In Form gebracht
Mit den Focal Shape 65 stellt der französische Hersteller Focal seine neue Monitorserie vor. Vor Kurzem auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt, gibt es den neuen Focal Nahfeldmonitor in drei Größen als Shape 40, Shape 50 und Shape 65. Die Zahl hinter dem Namen bezieht sich stets auf die Zollgröße des Tieftöners (4″, 5″ und 6,5″).
Focal ist keine unbekannte Marke mehr. Schon seit über 35 Jahren stellt der Betrieb Hi-Fi-Systeme für Zuhause und das Auto, audiophile Kopfhörer und Studiomonitor-Systeme her. Und das alles wird entwickelt, gestaltet und hergestellt in Saint-Étienne, Frankreich. Die letzten 10 Jahre etablierte sich die Marke auch vermehrt im Studiomonitor-Segment mit Abhören in allen Preisklassen.
„Listen to your music, not to your speakers!“ lautet der sinnvolle Slogan aus der Focal Marketingecke. Preislich befinden sich die Focal Shape 65 plus die zwei Geschwister Paare im mittleren Preissektor. Schauen wir doch mal, was das große Modell zu bieten hat.
Lieferumfang und Spezifikationen
Die Focal Shape 65 sind im Vergleich mit Monitoren aus ähnlicher Kategorie relativ klein. Ich dachte sogar zuerst, ich hätte die mittleren (Shape 50) geliefert bekommen. Aber sehen wir das mal so: Wenn sie mit ihren Dimensionen Höhe 355 x Breite 218 x Tiefe 285 die Kriterien einer physisch größeren Box erfüllt, kann das ja nur vorteilhaft sein. Das Gewicht ist mit 8,5 kg folglich auch vergleichbar gering.
Ein sichtbar innovatives Konzept schlägt sich auch im Design nieder. Die Optik ist ungewöhnlich, für meine Augen sehr schick und die Technik wandert stellenweise auf noch unbetretenen Pfaden. Manche Idee scheint so naheliegend und man fragt sich, warum da keiner früher drauf gekommen ist.
Die Focal Shape Serie ist laut Produktbeschreibung für kleinere Abhörräume konzipiert. Die beiden ersten Modelle sind für Raumgrößen von <10 m² und <12 m² vorgesehen. Die Focal Shape 65 ist das Referenzmodell. Hier wird das komplette Frequenzspektrum 40 Hz -35 kHz geboten, mal von Subbässen abgesehen. Der maximale SPL liegt bei 109 dB.
Aber kurz noch mal zum Design: Die Nahfeldmonitore sind aus MDF gefertigt, die Oberfläche der Front und der Oberseite besteht aus gefärbtem Wallnussfurnier, der Rest ist schwarz gehalten. Der Radius der abgeschrägten Ecken ist pro Modell eigens errechnet, um eine lineare Ansprache der hohen Frequenzen zu ermöglichen.
Die 16,5 cm Membran das Tieftöners wird mit einem Flax Sandwich System gefertigt. Hierbei wird das Flachs-Material von zwei Glasfaserschichten umspannt. Flachsfasern sind halb so schwer wie Glasfasern und verfügen über einen äußerst niedrigen Wert in der Elastizität, was eine sehr schnelle Ansprache, auch im Bassbereich, unterstützt. Angeblich eine große Verbesserung zu Polyglas-Membranen.
Weitere neue Technologien runden das Konzept ab. Die Aufhängung des Woofers nennt sich TMD Surround und verschafft eine lineare Übertragung zwischen 1 und 2 kHz, somit soll eine größere Neutralität im Übergang geschaffen werden. Eine Bassrutsche oder Öffnung nach hinten wurde durch zwei seitlich montierte passive Membranen (Radiatoren) ersetzt, was die Aufstellung in Wandnähe optimiert.
Die M-geformte nach innen gerichtete Kallotten des Tief- und des Hochtöners strahlen indirekter ab, was den Bereich der Abhörposition erweitert. So bekommt sie zusätzlich eine größere Stabilität.
Die N.I.C. (Neutral Inductance Circuit/Neutraler Induktionsschaltkreis) Technologie sorgt für ein besser kontrolliertes Magnetfeld, was die Verzerrung minimiert.
Die LED an der Front erscheint bei Aktivät grün, nach 30 Minuten Ruhephase schaltet ein Relais die Nahfeldmonitore in einen Standby-Modus und die LED auf rot.
