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Test: FMR Audio PBC-6A, Mono Kompressor

Der etwas andere Kompressor

17. Januar 2020
fmr audio pbc 6a

FMR Audio PBC-6A, Mono-Kompressor

Beim Hersteller FMR und dem FMR Audio PBC-6A passt auf den ersten Blick alles zusammen: rudimentäre Homepage, nur ein Quickstart-Guide für das Gerät, ein mehr oder minder schönes Gehäuse mit 1/3 Rackbreite und eine leicht nerdige Aura. FMR steht nicht für Hochglanz-Marketing und bedruckte Kartons mit „Auspack User Experience“, sondern für gelebten Form-Follows-Funktion-Lifestyle. So hemdsärmelig wie das Auftreten des Unternehmens FMR, so ist auch die Namensgebung der Produkte. So gibt es die RN-Serie („Really Nice Compressor, Preamp etc.) und beim PBC gehen die Gerüchte in Richtung „Pretty Bad-Ass Compressor“.

Ich finde, das hat durchaus Charme. Und ob der PBC-6A Mono-Kompressor mehr ist als ein nerdiges Bastelbuden-Objekt, das schauen wir uns in diesem Test an.

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Worum geht es?

Zunächst sollte man verstehen, dass es sich beim FMR Audio PBC-6A nicht um irgendeinen Klon handelt, sondern um einen originären Mono-Kompressor aus dem Hause FMR, einem texanischen Unternehmen.

Das Gerät ist ein analoger VCA-Kompressor mit DSP-Steuerung und ich darf schon mal verraten, dass das kleine Kistchen in Postkasten-Gelb mehr unter der Haube hat, als man zunächst annimmt.

Die Hardware

Das ca. 1 kg schwere Kistchen im verbreiteten 6,3 Zoll Format besitzt überwiegend Bedienelemente, die man als Nutzer eines Kompressors kennt. Knee, Attack, Release und Output klingen schon mal vertraut. Die Gain-Reduction-Anzeige mit 8 LEDs und je ein Thick-Schalter und ein Bypass-Knopf lassen sich auch ohne Handbuch gut interpretieren. Doch sollte anstatt des Drive-Reglers nicht „Threshold“ oder „Ratio“ stehen? Warten Sie es ab.

FMR-Audio_PBC-6A_front

Die Rückseite gibt auch keine, na ja fast keine Rätsel auf – wenn Sie mit „Guzinta“ und „Guzouta“ etwas anfangen können. Natürlich sind damit Ein- und Ausgang bezeichnet. Ich glaube, das hat FMR Audio von der spanischen Übersetzung des Newton‘schen Ausspruchs „What goes up, must come down“. Warum? Ich weiß es nicht. Aber ich mag es.

Dann haben wir noch eine Klinkenbuchse für das Sidechain-Signal und mit „Link“ kann man einen Stereokompressor mit zwei PBC-6A erzeugen. Ach ja: das Netzteil. Hier bitte nicht einfach in der Netzteilkiste wühlen und ein beliebiges 9 V Netzgerät anschließen. Der feine Herr FMR möchte nämlich ein Wechselstromnetzteil (AC) haben und die meisten 9 V Warzen haben Gleichstrom (DC).

FMR-Audio_PBC-6A_back

Starten wir die Kompression

Wie erwähnt: Der FMR Audio PBC-6A hat keinen Threshold im herkömmlichen Sinne, denn das Eingangssignal wird laufend komprimiert. Somit bezeichnet FMR den kleinen PBC-6A auch gerne als „nonlinear compression amplifier“.

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Die verwendete Schaltung komprimiert dabei die Signale abhängig von ihrem Pegel: laute Signale mehr, leise weniger. Es gibt somit auch kein fixes Ratio (Kompressionsverhältnis) und man erreicht durch die FMR-Schaltung einen weichen Übergang von leisen zu den lauteren Signalen. Und wollen Sie trotz allem eine härtere Kompression haben, so empfiehlt sich der Griff zum KNEE-Control.

