Transparent, analog und modern
Flux Evo Channel ist ein Channel-Strip Plug-in mit modernster Technologie von Flux, der in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Produzenten Yves Jaget entwickelt wurde. Das Plug-in bietet Sättigung, EQ, Kompressor/Limiter und De-Esser/Transienten Designer. Doch wo andere Hersteller auf Emulationen von konkreten klassischen Analogkonsolen setzen, bietet Evo Channel das Destillat dessen, was „analog“ ausmacht, aber mit einem modernen Arbeitsfluss. Dabei basiert der Evo Channel auf der Technologie der bisherigen Flux Plug-ins.
Flux sind eigentlich im Broadcasting-Bereich beheimatet und entsprechend sind auch die üblichen Preise ihrer Plug-ins. EvoChannel ist jedoch, nach dem hervorragenden Flux Session Plug-ins-Bundle, nun das zweite preisfreundliche Produkt von Flux. Ob Evo Channel hält, was es verspricht, könnt ihr im Test lesen.
Erstmals schrieben Flux mit dem Epure Equalizer 2006 Software-Geschichte, einem Software-EQ, der damals so ziemlich alles in den Schatten stellte und auch heute noch als eine sichere Investition angesehen werden kann. Die Wurzeln von Flux gehen zurück bis in die DSP-Programmerierungszeiten um 1990. Seit Beginn haben sich Flux auf den Broadcasting- und Mastering-Bereich eingestellt, was für die Plug-ins bedeutet, dass sie so unsichtbar und transparent wie nur möglich konzipiert wurden. Statt analoger Reizwörter gab es realitätsbezogene und mit der Zeit gehende Lösungen für den Studioalltag, wie mittlerweile 7.1 Surround-Kanal-Unterstützung mit flexiblem Signal-Routing für bis zu 16 Kanälen pro Instanz, Unterstützung für Dolby Atmos und High-Resolution DXD Audio mit bis zu 384 kHz Sampling-Rate.
Die Preise ihrer Plug-ins lagen dabei deutlich über dem Normalniveau, sind in den Jahren aber erheblich gefallen. Konkurrenzdruck durch Firmen wie FabFilter, Eiosis oder DMG Audio plus einem übersättigten Plug-in Markt ist wohl auch hier zu spüren.
Installation des Flux Evo Channel
Alle Flux Plug-ins liegen als AU / VST / AAX Native / AAX DSP / AAX AudioSuite / Waves WPAPI für MacOS und Windows vor sowie mit extra Lizenzen für Pyramix und VS3 MassCore. Wir beschränken uns hier auf die Desktop-Versionen. Diese werden alle nur noch über den iLok-Dongle oder iLok-Host-Aktivierung autorisiert. Flux Evo Channel ist sehr CPU-freundlich und verbraucht gerade mal 0,7% auf meinen 2,6 GHz Haswell i5.
Die Flux Plug-ins werden über das eigene Flux-Center-App installiert. Die Mode ist immer häufiger anzutreffen. Native Intruments, FXpansion, iZotope, Waves, Plugin Alliance – jeder kocht sein eigenes Süppchen. Das ist zwar praktisch, wenn es funktioniert, wenn nicht, kann es aber bitter werden. So plagte das FluxCenter auf MacOS 2017 ein Bug, der das Herunterladen der Installationsdateien komplett verweigerte. Seit Anfang 2018 ist das aber behoben und FluxCenter arbeitet bis zum aktuellen MacOS 13 einwandfrei.
Das Flux Center kann sowohl die Plug-ins direkt installieren und aktualisieren, als auch die Installationsdateien zur Installation auf einem Zweitrechner ohne Internet abspeichern. Das ist über den „Install Offline Mode“ etwas umständlich, aber definitiv kein Zauberkunststück. Zumindest benötigt man zum Betreiben des Flux Centers kein Online-Konto oder sonstiges. Es ist wirklich nur ein anonymer Download- und Installationsmanager. Für Fragen, auf der Flux Homepage gibt es Hilfe.
EVO Channel
Flux Evo Channel will vieles modernisieren, was andere Kanalzug-Plug-ins verpasst haben. Das fängt bei Evo denn auch schon in der „Kopfzeile“ an. Mit dem Phasen-Regler über dem EQ kann die Phasenlage des Eingangssignal um +/-180º frei verschoben werden. Das ist z.B. wirklich praktisch bei Aufnahmen mit mehreren Mikrofonen. Dazu gibt es noch die Phasengruppe. Damit kann jede Instanz des EVO-Channels einer von acht Gruppen zugeteilt werden, die dieselbe Phasenlage haben sollen. Das Beste, was alle mir bekannten Channel-Strips hier auffahren können, ist eine Invertierung der Polarität, die Evo auch bietet.
Gefolgt von der Kopfzeile ist ein Frequenz-Analyzer, der obwohl klein, doch ein sehr anschauliches Bild vom Klanggeschehen wiedergibt. Die Genauigkeit der Darstellung, also quasi die FFT-Fenstergröße, wird dabei einfach über einen Schieberegler eingestellt. Bis auf einen „Nacht-Modus“ gibt es aber keine weiteren Einstellmöglichkeiten. Doch könnte ich nicht behaupten, während der Testphase etwas vermisst zu haben. Sicher, der große Spectrum-Analzyer von Flux ist um ein Vielfaches umfangreicher, doch auch um einiges komplizierter und hilft dem „normalen, computergestützten Musiker“ in der Regel nicht weiter. Dem entgegen ist der Analyzer von Evo Channel einfach nur praktisch und informativ.
Die Channelstrip-Einheiten Equalizer, Compressor und Touch sind alle hinter aufklappbaren Panelen versteckt, um Bildschirmplatz zu sparen. Das erinnert mich daran, dass mein 2011er 13“ MacBook Pro mit einer 1200×800 Auflösung immer noch ohne Beanstandung seinen Dienst verrichtet. Dennoch funkioniert das leider nur mehr oder weniger gut. Für mich ist das ganze Auf- und Zugeklappe schon nach kurzer Zeit nervig geworden. Yves Jaget hat Abhilfe versprochen, dazu später mehr.
Equalizer des Flux Evo Channel
Die Analyzer-Anzeige ist gleichzeitig auch die graphische Darstellung für den farbcodierteren parametrischen Vierband-EQ plus High- und Low-Shelf-Filter, die beide eine Flankensteilheit zwischen 6 und 24 dB/Oktaven haben können. Der Gütefaktor Q der vier Frequenzbänder reicht von 1 bis 100 inklusive einer Dezimalstelle. Die Bänder haben keine spezifische Festlegung und können alle zwischen 20 Hz und 20 kHz eingestellt werden. Auch wenn es im Handbuch anders steht.
Laut Yves Jaget wurde für den Evo Channel die vorhandene Algorithmen von Flux aufgegriffen und überarbeitet. Vor diesem Hintergrund ist es also kaum verwunderlich, dass die EQ-Kurven von Evo nicht entzerrt sind, genau wie beim Epure, d.h. die Kurve EQ-Frequenzantwort wird mehr gestaucht, je näher sie der 20 kHz Grenze (Nyquist-Theorem) kommt.
Andere EQs wie z. B. Eiosis AirEQ oder Sonnox Dynamic EQ sind entzerrt, d.h. Frequenzkurven werden nicht gestaucht und sind damit näher an der Arbeitsweise von echten analogen EQs.
Gestaucht oder entzerrt ist in erster Linie aber kein Vor- oder Nachteil, sondern eine Klangcharakteristik, mit der man arbeiten kann oder muss. Je nachdem, wozu man es braucht.