Die Anschluss und Einstellungsmöglichkeiten
Benutzt man einen abgewinkelten XLR- und Kaltgerätestecker, steht nun der sehr nahen Wandplazierung nicht mehr viel im Weg, wobei eine abgewinkelte Ausrichtung zur Hörposition den Abstand automatisch vergrößert. Alternativ zum XLR- (symmetrisch) Anschluss bietet die Focal Shape 65 einen Cinch- (RCA, unsymmetrisch) Eingang.
Die Klangoptimierung deckt ein praxisorientiertes Frequenzfeld ab. Geboten wird ein Hochpassfilter, das ungewünschte Reaktionen im Bassbereich verhindern soll und auch als Frequenzweiche dient, falls man einen Subwoofer einsetzten möchte. Dieses greift bei 40, 60 oder 90 Hz. Weiter gibt es eine Shelf-EQ-Einstellung für Höhen und Bässe (HF: +/-3 dB ab 4,5 kHz; LF: +/-6 dB unter 250 Hz). Eine Frequenzweiche bei 160 Hz (+/-3 dB) mit einem Q von 1, ermöglicht es, Reaktionen in diesem Bereich auszugleichen oder Vibrationen von Flächen zu minimieren. Eine Class AB Endstufe versorgt jede einzelne Box mit 105 Watt Leistung.
Befestigungssysteme sind auf der Rückseite und am Boden vorgesehen, empfohlen wird ein Mountingsystem von K&M. Falls man die Shape 65 einfach nur hinstellen möchte, dienen vier geschraubte Füße mit Gummifuß und Kontermutter für eine perfekte Positionierung in diversen Neigungswinkeln.
Praxis
Ausgepackt und aufgestellt reihen sich die Focal Shape 65 Nahfeldmonitore bestens ein in meine Audio Workstation. Die minimierte Größe und die höhenverstellbaren Schraubfüße helfen hier nicht unwesentlich. Nach etwas hin und her Geschraube an den Füßen findet man schnell die beste Position und kontert die geränderte Mutter, fertig. Da mein UA Apollo Twin, wie noch viele andere Audiointerfaces, mit Klinkenbuchsen bestückt ist, vermisse ich diese nicht zu Unrecht an den Focal Shape 65. Aber mit einem Adapter im Einsatz kommt kurz danach Sound aus den Boxen.
10 Stunden sollten sie einschwingen, bevor sie optimale Ergebnisse übertragen. Dann muss ich wohl erst mal etwas Musik hören, so ein Pech aber auch. Während des Musik-Pflichtprogramms hat man Zeit, die Monitore noch etwas augenscheinlich und haptisch unter die Lupe zu nehmen.
Hier fällt schnell auf, dass es bei der Verarbeitung keinerlei Mängel gibt. Alles sitzt perfekt und ist qualitativ auf sehr hohem Stand. Das Preis-Leistungs-Verhältnis lässt hier nichts zu wünschen übrig. Wenn es was zu beanstanden gibt, dann evtl. dass die EQ-Regler nicht auf Null (12 Uhr) einrasten, sondern stufenlos durchdrehen. Das macht es etwas komplizierter beim Einstellen von vorne.
Auf Feinjustierungen kann ich zum größten Teil verzichten, der Sound ist homogen und angenehm linear. Auch die physische Abstrahlung ist von Beginn an sehr gering. Das kann mitunter natürlich auch an der nur sehr kleinen Auflagefläche der vier Schraubfüße liegen. Dennoch höre ich mir trotzdem mal an, wie die einzelnen Settings funktionieren. Subtil, aber effizient würde ich das Verhalten beschreiben. Ganz schön finde ich, dass die Boxen immer gut klingen, auch bei extremen Einstellungen.
Nach ein bis zwei Wochen des täglichen Gebrauchs sind die Hoch- und Tieftöner definitiv eingespielt und liefern einen souveränen Klang. Im letzten Jahr hatte ich das Vergnügen, einige Studiomonitore zu hören und auf Herz und Nieren zu überprüfen. Was mich bei fast allen überraschte, war der sehr gute Qualitätsstandard. Und das auch bei den eher günstigeren Modellen, so dass die Schwelle zu den exklusiven Modellen doch sehr gering oder besser ausgedrückt nicht dem Preis entsprechend besser wurde.
Somit bieten auch die Focal Shape 65 einen in ihrer Preisklasse hohen Standard. Sie klingen linear und sehr tiefentransparent. Nicht ganz neutral, schönen aber auch nicht zu sehr, was das längere Arbeiten/Abhören eher unterstützt.
