Notation einfach und extrem günstig
Forte 10 heißt die aktuelle Version der Notationssoftware aus dem Hause Lugert. Auf AMAZONA.de hatten wir bis jetzt noch keinen Test zu der mehr als günstigen Variante, um Noten digital aufs Papier zu bringen. Höchste Zeit, da müssen wir ran.
Der erste Blick auf Forte 10
Nun bin ich zugegebenermaßen Novize, was Forte angeht. Ich hatte als Schüler damals was Günstiges und bin danach gleich auf Sibelius umgestiegen. Da ist mir Forte doch glatt durchgerutscht.
Zunächst fällt der unverschämt günstige Preis auf. Forte 10 Basic ist die kleinste Version und ist für unschlagbare 29,- Euro zu haben. Die Variante Forte 10 Home bietet schon einen größeren Funktionsumfang und wechselt für nicht mal 100,- Euro den Besitzer. Die große Version hört auf den Namen Forte 10 Premium und wandert für knapp 200,- Euro über die (virtuelle) Ladentheke. Das ist schon eine Kampfansage an die Kollegen. Ich bin bei solchen Preisen immer schnell misstrauisch, zumal die „großen“ der Mitbewerber andere monetäre Szenarien aufbauen. So sind Avid Sibelius Ultimate und Steinberg Dorico Pro 2 erst für deutlich mehr als 500,- Euro zu ergattern.
Schade ist, dass die Software nur für Windows-Rechner nutzbar ist. Freunde des angebissenen Obstes bleiben hier auf der Strecke. Das mag aber auch etwas mit der Zielgruppe zu tun haben: Forte richtet sich nicht in erster Linie an den Profi-Arrangeur, sondern eher an den Musiklehrer, Hobbyisten und Gelegenheitsanwender.
Frisch notiert mit Forte 10
Da ich ja frisch bei Forte bin, ist für mich das ganze Programm ein Novum. Die Forte-Profis haben bestimmt die meisten Änderungen bereits auf den ersten Blick auf den Screenshots erkannt. Der neue Nacht-Modus invertiert das Farbschema. Braucht man das? Ich nicht unbedingt. Ist aber ein nicht gerade neuer Trend bei Software. Nebenbei: Der Nachmodus wirkt für mein Auge deutlich angenehmer, auch am Tag.
Auch frisch ist die Option, Layouts zu speichern und auf andere Dokumente übertragen zu können. Das bringt Einheitlichkeit im Notenbild. Apropos kopieren: Mit Forte 10 ist es auch möglich, mehrere Systeme/Spuren auf einmal zu kopieren. Auch der MIDI-Support wurde weiter ausgebaut, gerade was Akkorderkennung angeht. Das klingt schon deutlich interessanter. Die Integration der Griffschrift der Steierschen Harmonika klingt nur auf den ersten Blick lustig. Den Anwenderinnen und Anwendern, die für solche Instrumente notieren dürfen, erleichtert es das Tagesgeschäft ganz erheblich.
Der erste Eindruck der GUI haut mich zugegebenermaßen nicht aus dem Sockel. Es wirkt, gemessen an dem, was ich bisher kenne, nicht sehr ergonomisch. Symbole mit sehr schwachem Kontrast bzw. Farbschema sind da nur ein Punkt, aber mehrheitlich ist alles sehr gut sortiert. Der Aufbau der Symbolleiste ist stellenweise ein Garant für zu lange Mauswege.
Das Setup der Partitur mittels Partiturassistenten verteilt sich über mehrere Dialog-Seiten. Das gelingt anderen auf einer oder maximal zwei Seiten. So wirkt es etwas umständlich. Auch der Dialog selbst ist nicht auf Augenhöhe mit den Platzhirschen, das geht aber in Anbetracht des Preises völlig in Ordnung.
Das Schreiben von Noten finde ich hingegen geglückt. Das Taktlineal wäre auf meiner Dorico/Sibelius-Wunschliste ganz weit oben, denn so gefällt mir das am besten.
Die Eingabepalette wirkt dagegen etwas verunglückt. Das finde ich in Sibelius oder auch in Finale deutlich schlanker und angenehmer gelöst. Auch das Platzieren von Dynamik-Symbolen, Akkorden und Text haben die Mitbewerber besser drauf. Je nach Partitur kann es schon mal ein paar Mausklicks mehr kosten als bei den Kollegen, bis das Layout steht.
Bei dem Preis nun wirklich nicht selbstverständlich ist, dass man auch Einzelstimmenauszüge drucken kann. Für Ensembles ein Segen. Leider ist die erstmal automatisch erstellte Stimme optisch nicht immer nutzbar. Wer es allerdings besser möchte, muss ganz andere Beträge einplanen; das geht also auch in Ordnung.

In diese Einzelstimme muss noch viel Zeit gesteckt werden! Diese Datei ist übrigens im Lieferumfang von Forte 10 dabei.
ScanScore in Forte 10
Es ist schon eine Sensation: Notenscannen und Notensatz in einem Software-Bundle für unter 200,- Euro. Die Sibelius-Beilage PhotoScore kostet in der Vollversion schon deutlich mehr. ScanScore kann direkt Bilder und PDFs importieren. Als Bilder sogar JPEG, das kann PhotoScore Lite nicht.
Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass zum direkten Import von PDF-Dateien noch die Freeware Ghostscript installiert werden muss. Das mag dem Preis geschuldet sein, ist aber etwas unschön.
Bei der Erkennung macht ScanScore eine gute Figur. Die Software erkennt sogar Akkord-Symbole, das macht PhotoScore in der Sibelius beigelegten Version nicht. Die Trefferrate ist recht hoch, aber da geht noch was. Denn beim Direktvergleich mit PhotoScore Lite konnte ScanScore ein paar Noten nicht korrekt erkennen, schade. Unterm Strich geht das Preis-Leistungs-Verhältnis allerdings mehr als in Ordnung.