Schaumstoffstöpsel hinsichtlich der Größe. Ganz pragmatisch fiel meine Wahl auf M – so wie bei Hosen oder Mützen. Stellt sich auch als richtig heraus.
Die Schaumstoffstöpsel auf das Metallstück drücken und fertig. Das Einsetzen der Stöpsel selbst ist ein wenig wie mit den günstigen Schaumstoff-Plugs: Ein wenig zwischen den Fingern rollen und zusammenpressen und dann ins Ohr führen, bis sie fest sitzen. Mit den griffigen Isolate Plugs funktioniert das sehr gut und einfach, das Justieren selbst ist dadurch, dass das Metallstück aus dem Ohr ein wenig raussteht, sehr einfach.

Die Plugs sitzen, einmal richtig justiert, fest im Ohr und bewegen sich auch bei starken Kopfbewegungen nicht. Der sich im Ohr ausdehnende Schaumstoff übt natürlich einen gewissen Druck aus, der auch spürbar ist. Nach längerer Zeit ist es daher ganz angenehm, die Stöpsel einmal herauszunehmen, um das Ohr ein wenig zu entspannen. Für die Bequemlichkeit würde ich hier eine 3+ vergeben. Mit dem angenehmen Sitz eines angepassten Gehörschutzes können die Multi-Passform-Stöpsel nicht mithalten – verständlicherweise. Ebenso muss ich sagen, finde ich die leichten Kunststoff-Ohrplugs mit Lamellen-Filtern angenehmer, da diese nicht so kräftig im Ohr sitzen. Dafür bieten diese nicht die deutlichen Dämmungseigenschaften wie die Isolate.

Guter Zeitpunkt, um einmal auf das Wesentliche zu sprechen zu kommen: Wie schützen die Isolate eigentlich?

Sofort nach dem Einsetzen fällt auf: Die Isolate Titanium dämpfen ordentlich, richtig ordentlich. Selbst ich, der zwischen 9 und 15 dB-Filtern pendelt, bin zunächst erstaunt. Hier fehlt richtig was. Leider gibt es vom Hersteller keine Information über eine generelle Dämpfung oder bestimmte Dämpfungswerte bei bestimmten Frequenzen, ebenso leider steht die Antwort auf diese Frage an den Hersteller auch noch aus.
Gefühlt dürften es mehr als 25 dB sein, die die Isolate dämpfen. Ein Frequenzverlauf und Dämpfungsgrade gibt es von Seiten des Herstellers zu sehen, leider ist die relevante Skala, die dB-Werte, nicht beschriftet.

Der Frequenzverlauf laut Hersteller

So ist das Schaubild ganz nett, um sich den Frequenzverlauf anzusehen, von den Titanium und Aluminum-Modellen zu einem Referenz-Wert, leider nicht deutlich. Meiner Interpretation nach wird hier nicht wie üblich von einem 0 dB Wert nach unten ausgegangen, sondern das Referenzsignal besaß einen Pegel von 60,3 dB, die Darstellung zeigt dann den Frequenzverlauf nach dem Gehörschutz quasi mit einem Pegel von 22,6 dB (Titanium) und 27,8 dB (Aluminium). Das würde bedeuten, dass die Dämpfung noch stärker ist, als von mir vermutet und tatsächlich bei rund 38 dB und 32 dB liegt.
Das ist enorm viel, viel mehr sogar, als ich empfehlen würde für den Musikbereich. Im Vergleich: Ich selbst nutze 9 dB Filter, habe 15 dB Filter dabei, falls es mal bei hohem Pegel über eine lange Distanz geht. Da spielt natürlich der angepasste Gehörschutz sein Können aus, dass man die Filter wechseln kann.

UPDATE 09.03.2017 – 10:56 Uhr:
Ein aufmerksamer Leser konnte uns einen Link zu einem Post von Flare Audio in der Kickstarter Kampagne nennen, in dem versteckt so derart wichtige Daten zu finden sind. Die dort angegebenen Werte sind den oben genannten sehr Nahe. So sollen die Isolate Aluminum im Mittel um 35 db (L=29 M=32 H=35) und die Isolate Titanium im Mittel um 36 dB (L=31 M=33 H=35) dämpfen.

In jedem Fall gut zu erkennen ist, dass die Isolate gerade im Bereich hoher Frequenzen sehr stark dämpfen, nahezu kompromisslos könnte man schon fast sagen. Ab circa 1 kHz geht es bis 5 kHz stark bergab. Das deckt sich mit dem Hörerlebnis.
So wie auffällt, dass die Dämpfung enorm ist, fällt auch auf, dass man im Bereich der höheren Mitten und hohen Frequenzen ziemlich viel Detail und Klarheit verliert. Das fiel zum einem im Club auf, stark aber auch bei mir zu Hause.
Mein recht leeres Wohnzimmer hat einen ziemlich sauberen Nachhall, der von den hohen Frequenzen runterwandert (natürlich) bis bin zu den tieferen Frequenzen. Schnippsen liefert immer einen recht interessanten Vergleichswert, auch wenn es völlig unwissenschaftlich ist. Funktioniert aber. Im direkten Vergleich von 15 dB Elacin-Filter vs. Isolate zeigt sich: Mit den Elacin Filtern ist das Schnippsen gedämmt, etwas dumpfer, der Nachhall noch wahrnehmbar, wenn auch schon nur noch knapp zu hören. Mit den Isolate…naja, nichts. Kein Nachhall, das Schnippsen bleibt dumpf, Mitten und Höhen wie der Frequenzgang zeigt, verschwinden deutlich.