Als Referenzlieder benutze ich mein Standard-Repertoire wie beispielsweise den Song „The New Wild West“ von Jewel, 2001 von Dan Huff produziert. Ein schöner nuancenreicher Popsong, geschmackvoll arrangiert und es gibt viel zu entdecken, wenn die Monitore es erlauben. Hier bestehen die Shape 65 meinen Test.
„Highway To Hell“ von AC/DC ist für mich eine der besser produzierten Rockplatten. Ein Beispiel dafür, dass eine gut eingespielte Band, mit einem guten Grundsound die Basis für eine gut klingende Platte ist. Auch hier bilden die Focal die, wenn auch sehr dichte, aber dennoch vorhandene Transparenz sehr gut ab.
Diverse Songs folgen wie „Believe“ von John Mayer, „Money for Nothing“ von den Dire Straits und auch Unbekannteres wie „Hotwired“ von Brent Mason, einer der meistgebuchten Studiogitarristen in Nashville. Von dem sollte man erwarten können, dass er auf einen guten Klang Wert legt. „Rocker“ von Alter Ego rundete das Sounderlebnis und den Test für mich ab.
Hallo zusammen
noch dieses Jahr möchte ich mir Nahfeldmonitore anschaffen (Raum ca. 24qm).
Besonders aufgefallen sind mir auf meiner Suche die eben getesteten Focal Shape 65, aber auch die Fluid Audio FPX7.
Mir ist klar, dass die Konzepte grundverschieden sind.
Koax und Bändchen bei den FPX7 finde ich einen sehr interessanten Ansatz. Andererseits scheinen mir auch die passiven Membranen bei Focal eine ausgezeichnete Idee. Ausserdem ist mir da sympatisch, dass der Sound nicht noch digital überarbeitet wird.
Somit meine Frage: hat jemand mit beiden etwas Erfahrung und könnte etwas Feedback dazu geben?
@dhinnen Koax ist das Beste wenn es um Staffelung, Panorama, Tiefe, Laufzeit geht. Das Klanggeschehen findet „im Ohr“ und nicht „in der Box“ statt, was mit der Laufzeit von Frequenzen bei 2-3 Wege Lautsprechern zu tun hat. Gute digitale Monitore können das kompensieren aber das bezahlt man entsprechend und der Raum muss angepasst sein. Als Hobbytroniker also immer 1 Paar gute koaxiale nehmen. ;) Bändchen klingen ungewohnt und müssen eingehört werden. Ermüdungsfreies hören ist der nächste Punkt für koaxiale Lautsprecher. Nicht umsonst gibt es im Netz Bastelstunden zum selbermachen von koaxialen oder 1-Wege Lautsprechern (dann ohne Bass) um diese als zweite Abhöre einzusetzen. Ich nutze passive Hifi KEF Q300 die momentan für 200€/Stück restverkauft werden. Die nächst besseren oder gleich guten koaxialen (Pioneer RM-07) kosten dann schon ein Pfund mehr. Von Genelec 8351A wollen wir nicht mehr sprechen.
Danke Kyotonic für die Infos.
Bändchen kenne ich schon von meinen Infinity Boxen. Kennst Du denn auch die FPX7? Die Tester finden diese immer ganz toll, aber niemand scheint richtig Erfahrung mit ihnen zu haben.
@dhinnen Einfach bestellen, reinhören und bei nicht gefallen zurück. Boxen kauft man sowieso nicht weil Test x oder y gut war.
Ja, hallo wieder.
Da stehen sie nun vor mir bereits einige Tage: die Shape 65 und die FPX7.
Klanglich scheinen mir beide – und nicht nur in diesem Preissegment – bemerkenswert.
Auffallend ist bei beiden, wie angenehm sie zu hören sind, trotz Detailreichtum, auch in den Höhen.
Die Shape klingen vielleicht etwas „runder“, zeigen aber Details in den Mitten etwas präziser. Der Unterschied Koax (FPX7) ist eindeutig hörbar, insbesondere bei kleinerer Hördistanz. Circa ab 1,2 m ist der Unterschied bereits nicht mehr auffallend.
Die Bässe bzw. auch deren Dynamik gefällt mir bei beiden sehr gut. Auch sind diese beiderseits clever gelöst. Die Aufstellung wird so hörbar vereinfacht, auch im schwierigem Raum (bei mir der Fall).
