Alles eine Frage der Impedanz beim Focusrite ISA One
Mehr auf den Klangcharakter als auf den Pegel zielt die Wahl der Eingangsimpedanz ab. Kleiner Exkurs gefällig? Alle professionellen dynamischen und Kondensatormikrofone sind mit einer recht niedrigen Ausgangsimpedanz gesegnet, was den Vorteil hat, dass sie weniger anfällig gegenüber Störgeräuschen sind und auch fast ohne Einbußen an langen Kabeln betrieben werden können. Würde jetzt gleichzeitig auch der Vorverstärker eine niedrige Impedanz aufweisen, würden die Frequenz-Unregelmäßigkeiten des Mikros überbetont. Deshalb entspricht die Eingangsimpedanz eines Vorverstärkers etwa dem Zehnfachen eines durchschnittlichen Mikrofons – so auch beim ISA One. Der aber geht in seinen Möglichkeiten noch weiter, da man die Impedanz in vier Stufen selbst einstellen kann. Angeboten werden „Low“ (= 600 Ohm), „ISA110″ (= 1400 Ohm, was in etwa dem angesprochenen Zehnfachen entspricht, also „normal“ ist), „Med“ (= 2400 Ohm) und „High“ (= 6800 Ohm). Das Experimentieren damit lohnt sich: Hohe Werte betonen eher die mittleren und tiefen Frequenzen, reduzieren aber den Ausgangspegel. Geringe Werte dagegen heben die hohen Frequenzen hervor bei gleichzeitigem höheren Gesamtpegel. Wer viel mit verschiedenen Mikrofonen arbeitet, wird das zu schätzen wissen und sich bald schon fragen, wie er je ohne dieses nützliche Feature leben konnte.
Selbstverständlich gibt es auch einen Schalter für die Phasenumdrehung. Gerade bei der Aufnahme von Drums mit mehreren Mikrofonen läuft man schnell Gefahr, dass sich die Signale bei unglücklicher Positionierung der Mikros gegenseitig auslöschen – was hier mit einem simplen Knopfdruck vermieden werden kann. Außerdem gibt’s noch ein HP-Filter mit 18 dB Flankensteilheit, der bei Bedarf den Bässen die Füße wegzieht.
Was gibts sonst noch beim Focusrite ISA One?
Neben Mikrofonaufnahmen sind natürlich auch Instrumentenaufnahmen möglich. Das „normale“ Line-Signal geht über XLR oder Klinke auf der Rückseite des Geräts, leider „unkontrolliert“, da hierfür ein eigener Gain-Controller für den Pegel fehlt. Der DI-Line-Eingang auf der Vorderseite dagegen hat diese Möglichkeit (Regelbereich 10-40 dB). Hier werden dann Gitarre oder ein Bass direkt angeschlossen. Wie beim Mikro-Eingang gibt es auch hier die Möglichkeit, die Eingangsimpedanz über einen Schalter zu wählen. Statt deren vier wie beim Mikrofon-Eingang gibt es hier aber „nur“ zwei (470 Kilo Ohm und 2,4 Mega Ohm). Auf den „normalen“ Gitarrensound muss man aber auch nicht verzichten: Das Signal kann über den daneben liegenden, mit „Amp“ bezeichneten Anschluss gleich unverfälscht weiter an den Gitarrenverstärker geschickt werden.
Über den rückseitigen DI OUT kann das Gitarrensignal aber auch an einen externen Recorder oder an ein Audiointerface weitergeleitet werden. So lassen sich dann sogar Zweikanal-Aufnahmen mit Mikro und Gitarre realisieren: Das Mikrofon wird am XLR-Eingang auf der Rückseite eingestöpselt und zum Main-Output geführt, die Gitarre geht über den DI-Eingang zum DI-Output. Über den regelbaren Kopfhöreranschluss sind beide Signale zu hören, auch wenn das Mikro per Knopfdruck zum beeinflussbaren Hauptakteur bestimmt wird. Es ist auch denkbar, das (direkt abgenommene) Gitarrensignal noch ein zweites Mal am Amp per Mikro aufzunehmen. So hat man dann zwei verschiedene Signale auf zwei verschiedenen Spuren zur Verfügung, die sich schön mischen lassen. Keyboarder dagegen schauen in die Röhre: Das funktioniert nur mit dem DI-In und nicht mit dem Line-In.
Auch andere Aufnahmesituationen sind vorstellbar: Vom Pult schicken wir die Backingtracks über den CueMix-Stereo-Eingang ins ISA One, wo wir per angestöpseltem Mikro den Gesang hinzumischen und über den Main Out zurück ans Pult leiten. Wollen wir ein analoges Gitarrensignal direkt in die DAW mit Backing-Spuren aufnehmen, schicken wir die Backings von Cubase & Co über den Mono-In ins ISA One, mischen da die Gitarre hinzu und zurück geht’s über den Main Out ins DAW. Allerdings müssen wir die Lautstärke des Mono-In-Signal ebenfalls vorab regeln, auch hier gibt’s keinen Extraregler.