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Forum
  1. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Ich bevorzuge einen Gehörschutz mit Otoplastiken und wechselbarem Filterelement. Den vorgestellten Gehörschutz finde ich überflüssig.
    Es gibt viel bessere und bewährte für weniger Geld.

  2. Profilbild
    ukm

    Ich habe mich schon immer gefragt, warum man Musik machen sollte, vor der man seine eigenen Ohren schützen muss, um es mal etwas ketzerisch zu formulieren.
    In der Tat ist es nicht ganz so einfach, aber mMn läuft da etwas gehörig schief.

    • Profilbild
      fkdiy

      @ukm Na die Teile sind ja eindeutig für das Publikum gedacht, und nicht für die Musiker. ;)

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @ukm @ ukm: Sehr gut auf den Punkt gebracht und mit dieser Aussage bin ich ganz bei dir! Natürlich möchte ich im Club kein Hintergrundgedudel wie im Kaufhaus. Aber wenn ich mich von der Tanzfläche entfernen muss, dann läuft etwas schief. Problem ist es immer allen recht zu machen.

      • Profilbild
        Bolle / Johann Boll RED

        @Filterpad @Franz: Absolut. Bevorzuge ich auch in jedem Fall. Kostet leider das dreifache, aber im (semi-)professionellem Bereich sollte einem das schon Wert sein.
        Jeder, aber wirklich jeder, der es gemacht hat, hat es nicht bereut.

        Für den Ab- und An mal Clubgänger vielleicht ganz praktisch von der Art her, aber in dem Fall auch leider zu doller Isolation.

        @ukm: Einfach nur ja. Manchmal lässt es sich ja kaum verhindern, wenn der Bühnenschound schon am Max-Pegel kratzt. Dann will das Publikum ja auch was Spüren und dann ist es alles schon zu spät eigentlich.
        Aber leiser in die Nacht starten ist manchmal echt fein…

    • Profilbild
      Walter Marinelli RED

      @ukm @ukm: Weil die einzige Alternative wäre, keine Musik zu machen.

      Sehr viele akustische Instrumente sind so laut, dass das Gehör des Spielenden und/oder das seiner Mitmusiker geschädigt wird.

      Nicht umsonst proben sogar Orchestermusiker oft mit Gehörschutz. Die Pauken stehen bei den Proben hinter Plexiglaswänden.

      Blechbläser übertönen gerne mal die PA.
      Vom Schlagzeug müssen wir gar nicht reden.

      Letzte Woche saß ich in der zweiten Reihe bei einem Streichquartett mit Sopranistin. Die Sängerin hat Pegel geschafft, die eindeutig in den Ohren weh taten, und das auf ca. 5m Entfernung. Das hat mich dann doch ein wenig überrascht.

  3. Profilbild
    lerxt

    Ich stimme dem tester zu. Die flares sind gut als hörschutz aber musik machen damit ist nicht erste sahne.

    Ich bin als profi gitarist leider ‚hörbehindert‘ geworden weil ich drumsexuel war: immer so weit möglich im lärm hinein! Ernsthafter tinnitus und hörverlust sind das resultat, deshalb bin ich heutzutage schon gezwungen meine stöpsel rein zu stecken beim radfahren, autofahren, staubsaugen und was nicht noch mehr. Meine elacin mit 25db reichen da beim gig fast nicht mehr aus, aber ich spiel eben auch nicht mehr in richtig laute bands.

    Die flares sind zb besser im auto weil sie eben besser schützen. Apropos: nach dem gig brauchen eure ohren ihre ruhe! Wenn ihr nicht spielen wollt mit stöpsel, tragt sie dan während der heimfahrt. Die ohren brauchen unbedingt ruhe nach einem gig oder konzert. Jedes auto, auch ein relativ ‚leises‘, macht immer noch zu viel lärm!

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @lerxt Absolut ja, das kenne ich gut. Ich spiele häufig ohne, einfach weil man besser hört, aber auch, weil die Lautstärke in der eigenen Hand liegt. Jetzt am Wochenende hatte ich wieder einen Gig, 4 Stunden, einer der Lautsprecher hing über mir, davor gut 2 m weit entfernt das Monitoring. Sehr guter Klang, aber einfach alles insgesamt sehr laut. Danach Ohrensausen. Nicht gut, muss man aber durch. Ein Segen danach rauszugehen an die frische Luft und Ruhe.
      Wenn das nicht geht, ist es immer schön, wenn man danach die Stöpsel reinstecken kann und einfach sich ein wenig Ruhe verschaffen kann…Erholung für den Körper und die Ohren, Gold wert wie ein guter Backstage und eine Artist-Toilette :)

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