Wie bei den meisten Kompressoren kann man auch beim FMR PBC-6A ATTACK und RELEASE einstellen und anders als bei den meisten Kompressoren sind die Veränderungen auf Anhieb sehr gut hörbar. Da muss man sich nicht intensiv auf das Anschlagsgeräusch, also die Transienten, konzentrieren oder den Ausklang (Sustain) be-hör-bachten. Das Drehen an diesen Reglern bewirkt eine deutliche Veränderung des Eingangssignals.

Und letztlich kann man durch den OUTPUT-Regler noch das Makeup anpassen. OK, das war jetzt nur für Kompressor-Profis verständlich: Wenn das Signal durch den Kompressor läuft, dann bewirkt das zunächst eine Reduzierung des Signalpegels. Und mit dem Output (oft auch „Makeup“ genannt) kann man diesen Pegel am Ende wieder auf das gewünschte Maß bringen. Das wird auch mit einer echten Signalverstärkung gemacht und somit passt auch die Bezeichnung „nonlinear compression amplifier“.

FMR-Audio_PBC-6A_with RNP8380

Bypass ermöglicht alternativ die Auswahl des Signals an der Eingangsbuchse oder am symmetrischen Line-Out. Und THICK verändert die Release-Eigenschaften des PBCs und so wird eine „Verdickung“ des Klangs wahrgenommen. Dies ist subtil, aber dennoch gut wahrnehmbar.

Der Special Mode

Wie bitte? Es wurde doch schon jede Funktion beschrieben. Wo soll sich denn da noch eine weitere Betriebsart verstecken? „Verstecken“ ist auch der richtige Ausdruck und hier kommen wir zur „Dark Side“ der FMR Audio PBC-6A Bedienung. Denn wenn man sowohl BYPASS als auch THICK gleichzeitig drückt, dann kommt man in den Special-Mode. Dann beginnen die LEDs zu blinken. Ich weiß – soweit können Sie noch folgen. Aber jetzt geht es los: Wenn Sie jetzt im Special-Mode die THICK-Taste drücken, dann ändert sich die Frequenz, auf die das Sidechain-Filter reagiert. Sichtbar wird dies anhand der LEDs der Gain-Reduction. Leuchtet also die 3 dB LED der Kette auf, dann reagiert der Sidechain auf 30 Hz und bei der 6 dB LED reagiert er bei 42 Hz. Hier eine Tabelle:

FMR-Audio_PBC-6A_Sidechain Mode

Mit jedem Druck auf die THICK-Taste geht es in den nächsten Sidechain-Modus.

Wenn Sie jetzt aber anstatt der THICK-Taste im Special-Mode die LINK-Taste drücken, dann definieren Sie den Link-Mode, also den Einsatz von zwei FMR Audio PBC-6A als Stereokompressor. Mit jedem Druck auf die LINK-Taste werden folgende Betriebsarten ausgewählt:

FMR-Audio_PBC-6A_Link Mode

Die Linkverbindung zwischen zwei PCs findet mit einem TRS-to-TRS-Kabel statt.

Verstanden? Ja, klar, dass man das reduzierte Design durchziehen möchte, aber das hätte man doch auch intuitiver hinbekommen. Beim Link-Mode wäre es egal. Den stellt man sowieso nur einmal ein und man kann das auch mit dem Handbuch nachvollziehen. Aber warum hat man unter die Gain-Reduction-LEDs nicht noch ganz klein die Hz-Zahl für das Side-Chaining gedruckt? Dann bräuchte man nicht jedes Mal das Handbuch beim Einstellen.

 FMR-Audio_PBC-6A_front_left

In der Praxis und Klang

Das kleine Kistchen ist schnell verkabelt. Allerdings musste ich schon in der Kabelkiste wühlen, um die passenden male oder female XLR-Kabel zu finden. Die gesamte Bedienung gestaltet sich sehr einfach und sowohl die Taster als auch die Regler liegen gut in der Hand. Außerdem macht der gesamte Betrieb des Gerätes einen riesigen Spaß, denn die deutliche – und sehr hochwertige – Änderung des Klangs ermöglichen es, das Signal nach seinen Vorstellungen zu formen und anzudicken.