Mit den Aufnahme-Setups muss man anfangs erst einmal experimentieren – ein Preis für die vielen Möglichkeiten, die einem der ISA One bietet. Das ordentliche deutsche Handbuch ist beim Einstieg eine echte Hilfe – und das sogar in gedruckter Form, was heutzutage ja leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Optionale Wandlerkarte für den Focusrite ISA One
Wer mag, kann für 290,- Euro noch eine optionale AD-Wandlerkarte erwerben. Der Einbau kann problemlos selber vorgenommen werden. Die Karte verfügt über Wordclock-In und -Out, zwei optische Ausgänge (ADAT und S/PDIF) und einen 9-Pin-Digitalausgang, der alternativ genutzt werden kann.
Da bei Letzterem zwischen den beiden Betriebsmodi 1-Wire und 2-Wire umgeschaltet werden kann, lassen sich auch ältere Digitalgeräte an den ISA One anschließen – Focusrite ist eben zeitlos. Bei Zweikanal-Aufnahmen werden automatisch beide Kanäle des ADC beschickt. Der erste Kanal ist für das Mikro und für Line reserviert, der zweite für den DI-Line.
und der klang ist der gleiche wie bei den großen modellen (wenn man eqs und so deaktiviert?)
Die Schaltungen sind genau die der anderen "großen" ISA-Modelle (und grundsätzlich übrigens auch die der RED-Serie), somit ist vom exakt gleichen Klang auszugehen.
Ich hab die großen Modelle leider nicht zum Vergleich hier, aber da die grundlegende Technik die gleiche ist, dürfte wohl auch der Klang sehr ähnlich sein. Was sich aber letztendlich wohl nur in einem Direktvergleich genau sagen lässt.
@m.steinwachs ..na klar. Die paar tausend Euro Unterschied machen nichts aus . Der Klang ist derselbe. Nur EQ muss abgestellt werden (nachdem das Gehirn aus ist ;-)
*g* Ich sagte "ähnlich" und nicht "derselbe". Sicher gibts da noch Unterschiede – aber die grundlegende Technik ist nunmal dieselbe… Und oft legt man ja noch mal "ein paar tausend Euro" drauf für die letzten 10% mehr an Leistung…
Das Teil sieht aus wie ein alter Geigerzähler aus Sowjetbeständen.
Ach deshalb dauernd dieses Ticken :-) Schon richtig, das Design ist für einen PreAmp etwas ungewöhnlich…
Die Vermarktung der ISAs erinnert mich an die Vermarktung von sog. Luxusuhren: Schöner Koffer mit kitschig verschnörkelten Zertifikaten und vielen Knöppen plus Wissenschaftsdesign. Klanglich sind die ISA 110 Ableger gute Mittelklasse, keine Frage.. Ich möchte hier nicht das Gerät dissen, aber ich musste laut loslachen, als ich die bunte Kiste sah . Da kann sih die Schülerband endflich etwas professionelles zulegen, das auch so aussieht :-)))
Na ja – ich glaub, ne Schülerband hätte dann lieber nen Teil, das wirklich professionell aussieht und eben nicht wie ein Geigerzähler im Schminkkoffer – zum Protzen gibts sicher ansehnlichere Geräte :-)
Das ISA One mit der Digital Option (ADC) besitzt ein unglaubliches Preis/ Leistungsverhältnis.
Der Klang ist Spitzenklasse und tatsächlich Neve pur bei 110 , Die Flexibilität ist dabei unglaublich . Man kann Mono und Stereo Quellen nutzen und mit der Digitaloption via AES/ EBU, SPDIF oder optisch an ein Audiointerface oder DAC weitergeben
Ich meinem zweiten kleinen Studio Raum ist das ISA One plus DigitalOption per AES/ EBU mit meinem Mytek DSD 192 DAC verbunden , Per Firwire hängt diese Kombination an meinen Mac und wird dadurch zum Highend Audio Interface mit hervorragender Analog- Vorstufe. Klanglich in derselben Liga wie ein ULN-8 , mit etwas mehr „Neve“- Charme im Klang.
Der schöne Koffer ist nicht mehr dabei! Schade!! (Thomann)
„Hohe Werte betonen eher die mittleren und tiefen Frequenzen, reduzieren aber den Ausgangspegel. Geringe Werte dagegen heben die hohen Frequenzen hervor bei gleichzeitigem höheren Gesamtpegel.“
…???…Falsch!!!
Es muss heißen Geringe Werte betonen eher mittlere…. und Hohe Werte heben die hohen Frequenzen….
Kopfschütteln….