Sound & Praxis des Focusrite Scarlett Octopre
Als Vergleichs-Preamp dient auch dieses Mal wieder ein ULN-2 von Metric Halo. Dieses zweikanalige Interface ist in einer deutlich höheren Preisklasse angesiedelt, somit ist dieser Vergleich natürlich etwas „unfair“, allerdings kann man so möglicherweise erahnen, wie groß der Abstand zwischen dem ja eher im preiswerten Sektor angesiedelten Testkandidaten und der „Profiliga“ ist und in welchen Anwendungsbereichen dieser Unterschied überhaupt zum Tragen kommt. Ein Signal-Splitter schickt die Mikrofonsignale parallel auf die beiden Preamps, sodass ein direkter Vergleich möglich ist.
Die Einbindung des Achtkanälers in meine vorhandene Studioperipherie ist gänzlich unproblematisch verlaufen: optisches ADAT-Kabel und Wordclock mit dem Audiointerface verbinden, einschalten und alles läuft auf Anhieb. Während der Dauer des Tests kam es zu keinerlei Problemen wie Aussetzern, Knacksern oder sonstigen unschönen Ereignissen.
Das erste Hörbeispiel ist eine Sprachaufnahme mit einem Neumann TLM-103, einem Großmembranmikrofon aus deutscher Fertigung, das in vielen Studios zum Inventar gehört. Zu hören sind:
- Vorverstärker und Wandler des Octopre
- Vorverstärker des Octopre, Wandler des ULN-2
- Vorverstärker und Wandler des ULN-2
Die Unterschiede sind sehr gering. Man muss schon wirklich genau hinhören, will man den Hauch mehr an Plastizität bemerken. Hier macht der Wandler den größeren Unterschied als der Preamp.
Hier habe ich raschelnde Plastikfolie aufgenommen, um die Wiedergabe speziell höherer Frequenzen genauer zu betrachten, hier treten relativ deutliche Unterschiede zutage. Während beim Octopre die Knistergeräusche mehr zu einer Art „Klangbrei“ verschmelzen, gelingt die Aufnahme mit dem ULN-2 hörbar naturgetreuer.
Nun kommt ein Shure SM-58 für die Sprachaufnahmen zum Einsatz (meinen Gesang erspare ich euch, dankt mir nicht!)
Auch hier ist der Focusrite Scarlett Octopre erstaunlich nah an seinem teureren Konkurrenten! Kleine Unterschiede sind auch hier vernehmbar, beeindrucken kann das wirklich sehr gute Rauschverhalten auch bei den höheren Verstärkungsgraden, die hier erforderlich sind.
Hier kann man ein Kleinmembran-Mikrofon (Neumann KM-184) mit einer Nylonstring-Gitarre hören:
Dieses Hörbeispiel zeigt den Unterschied beider Geräte doch recht deutlich auf – die Aufnahme mit dem nobleren Gerät klingt dann hier auch deutlich nobler: Deutlich dreidimensionaler und detaillierter wird die Gitarre abgebildet und wirkt dabei näher am Hörer.
Eher skeptisch darf man sein, ob die preiswerten Preamps des Testkandidaten mit dem pegelschwachen Signal eines preiswerten Bändchenmikrofons zurechtkommen:
Immerhin: Funktionieren tut es irgendwie und es rauscht kaum, obwohl der Gain voll aufgedreht ist! Klanglich macht es dann schon einen Unterschied, die deutlich teurere Preamp/Wandler-Kombination klingt in diesem Fall auch deutlich besser.
Immer auch relevant ist der Klang der Instrumenteneingänge, die in den folgenden Hörbeispielen mit Bass, E-Gitarre und einer Groovebox gefüttert werden:
Innerhalb seiner Preisklasse liefert der Focusrite Scarlett Octopre überzeugende Ergebnisse. Die Signale sind im Großen und Ganzen rauscharm, transparent und naturgetreu. Mit hochwertigen Kondensatormikrofonen sind die Ergebnisse durchaus professionell einsetzbar, wenngleich auch da Unterschiede hörbar bleiben: Es fehlt ein wenig an Plastizität und Brillanz, die Aufnahmen wirken etwas matt – wohlgemerkt im Vergleich zu einer Preamp/Wandler-Kombination, die ein Vielfaches kostet.
Schwierig wird es erwartungsgemäß, wenn passive Bändchenmikrofone ins Spiel kommen, da stößt man dann schon an gewisse Grenzen, gerade was das Klangverhalten angeht. Positiv auffällig sind die äußerst geringen Nebengeräusche, die die Preamps erzeugen, selbst wenn sie bis zum Anschlag aufgedreht sind.
Mögen die klanglichen Abstriche im Vergleich zu teureren Geräten auf den einzelnen Signalen auch gering erscheinen, macht sich das bei Mehrspuraufnahmen doch deutlich bemerkbar. Unter anderem, weil die Signale von vorneherein nicht so gut im Mix sitzen und dann an diesem Arbeitsschritt mehr Aufwand entsteht.
Sehr gut bewähren sich in der Praxis die Aussteuerungsanzeige am Gerät und der Pad-Schalter pro Kanal, Letzterer bändigt laute Signalquellen zuverlässig.
Feines Teil
Erstaunlich günstig. Habe selbst ein Saffire DSP24 Pro und bin damit sehr zufrieden. Lief immer stabil und ich finde, die Aufnahmen sind gut. Sicherlich kann man es nuancierter bekommen, wenn man mehr Geld raushaut, aber für den Preis ist das Focusrite sicherlich gut aufgestellt. Und wie schnell man 8 Eingänge „verliert“ und neu benötigt, spottet jeder Beschreibung. Eine Drum-Maschine mit Einzelausgängen mehr und zack, da ist er der Bedarf….