FMR-Audio_PBC-6A_back2

Der gesamte Kompressionseffekt findet dabei sehr natürlich und niemals pumpend statt, sondern sehr organisch, was meine Hörbeispiele belegen. Wenn man den Attack-Regler einmal durchsweept, dann wird der Anschlag einer E-Gitarre von sehr hell bis angenehm dunkel. Das Gleiche beim Sustain: Von schlank bis zu voll-schlank geht es hier. Und wenn man noch ein bisschen mehr Bauchansatz liebt, dann empfiehlt sich der Druck auf die THICK-Taste. Mehr Volume und mehr Klangraum ist das Ergebnis.

FMR-Audio_PBC-6A_frontal

Die Audiobeispiele im Side-Chain-Modus habe ich mir gespart. Je nach Eingangsfrequenz drückt der FMR Audio PBC-6A das Signal sanft weg und orientiert den Kompressor danach. Wenn man das Ausgangsmaterial nicht kennt, dann kann man das anhand eines Audiobeispiels kaum erfassen.

Kritik am Kompressor

Ok, den etwas kryptischen Special-Mode haben wir schon erwähnt. Einen ON/OFF-Schalter hätte ich auch charmant gefunden – gerade wenn man das Gerät auf dem Studiotisch verwendet, muss man mit einer Schaltsteckdose hantieren. Aber kommen wir noch zu einem speziellen Kapitel, dem Preis.

Aktuell kostet das Gerät 419,- Euro. Und wenn ich mal in der Preisklasse zwischen 150 bis 500 Euro nach links und rechts schiele, dann sehe ich da Klark Teknik (z. B. den KT-2A für 319,- Euro), diverse Behringer und dbx Geräte und ein paar weitere Exoten, wie z. B. den Golden Age oder ART.

Beim Musikhaus Thomann finden sich ca. 25 verschiedene Kompressoren in dieser Preisklasse. Warum also den FMR? Ich sage es Ihnen: Weil er es kann! Er ist kein Klon, keine Light-Version und kein Low-Budget-Gerät. Er ist ein sehr individuell klingender und hochwertiger Kompressor, der Ihren Drums, den Gitarren und sogar den Vocals wirklich gut tut und diesen mit seinem ganz eigenen Charakter mehr Leben und Verve einhaucht. Und weil er eben kein Gerät von der Stange ist, weil alles am Gerät sympathisch ist und weil es eben ein „Pretty Bad-Ass Compressor“ ist!

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Fazit

Vielleicht nicht für jedermann, aber bestimmt für sehr viele! Der FMR Audio PBC-6A ist ein ganz besonderes Audiogerät, das im Regal zwischen den 19“-Kompressoren mit großen Vintage-VU-Metern und zig Knöpfen und Schaltern sicher untergehen wird. Aber wenn Sie das Besondere für Ihren Sound suchen, dann kann ich Ihnen den PBC-6A wirklich ans Herz legen. Er macht, was er soll anders als die anderen, aber trotzdem sehr gut. Ich kann Sie nur auffordern, dem Mini Postkasten eine Chance zu geben.

Plus

  • sehr guter Klang
  • interessante Kompression
  • gute Verarbeitung

Minus

  • Special-Mode wenig intuitiv zu bedienen
  • magere Ausstattung
  • kein Benutzerhandbuch im Lieferumfang

Preis

  • 419,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich hab mit dem fmr rnc sehr gute Erfahrungen.

  2. Profilbild
    Rough

    Habe den RNC 1773 und bin immer wieder erstaunt, was die kleine Kiste in dieser Preisregion schafft.

  3. Profilbild
    costello RED

    Ich kann das nur bestätigen: Ich besitze von FMR Audio den RNLA 7239 Kompressor und bin hochzufrieden. Diese Firma zeigt mit ihren Produkten, was genau den Unterschied zwischen preiswert und billig ausmacht.

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