Beim Gesamteindruck des Sounds gefallen mir beide wirklich gut. Subjektiv ist dieser verschieden, aber schliesslich gewöhnt man sich an Monitore. Hauptsache sie lassen analytisches Hören zu und „verstecken“ nichts. Das scheint mir bei beiden gegeben.
Die FPX7 empfinde ich als etwas ermüdender, ohne dass es nun kritisch wäre.
Beide schalten bei Nichtgebrauch nach 30 min in einen Sleep-Modus, Leider ist das aber auch bei der Arbeit mit leisen Details der Fall. Der subjektive Eindruck ist nun mal bei verschiedenen Lautstärken anders. Somit muss man alle paar Minuten das Volumen hochziehen, damit man nicht einfach vom Geschehen gekappt wird. Schade. Das sollte man einstellen bzw. ausschalten können.
Verbleiben werde ich schlussendlich bei den Focal. Das hat aber weniger mit dem Sound zu tun, sondern mit qualitativen Aspekten. Erstens sind bei den FPX7 die Tweeter etwas schief eingebaut. Bei dem einem ist es mit blossem Auge sofort ersichtlich. Zweitens haben die FPX7 ein für mich auffallendes Grundbrummen/rauschen. Beides sollte in diesem Segment nicht vorkommen.
Ohne diese Makel wären die Fluid Audio FPX7 ein ganz heisser Preis/Leistungs-Tip.
Die Focal Shape 65 scheinen perfekt verbaut, klingen gut und detailliert. Ausserdem sehen sie auch noch toll aus; nicht die Prio, aber ein schönes Plus.
Also bleiben sie und meine Ohren werden sich ganz an sie gewöhnen :)
Kleine Frage an die Redaktion: da die Monitore (Shape 65 und FPX7) sehr gut beurteilt worden sind, warum tauchen sie nicht in den Bestenlisten auf?
Hallo zusammen
Wie weiter oben informiert, bin ich bei den Focal Shape 65 geblieben.
Mit der Erfahrung wurden sie natürlich subjektiv noch besser.
Focal habe ich kontaktiert, um zu erfahren, ob sich der Sleep-Modus ausschalten lässt, oder kalibrieren. Auch nach mehrmaligem Nachfragen, habe ich keine brauchbare Antwort erhalten.
Das wirft für mich ein schlechtes Licht auf den Support.
Eine Antwort zum Support habe ich nicht erhalten, aber übers Internet die Lösung gefunden.
Somit für alle Focal Shape Inhaber die den Sleep-Modus ausschalten wollen:
– Hinten die äusseren 14 Schrauben entfernen.
– Idealerweise zwei grosse Metallschrauben in die Schraubenlöcher für die Aufhängung drehen.
– Vorsichtig mit den Schrauben den hinteren Teil herausziehen – es ploppt leicht.
– Auf der Platine befindet sich direkt neben dem Hauptstromanschluss (3 Kabel) ein kleiner Schalter.
– Mit diesem kann der Sleep-Modus ausgeschaltet werden.
– Schließen, testen und dann wieder mit den 14 Schrauben zuschrauben.
Siehe auch:
http://2046.cz/freestuff/focal-shape-65-standby-switch.jpeg
https://www.gearslutz.com/board/high-end/1160607-focal-shape-65-any-user-reviews.html#post12766628
https://www.gearslutz.com/board/high-end/1160607-focal-shape-65-any-user-reviews.html#post12766628
Mit Vorsicht ausgeführt ist es problemlos.
Warum der Support nicht mit dieser, doch einfachen, Information geantwortet hat, ist mir schleierhaft.
Jetzt bin ich praktisch wunschlos glücklich mit den Focal.
@dhinnen Das dir das der support nicht vorschlägt ist glaube ich weil nicht alle menschen handwerklich geschickt sind und so eine „OP“ kann schnell in die hose gehen. Ich schätze auch das nachdem man sie öffnet keine Garantie mehr besteht wenn der Focal service das feststellt. Aber das sind nur meine Schätzungen. Vielleicht liege ich falsch
Für mich klangen die Kleinen im Mittenbereich frequenzmässig zwar anwesend, allerding ohne Transientendifferenz und undurchsichtig.
Die grosse 8ter hatte dann den fehlendenBass von den 5ern wieder dabei, aber trotzdem auch diesen matschigen unräumlichen Sound .
Wenn mann bedenkt ,das die gegen gehörten Traumboxen von Genelec 8040p nur 100 Euro teurer sind ,ist das ein Witz.